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Veröffentlicht am 13.09.2017

Süße Geschichte für's Herz

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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"Der kleine Laden der einsamen Herzen" hat mich am Anfang ja so gar nicht überzeugt. Ich hatte absolute Probleme, mit dem übertriebenen Hauptprotagonisten Sebastian klar zukommen, eine Verbindung zur prüden ...

"Der kleine Laden der einsamen Herzen" hat mich am Anfang ja so gar nicht überzeugt. Ich hatte absolute Probleme, mit dem übertriebenen Hauptprotagonisten Sebastian klar zukommen, eine Verbindung zur prüden Hauptprotagonistin Posy aufzubauen oder allgemein mich auf den hölzernen, eher etwas altmodischen Schreibstil einzulassen. Ich hatte das Buch nach circa 30 Seiten dann auch erstmal wieder zur Seite gelegt und dann ein paar Wochen später erst wieder für mich entdeckt. Mich hat der Buchladen und dessen Zukunft einfach nicht losgelassen. Als ich dann ein paar Seiten gelesen habe und mich an die verschiedenen, skurrilen Aspekte gewöhnt hatte, hatte "Der kleine Laden der einsamen Herzen" bei mir doch einen gewissen Charme versprüht.

Die Charaktere sind, wie oben angedeutet, schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber aufgrund ihrer speziellen Eigenschaft doch auch sehr interessant. Sebastian ist zwar anfangs sehr großspurig und arrogant, aber durch seinen Ehrgeiz und durch seine überschwänglichen und guten Ideen fand ich ihn auch recht spannend. Seine ganz eigene Art, mit Posy und anderen Menschen umzugehen, war mir persönlich zwar ein bisschen zu herablassend, aber er hat definitiv auch einen weichen Kern, der mich am Ende überzeugen konnte. Ich fand den Grad zwischen Bad Boy und unverschämter, arroganter Kerl manchmal schon arg schmal und ein bisschen weniger "bad" hätte Sebastian meiner Meinung nach besser gestanden. Trotzdem mochte ich ihn irgendwie sehr gerne und seine Art und wie er damit auf Unverständnis und Augenrollen trifft, war stellenweise schon geradezu komisch.

Nun zu Posy, die eigentliche Hauptprotagonistin: Sie ist das komplette Gegenteil von Sebastian. Sie ist sehr viel empfindlicher und sensibler, kämpft sehr mit dem Tod ihrer Eltern, hat die Verantwortung für ihren kleinen Bruder und steht eigentlich vor dem Abgrund, als ihr der Buchladen vererbt wird. Sie hat schon eine gewisse Form von Ehrgeiz, aber Sebastian macht sich dabei ständig über sie lustig, ist gemein zu ihr, untergräbt ihre Wünsche und Zukunftsvorstellungen. Ich habe mich schon sehr oft gefragt, wieso sie sich das von ihm bieten lässt und wie aus den beiden jemals ein Paar werden kann. Denn Posy ist auch nicht immer ehrlich zu Sebastian, lässt ihn im Unwissen und lügt ihn über die Zukunft von Bookends an. Sie hat mir, obwohl sie in vielem fragwürdig handelt und sich oft von jedem auf der Nase herumtanzen lässt, allerdings ein bisschen besser gefallen als Sebastian. Sie ist geradliniger und auch tiefgründiger und verhält sich nicht ständig wie der Elefant im Porzellanladen. Sie ist ein toller Charakter, obwohl ihr mehr Durchsetzungskraft und Stärke sehr gut getan hätten. Zusätzlich werden die beiden Hauptprotagonisten durch verschiedene andere Charaktere ergänzt, die zwar auch alle ein bisschen skurril sind, aber perfekt in diese ganze Welt von Annie Darlings Buch passen. Ich mochte sie nicht alle, aber sie haben für Abwechslung gesorgt, die Hauptfiguren unterstützt und zur allgemeinen Unterhaltung beigetragen.

