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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2017

Erzählerisch hoch intelligent

Daughter of Smoke and Bone
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Ich bin schon recht lange um die Karou-Trilogie von Laini Taylor herumgeschlichen. Die Serie ist zwar auf dem deutschen Buchmarkt gut vertreten gewesen, hat aber nun wahrlich nicht so Begeisterungsstürme ...

Ich bin schon recht lange um die Karou-Trilogie von Laini Taylor herumgeschlichen. Die Serie ist zwar auf dem deutschen Buchmarkt gut vertreten gewesen, hat aber nun wahrlich nicht so Begeisterungsstürme wie andere Fantasy-Reihen hervorgerufen. Als ich aber auf einer amerikanischen Website eine Hommage an diese Reihe fand, die so anders sei, wusste ich, dass ich definitiv zugreifen werde und nun habe ich mit „Daughter of Smoke and Bone“ den ersten Teil beendet.
Der Einstieg in das Buch war doch recht schwierig. Man wird regelrecht ins Geschehen geschmissen und dieses Geschehen und vor allem die Fantasy-Welt, die geschickt mit unserer realen Welt verknüpft ist, waren nicht so leicht zu sortieren, begreifen und zu verstehen. Da sich die großen Fragen hinter allem erst so langsam mit dem Ende von Band 1 klären, ist schon ein hohes Maß an aufmerksam Lesen erforderlich, da eben nicht alles glasklar auf dem Präsentierteller dargelegt wird. Normalerweise bin ich kein Fan davon, da mich meine Vorstellungskraft meist im Stich lässt und ich daher klare Vorgaben brauche, um mich in fantastischen Welten zurechtzufinden. Das ist „Daughter of Smoke an Bone“ zwar nicht der Fall, aber das Opfer nehme ich gerne in Kauf, da sich dafür eine raffiniert erzählte Geschichte entwickelt, wo die Erklärung der Welt eben Teil eines Plottwists ist. Das war echt cool gemacht!
So problematisch die Welt auch zunächst ist, so sehr mochte ich dagegen von Seite 1 an Karou. Sie ist definitiv keine 08/15-Protagonistin, da sie sehr frech, selbstbewusst, mutig und dennoch heimat- und liebebedürftig ist. Sie eckt an, sie umgibt sich gerne mit ebenso eckigen und speziellen Figuren und dadurch hat man schließlich ein Figurenrepertoire zusammen, das ganz weit weg von Alltäglichkeit ist und daher erst recht in Erinnerung bleiben wird.
Da in dem Erzählrahmen für mich vieles offenbleibt, hatte ich längere Zeit auch das Gefühl, dass die Geschichte nicht richtig in Gang kommen will. Zwar gab es immer wieder kleine erzählerische Höhepunkte, aber da ich nicht absehen konnte, wo diese hinführen sollte, wirkte einiges zunächst nicht zusammengehörend. Wenn sich aber irgendwann auch für mich Dummkopf der Nebel lichtet, wird einem klar, dass all das Kleine Teil der Großen war und wie gesagt das war eben geschickt erzählt und zeigt, dass Laini Taylor eine gut durchdachte Erzählerin ist.
Fazit: die Karou-Trilogie ist definitiv eine außergewöhnliche und das sage ich jetzt schon nach Band 1. Die Charaktere sind mehr als außergewöhnlich und der Erzählkomplex und Stil erweist sich als sehr professionell und bis ins kleinste Detail durchdacht. Dennoch gebe ich nur vier Sterne, da sich die fantastische Welt und die Zusammengehörigkeit der einzelnen Szenen erst sehr spät erklärte. Dadurch war der Lesegenuss am Anfang noch etwas holprig, aber gegen Ende hin war ich dann hin und weg!

Veröffentlicht am 29.09.2017

Meisterin der erzählerischen Wendepunkte

Sieben Tage voller Wunder
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Dani Atkins hat mich mit „Die Achse meiner Welt“ richtig aus den Socken gehauen und der Roman hat mich wirklich noch lange beschäftigt. „Die Nacht schreib uns neu“ war auf Grund der Dreiecksgeschichte ...

