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Veröffentlicht am 14.06.2023

Kruder Verschwörungsthriller

JOE 9/11
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Ich muss zugeben, ich habe eine kleine Schwäche für Verschwörungstheorien, solange sie gut geschrieben sind und mich mitreißen können. Auf dieses Buch trifft beides eher weniger zu, obwohl die Inhaltsangabe ...

Ich muss zugeben, ich habe eine kleine Schwäche für Verschwörungstheorien, solange sie gut geschrieben sind und mich mitreißen können. Auf dieses Buch trifft beides eher weniger zu, obwohl die Inhaltsangabe verdammt viel versprechend klang.
Bereits mit den Figuren tat ich mir schwer. Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn mir Protagonisten unsympathisch sind, oft macht gerade das einen Großteil ihrer Glaubwürdigkeit aus, besonders bei den vermeintlich Bösen. Aber eine gewisse Tiefe sollten sie dabei schon vorweisen können, damit sie mich von sich überzeugen. Dann bin ich auch gerne bereit, sie so richtig zu verabscheuen. Doch weder Peter noch Martty noch der ominöse Joe haben irgendetwas in mir ausgelöst, keine positive und auch keine negative Reaktion auf ihr Verhalten oder ihren Charakter. Sehr oft erschienen sie mir wie Karikaturen irgendwelcher Stereotypen, sodass mir ihr Schicksal nicht im Mindesten nahe gegangen ist. Das stellt für mich einen großen Minuspunkt für das Buch dar, da es mir dadurch gleichzeitig nicht leicht gefallen ist, mich in die Story hineinzufinden.


Der Schreibstil bereitete mir ähnliche Schwierigkeiten. Ich muss gestehen, es gibt wirklich Passagen in dem Roman, die mir sprachlich richtig gut gefallen haben. In diesen wurde eine gewisse Stimmung transportiert und es kam vereinzelt sogar Spannung auf. Andere Szenen wiederum wirken eher wie Versatzstücke aus einem Drehbuch, abgehackt, unpersönlich und unzusammenhängend. Man springt von einer Handlung zur nächsten, was so überhaupt keine passende Atmosphäre für einen Thriller erzeugt.
Und dabei finde ich die Idee dahinter gar nicht mal so schlecht: Die völlige neue Interpretation der Ereignisse des elfte Septembers ist mal was ganz Anderes, skurril zwar, aber im Grunde herrlich abgedreht und teilweise wirklich schön satirisch und zynisch. Allerdings ist die Umsetzung des Ganzen gar nichts für mich. Zuviel bleibt im Dunkeln, was nicht zu schlimm wäre, könnte man sich sonst in die Geschichte hineinfühlen. So kommt es einem vor wie abstrakte Kunst, die den Betrachter vollkommen außen vor lässt, eine Thematik, die auch im Text ausdiskutiert wird, wo der eigentliche Bösewicht Kommerzialisierung scharf verurteilt. Dass dieses Werk ebenfalls zum Verkauf angeboten wird, macht Joes Vorwürfe nicht unbedingt überzeugender.



Fazit

Joe 9/11 von Thomas Antonic und Janne Ratia ist ein Werk, mit dem ich mir sehr schwer getan habe. Zwar hörte sich der Plot und die Idee dahinter spannend und viel versprechend an und hatte auch trotz oder gerade wegen seiner abgedrehten Wendungen viel Potential, mich zu begeistern. Zudem haben mir kurze Abschnitte sprachlich wirklich gefallen.
Leider konnte ich den Figuren so gar nichts abgewinnen, da sie auf mich zu platt wirkten. Und der wilde Stilmix, der zu wenig enthüllt, hat mich eher gelangweilt als mich zu packen.
Wer Verschwörungstheorien abseits des Üblichen mag, sich mit karikativen Stereotypen anfreunden kann und abstrakte satirische Texte liebt, für den ist dieses Buch wohl wesentlich besser geeignet als für mich.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Absolut nicht mit Dan Brown vergleichbar!

