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Veröffentlicht am 08.09.2017

Kulinarische Hochgenüsse in der Provinz

Die Blütensammlerin
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Dass es sich um den dritten Teil der Maierhofen-Reihe handelte, wusste ich vor dem Lesen nicht, aber das war auch kein Problem. Denn man kann die einzelnen Geschichten unabhängig voneinander lesen und ...


Dass es sich um den dritten Teil der Maierhofen-Reihe handelte, wusste ich vor dem Lesen nicht, aber das war auch kein Problem. Denn man kann die einzelnen Geschichten unabhängig voneinander lesen und kommt super zurecht, da alle wichtigen Personen ausreichend von der Autorin eingeführt und alle relevanten Ereignisse der Vergangenheit kurz wiederholt werden.

Überhaupt sind die unterschiedlichen Charaktere das, was das Buch ausmachen, allen voran die tolle Protagonistin Christine. Sie wird von ihrem Ex-Mann drangsaliert und gibt trotzdem nicht auf. Die Idee, im eigenen Haus ein Bed & Breakfast zu eröffnen, ist super, auch wenn ich das wahrscheinlich nicht könnte.

Mir hat gefallen, dass das Buch nicht zu kitschig war. Wir kennen das alle, vor allem im Frauenroman-Genre: Verlassene Single-Frau trifft auf man ihrer Träume und alles wird auf einmal super. Auch wenn man schon eine Ahnung hat, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, stand für mich nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern die Entwicklung der Protagonistin zu einer starken Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.

Dass sie dabei noch viele andere Singles im Rahmen des Kochwettbewerbs kennenlernt, ist ein netter Nebeneffekt. Auch hier haben mir die unterschiedlichen Charaktere sehr gut gefallen. Jeder in sich war schlüssig, das jeweilige Handeln nachvollziehbar. Toll war auch, dass die Autorin hier nicht immer auf heile Welt und Harmonie wert gelegt hat - das hat das Ganze für mich authentisch gemacht.

Das Buch sollte man auf keinen Fall hungrig lesen, denn es wird gekocht und gefachsimpelt was das Zeug hält. Es ist eine Homage an regionale Produkte und ihre Vielfalt und auch wenn ich sicher nicht jeden Tag eine Kräuterwanderung für mein Abendessen unternehmen werde, hatte ich Lust, den Kochlöffel zu schwingen. Toll ist, dass sich hinten im Buch auch ganz viele Rezepte verstecken, von denen ich sicher das ein oder andere nachkochen werde.

Zwischendrin allerdings gab es für mich die ein oder andere Länge. Hier wurde mir zu viel geredet bzw. gekocht und die Handlung ging für meinen Geschmack etwas zu langsam voran. Das hat sich gegen Ende allerdings wieder geändert. Hier ging es dann Schlag auf Schlag und es blieben keine Fragen offen.

Insgesamt hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Ich konnte etwas abtauchen und mich beim Lesen gut entspannen. Von mir gibt es deswegen 4 Sterne!

Veröffentlicht am 04.09.2017

Menschliche Abgründe....

Die Wölfe kommen
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Wer einen Thriller sucht, der mal nicht nach dem klassischen Schema aufgebaut ist, ist mit diesem Buch gut bedient. Es gibt nicht den einen Killer, der vom FBI oder der Polizei gejagt wird. Vielmehr verbindet ...

Wer einen Thriller sucht, der mal nicht nach dem klassischen Schema aufgebaut ist, ist mit diesem Buch gut bedient. Es gibt nicht den einen Killer, der vom FBI oder der Polizei gejagt wird. Vielmehr verbindet dieses Buch viele Einzelschicksale, die durch das gemeinsame Ungeheuer, dem "Wolf" verbunden werden.

Und genau so liest es sich auch. Jedes Kapitel erzählt eine andere Geschichte. Zur Orientierung wird immer am Anfang der Name des jeweiligen Protagonisten vorgegeben, was einem das Lesen bzw. die Einordnung sehr erleichtert. Einige Schicksale kreuzen sich, was man aber nicht immer auf den ersten Blick erkennt.

Etwas schwierig sind die Zeitsprünge, die erst nach und nach deutlich werden. So begegnet uns eine Person vom Anfang einige Jahrzehnte später wieder. Dann werden drei bis vier Jahre übersprungen und so weiter. Aber man kommt trotzdem sehr gut zurecht und es nimmt nicht den Lesegenuss.

Brutal ist das Buch, dessen sollte man sich schon vor dem Lesen bewusst sein. Denn es wird nicht nur brutal gemordet, es tun sich wirklich menschliche Abgründe auf. Vor allem das Schicksal der verschwundenen Jugendlichen ging mir sehr nahe und ich musste ein paar Mal tief durchatmen, um weiterlesen zu können.

