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Veröffentlicht am 21.11.2023

Ein packendes & düsteres Fantasy-Abenteuer voller Spannung

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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Die 12-jährige Rachel Klein und ihr großer Bruder Robert leben in Krasnia, einem Land, in dem düstere Zeiten herrschen. Alle Menschen fürchten sich vor dem Präsidenten Charles Maltain, der ein grausamer, ...

Die 12-jährige Rachel Klein und ihr großer Bruder Robert leben in Krasnia, einem Land, in dem düstere Zeiten herrschen. Alle Menschen fürchten sich vor dem Präsidenten Charles Maltain, der ein grausamer, machthungriger und kinderhassender Tyrann ist. Seit er an der Macht ist, dürfen Kinder nach der Schule nicht mehr auf die Straße und Bücher und Geschichten sind strengstens verboten. Jeder, der sich den Regeln widersetzt, wird sofort eingesperrt und bestraft. Als der Vater der Geschwister, der Bibliothekar ist, die beiden eines Tages in die Leihbücherei von Nord-Brava mitnimmt, wird sich ihr Leben schlagartig verändern. Ihr Vater zeigt ihnen ein besonderes Buch, das unbedingt gerettet und beschützt werden muss: Das Buch der gestohlenen Träume. Doch die drei werden entdeckt und während den Kindern mit dem Buch die Flucht gelingt, wird der Vater verhaftet. Kurz darauf stirbt auch noch ihre kranke Mutter und Rachel und Robert sind auf sich alleine gestellt. Sie müssen nun alles geben, damit das Buch nicht in die falschen Hände gerät. Doch Charles Malstain ist ihnen bereits auf den Fersen...

Auf dieses Buch war ich unheimlich gespannt. Es klang einfach so gut und von dem wunderschönen Cover war ich sofort richtig angetan. Leider haben mir der Klappentext und die äußere Gestaltung nur ein bisschen zu viel versprochen. Die Geschichte war irgendwie anders als erwartet, deutlich weniger magisch und dafür ziemlich politisch und realitätsnah.
Es handelt sich hierbei mehr um einen rasanten Abenteuerroman, der in einer fiktiven Welt spielt, die unserer gar nicht so unähnlich ist und teils sehr an den Nationalsozialmus erinnert. Es gibt Unterdrückung, Diktatoren, Straflager, Folter...Die Atmosphäre ist daher oft recht bedrohlich und finster und es kommt öfters zu grausamen Szenen. Die Story ist stellenweise schon nicht ohne und komplex, sie wird daher nicht für jeden Leserin ab 11 Jahren geeignet sein. Die Handlung bleibt aber stets angemessen für ein Buch dieser Altersklasse, in meinen Augen wird alles mit dem nötigen Feingefühl und einer richtigen Portion Humor beschrieben. Und neben den ernsten Themen wie Gewalt, Verlust und Trauer geht es zudem auch um Freundschaft, Liebe und Familie, um Mut, Hoffnung, Moral und der Wunsch nach Freiheit.

Geschildert wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und wechselt immer wieder zwischen Rachels und Roberts Erlebnissen. Ein Teil der Kapitel wird dabei von kurzen poetischen Ausschnitten aus dem Buch der gestohlenen Träume eingeleitet, die sehr hübsch von Kristina Kister illustriert sind und dem Ganzen etwas Geheimnisvolles verleihen. Sehr cool ist auch, dass sich der Erzähler manchmal selbst mit einbringt und uns Leser
in direkt anspricht. Die Story ist insgesamt wirklich toll aufgebaut und geschrieben, spannend, abwechslungsreich und voller unerwarteter Wendungen. David Farr versteht sein Handwerk auf jeden Fall. Sein lebendiger Schreibstil zieht einen direkt ins Geschehen und sorgt für jede Menge Kopfkino beim Lesen. Man fiebert, fühlt und bangt mit dem sympathischen und mutigen Geschwistern mit und mag das Buch oft nicht mehr aus der Hand legen.

Das Ende ist abgeschlossen, sodass der Roman für sich allein stehen könnte. Es handelt sich hierbei allerdings um einen Reihenauftakt, den zweiten Band gibt es sogar bereits auf Englisch. Auch wenn ich mir etwas mehr erhofft habe, hatte ich viel Spaß beim Lesen und werde die Reihe weiterverfolgen. Auf die Fortsetzung freue ich mich schon sehr.