Das Vermächtnis. The Legacy
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Ich muss gestehen, die Inhaltsangabe klang spannend. Und auch der Vergleich mit Dan Brown hat mich sofort angesprochen. Doch beides macht leider noch lange kein gutes Buch aus, wie ich bei Das Vermächtnis ...

Ich muss gestehen, die Inhaltsangabe klang spannend. Und auch der Vergleich mit Dan Brown hat mich sofort angesprochen. Doch beides macht leider noch lange kein gutes Buch aus, wie ich bei Das Vermächtnis feststellen musste.
Zuerst einmal konnte ich mir von den Figuren überhaupt kein Bild machen. Besonders Gabriel blieb mir bis zum Schluss fremd. Seine Dyslexie und seine heimliche Leidenschaft für den Brückenbau sollten ihn vermutlich menschlicher erscheinen lassen, aber auf mich wirkten beide Eigenschaften aufgesetzt und unpassend. Sie hauchten dem Protagonisten einfach kein Leben ein und konnten auch nicht über die Widersprüche in seinem Handeln hinwegtäuschen. Zuerst agiert er sehr passiv und in seiner Unsicherheit gefangen und plötzlich wird er zu einem mutigen, selbstbewussten Helden, ohne dass dazwischen irgendeine nachvollziehbare Entwicklung zu erkennen wäre.
Ähnlich erging es mir dem übrigen Ensemble. Sie sind allesamt schablonenhaft und unausgereift gezeichnet, was ich vor allem im Fall von Arthur Whyte sehr schade finde, denn er hatte durchaus Potential.


Der Schreibstil ist ebenfalls ziemlich gewöhnungsbedürftig und meiner Meinung nach mit daran schuld, dass die einzelnen Personen so platt dargestellt sind. Die meist kurzen, knappen Sätze werden oft von seltsamen hochtrabenden Formulierungen abgelöst, die weder zu der jeweiligen Situation noch zu den Charakteren passen. Da ansonsten an weitschweifigen Schilderungen gespart wird, fallen diese Aussetzer umso mehr auf. Ich weiß nicht, ob das an der Übersetzung liegt, denn bisher wurde das Original noch nicht veröffentlicht. Trotzdem stört es erheblich und reißt einen immer wieder mitten aus dem Geschehen, weil man solche Worte in dem Zusammenhang nie erwartet hätte.
Die Handlung ist ebenfalls recht sprunghaft. Ich kenne es von anderen Romanen, dass Logikbrüche vorhanden sind und normalerweise kann ich darüber hinwegsehen, wenn die Spannung mich mitreißt. Aber hier erwarten einen oftmals nur Langeweile, Kapitel, die völlig unnötig sind und zudem ein eigentlich guter Plot, der viel zu viel in sich vereinen will und kaum etwas wirklich ausführt. Es stören die losen Fäden, vernachlässigte Themen wie die Kunst, die in einem Kunstthriller eine wesentlich größere Rolle spielen sollten, und die unterschiedlichsten Organisationen, deren vielfältigen Interessen nur so aneinandergereiht und nicht komplex ineinander verwoben sind. Daher ist der Vergleich mit Dan Brown viel zu optimistisch für meinen Geschmack.



Fazit

Das Vermächtnis von Richard Surface ist eines der wenigen Rezensionsexemplare der letzten Monate, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Platte, schablonenhafte Charaktere, eine ebenso unausgereifte Geschichte und ein sehr gewöhnungsbedürftiger Schreibstil haben dafür gesorgt, dass ich mich durch diese Lektüre regelrecht quälen musste.
Lediglich die Ansätze, die an der Figur des Arthur Whyte und am Plot erkennbar waren, haben mich dazu bewogen, das Erstlingswerk mit einem Stern zu bewerten.
Wer einen einfachen Unterhaltungsroman sucht, keine komplexe Handlung braucht, um die Lektüre zu genießen, und auch nicht unbedingt nachvollziehbare Protagonisten erwartet, für den ist das Buch bestimmt besser geeignet.

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