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Veröffentlicht am 19.11.2017

toller Anfang mit Luft nach oben

Bird and Sword
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Amy Harmon war mir bereits bekannt aus zahlreichen Liebesromanen. Schon dort hat mir ihr Sprachgefühl und ihre Erzählweise sehr gut gefallen. Umso gespannter war ich jetzt, wie sie eine phantastische Farbe ...

Amy Harmon war mir bereits bekannt aus zahlreichen Liebesromanen. Schon dort hat mir ihr Sprachgefühl und ihre Erzählweise sehr gut gefallen. Umso gespannter war ich jetzt, wie sie eine phantastische Farbe in diese Geschichte bringen würde.

„Bird & Sword“ erzählt von zwei jungen Menschen, die, auch wenn der Vergleich etwas hinkt, ähnlich wie Romeo und Julia, eigentlich nicht zueinander finden dürften. Lark ist die Tochter einer Heilerin und besitzt selbst magische Kräfte, die im Land unter Strafe verboten sind. Zu ihrem Schutz belegt die Mutter sie mit einem Bann, bevor sie selber stirbt. Der junge König Tiras muss sich politisch erst beweisen und auch wenn er positive Ambitionen hat, sein Volk zu beschützen, so ist er doch immer wieder an die gesellschaftlichen Zwänge gebunden, die sein Vater einst eingeführt hatte. Deshalb dauert es lange, bis die beiden sich eingestehen, dass da mehr ist als bloßes Interesse.

Gefallen hat mir vor allem, dass sowohl Lark als auch Tiras durchaus Tiefgang und Facetten in ihrem Wesen haben, die sich auch erst nach und nach zeigen oder entwickeln. Und der fast poetische Ton, den Amy Harmon über weite Strecken anschlägt, ist einfach so schön, dass man drin schwelgen kann. Was ich etwas schade fand ist, dass das Phantastische und Magische nicht immer auserzählt wird und die Autorin den Leser oft mit seiner Phantasie etwas alleine lässt. Ich brauche zwar nicht jede Szene im Detail und jede Gefühlsregung von allen Seiten aber gerade die Fantasy-Effekte sind natürlich in einem Buch dieses Genres wichtig und hier spart Amy Harmon etwas mit Beschreibungen und Erklärungen. Wenn sie sich dann aber doch die Zeit nimmt, dann sind die Abschnitte einfach lesenswert und schön und ich bin nur so durch das Buch geflogen.

Meine Hoffnung ist, dass im nächsten Band das kleine Defizit in der Handlung noch aufgeholt wird und es heraustritt aus dem Schatten einer Liebesgeschichte hinein ins spannende Fantasygenre.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Mit der Flut

Mit der Flut
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1923 schleicht sich der halbwüchsige Paul Benitt mit Hilfe seines Freundes auf ein Überseeschiff und gelangt so schließlich nach New York. Schon immer hatte er eine unstillbare Sehnsucht in sich und er ...

1923 schleicht sich der halbwüchsige Paul Benitt mit Hilfe seines Freundes auf ein Überseeschiff und gelangt so schließlich nach New York. Schon immer hatte er eine unstillbare Sehnsucht in sich und er hofft, dass er sie im fernen Amerika erfüllt findet. Aber erst einmal muss er in dieser überbordenden Stadt voller Einwanderer sein Überleben sichern. Er hat Glück und ist bald als Tischler erfolgreich. Jahre später verliebt er sich in die italienische Einwanderers-Tochter Antonia und auf den ersten Blick scheint sein Glück perfekt. Aber die Sehnsucht ist geblieben und hat sich in Gestalt eines unerfüllten Berufswunsches manifestiert. Schließlich kehrt er alleine nach Deutschland zurück, um dort endlich das Arzt-Studium aufnehmen zu können, von dem er sich die Erfüllung seiner Wünsche erhofft. Antonia bleibt in New York zurück mit dem Versprechen vertröstet, er werde zurückkommen und sie heiraten. Aber nach dem Studium kommt der Krieg den beiden in die Quere. Und Paul ist unsicher, ob er überhaupt zurückkehren möchte.

Ich habe mich mit dem Hauptdarsteller Paul sehr schwer getan. Er ist ein unterkühlter und sehr rational denkender Mann. Einer, der oberflächlich gut mit Menschen kann, solange, bis sie einem sehr nahe kommen und spüren, dass es ihm in Wirklichkeit schwerfällt, für andere die nötige Empathie aufzubringen. Auch ist er verschlossen und kann seine Gefühle nie wirklich in Worten ausdrücken. Ganz anders Antonia, die das Herz auf der Zunge trägt, die in einer Liebe und Treue an ihm hängt, die er nicht verdient hat. Dieses Ungleichgewicht der Gefühle empfand ich bald als sehr traurig, teilweise richtig bedrückend.