Dani Atkins hat mich mit „Die Achse meiner Welt“ richtig aus den Socken gehauen und der Roman hat mich wirklich noch lange beschäftigt. „Die Nacht schreib uns neu“ war auf Grund der Dreiecksgeschichte etwas frustrierend und „Der Klang deines Lächelns“ habe ich noch nicht gelesen, aber dennoch war immer festzustellen, dass Dani Atkins eine tolle Erzählerin ist, die ihre Plots gut durchdenkt und einen sehr angenehmen Schreibstil hat.
Daher habe ich bei „Sieben Tage voller Wunder“ auch zugegriffen. Aber es ist eigentlich ziemlich schwierig hierzu eine Rezension zu verfassen, da die Erzählung doch recht wenig Seiten hat und daher ist es verdammt schwer, eine Bewertung abzugeben, ohne die großen Handlungsbögen nicht bereits anzudeuten. So viel kann man aber definitiv sagen, Atkins weiß spannende Wendungen zu verarbeiten.
Ich war so gesehen schon bereits vom Klappentext direkt angefixt, weil die Geschichte rund um einen Flugzeugabsturz und dann sechs, sieben Tage nacktes Überleben, so ganz anders klang, als das bisher Geschriebene der Autorin. Klar, bei ihr gibt es immer einen Unfall oder sonst einen Knall, aber so dicht erzählt, das war bis jetzt nicht dabei. Die Protagonisten gefielen mir beide recht schnell. Hannah wirkte zwar etwas unbeholfen und geprägt von starken Selbstzweifeln und dennoch konnte sie mich schnell als nachdenkliche, liebevolle Person überzeugen. Logan ist ihr natürlich als der perfekte Held an die Seite gestellt und er trägt die Geschichte wirklich wunderbar. Aber allgemein bin ich von Atkins‘ männlichen Protagonisten immer angetan.
Der Handlungsverlauf hat neben Dramatik aber auch vielen ruhige, nachdenkliche Momente geboten, so dass das Leseerlebnis definitiv an eine Achterbahn erinnerte. Irgendwann kamen dann bei mir Spekulationen auf, was wohl noch Großes passiert, denn bei Atkins passiert immer noch etwas. Mir fielen kleinere Details auf, die nicht ganz stimmig waren und tatsächlich zeigte sich letztlich, dass die Andeutungen stimmten. Die Idee dahinter finde ich wirklich großartig, aber dennoch bleiben für mich logische Lücken zurück. Die sind nicht dramatisch, weil sie eben Teil einer epischen Liebesgeschichte sind, aber dennoch kann man episch auch mit realistisch verbinden und da stimmte eben nicht alles. Dennoch habe ich das Buch am Ende zufrieden zugeklappt und festgestellt, dass es ein Lesevergnügen wie im Rausch war.
Fazit: Atkins hat es wieder geschafft und einen erzählerischen Wendepunkt geschaffen, der zwar irgendwann absehbar war, aber der Liebesgeschichte dennoch das spezielle Etwas gegeben hat. Neben der Vorhersehbarkeit blieben für mich auch logische Lücken zurück, aber manchmal ist eine toll erzählte Geschichte eben mehr wert als die logische Korrektheit. Und die Geschichte war toll erzählt, daher gebe ich zufriedene vier Sterne!

Veröffentlicht am 20.09.2017

Tiefgreifend emotional, aber manches Mal auch zu viel des Guten

Wie die Luft zum Atmen
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Brittany C. Cherry hat mit ihrer Romance Elements-Reihe in Deutschland richtig eingeschlagen. Egal, wohin man schaute, überall tauchten euphorische und begeisterte Rezensionen zum ersten Teil „Wie die ...