Der Schreibstil ist sehr nüchtern gehalten, an einigen Stellen sogar sehr emotionslos. Man hat eben nicht den einen Protagonisten, mit dem man mitfiebert und auf ein Happy End hofft. Das bietet das Buch auch nicht wirklich. Erst gegen Ende keimt ein Hoffnungsschimmer auf, aber auch über dem liegt irgendwie ein Schatten.

Der Thriller einzuordnen fällt mir sehr schwer. Er ist fesselnd und lässt sich sehr gut lesen. Er ist brutal, aber auf eine Weise, die der Fantasie des Lesers noch sehr viel Platz lässt. Er ist anders aufgebaut, als man es normalerweise kennt und hält viele Überraschungen bereit. Deswegen konnte mich das Buch überzeugen und es gibt von mir 4 Sterne!

Veröffentlicht am 31.08.2017

Folgt Gottes Licht...

Der Hirte
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Was am Anfang wie ein ganz normaler Vermisstenfall gilt, weitet sich zu einer rasanten Jagd aus - und der Leser wird von Anfang an mitgenommen!

Am Anfang erfährt man so gut wie nichts über die Sekte "Gottes ...

Was am Anfang wie ein ganz normaler Vermisstenfall gilt, weitet sich zu einer rasanten Jagd aus - und der Leser wird von Anfang an mitgenommen!

Am Anfang erfährt man so gut wie nichts über die Sekte "Gottes Licht", man lernt dafür mehr die Ermittler kennen. Hier spielt der Autor wunderbar mit Klischees, die auch wirklich gut geholfen haben, die einzelnen Personen schnell voneinander zu unterscheiden.

Ab und zu gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, die sehr losgelöst von der Geschichte stehen. Diese Bruchstücke sind zwar auch spannend und führen uns in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück, sind anfangs aber etwas verwirrend. Erst langsam kann man Zusammenhänge herstellen, man erfährt, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst und was richtig gemein ist: Es entstehen immer wieder Cliffhanger, wenn die Zeitebenen gewechselt werden. Man wird also "gezwungen", weiterzulesen. Das liebe ich an einem Buch!

Überhaupt konnte mich die Geschichte sehr schnell fesseln. Ich wollte unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt und man tappt beim Lesen völlig im Dunkeln, wer den jetzt hinter allem stecken könnte. So muss ein Thriller sein.

Allerdings hatte ich - aber ich glaube das liegt einfach an mir - sehr große Probleme mit den skandinavischen Namen. Außer die Hauptpersonen konnte ich die einzelnen Figuren nur sehr schlecht unterscheiden, ich bin ab und zu sogar zurückgesprungen, um Zusammenhänge wieder herzustellen. Das war etwas nervig, aber kommt bei mir bei so gut wie jedem skandinavischen Buch vor... Dem Lesegenuss hat es aber nur wenig geschadet.

So spannend das Buch auch war, am Ende gibt es leider einen Minuspunkt, denn ich habe das Ende nicht wirklich verstanden bzw. bleiben sehr viele Fragen offen, sodass ich richtig verwirrt war. Ich habe sogar über Facebook andere Leser gefragt, was denn jetzt damit gemeint war, aber anscheinend bin ich nicht die einzige, die ratlos zurückgeblieben ist. Schade!

Insgesamt hat mir das Buch einige sehr spannende Lesestunden beschert, vor allem das Zusammenspiel der Vergangenheit und die Auswirkungen auf die Gegenwart. Dadurch, dass aber das Ende doch sehr undurchsichtig war und mich ziemlich unbefriedigt zurückgelassen hat, muss ich einen Punkt abziehen: 4 Sterne!

Veröffentlicht am 22.08.2017

Krimiwochenende mit echter Leiche

Mord im Krimihotel
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Wer einen Krimi mit Spannung, Leiche, aber auch sehr witzigen Elementen sucht, die den Leser zum Schmunzeln bringen, der macht mit "Mord im Krimihotel" nichts falsch.

Schon die Protagonistin Lea Schein ...

Wer einen Krimi mit Spannung, Leiche, aber auch sehr witzigen Elementen sucht, die den Leser zum Schmunzeln bringen, der macht mit "Mord im Krimihotel" nichts falsch.

Schon die Protagonistin Lea Schein hat nicht nur einen einprägsamen Namen, sie ist auch eine Type für sich. Denn irgendwie scheint sie nichts auf der Reihe bzw. zu Ende zu bekommen, bis sie sich dazu entschließt, Autorin von Krimis zu werden. Aber das ist auch leichter gesagt als getan. So wirklich möchte sich der Erfolg nicht einstellen, aber dann wird sie plötzlich nach Hillesheim in das Krimihotel eingeladen, um vor ihren Fans zu lesen - und das, obwohl sie gerade mal eine Kurzgeschichte veröffentlicht hat.