Das Buch schreitet flott durch die Zeit, überspringt hie und da mal ein paar Jahre, lebt davon, dass es sehr viele Briefe gibt – vor allem von Antonia, aber auch von Paul – die dem Leser die Personen und ihre Erlebnisse näherbringen. Die historischen Geschehnisse des Krieges werden nur marginal gestreift und sind für die Geschichte nur insofern wichtig, als sie Paul länger in Deutschland halten, als er es anfangs geplant hatte und dass er natürlich Kriegserlebnisse mit sich herumträgt.

Die Autorin erzählt eine fiktive Geschichte, die in Teilen wohl an die Erlebnisse ihres Onkels angelehnt ist. Die Liebesgeschichte ist nicht so romantisch und hoffnungsvoll, wie ich es mir wohl erwartet hatte. Auch war es mir fast ein wenig Zeitkolorit. Dennoch ein Buch, welches ich gerne gelesen habe, da die Sprache von Agnes Krup es schafft, die zwischenmenschlichen Abgründe sehr treffend und feinfühlig zu erzählen.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Eine große Liebesgeschichte

Wie der Wind und das Meer
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Das Ende des Zweiten Weltkrieges steht kurz bevor. Aber in den letzten Wochen bombadierten die Allierten die bayerische Landeshauptstadt München mit allem, was die Kriegsmaschinerie hergab. 90 % der Altstadt ...

Das Ende des Zweiten Weltkrieges steht kurz bevor. Aber in den letzten Wochen bombadierten die Allierten die bayerische Landeshauptstadt München mit allem, was die Kriegsmaschinerie hergab. 90 % der Altstadt wurden dabei zerstört. Zu den Opfern zählen auch die Familien von Paul und Sarah, die sich in den Trümmern auf der Suche nach Nahrung und Hilfe zum ersten Mal begegnen. Das gemeinsame Leid schweißt die Kinder zusammen und aus Furcht, man könnte sie wieder trennen, geben die beiden sich als Geschwister aus. Die Behörden stecken die beiden in eines der überfüllten Kinderheime, die zur damaligen Zeit eher an Straflager erinnerten und in denen es nicht um das Wohlergehen der Kinder ging, sondern wohl mehr um das kostengünstige Wegsperren der vielen Waisen.

Aber endlich haben die beiden Glück und ein liebevolles Ehepaar adoptiert das vermeindliche Geschwisterpaar. Eine Weile geht alles gut. Bis die beiden sich in der Pubertät heftig ineinander verlieben und diese Liebe dann auch heimlich zu Leben beginnen. Die Lüge über ihre Verwandtschaft lässt sich aber nicht mehr so einfach aus der Welt schaffen und schließlich kommt es zum Eklat und Sarah verlässt München.
Vor allem das erste Drittel des Buches hat mich sehr berührt. Die traumatischen Kriegserlebnisse und die Schikanen im Waisenhaus sind erschütternd und man freut sich, dass die beiden es trotz allem schaffen, eisern und unerschütterlich aneinander festzuhalten. Auch die junge Liebe kann man gut nachvollziehen und ihre Verzweiflung und die Angst vor Bestrafung, wenn die Lüge herauskommen würde.

Später, als die Jahre vergehen, und die beiden erwachsen sind, machen sie sich aber gegenseitig das Leben schwer und vor allem Sarah verhindert durch neue Lügen immer wieder, dass es zu einem Happy-End kommen könnte. Über den Schluss möchte ich aber nichts verraten. Der Leser begleitet Paul und Sarah über 40 Jahre. So nebenbei erfährt man auch einiges über die Entwicklung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg. Das gibt der Geschichte einen authentischen Rahmen.

Es ist mein erstes Buch von Lilli Beck und hat mir gut gefallen. Als Münchner Kindl habe ich vieles wiedererkannt und die Zeit nach dem Krieg ist lebhaft und realistisch geschildert. Mir hat auch der Schreibstil sehr gefallen.

Veröffentlicht am 13.09.2017

Unterhaltsam

Das blaue Medaillon
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Alessa hat ihre Eltern bereits vor Jahren verloren und wird von ihrem Großvater aufgezogen. Der hat etwas ungewöhnliche Methoden. Sie erlernt bei ihm Dinge, die keine junge Dame eigentlich lernen möchte. ...