Fazit: „Das Buch der gestohlenen Träume“ ist eine packende und facettenreiche Abenteuergeschichte mit einem starken Geschwisterpaar, jeder Menge Spannung und ein bisschen Magie. Düster, bewegend, unvorhersehbar. Ein gelungener Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe für Leser*innen ab 11 Jahren, der auch Erwachsene zu fesseln vermag. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Eine wundervoll illustrierte Bilderbuchausgabe des berühmten Klassikers

Der geheime Garten
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„Der geheime Garten“ zählt seit Generationen zu den bekanntesten und beliebtesten Klassikern der britischen Kinderliteratur und begeistert Jung und Alt bis heute. Und das zurecht. Mit „Der geheime Garten“ ...

„Der geheime Garten“ zählt seit Generationen zu den bekanntesten und beliebtesten Klassikern der britischen Kinderliteratur und begeistert Jung und Alt bis heute. Und das zurecht. Mit „Der geheime Garten“ hat Frances Hodgson Burnett einfach ein zauberhaftes Werk erschaffen, das auf keinen Fall in Vergessenheit geraten darf. Mich freut es daher stets aufs Neue, dass die Geschichte immer wieder adaptiert und – wie bei der hier vorliegenden Bilderbuchausgabe aus dem Insel Verlag – auch für junge Kinder zugänglich gemacht wird.

Die kleine Mary Lennox soll fortan in Nordengland leben, in dem großen alten Herrenhaus Misselwaithe Manor. In einer regnerischen Winternacht erreicht sie ihr neues Zuhause. Es ist ein kalter und düsterer Ort, der genauso einsam und traurig wirkt wie sie sich fühlt. Mary findet zunächst alles schrecklich. Doch dann beginnt sie die Gegend zu erkunden und begegnet dem Gärtner Ben, der ihr ein Geheimnis verrät: Irgendwo zwischen den Mauern und Hecken von Misselwaithe Manor gibt es einen versteckten Garten, der seit langer Zeit fest verschlossen ist. Die Neugierde des Mädchens ist geweckt. Kurz darauf trifft Mary auf ein kleines Rotkelchen, dass ihr den Weg zum Garten weist. Sie findet den Schlüssel zum Tor und als sie den verwilderten Garten erblickt, verliebt sie sich sofort in ihn. Sie vertraut sich dem Bruder des Dienstmädchens Martha an, dem Jungen Dickon und zusammen beginnen sie sich um den Garten zu kümmern. Während die Bäume und Blumen zu neuem Leben erwachen, blüht auch Marys Fröhlichkeit und Lebensfreude wieder auf. Sie ist jedoch nicht die Einzige, die durch die Magie des Gartens zu einem glücklichen Kind wird. Denn in Misselwaithe Manor lebt noch jemand, der kranke und mürrische Junge Colin…

Dass es sich hierbei um eine stark verkürzte Version des deutlich umfangreicheren Romans handelt, war mir natürlich von vornherein klar. Für meinen Geschmack wurde allerdings etwas zu viel vom Inhalt weggelassen. Wer die Originalgeschichte kennt, weiß, dass Mary in Indien aufgewachsen ist und nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Onkel nach England geschickt wird. Diese Information fehlt hier leider, man erfährt zu Beginn nur, dass Mary ein sehr trauriges Mädchen ist und fortan in dem großen alten Herrenhaus Misselwaithe Manor leben soll. Der Onkel wird dabei gar nicht erwähnt und taucht auch im gesamten Buch nicht auf. Die Handlung wirkt dadurch stellenweise ein wenig abgehackt und unzusammenhängend.