Die Geschichte an sich fand ich sehr schön ausgearbeitet und hatte interessante Facetten. Für mich hat der besondere Charme natürlich vor allem der Buchladen ausgemacht, aber da dieser ja auch Hauptinhalt des Plots ist, habe ich mich sehr gefreut, zu lesen, was Posy daraus macht. Das "Missverständnis" mit Sebastian, das im Klappentext angekündigte Buch, das Posy über sich und Sebastian schreibt, die einzigartige Freundschaft zwischen ihr und ihren Kolleginnen und letztlich auch Posys ganz eigenen Probleme mit ihrem Leben und ihrem kleinen Bruder haben mich unterhalten, für den ein oder anderen Schmunzler gesorgt und mich natürlich auch selbst irgendwie fragen lassen, wie ich meinen persönlichen Buchladen gestalten und vermarkten würde. Ich persönlich hätte die Auszüge aus Posys Geschichte "Der Wüstling, der mein Herz stahl" nicht gebraucht, weil ich mit diesem altertümlichen und klassischen Schreibstil einfach nichts anfangen kann (wie zum Beispiel bei Jane Austen), aber für den ein oder anderen war das sicher ziemlich schön zu lesen.

Annie Darlings Schreibstil ist schon irgendwie speziell. Wie oben beschrieben, bin ich damit erst nicht zurecht gekommen und ich habe auch nach dem zweiten Anlauf ein paar Seiten gebraucht, um damit klar zu kommen, aber ich habe es geschafft und letztlich hat er mir sogar recht gut gefallen. Etwas trocken und hölzern, manchmal aber auch sehr ausschweifend, was durch humorvolle Weise wieder ausgeglichen wurde. Besser gefallen hätte es mir allerdings, wenn Annie Darling die Liebesgeschichte mehr in den Vordergrund gerückt hätte. Sie war mir teilweise zu passiv und hätte sicher ein bisschen intensiver ausgearbeitet werden können.

Fazit
"Der kleine Laden der einsamen Herzen" ist ein schöner Roman, der trotz ein paar Schwächen auf jeden Fall glänzen konnte. Es ist ein perfektes Buch für zwischendurch und bietet mit einem leicht humorvollen Schreibstil, dem Buchladen-Charme und zwei sehr gegensätzlichen Charakteren eine schöne und unterhaltsame Geschichte.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Schöner Abschlussband

Trinity - Brennendes Verlangen
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Nachdem mich der vierte Teil der Trinity-Reihe, nämlich "Bittersüße Träume", vom Plotinhalt doch ein wenig enttäuscht hatte, und ich vom Finale der Calendar Girl-Reihe ebenfalls nicht der absolute Fan ...

Nachdem mich der vierte Teil der Trinity-Reihe, nämlich "Bittersüße Träume", vom Plotinhalt doch ein wenig enttäuscht hatte, und ich vom Finale der Calendar Girl-Reihe ebenfalls nicht der absolute Fan war, habe ich meine Erwartungen an diesen Abschlussband doch ein wenig heruntergeschraubt – gerade, weil ich Kathleen schon im vorherigen Band als sehr schwierig und kompliziert wahrgenommen hatte und ich nicht sicher war, ob ich es schaffen würde, eine Verbindung zu ihr aufzubauen.