Brittany C. Cherry hat mit ihrer Romance Elements-Reihe in Deutschland richtig eingeschlagen. Egal, wohin man schaute, überall tauchten euphorische und begeisterte Rezensionen zum ersten Teil „Wie die Luft zum Atmen auf“. Da dieses Buch genau in mein Beuteschema passt, konnte auch ich natürlich nicht an diesem Buch vorbeigehen, denn meine Lesefreunde im Geiste können ja nicht alle falsch liegen, oder?
Bereits mit der Ausgangslage war für mich klar: dieses Buch wird dich emotional mitnehmen, so oder so. Denn wenn man ein Paar hat, von dem beide ihre erste große Liebe bereits verloren haben und er auch noch seinen Sohn, wie soll es da nicht emotional werden? Neben den ganzen Gefühlen, die wirklich von Seite 1 bis zur letzten Seite erzeugt werden, weiß auch die Sprache zu überzeugen. Sie schwankt zwischen einfach und dennoch stets auf den Punkt und ungeheuer poetisch. Solche Liebesgeschichten mit Erotikanteil haben ja meist eher die Tendenz manchmal plump oder gar vulgär zu erscheinen, aber hier ist die Sprache wirklich einen Handkuss wert.
Abseits von Emotionen und Sprache wissen aber auch die Charaktere zu überzeugen. Tristan und Liz waren für den ersten Moment an perfekt füreinander. Sicherich ist Tristan zu Beginn schwer zu ertragen, aber dennoch ist grundsätzlich der gute Mensch in ihm zu erahnen und wie sie schließlich beide gegenseitig die Persönlichkeiten des anderen ausgraben, das ist schon sehr berührend und authentisch.
Dennoch hatte ich auch meine Momente, wo sich minimal Frust bei mir einstellte. Einmal passiert das relativ zu Anfang, aber es ist schwer ohne große Spoilergefahr genau zu erklären, was mir irgendwann zu viel wurde. Daher sagen wir es so, dass die erste Beziehung, die Liz und Tristan miteinander führten, mir irgendwann schon fast zuwider waren. Das Konzept dahinter gefiel mir nicht und auch dass es solange erzählt wurde. Aber da die Charaktere selbst erkennen, wo der Fehler lag, kann ich letztlich darüber hinwegsehen, denn es musste wohl zu ihrem Heilungsprozess dazugehören.
So einzigartig und individuell die Liebesgeschichte für dieses Genre ist, so stereotyp handeln manche Mal die ganzen Nebenfiguren rundherum. Großer Störfaktor war da für mich Faye, die beste Freundin der Protagonistin. Sie ist zwar eine wahre Freundin, aber ihr Sprechen, ihr Denken, nein, das war mir zu viel. Zudem gibt es die typischen Kleinstadtmuttis, jede Menge Vorurteile und Borniertheit, auch bei den wichtigeren Nebenfiguren und auch Tanner bietet sein ganz eigenes Repertoire an Klischee. Dieses Schema F, das sich hier teilweise über die Nebenfiguren legt, fand ich wirklich schade, denn das hatte die Geschichte zu keinem Zeitpunkt nötig.
Fazit: Brittany C. Cherry erweist sich tatsächlich als eine tolle Erzählerin, die tief berührende Liebesgeschichten zu erfinden weiß. Die Sprache passt sich diesem hohen Niveau an, so dass ein tolles Leseerlebnis entsteht, das von der ersten bis zur letzten Seiten den Leser gefühlsmäßig einzulullen weiß. Doch die perfekte Lektüre ist es leider nicht. Ein Handlungsbogen sagt mir überhaupt nicht zu und neben dem einzigartigen Protagonistenpärchen wird doch zu viel Schema F geboten, was die Geschichte nicht braucht. Aber die Kritikpunkte wiegen für mich nicht schwer, so dass ich begeisterte vier Sterne gebe!

Veröffentlicht am 07.09.2017

Wenn nur nicht der lahme Einstieg gewesen wäre...

Oxen. Das erste Opfer
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Bei dänischen Krimis bzw. Thrillern fällt mir als erstes der Name Jussi Adler Olsen ein. Es gibt natürlich zahlreiche weitere dänische Namen, aber er steht vor allem in den letzten Jahren für das Prädikat ...