Trotz allem finde ich aber, dass Calista Brills Neuinterpretation von „Der geheime Garten“ eine gelungene Vereinfachung ist, die Kinder ab 4 Jahren an das Original heranführt. Denn die wichtigsten Elemente und Kernaussagen der ursprünglichen Erzählung sind enthalten. Es geht unter anderem um Freundschaft, den besonderen Zauber der Natur und die Liebe zur Tier- und Pflanzenwelt. Um Fürsorge, Hoffnung, Einsamkeit, Heilung und Lebensmut. Man taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse, Magie und Wunder und erlebt mit, wie Mary, Colin und Dickon den verwilderten Garten gemeinsam zum neuen Leben erwecken, wie sie zusammen mit ihm aufblühen und dabei lernen, an sich selbst zu glauben und einander zu vertrauen und wertzuschätzen.

Die farbigen und seitenfüllenden Illustrationen von Adelina Lirius untermalen den Text gekonnt. Sie veranschaulichen wunderbar Marys Entwicklung von einem verzogenen Griesgram zu einem lebensfrohen und glücklichen Mädchen. Anfangs sind die Bilder trist und düster gehalten, sie werden aber, wie Marys Gemütsstand, immer fröhlicher und bunter. Die Zeichnungen sind einfach ein Traum, atmosphärisch, liebevoll und detailreich, und laden zum Verweilen und Erkunden ein.

Fazit: „Der geheime Garten“, nach dem gleichnamigen Roman von Frances Hodgson Burnett, ist eine wundervoll illustrierte Bilderbuchausgabe des berühmten Klassikers zum ersten Entdecken und neu Erleben. Eine schöne vereinfachte Nacherzählung für Kinder ab 4 Jahren. Es ist eine zeitlose Geschichte über die Schönheit und heilende Kraft der Natur und die Macht der Freundschaft. Berührend, warmherzig und magisch. Auch wenn mich das Buch nicht vollends überzeugen konnte, kann ich es sehr empfehlen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Ein wundervolles Buch. Ehrlich, berührend, humorvoll und authentisch.

I Was Born for This (deutsche Ausgabe)
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Da ich die Bücher von Alice Oseman unheimlich gerne mag, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass der Loewe Verlag mit „I Was Born for This“ ein weiteres Werk von ihr auf Deutsch herausbringen wird. Da ...

Da ich die Bücher von Alice Oseman unheimlich gerne mag, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass der Loewe Verlag mit „I Was Born for This“ ein weiteres Werk von ihr auf Deutsch herausbringen wird. Da war natürlich sofort klar, dass ich es lesen möchte.

Die 18-jährige Angel Rahimi ist ein absolutes Fangirl. Die Musikband „The Ark“ bedeutet ihr alles, sie lebt für dieses Pop-Rock-Trio, verfolgt es von Beginn an und kann es kaum erwarten, ihre Idole endlich einmal live zu sehen. Ihr Traum geht in Erfüllung, als „The Ark“ ein Konzert in London geben und und sie zu einem persönlichen Meet and Greet mit den Bandmitgliedern Jimmy, Rowan und Lister eingeladen ist. Doch nicht nur die drei wird sie treffen – auch ihre Freundin Juliet, die sie bisher nur aus dem Internet kannte, wird sie endlich richtig kennenlernen. Doch die Reise entwickelt sich ganz anders als geplant...

Das Cover gefällt mir richtig gut, es passt einfach perfekt zu den anderen Romanen von Alice Oseman und zum Inhalt und sticht mit seinem knallig leuchtenden Orange direkt ins Auge. Doch nicht nur optisch hat das Buch direkt bei mir punkten können. Für die volle Sternenzahl hat es mir letztendlich zwar nicht gereicht, irgendwie hat mir dieses gewisse Etwas gefehlt, aber ich bin trotz allem begeistert und habe jede einzelne Seite sehr genossen.

Der Einstieg fiel mir spielend leicht. Alice Oseman schreibt wie gewohnt locker, modern und humorvoll, man fliegt mal wieder nur so durch die Seiten.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Angel und Jimmy in der Ich-Perspektive, was mir ausgesprochen gut gefallen hat, da man die Gefühle und Gedanken der beiden so hautnah miterleben kann und zwei völlig gegensätzliche Welten kennenlernt. Es wird jedoch schnell deutlich, dass unsere Protagonisten doch mehr gemeinsam haben als zunächst gedacht und sowohl das Berühmt- als auch das Fan-sein zwei Gesichter hat. Depressionen, Panikattacken und Angststörungen können unter anderem die negativen Folgen von Ruhm sein, wie uns an Jimmy gezeigt wird. An Angel wiederum sieht man, dass eine große Leidenschaft für etwas manchmal auch nur eine Flucht vor der Realität ist.
Ich fand es überaus interessant und spannend zu sehen, wie beide Seiten gleichermaßen veranschaulicht wurden und habe mich in beide Erzählungen gut hineinversetzen können.