Nach Beenden von "Brennendes Verlangen" kann ich auf jeden Fall schon mal sagen: Das Finale der Trinity-Reihe hat mich definitiv nicht enttäuscht. Für mich persönlich war Kat von den vier Freundinnen, neben Gillian, Bree und Maria, meist der langweiligste Charakter. Ich bin mir nicht sicher, ob das auch der Autorin klar war und sie mit dem Brand und den dadurch entstandenen Verletzungen Kat mehr Tiefgründigkeit und mehr Spannung mitgeben wollte. Aber ich hatte auf jeden Fall Angst, dass Kats Wehleidigkeit und ihr Selbstmitleid mich in ihrem eigenen Band mit ihrer eigenen Geschichte nerven würde. Dem war aber nicht so. Man lernt Kat von einer vollkommen neuen Seite kennen. Sie ist eine sehr starke Frau, eine Frau, die weiß, was sie will und die eben auch weiß, was sie nicht will. Und das war nun mal Carson, als sie ihre Arbeit verloren hat, ihre äußere Vollkommenheit und ihre Leidenschaft. Ich mochte Kat auf einmal sehr gerne, habe ihre Gefühle und ihre Ausführungen, die Zurückweisungen, die sie Carson und ihre Freundinnen spüren lässt, doch sehr gut verstehen können. Sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte sehr gut weiter, verarbeitet alles Schreckliche in ihrem Leben und ist endlich auch wieder bereit, die Menschen, die sie liebt, in ihr Leben und in ihren Alltag zu lassen. Mir hat gefallen, wie dieser Prozess dargestellt wurde, wie sie Schritt für Schritt darum kämpft, wieder anzukommen, Erfolg zu haben und sich in der Gegenwart anderer Menschen wohlzufühlen.

Ein besonders schöner Aspekt, der in diesem Buch besonders betont wird, ist die innige Freundschaft zu Chase. Bisher standen ja meist nur die Seelenschwestern im Vordergrund und die Männer waren meist nur Nebensache. Aber Chase und Kat haben durch ihre Tragödie eine ganz besondere Beziehung zueinander aufgebaut, an die auch Gillian nicht herankommt. Ich fand es schön zu sehen, wie Kat ihm vertraut, wie sie in ihm ihren Halt sieht und wie er sie in allem unterstützt. Für mich persönlich kam dieser Aspekt sehr unerwartet. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Chase in einem der "Zusatzbände" noch einmal eine so große Rolle spielt, aber mir hat das sehr gut gefallen, schließlich habe ich Chase in seiner eigenen Geschichte sehr lieben gelernt.

An "Brennendes Verlangen" hat mich allerdings gestört, dass der Plot aus zwei Perspektiven erzählt wird, nämlich eben aus Kathleens und Carsons. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass das aufgrund der Geheimnisse und Intrigen auf jeden Fall sinnvoll war, aber komisch fand ich das ganze dennoch. Ich hätte es persönlich besser gefunden, wenn ich Carsons Geheimnis noch nicht so schnell erfahren hätte, sondern genauso lange im Unwissen gelassen worden wäre, wie Kat. Allgemein erschien mir Carson durch seine Lügerei und seine draufgängerische Art am Anfang auch ein Stück weit unsympathischer, als ich ihn in Erinnerung hatte. Allerdings entwickelt er sich ebenso wie Kat auch in eine positive Richtung, aber ich habe doch eine ganze Weile gebraucht, bis ich ihm sein Verhalten verzeihen konnte und seine Entscheidungen akzeptiert hatte.

Der Plot an sich ist nicht ganz so dramatisch aufgebaut, wie es die Vorgängerbände erwarten ließen, aber ich fand das zur Abwechslung auch mal ganz gut. Die Geschichte entwickelt sich langsam und gemächlich, mit einigen Problemen und Geheimnisse, die Kat und Carson zu verarbeiten haben, und wird erst am Ende richtig spannend und tragisch. Der Schockmoment, auf den ich während des Lesens gewartet habe, blieb also auch nicht aus, ebenso wenig wie ein grandioser Spannungsbogen. Im Großen und Ganzen hat mir der Plot also gut gefallen und hat mich vor allem am Schluss richtig gepackt.

Den Schreibstil von Audrey Carlan liebe ich. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, dass ich nur so durch ihre Seiten fliege, aber ich tue es. Ihre Bücher bekomme ich meistens an einem, maximal an zwei Tagen durchgelesen, weil ihre Sprache und ihr Schreibstil einfach so wunderbar locker und einnehmend sind, dass man den Protagonisten am liebsten immer bis zum Ende des Buches an einem Stück folgen möchte. Ich bin auf jeden Fall auf Audrey Carlans nächstes Projekt gespannt.