Alessa hat ihre Eltern bereits vor Jahren verloren und wird von ihrem Großvater aufgezogen. Der hat etwas ungewöhnliche Methoden. Sie erlernt bei ihm Dinge, die keine junge Dame eigentlich lernen möchte. Wie sie in Häuser einbricht, Türen heimlich öffnet, anderer Leute Eigentum entwendet, über Dächer vor den Häschern entfliehen kann. Und sie ist sehr begabt darin das Handwerk der Diebe zu erlernen. Aber dann wird ihr Großvater ermordet und die Täter verfolgen auch Alessa. Was wollen sie von der jungen Frau? Welches Geheimnis ist um den Tod der Eltern und des Großvaters? Wohin soll sie fliehen und wem kann sie noch trauen?
Es ist nicht mein erstes Buch von Martha Sophie Marcus. Die Autorin versteht es, immer wieder sehr unterschiedliche Themen des historischen Romans aufzugreifen und recherchiert die geschichtlichen Zusammenhänge und die jeweiligen Verhältnisse sehr ausführlich, so dass sie ihre Geschichten solide unterfüttern kann. Nicht jedes Buch hat mir gleich gut gefallen. Ich lasse mich aber jedes MaL wieder gerne auf ihre Bücher ein, da ihr Schreibstil angenehm lesbar und ihre Heldinnen stets liebenswert sind. So auch hier in „Das blaue Medaillon“. Die Geschichte ist eine Mischung aus Krimi, Historoman und Liebesgeschichte. Dementsprechend rasant und spannend folgen wir Alessa auf ihrer Flucht und der Suche nach der Wahrheit über die Morde an ihrer Familie. Qualitativ kommt die Geschichte nicht ganz an „Herrin des Nordens“ heran. Die ein oder andere Stelle war mir etwas zu unrealistisch und der ein oder andere Zufall hilft der Handlung schon mal auf die Sprünge. Es war für meinen Geschmack auch fast ein bisschen kurz gehalten. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und kann es mit 4 Sternen weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 30.08.2017

eine unterhaltsame Zeitreise

Zeitkurier
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Bei Zeitreise-Romanen kann ich ganz selten nein sagen. Ich liebe es, den Autoren durch die Zeit zu folgen und die Gedankenschleifen nachzuvollziehen, die so eine Zeitreise zwangsläufig mit sich zieht. ...

Bei Zeitreise-Romanen kann ich ganz selten nein sagen. Ich liebe es, den Autoren durch die Zeit zu folgen und die Gedankenschleifen nachzuvollziehen, die so eine Zeitreise zwangsläufig mit sich zieht. Auch Wesley Chus Roman „Zeitkurier“ hat mich hier nicht enttäuscht. Im Gegensatz zu vielen andere Büchern, die in ausgehend von unserer Gegenwart in die Vergangenheit oder Zukunft reisen, ist hier die Ausgangslage, dass wir uns in einer dystophisch-verwüsteten Zukunft der Erde befinden und die Menschen versuchen durch Zeitreisen in die Vergangenheit – also unsere Gegenwart in etwas – ihre zur Neige gehenden Ressourcen aufzustocken. Um aber möglichst wenig in den Verlauf der Geschichte einzugreifen und um Himmels Willen nicht etwas unwiederbringlich zu verändern oder durcheinander zu bringen, schicken sie die Zeitreisenden nur dorthin, wo bekanntermaßen große Naturkatastrophen oder andere Unglücke sowieso zur Zerstörung der betreffenden Ressourcen geführt hatte. Es wird also etwas in die Zukunft transportiert, was nicht mehr fehlen kann im Weltgefüge, da es so oder so zerstört worden wäre.

Soweit alles klar? Gut, dann muss man jetzt noch wissen, dass Zeitreisen auch für die Menschen nicht ganz ohne sind. Allein schon die psychologische Komponente ist gewaltig, denn die Zeitkuriere treffen auf sehr viele Menschen, von denen sie ja wissen, dass sie demnächst zu Tode kommen werden. Diese Begegnungen sind für den Hauptakteur James eine ständig wachsende Belastung, die ihn immer mehr aus dem Tritt bringt. Schließlich beschließt er, jemanden zu retten. Damit löst er natürlich eine dramatische Kettenreaktion aus. Genau das, was ja eigentlich vermieden werden sollte.

Der Autor nimmt sich erst mal viel Zeit, den Leser in diese Welt einzuführen, deren Regeln und Konstruktionen zu erklären, die Charaktere zum Leben zu erwecken. Dabei gibt er sich große Mühe, seine Idee der Zeitreise auch mit technischen und wissenschaftlichen Methoden zu beschreiben. So etwas mag ich sehr gerne. Erst dann, nach etwa einem Viertel des Buches, zieht er das Tempo langsam an. Nein, Mr. Chu erfindet das Zeitreiserad nicht neu. Aber mir macht es einfach immer wieder großen Spaß, einem klugen Autor auf so einer Zeitreise zu folgen. Nachdem ich erst mit „Dark matter“ vor ein paar Wochen vergnügliche Stunden in diesem Genre verbracht habe, konnte mich auch „Zeitkurier“ gut unterhalten. Zur vollen Punktzahl fehlt ein bisschen, da das Ende etwas überstürzt daherkommt aber ich kann das Buch durchaus empfehlen.

Ach ja, auch ich möchte das tolle Cover noch einmal extra erwähnen.