In meinen Augen hat Alice Oseman das Thema „Idol-und-Fan-sein“ sehr authentisch dargestellt. Zudem hat sie diese zwei Teilgeschichten auf eine äußerst geschickte und überraschende Weise zusammengeführt. Denn anders als der Klappentext vermuten lässt, handelt es sich hierbei um keine Rockstar-Lovestory. Liebe spielt in verschiedenen Formen zwar immer mal wieder eine Rolle, aber wer eine klassische romantische Liebesgeschichte lesen möchte, ist bei „I Was Born for This“ an der falschen Adresse. Es geht viel mehr um Freundschaft und Selbstfindung und darum, an sich selbst zu glauben und sein eigenes Leben wertzuschätzen. Nebenbei lässt die britische Autorin noch weitere wichtige Dinge mit einfließen wie die bereits erwähnten psychischen Probleme, sexuelle Identität und Religion. Trotz aller Ernsthaftigkeit liest sich das Buch aber sehr angenehm und leicht. Alice Oseman versteht es einfach, schwierige Themen schonungslos realistisch, aber auch mit viel Feingefühl zu verpacken.

Eine weitere große Stärke von ihr ist das Erschaffen von außergewöhnlichen Charakteren, die man sofort ins Herz schließen muss. Ihre Figuren sind immer so wunderbar divers, vielschichtig und lebensnah. Und „I Was Born for This“ bildet da natürlich keine Ausnahme. Ob unsere beiden sympathischen Hauptprotagonisten oder die vielen verschiedenen Nebenfiguren – alle sind sie einzigartig und wirken wie Personen aus dem realen Leben. Es fühlt sich einfach alles so echt an und das liebe ich an den Büchern von Alice Oseman.

Fazit: „I Was Born for This“ ist eine wundervolle Coming-of-Age-Geschichte über Fankultur, die Schattenseiten des Ruhms und den Glauben an sich selbst. Tiefgründig, ehrlich, bewegend und voller Vielfalt und Fanliebe. Ein wirklich tolles Buch mit großartigen Charakteren, das gekonnt beide Seiten derselben Medaille beleuchtet. Ich bin begeistert und kann auch diesen Roman von Alice Oseman nur empfehlen. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Eine süße queere YA-Romanze. Witzig, märchenhaft, herzerwärmend.

The 99 Boyfriends of Micah Summers – Ein Märchen in Chicago
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Als ich zum ersten Mal von „The 99 Boyfriends of Micah Summers – Ein Märchen in Chicago“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Cover und Klappentext konnten mich im Nu überzeugen und da das Buch vor ...

Als ich zum ersten Mal von „The 99 Boyfriends of Micah Summers – Ein Märchen in Chicago“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Cover und Klappentext konnten mich im Nu überzeugen und da das Buch vor allem Heartstopper-Fans ans Herz gelegt wird, war mir schnell klar, dass ich Micah Summer und sein Märchen kennenlernen möchte.

Micah Summer ist ein hoffnungsloser Romantiker und großer Märchenliebhaber und wünscht sich nichts mehr als endlich den Richtigen zu finden. Er ist freundlich und charmant und da sein Vater ein erfolgreicher Sportmoderator ist, ist er auch ziemlich reich. Leider ist er aber auch der Prinz der imaginären Dates. Micah ist viel zu schüchtern, um Jungs um eine Verabredung zu bitten. Er zeichnet seine Crushs stattdessen und postet sie auf seinem anonymen und erfolgreichen Instagram-Account @InstaLovesInChicago. 99 Jungs sind es mittlerweile und seine Fans warten sehnsüchtig auf den 100. Auch Micah. Er ist davon überzeugt, dass Traumtyp 100 der Eine sein wird. Als er einem gutaussehenden Fremden in der U-Bahn begegnet und sein Herz höher zu schlagen beginnt, weiß Micah einfach: Dieser Junge ist es! Doch ehe sie einander vorstellen oder Nummer austauschen können, trennen sich ihre Wege wieder. Zurück bleibt nur die Kürbisjacke von Schwarm 100, in dessen Tasche sich ein Bibliotheksausweis befindet. Micah ist fest entschlossen, seinen neuen Prinz-Charming wiederzufinden. Eine Suche quer durch Chicago beginnt...