Fazit
"Brennendes Verlangen" ist ein schöner Abschlussband, der zwar ein bisschen an Action vermissen ließ, aber es doch geschafft hat, mir zwei befremdliche Charaktere näher zu bringen. Die Liebesgeschichte mit ihren Stolpersteinen war gut und schön umgesetzt und auch der Schreibstil konnte mich wieder überzeugen. Alles in allem ein schönes und empfehlenswertes Finale.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Solider Fantasy-Roman

Coldworth City
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Mona Kasten ist, denke ich, mittlerweile fast jedem ein Begriff. Wer ihre Schattenraum-Trilogie nicht kennt, der kennt wohl definitiv ihre Again-Reihe, die ich nach wie vor als eine der besten Reihe im ...

Mona Kasten ist, denke ich, mittlerweile fast jedem ein Begriff. Wer ihre Schattenraum-Trilogie nicht kennt, der kennt wohl definitiv ihre Again-Reihe, die ich nach wie vor als eine der besten Reihe im New-Adult-Genre ansehe. Nicht verwunderlich ist also, dass ich sehr auf ihr neues Buch hingefiebert habe und den Erscheinungstermin auch nicht abwarten konnte. "Coldworth City" klang vom Klappentext her sehr spannend und ich habe mich auch sehr darauf gefreut, mal einen Einzelband von ihr zu lesen – weil natürlich die Maxton-Hall-Reihe schon auf mich wartet und ich ungern zwei Reihen von ein und derselben Autorin gleichzeitig anfangen möchte. Dass es ein Einzelband werden wird, war zumindest meine letzte Information.

"Coldworth City" ist vom Konzept her eine tolle und spannende Geschichte. Ungewohnterweise habe ich ein paar Seiten gebraucht, um mich im Plot wohl zu fühlen und eine Verbindung zu Raven und ihrem Bruder zu finden. Normalerweise gelingt es mir bei der Autorin spielend, in ihre Geschichten einzusteigen, die Charaktere lieben zu lernen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die Storyline an sich fand ich wirklich sehr interessant und da ich weder ein besonders großer Fan von "X-Men" bin, noch "Agents of S.H.I.E.L.D." gesehen habe, noch bei der TV-Serie "Supernatural" allzu weit bin, kann ich über eventuelle Parallelen oder 1:1-Abkupferungen, die in anderen Rezensionen angesprochen wurden, überhaupt nichts sagen. Mir persönlich hat die Geschichte gefallen und sie wirkte auf mich auch ausgereift und logisch durchdacht. Mehrere Spannungsmomente haben mich bei der Stange halten können, auch wenn ich mir ein bisschen mehr Überraschung und Action gewünscht hätte. Gerade gegen Ende wird die Geschichte doch sehr vorhersehbar.

Mein größter Kritikpunkt sind allerdings leider die Charaktere. Und ich muss ehrlich sagen, nachdem mich Allie, Dawn und Sawyer in der Again-Reihe sofort und auf einen Schlag abgeholt haben, hatte ich einfach ein bisschen mehr von der Hauptprotagonistin erwartet. Ich hatte mehr oder weniger das Gefühl, dass bei allen Figuren nur so an der Oberfläche gekratzt wurde. Raven fand ich zwar recht authentisch und tiefgründig, aber auch ein bisschen wankelmütig und manch ihrer Entscheidungen fand ich auch nicht besonders gut getroffen. Zumal sie auch durch ihre anfängliche Überheblichkeit und durch ihre Arroganz ohnehin keinen allzu guten Start bei mir hatte. Ein bisschen mehr Tiefe hätte ich mir gewünscht, ein bisschen mehr Realitätsnähe und ein bisschen mehr "Greifbarkeit". Bei den anderen von Mona Kasten erschaffenen Figuren hatte ich immer das Gefühl, Freunde vor mir zu haben, die mir ihre Geschichte erzählen, sehr greifbare Figuren, Männer und Frauen, Jungs und Mädchen von nebenan. Bei Raven war das leider nur ansatzweise so. Sie hat sich entwickelt und auch definitiv Fortschritte in ihrem Auftreten gemacht, trotzdem war meine Verbindung zu ihr meist eher oberflächlich.