Gut gefallen hat mir, dass man Lea mit all ihren Eigenheiten kennenlernt, bevor man in die Geschichte einsteigt. Auch dass der Leser nicht alles präsentiert bekommt, sondern auch etwas zwischen den Zeilen lesen muss, hat mich angesprochen. Toll ist vor allem auch der Realitätsbezug, denn das Krimihotel gibt es wirklich und man kann dort genau solche Wochenenden buchen, wie sie im Buch beschrieben werden - nur hoffentlich nicht 1:1.

Denn natürlich wird nicht nur in Krimi-Ideen von Lea Schein gemordet, sondern auch "in echt". Man darf sich also auf die ein oder andere Leiche freuen. Dabei steht der ernste Aspekt des Mordens nicht im Mittelpunkt. Ich hatte das Gefühl, immer wieder lachen zu müssen. Sei es, weil die Leiche aus heiterem Himmel auftaucht, aber auch, weil Lea so herrlich verplant und verpeilt ist. Man möchte ihr das ein oder andere Mal unter die Arme greifen, damit sie ihr Leben meistern kann.

Aber auch der Rest der Gäste ist wirklich eine Sache für sich: Durch die persönliche Vorstellung, die Lea von ihren Zuhörern einfordert, lernt auch der Leser die unterschiedlichen Teilnehmer des Krimiwochenendes mit ihren verschiedenen Charakteren kennen. Und da ist vom Nörgler, zur aufstrebenden Bloggerin oder der Justizvollzugsbeamtin wirklich alles dabei. Konfrontationen sind also vorprogrammiert. Für meinen Geschmack hätten manche Charaktere noch etwas mehr vertieft werden können, da sie meiner Meinung nach das Potential hätten. Zwei, drei Personen sind dann doch etwas oberflächlich geblieben, auch wenn das keine Auswirkungen auf die Handlung hatte.

Die Protagonistin Lea wiederum macht eine echt tolle Entwicklung durch und schafft es dann am Ende - obwohl sie ja eigentlich kein Profi ist - die Morde aufzuklären. Hier muss ich sagen, dass ich doch etwas überrascht war, denn natürlich habe ich Vermutungen angestellt, aber wie es letztendlich abgelaufen ist, habe ich auch erst am Ende erfahren (und mich dann geärgert, den ein oder anderen Hinweis überlesen zu haben...).

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Teilweise sehr nüchtern, mit einer Prise schwarzen Humor. Etwas gewöhnungsbedürftig waren anfangs die Dialoge, die teilweise sehr "mündlich" geschrieben waren. Zum Beispiel wurde öfter mal das Subjekt im Satz weggelassen. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt.

Nicht verstehen konnte ich allerdings die Entwicklung in Sachen Liebe, die Lea am Ende des Buches erlebt. Das war ein bisschen zu schnell und dünn für mich.

Insgesamt hatte ich aber wirklich sehr viel Spaß beim Lesen und ich habe richtig Lust bekommen, auch mal an so einem Wochenende mit "Autoren zum anfassen" mitzumachen. Vielleicht ja sogar bei Ingrid Schmitz :) Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 22.08.2017

Das Mittelalter ruft

Der dunkle Spiegel
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Einfach mal wieder ins Mittelalter abtauchen... Aus diesem Grund habe ich mir wieder ein Buch von Andrea Schacht geschnappt, denn bisher hat sie mich mit allen Büchern gut unterhalten. Dass es sich bei ...

Einfach mal wieder ins Mittelalter abtauchen... Aus diesem Grund habe ich mir wieder ein Buch von Andrea Schacht geschnappt, denn bisher hat sie mich mit allen Büchern gut unterhalten. Dass es sich bei "Der dunkle Spiegel" um den ersten Teil der Reihe rund um die Begine Almut Bossart handelte, war mir gar nicht bewusst, da ich schon zwei andere Teile gelesen hatte - aber es tat dem Lesegenuss keinen Abbruch.

Die Protagonistin wird sehr gut eingeführt, man erfährt, warum sie sich für dieses Leben entschieden hat und nach und nach auch etwas über ihre Vergangenheit. Da es sehr viele Personen in der Geschichte gibt, ist das Personenverzeichnis am Anfang des Buches sehr hilfreich - allerdings nimmt es auch ein bisschen von der Handlung vorweg. Deswegen empfehle ich, erst beim Lesen, wenn man sich unsicher ist, um wen es gerade geht, zurückzublättern und nicht gleich alle Personen am Anfang kennenzulernen.

Obwohl die Handlung eher ruhig ist, kommt doch an der ein oder anderen Stelle - besonders am Schluss - viel Spannung auf. Allerdings bekommt der aufmerksame Leser schon sehr früh eine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird.

Mir hat vor allem gefallen, dass das mittelalterliche Leben der Beginen so detailliert beschrieben wurde. Auch die Sprache, vor allem in den Dialogen, hat einen Hauch von Vergangenheit und macht das Buch zu einem historischen Lesegenuss.

Insgesamt hatte ich mal wieder ein paar schöne Lesestunden mit Andrea Schacht - ich hoffe, das bleibt auch so - deswegen gibt es von mir 4 Sterne.