Dies war mein erstes Werk von Adam Sass und auch wenn ich mir ein kleines bisschen mehr erhofft habe, wird es bestimmt nicht mein letztes gewesen sein. Für mich war „The 99 Boyfriends of Micah Summers – Ein Märchen in Chicago“ eine richtig schöne Wohlfühllektüre für zwischendurch. Ich habe mich beim Lesen durchweg sehr gut unterhalten gefühlt und bin oft nur so dahin geschmolzen, weil die Story so herrlich kitschig süß und romantisch war.

Zunächst erinnert die Handlung etwas an „Was ist mit uns“ von Adam Silvera und Becky Albertalli. Zwei Jungen begegnen sich zufällig und es scheint ein Wink des Universums zu sein. Es knistert und funkt sofort zwischen den beiden. Doch schon wenig später verlieren sie sich wieder aus den Augen und es beginnt eine Suche quer durch die Großstadt. Falls ihr nun aber befürchtet, dass es sich hierbei um einen müden Abklatsch von „Was ist mit uns“ handelt, kann ich euch beruhigen. Bis auf diese Parallele haben die beiden Bücher nicht groß was miteinander gemeinsam. So entführt uns Adam Sass zum Beispiel nicht nach New York, sondern in das sommerliche Chicago und macht uns diese Metropole so richtig schmackhaft. In seiner Danksagung verrät uns der Autor auch noch, dass ihm diese Stadt viel bedeutet und das spürt man beim Lesen auch. Die Geschichte ist quasi eine Hommage an Chicago.

Genauso liebevoll und authentisch wie die Beschreibungen des Settings sind auch die der Charaktere. Man lernt im Verlauf eine Menge interessante und diverse Personen kennen, die so herzlich beschrieben werden, dass man sie (vielleicht bis auf wenige Ausnahmen) einfach mögen muss. Vor allem Micah schließt man mit seiner schüchternen und positiven Art sehr schnell ins Herz. Die Handlung wird durchgehend aus seiner Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, sodass man seine Gefühle und Gedanken hautnah miterleben kann. Mir war Micah auf Anhieb sympathisch und auch wenn ich ihn manchmal gerne ein wenig geschüttelt hätte, konnte ich mich gut in ihn hineinversetzen.

Gemeinsam mit Micah und den weiteren Figuren erlebt man als Leser*in einen sehr ereignisreichen und gefühlschaotischen Sommer, der so zauberhaft und verträumt daherkommt wie ein echtes Märchen.
Adam Sass hat mit diesem Buch eine originelle, schwule Aschenputtel-Neuinterpretation geschrieben, die ab einen bestimmten Punkt eine völlig andere Richtung einschlägt. Mir war schon recht früh klar, worauf das Ganze in etwa hinauslaufen wird, aber gestört hat mich das nicht. Ich habe die Handlung dennoch gebannt verfolgt und hatte großen Spaß dabei, Micah auf seiner Suche nach seinem Prinz Charming zu begleiten und mitzuverfolgen wie er sich verliebt und entliebt und weiterentwickelt.
Ehrlich und emotional, aber auch mit viel Humor führt einen die Geschichte vor Augen, wie verwirrend Gefühle und schwierig die Liebe im Teenageralter oft sein können und das Berühmtsein auch seine Schattenseiten hat. Sie zeigt, dass es für jeden Menschen die wahre Liebe gibt und es sich lohnt, an die Magie im Leben und seine Träume zu glauben. Dass es wichtig ist, ehrlich zueinander zu sein und gute Freunde an seiner Seite zu haben. Die Erzählung vermittelt so einige schöne Weisheiten, wie es sich für ein Märchen gehört. Die märchenhaften Elemente mochte ich ganz besonders gerne, die Cinderella-Vibes habe ich geliebt (es gibt sogar eine Kürbiskutsche!). Toll fand ich auch, wie das Thema Kunst mit eingebunden wurde, vor allem Micahs Zeichnungen mochte ich sehr. Von denen hätte es für meinen Geschmack gerne noch ein paar mehr geben können.