Bei dänischen Krimis bzw. Thrillern fällt mir als erstes der Name Jussi Adler Olsen ein. Es gibt natürlich zahlreiche weitere dänische Namen, aber er steht vor allem in den letzten Jahren für das Prädikat spitzenklasse. Mir ist klar, dass das nicht automatisch bedeutet, dass jeder andere dänische Krimiautor automatisch abliefert, aber Olsen war tatsächlich der Hauptgrund, dass ich mich auf Jensen und „Oxen“ eingelassen habe.
Der Beginn des Buches ist recht flott erzählt. Es gibt viele kurze Kapitel, es passieren direkt einige spannende Handlungen, aber den Zusammenhang kann man leider nur schwerlich begreifen. Es wirkt tatsächlich so, als ob mehrere Geschichten erzählt werden. Da man zum Teil auch das Gefühl hat, dass kaum etwas passiert, wirkt das Erzählte unheimlich zäh. Die einzige Konstanz in diesem Wirrwarr sind die Abschnitte zu dem Obdachlosen, der mit seinem Hund unterwegs ist und von dem man zunehmend ahnt, dass er der titelgebende Held ist. Das hat mich sicherlich verblüfft, gleichzeitig aber direkt fasziniert. Denn ich liebe neue Reihen, denen ein ungewöhnliches Konzept zu Grunde liegen und nichts Anderes kann man von der „Oxen-Reihe“ behaupten.
Oxen ist eine Figur mit einigen Ecken und Kanten, die auf ungewöhnliche Weise zum Ermittler mit unheimlich gutem Gespür avanciert. Aber nicht nur Oxen weiß zu begeistert, auch seine Partnerin Margarethe Frank hat das Wort „anders“ förmlich auf die Stirn tätowiert. Sie hat ebenfalls eine bewegte Vergangenheit, ist eine hervorragende Spürnase und unglaublich zäh. Zusammen bilden sie ein Duo, das erst auf den zweiten Blick einen sympathischen Eindruck vermittelt. Denn sie sind so vielschichtig gestaltet, das man erst hinter die Fassade blicken muss, um echtes Gefallen an ihnen zu finden.
Neben diesen spannenden Figuren tut der Geschichte auch gut, dass irgendwann die inhaltlichen Zusammenhänge doch noch zu erkennen sind. Von da an entwickelt sich eine spannende und ungewöhnliche Ermittlungsarbeit. Schon Oxen, der Ex-Soldat als Ermittler, ist überraschend, aber auch dass der Bundesnachrichtendienst so intensiv in die Ermittlungen eingebunden wird. Jensen geht in seiner Geschichte einige ungewöhnliche Wege und das gefällt mir. Vor allem ab der Hälfte des Buches kommt Richtung Fahrt in die Geschichte. Es kommt ständig zu neuen Ermittlungsergebnissen, es gibt neue Verwirrungen und Vertrauensbrüche und die Spannung ist durchweg da. Zudem ist der Fall so dick aufgezogen, dass er die Reihe noch über zwei weitere Bände begleiten wird. Und das wirkt mir von der jetzigen Warte aus auch gar nicht langweilig, denn dieses Mysterium hinter der Geschichte hat wirklich unheimlich viel Potenzial.
Fazit: Ein wirklich toller dänischer Thriller, wenn nur nicht der zähe und auch höchst verwirrende Beginn gewesen wäre. So wird der Gesamteindruck etwas getrübt, aber auf der Habenseite bleibt stehen, dass „Oxen“ faszinierende und ungewöhnliche Charaktere aufbietet, ebenso ungewöhnliche Ermittlungsmethoden. Zudem ist die Spannung ab der Hälfte des Buches angezogen, so dass es wirklich bis zum Ende ein heißer Ritt bleibt. Ich werde bei dieser Reihe definitiv am Zug bleiben!

Veröffentlicht am 23.08.2017

In sich authentisches Jugendbuch

The Hate U Give
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Bereits weit vor der deutschen Veröffentlichung von „The Hate U give“ hat bereits die englische Ausgabe in Deutschland für viel Furore gesorgt und einige – mir auch als sehr kritische Leser bekannt – haben ...