Viel mehr konnte ich mich dagegen mit Wade identifizieren, auch wenn ich das nach dem Klappentext und seinem ersten Auftreten im Buch kaum gedacht hätte. Er hat mir um einiges besser gefallen als Raven, bleibt aber meist eher im Hintergrund. Dennoch hat mich seine mysteriöse, unheimliche Aura irgendwie gepackt, mich an Jace aus "Shadowhunters" (der Clary trainiert), vielleicht auch ein kleines bisschen an Four aus "Die Bestimmung" erinnert. Er gibt den Ton an, hat Erfahrung im Untergrund und im Kampf, geht aber gleichermaßen auf Raven, wie auch auf ihren Bruder Knox ein, hat einen guten Status bei der Anführerin und glänzt sowohl mit seiner liebevollen und netten, als auch mit seiner kampfbereiten und harten Seite (deshalb mein Vergleich mit Four). Für mich hat sich Wade langsam, aber sicher zu meinem persönlichen Helden in dieser Geschichte entwickelt – obwohl es eher hätte Raven sein müssen.

Der Schreibstil von Mona Kasten hat mir gut gefallen, auch wenn sie, im Gegensatz zu ihrer New-Adult-Reihe, diesmal nicht mit der emotionalen Komponente aufwarten konnte. Zwar hat sie eine leichte Liebesgeschichte in den Plot integrieren können, doch der Fokus lag diesmal definitiv auf Action, Spannung und einer unheimlichen, fesselnden Atmosphäre. Die Autorin konnte zwar damit überzeugen, trotzdem hatte das Buch nicht so eine Sogwirkung auf mich, wie ich es von ihren vorherigen Büchern kenne.

Fazit
Alles in allem ist "Coldworth City" ein solides Buch, von dem ich vielleicht ein bisschen mehr erwartet hatte, was mich aber trotz allem überzeugen konnte. Leichte Schwächen wies das Buch in der Charakterausarbeitung auf und ein bisschen mehr Action und Wow-Effekte hätte ich mir ebenfalls gewünscht, trotzdem habe ich mich unterhalten gefühlt. Die Superhelden-Story fand ich toll umgesetzt, weswegen ich auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen kann.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Schöner und spannender Fantasy-Roman

Selkie
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Zugegebenermaßen hatte ich "Selkie" lange auf meinem SuB liegen lassen, obwohl ich mich auf das Erscheinen des Buches doch sehr gefreut hatte. Allerdings habe ich hin und wieder ein paar weniger gute Rezensionen ...

Zugegebenermaßen hatte ich "Selkie" lange auf meinem SuB liegen lassen, obwohl ich mich auf das Erscheinen des Buches doch sehr gefreut hatte. Allerdings habe ich hin und wieder ein paar weniger gute Rezensionen gelesen und dadurch ein wenig die Lust an dem Buch verloren. Weil ich aber nicht wollte, dass dies meine Meinung zum Debütwerk von Antonia Neumayer beeinflusst, hatte ich mich bewusst dazu entschieden, das Buch erst zu beginnen, wenn mich die "Selkie"-Lust wieder gepackt hatte. Letztlich bin ich sehr froh, dass ich gewartet hatte und mehr oder weniger unbeeinflusst an das 512-Seiten-starke Buch gehen konnte.