Auch das Ende hat mir gefallen. Für meinen Geschmack war es zwar fast schon ein bisschen zu schmalzig, aber es passt perfekt zur Geschichte. Es ist ein wundervolles Happy End, das einen mit einem warmen und glücklichen Gefühl zurücklässt.

Fazit: Witzig, turbulent und voller Herz und Charme. Eine bezaubernde queere Coming-of-Age-RomCom zum Mitverlieben und Dahinschmelzen.
„The 99 Boyfriends of Micah Summers – Ein Märchen in Chicago“ von dem US-amerikanischen Autor Adam Sass ist eine herzerwärmende YA-Romanze über eine schicksalshafte Begegnung, die erste große Liebe, Selbstfindung und Freundschaft. Es ist eine moderne Cinderella-Version mit einem Twist und ein wunderbares Wohlfühlbuch, das einen zum Lächeln bringt. Mir hat dieser süße LGBTQ+-Jugendroman viel Freude bereitet, ich kann ihn sehr empfehlen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Unterhaltsam, sommerlich und romantisch. Ein richtiges Wohlfühlbuch

Instant Karma
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Als ich zum ersten Mal von „Instant Karma“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Sowohl das Cover mit seiner Urlaubsstimmung als auch der Klappentext sprachen mich direkt an. Und da es heißt, dass das ...

Als ich zum ersten Mal von „Instant Karma“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Sowohl das Cover mit seiner Urlaubsstimmung als auch der Klappentext sprachen mich direkt an. Und da es heißt, dass das Buch die perfekte Lektüre für Fans von Rainbow Rowell und Meg Cabot sei (zu denen ich definitiv gehöre), stand für mich schnell fest, dass ich das neue Werk von Marissa Meyer lesen möchte.

Prudence Barnett ist eine absolute Perfektionistin und stets bestens vorbereitet. Ihr Mitschüler Quint Erickson dagegen ist unzuverlässig, faul und vollkommen inkompetent. Zumindest nach Prudences Ansicht. Und ausgerechnet Quint ist ihr neuer Projektpartner in Biologie. Dank seiner chronischen Pünktlichkeit erhalten sie für ihre gemeinsame Präsentation nur ein C – ein Albtraum für Prudence und so was von unfair! Ihr Wunsch nach Gerechtigkeit wird erhört, als sie nach einem Unfall während des Karaoke-Singens in ihrem Lieblingsdiner mit einer wundersamen Fähigkeit erwacht: Sie kann auf einmal augenblickliches Karma auf die Menschen in ihrer Umgebung verteilen. Prudence kann es zunächst gar nicht glauben, aber als sich die Zufälle häufen, ist sie schließlich überzeugt davon, dass sie wirklich die magische Gabe hat, kosmische Gerechtigkeit wiederherzustellen. Sie beginnt daraufhin, Menschen für ihr schlechtes Verhalten zu bestrafen, allerdings gibt es eine Person, bei der ihre Kräfte versagen: Quint. Ist er vielleicht doch nicht der verantwortungslose Typ, für den sie ihn immer gehalten hat? Dass er in der örtlichen Rettungsstation für Meerestiere arbeitet, lässt ihn für sie plötzlich in einem ganz neuem Licht erscheinen. Als sie sich dazu entschließt, während des Sommers als Freiwillige in der Rettungsstation zu arbeiten, beginnt sie zu erkennen, dass vieles oft völlig anders ist als gedacht.