Bereits weit vor der deutschen Veröffentlichung von „The Hate U give“ hat bereits die englische Ausgabe in Deutschland für viel Furore gesorgt und einige – mir auch als sehr kritische Leser bekannt – haben immer wieder betont, wie sehr sie sich auf die deutsche Erstveröffentlichung freuen und wie wichtig dieses Buch sei. Wenn man so ein Buch angeworben bekommt, was erwartet man da? Zwangsweise ein literarisches Feuerwerk, wie auch immer das genau aussieht. Und genau da, wenn solche Erwartungen geschürt werden, dann wird es für das Buch meist sehr schwer. Nachfolgend nun meine Einschätzung, ob der Vorab-Ruhm dem Jugendbuch gerecht wird oder ihm – im Gegenteil – eher geschadet hat.
Was mir bei diesem Jugendbuch sofort ins Auge gesprungen ist, ist natürlich die Aktualität der Thematik. Während wir in Deutschland uns eher mit Hass gegen Muslime und Juden auseinandersetzen müssen, ist in den USA der Rassismus gegen die schwarze Bevölkerung an der Tagesordnung. Ähnliche Themen und doch so unterschiedlich, da verschiedene Kulturen und Völker involviert sind. Natürlich ist auch mir der Rassismus gegen Schwarze bewusst, aber trotzdem ist es eigentlich ein Thema, das einen in Deutschland nur sekundär tangiert, daher war es für mich wirklich wichtig, diese Welten, die in Amerika aufeinanderprallen, nun einmal hautnah durch die Protagonistin Starr miterleben zu können. Die Vorurteile und der tatsächlich unterschiedliche Lebensstil wurden in der Geschichte sehr deutlich gemacht und es wurden mir viele Aspekte vor Augen geführt, die ich zwar bereits erahnen konnte, aber noch mal im Schlimmsten vor Augen geführt bekam. Denn es ist nun mal ein Fakt: mit schwarzen Protagonisten habe ich es bisher wirklich nur sehr wenig zu tun gehabt, daher war die Geschichte durch Starrs Augen zu erleben, eine neue und wichtige Erfahrung.
Starr ist auf Grund ihrer Geschichte natürlich eine gelungene Protagonistin, da sie den Hass gegenüber ihrer Hautfarbe in vielfältigster Weise erleben musste. Aber auch ihre Persönlichkeit macht sie zu einer sehr angenehmen Begleiterin, da sie ein Familienmensch, mutig und selbstbewusst ist und weil sie Werte hat, für die sie eintritt. In ihrem Zusammenhang möchte ich auch positiv hervorheben, dass die Geschichte perfekt auf sie geschrieben wurde. Im Schreibstil der Autorin lässt sich eine klare Stimme für Starr erkennen. Sowohl ihrer Persönlichkeit gemäß, als auch an ihrer Sprache absehbar. Dieser amerikanische Slang, der für Schwarze so typisch ist, war für mich gewöhnungsbedürftig, aber passte perfekt auf Starr als Person. Und ich bewundere es grundsätzlich, wenn Jugendbücher auch wirklich sprachlich Jugendliche widerspiegeln.
Die Handlung ist aber sicher der Hauptaspekt des Buches, warum es einen solchen Hype erfahren hat. Auch hier möchte ich zunächst loben, da wirklich sehr viele thematische Brennpunkte sehr authentisch und mitreißend abgearbeitet wurden. Sogar eine gewisse Spannung war drin, da die Situation teilweise so brisant war, dass man sich bereits vor der nächsten Katastrophe fürchten konnte. Die Themenblöcke waren gut miteinander verknüpft und es wurde anschaulich dargestellt, wie das Leben einer schwarzen Jugendlichen in Amerika aussieht.
Dennoch bin ich mit der Handlung nicht komplett zufrieden. Starr kommt aus einem für ihre Wohngegend recht privilegierten Haushalt und dadurch erscheint mir die Situation nicht immer so gefährlich, wie sie mit einer anderen Protagonistin noch eindrucksvoller hätte dargestellt werden können. Zudem gibt es zwischendurch doch ein paar Heile-Welt-Szenen, die sicherlich zeigen sollen, wie das Leben trotz allem zu genießen ist, aber diese wirken in der Komplexität der Handlung dann so banal, dass sie mich eher störten. Andere Aspekte waren zwischendurch dann zu jugendhaft, zu klischeehaft dargestellt, dass sie dann einen Augenroller von mir erhielten.
Fazit: Ich kann absolut nachvollziehen, warum „The Hate U Give“ sowohl auf dem fremdsprachigen, als auch auf dem deutschen Buchmarkt einen solchen Hype erfahren hat. Aktuelle Themen werden durch die sehr authentische Sicht eine beteiligten schwarzen Jugendlichen dargestellt und dabei wird eine ungeheure Portion an Brisanz, Spannung, Entrüstung über das Gelesene und Verständnis beim Leser ausgelöst. Noch nie habe ich so einen Blick mitten ins Herz des Lebendes der Schwarzen in Amerika erhalten und es hat mich an sehr, sehr vielen Stellen tief berührt. Die Thematik ist definitiv der Trumpf, denn das Jugendbuch hat doch seine kleineren Schwächen, die aber an der Wichtigkeit des Themas nicht rütteln und auch das Lesevergnügen nicht einschränken können.