Denn die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen. Mit den Sagen der Selkie war ich im Vorhinein überhaupt nicht vertraut, weswegen das Buch auch einige Aspekte aufgewiesen hat, die mir vollkommen neu waren und die mich dementsprechend auch ziemlich überrascht hatten. Ich liebe nämlich Robben und die Verwandlung vom Mensch zum Tier fand ich wirklich sehr bewunderswert dargestellt. Insgesamt hat mich die ganze Geschichte sehr fasziniert, seien es die robbenähnlichen Wesen, die Saighdear, die mit allen möglichen Mitteln Jagd auf sie machen, dass sie Gabriel als Rekruten mit in ihren Fort nehmen und Kate ihm nachreist, um hinter ihre Geheimnisse zu kommen und ihn vor dem falschen Einfluss zu beschützen. Mich hat die Geschichte absolut mitgerissen und ich war mit jeder Seite mehr gespannt, was als nächstes passiert. Trotzdem fand ich es ziemlich schade, dass die Geschichte eigentlich erst ab etwa der 150. Seite wirklich richtig losging. Das Vorgeplänkel und die Vorgeschichte waren zwar wirklich dringend notwendig, aber ein bisschen mehr zusammengekürzt hätte mir persönlich besser gefallen und hätte die Geschichte gerade am Anfang auch wesentlich dynamischer erscheinen lassen.

Was mich allerdings mehr gestört hat, war die Charakterausarbeitung und die Gewichtung beim Auftreten der Figuren. Kate, als die Hauptprotagonistin, hat mir wahnsinnig gut gefallen. Sie hat alle Eigenschaften, die ich bei einer Heldin in einem Fantasy-Roman mag. Sie ist klug und clever, manchmal ein bisschen naiv und dazu noch tollpatschig, was sie allerdings mit Einfallsreichtum, Mut und Selbstaufopferung ausgleicht. Kate hat mich auf jeden Fall überzeugt. Allerdings bin ich kein Fan davon – war ich noch nie! – wenn man ein falsches Bild von Charakteren geliefert bekommt. Ich mag es eigentlich viel lieber, wenn ich von Anfang an weiß, wer die falsche Schlange ist, wer der Verräter ist und wer etwas böses im Schilde führt. An dieser Stelle will ich natürlich keinen Namen nenne, um euch die "Überraschung" nicht zu verderben. Ich mochte ihn allerdings sehr gerne, obwohl er immer ein bisschen komisch war. Und trotzdem war die negative Verwandlung für mich dann wiederum nicht überraschend genug ausgearbeitet; ich hatte keinen "WOW! Das hätte ich niemals gedacht"-Moment. Ich bin mir sicher, dass die Autorin das eigentlich besser kann. Dementsprechend hat mich dann auch gestört, dass Kates Love-Interest Ian circa zwei Drittel des Buches überhaupt nicht auftaucht. Ich hatte ja wirklich auf eine schöne, süße Jugend-Romanze gehofft, aber neben den ganzen Kämpfen, Verschwörungen und Rettungsmanöver war dafür leider einfach kein Platz.

Das Ende hat mich dann allerdings hundertprozentig überzeugt. Ich habe mich wirklich gefreut über die Abschlussszene zwischen Kate und Ian. Die Freude darüber, dass die beiden so wunderbar süß miteinander umgehen, gemischt mit Ians Sorge und seiner Unruhe haben sich absolut auf mich übertragen, so dass ich natürlich sofort nachschauen musste, ob es einen zweiten Teil gibt/geben wird. Diesbezüglich habe ich (noch) keine Informationen gefunden, aber das stimmt mich auch nicht unbedingt traurig, denn ich liebe solche Enden, die im Kopf des Lesers unendlich neue Möglichkeiten und Handlungsverläufe erzeugen. Zwar bleiben noch sehr viele Fragen offen (Was wird aus Alaric? Wo ist Jack auf einmal hin verschwunden? Was wird aus den Selkies? Was wird aus Kate? Hat ihr Vater ihr die Wahrheit erzählt? Was passiert mit Gabriel? Was hat es mit den Halbselkies auf sich?), aber mich persönlich stören solche Enden überhaupt nicht. Ich mache mir gerne Gedanken über alle möglichen Fragen, spinne mir gerne die Geschichte selbst zu Ende, vielleicht auch mit ganz unterschiedlichen Verläufen. Ich liebe es, wenn Autoren ihren Lesern diese Möglichkeiten bieten, ohne am Ende viel zu viel zu verraten oder vorwegzunehmen. Aber wer weiß, vielleicht kommt ja doch noch ein zweiter Teil? Freuen würde ich mich darüber natürlich auch.

