Berührend und überraschend
Mika im echten LebenFür Mika Suzuki läuft es im Leben nicht ganz so rund. Gerade erst ist ihre Beziehung geendet, sie hat ihren Job verloren und das Verhältnis zu ihren Eltern lässt sich am ehesten als zerrüttet bezeichnen. ...
Für Mika Suzuki läuft es im Leben nicht ganz so rund. Gerade erst ist ihre Beziehung geendet, sie hat ihren Job verloren und das Verhältnis zu ihren Eltern lässt sich am ehesten als zerrüttet bezeichnen. Als dann auch noch ihr Handy klingelt und Penny, ihre 16-jährige Tochter, die sie damals zur Adoption freigab, anruft, weil sie Mika kennenlernen möchte, ist das Chaos perfekt. Um Penny nicht ihre Chaos als 35-Jährige offenbaren zu müssen, erfindet Mika das Leben, das sie gern führen würde und verfängt sich in einem gewaltigen Netz aus Lügen. Als Penny ankündigt, vorbeizukommen, muss Mika eine Lösung finden. Emiko Jean gelang es, mir Mikas Leben, ihre eigene Aufgeschmissenheit, Unsicherheiten und dennoch die seichten Träumereien und Wünsche anschaulich und nahbar zu vermitteln. Selbstverständlich ist klar, dass Mikas Lügen ihr früher oder später um die Ohren fliegen und sich diese Lügen und das Kennenlernen mit Penny immer mehr auf eine gewaltige Katastrophe zusteuern, der Weg dorthin ist jedoch das Interessante. Der Schreibstil ist flüssig, ich konnte die Kapitel rasch hintereinander weg lesen und fühlte mich wie im Sog hineingezogen in die Geschichte der beiden. Während Penny neugierig, aufgeweckt und fröhlich wirkt, wird Mika in ihre Vergangenheit, ihre Beziehungen und die Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und der Zeit danach zurückversetzt und muss sich mit sich selbst auseinandersetzen. Ich finde es wichtig, dass Adoption, Identität und Beziehungen thematisiert werden. Allerdings hätte ich mir hier an einigen Stellen mehr Aufklärung oder mehr Tiefe gewünscht. Davon abgesehen mochte ich die Figuren und die Entwicklungen gern und war stellenweise sehr berührt von der Lektüre.