Von Marissa Meyer habe ich vor einigen Jahren den ersten Band ihrer bekannten Luna-Chroniken gelesen, allerdings hatte mir dieser leider nicht so gut gefallen wie erhofft, sodass ich die Reihe nicht weiterverfolgt habe. Da es sich bei „Instant Karma“ um ein völlig anderes Genre handelt, war ich nun sehr gespannt, ob mich die US-amerikanische Schriftstellerin dieses Mal wohl mehr überzeugen kann. Erwartungsvoll begann ich mit dem Lesen - und wurde nicht enttäuscht.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir dank des angenehm flüssigen Schreibstils sehr leicht und von der Kulisse war ich sofort ganz angetan. Marissa Meyer entführt uns in den US-amerikanischen Küstenort Fortuna Beach und verwöhnt uns mit jeder Menge gemütlicher Kleinstadt-Atmosphäre und sommerlichen Urlaubs-Vibes. Das Cover verspricht da wirklich nicht zu viel, die Beschreibungen vom Setting machen große Lust auf Sommer, Strand und Meer und versetzen einen direkt in Ferienlaune.
Beginnen tut die Handlung allerdings noch in der Schule, während des Biologieunterrichts. Wir lernen unsere Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Prudence kennen und es wird schnell deutlich, dass sie eine äußerst ehrgeizige und perfektionistische Person ist. Bei Prudence hat es bei mir eine Weile gedauert, ehe ich vollends mit ihr warm geworden bin. Es hat mir zwar gefallen, dass sie ihre Ecken und Kanten hat, allerdings fand ich ihre extrem sture und rechthaberische Art stellenweise etwas anstrengend. Prudence wird sich im Verlauf aber eine glaubhafte und tolle Entwicklung durchmachen. Sie wird reifer und lockerer werden und unter anderem erkennen, dass sie nicht immer recht hat. Ich fand es richtig schön zu sehen, wie Prudence einige ihrer Fehler einsieht und an ihrem Verhalten arbeitet, wie sie sich für die Rettungsstation einsetzt, mit ihrer neuen karmischen Fähigkeit für Gerechtigkeit sorgt und wie sie während des Sommers nicht nur sich selbst besser kennenlernt, sondern auch Quint.

Mit Quint hat die Autorin einen ziemlichen Gegensatz zu unserer Hauptfigur entworfen. Während Prudence stets perfekt organisiert ist und ihr gute Noten alles bedeuten, sieht Quint Schule recht entspannt. Während sie sehr verbissen ist, ist er freundlich und witzig. Zudem ist er tierlieb und keineswegs so faul und verantwortungslos wie Prudence immer gedacht hat. Ich mochte Quint vom ersten Moment an und das Zusammenspiel zwischen ihm und Prudence habe ich sehr genossen. Ihre Wortgefechte und anfängliche Abneigung haben mich bestens unterhalten und ihre langsame Annäherung hat mir öfters ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Die beiden ergeben einfach ein wunderbares Paar, ich mochte die Darstellung ihrer Beziehung und ihre Liebesgeschichte wirklich sehr.

Ansonsten hat mich das Buch handlungstechnisch nicht vollkommen überzeugen können. Aus der Sache mit dem Karma hätte man in meinen Augen vielleicht etwas mehr machen können, keine Ahnung, irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass Prudences plötzliche kosmische Kräfte eine größere Rolle in der Geschichte spielen werden. Manche Stellen haben sich zudem ein wenig für mich gezogen, aber abgesehen davon hat mir das Buch echt gut gefallen. Ich fand es toll, wie viel man über die Arbeit auf einer Rettungstation für Meerestiere lernt und dass einem – ohne erhobenen Zeigefinger – vor Augen geführt wird, wie wichtig es ist die Umwelt zu schützen. Ich mochte Prudences liebenswert-schräge Hipster-Familie, ihre musikverrrückte beste Freundin Ari und die weiteren Charaktere, die originellen Beatles-Anspielungen und den überraschenden Part zum Ende hin. Ich hatte insgesamt viel Spaß beim Lesen und habe das Buch, trotz der leichten Längen zwischendurch, innerhalb kurzer Zeit beendet.

Fazit: Dies war mein zweites Buch von Marissa Meyer und auch wenn meine Erwartungen nicht komplett erfüllt werden konnten, kann ich es nur wärmstens empfehlen. „Instant Karma“ ist ein humorvoller, warmherziger und abwechslungsreicher YA-Roman voller Sommerfeeling und Tierliebe und mit ein bisschen Musik und einer Prise Karma-Magie. Er erzählt eine süße Lovestory zum Mitverlieben und Wohlfühlen und ist mit vielen wertvollen Botschaften gespickt. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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