Auch der Schreibstil hat definitiv überzeugt. Für einen Debütroman steckt da meiner Meinung nach schon sehr viel Können dahinter und auch wenn ich recht lange für das Beenden des Buches gebraucht habe, sind die Seiten, wenn ich mal zum Lesen gekommen bin, nur so dahingeflogen. Das ist aber natürlich auch der spannenden Geschichte zu verdanken. Auch das Cover finde ich sehr gelungen, da es viele Details aus der Geschichte enthält und sehr ansprechend gestaltet ist. Auch im Nachhinein würde ich auf jeden Fall wieder zu diesem Buch greifen. Ich bin gespannt, was die Autorin sonst noch auf den Markt bringen wird.

Fazit
"Selkie" ist ein schöner Fantasy-Roman, dessen Einführungsphase meiner Meinung nach ein bisschen zu lange gedauert hat, der aber mit der Gesamtgeschichte doch überzeugen konnte. Ian, als männlichen Hauptprotagonisten, hätte ich zwar gerne öfter gesehen, genauso wie eine Romanze zwischen ihm und Kate, allerdings war der Plot rund um die Selkies auch so spannend genug. Einen eventuellen zweiten Teil und/oder weitere Bücher der Autorin werde ich mir auf jeden Fall ansehen, sobald sie erscheinen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Wunderschön emotional und spannend

Die Seele meiner Schwester
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Viele Aspekte dieser Geschichte haben mich direkt angesprochen. Zum einen bietet Die "Seele meiner Schwester" eine sehr emotionale und traurige Story, die bewegt und berührt und den Leser mit abgrundtiefer ...

Viele Aspekte dieser Geschichte haben mich direkt angesprochen. Zum einen bietet Die "Seele meiner Schwester" eine sehr emotionale und traurige Story, die bewegt und berührt und den Leser mit abgrundtiefer Trauer, mit schwerem Kummer und bodenloser Schuld konfrontiert. Zum anderen hat mich einfach interessiert, wie und warum Ella die Entscheidung trifft, in die Rolle ihrer Schwester zu schlüpfen, warum sie denkt, dass das funktionieren könnte und was sie dazu treibt.

Zugegeben: Die Plotidee hat Schwächen. Schon im Klappentext wird deutlich, dass es nicht so einfach ist, das Leben des Zwillings anzunehmen, wie es dort und im Buch selbst dargestellt wird. Man fragt sich schon, warum der eigene Freund nichts merkt und erst recht nicht die Eltern. Warum die Ärzte das nicht prüfen. Natürlich wird das in der Geschichte mehrmals aufgegriffen und ein Versuch unternommen, es glaubhaft darzustellen, aber wirklich gelungen ist das nicht. Ich verstehe das "Wunschdenken" der Eltern, den Drang zu glauben, dass es Maddy ist, die überlebt hat, nachdem man ihnen mitgeteilt hat, dass Ella gestorben ist. Ich verstehe auch den Kummer und die Sorge, die Trauer, die vielleicht den Blick trüben und es vielleicht auch einfacher war, zu glauben, dass die offene, beliebte Maddy überlebt hat, und die ruhige, einsame Ella nicht. Aber ihre Eltern hätten das doch trotzdem merken müssen? Ich persönlich konnte diese Buchschwäche leicht ausblenden, weil mich das drumherum so fasziniert und berührt hat, anderen wird das sicher anders gehen.

Die Geschichte drumherum fand ich sehr eindrucksvoll dargestellt und hat mich auch von vorne bis hinten sehr berührt. Man merkt den oberflächlichen und zugleich unterschwelligen Kummer auf jeder Seite, man verfolgt Ella bei ihrer Trauer- und Schuldverarbeitung und man erfährt, dass Maddy nicht die perfekte Schwester, Tochter und Freundin war, wie sie anfangs dargestellt wird. Ella findet unter dem Deckmantel von Maddys Identität ihre Geheimnisse heraus, sie erfährt einiges über ihr Leben und dass Maddy sie trotz der Entfremdung in den letzten Jahren sehr geliebt und bewundert hat. Zwar ist der eigentliche Plot ein wenig vorausschaubar, aber das fand ich nicht weiter schlimm, weil Maddys "großes Geheimnis" mich nicht so sehr an dem Buch interessiert hat, wie Ellas Motivation, das Leben ihrer Schwester zu übernehmen, die Konsequenzen dadurch und die Verarbeitung des Unfalls. Letztlich ergibt sich am Ende ein klares Bild von den zwei Schwestern und von der logisch aufgebauten Handlung, was mich überzeugen konnte.

Die Charaktere haben mir im Großen und Ganzen recht gut gefallen, obwohl sie schon sehr stereotypisch ausgearbeitet sind. Die zickige beste Freundin der Schwester, die man nicht leiden kann, der überall beliebte Freund, der komische Freak, der in der Schule gemieden wird und Ellas bester Freund ist. Das alles war dann doch recht klischeehaft, passte aber perfekt in die Schulkulisse und zu den Schulintrigen. Ella ist dabei natürlich der Charakter, auf den der größte Fokus gelegt wird. Ich persönlich konnte mich bestens mit ihr identifizieren. Durch ihre ruhige Art, wenige, aber sehr gute Freunde, lieber zuhause bleiben als Party machen hatte ich direkt eine gute Verbindung zu ihr, konnte ihre Missgunst ihrer Schwester gegenüber auch gut verstehen und ihre Gedankengänge nachvollziehen. Sie leidet sehr unter dem Unfall, gibt sich Mühe, ihre Schwester zu ersetzen. Was für mich nicht nur deutlich gemacht hat, dass sie gerne an Stelle ihrer Schwester gestorben wäre, sondern auch, dass sie manchmal gerne mehr wie Maddy gewesen wäre. Und Maddy wäre wohl auch gerne eher wie Ella gewesen. Die Verbindung der beiden Geschwister ist sehr stark und gut ausgearbeitet. Ebenso die Verbindung zwischen Maddy und Alex sowie Ella und Josh. Ich finde, die Autorin hat da gute Charaktere und sehr überzeugende Verhältnisse geschaffen, denn die Spannungen zwischen ihnen, die Gefühle, die Vorsicht und das Vertrauen wird sehr deutlich.

Trisha Leavers Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Sie führt packend und fesselnd durch die Geschichte, spickt das Buch perfekt mit spannenden und emotionalen Momenten und verwickelt den Leser so mühelos in ihre Geschichte. Die Sprache war für dieses Buch angemessen und auch die Schriftgröße fand ich zur Abwechslung mal sehr angenehm. Das wird definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein.

Fazit
"Die Seele meiner Schwester" ist ein schönes emotionales Buch, das ich jedem nur empfehlen kann, wer großen Wert auf Gefühle legt und mit Trauer und Kummer von Protganisten gut umgehen und über den ein oder anderen Plot-Fehler auch hinwegsehen kann. Mich hat das Buch trotz Schwächen bei der Plotidee dennoch überzeugt.