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Veröffentlicht am 04.09.2023

Rätsel und Action um einen ehemaligen König

Die Windsor-Akte
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1940: Der Student Ajax Doggerton wird vom britischen Geheimdienst angeheuert, er soll den abgedankten Königs Edward VIII als Bediensteter im Auge behalten. Man befürchtet, Edward könne sich den deutschen ...

1940: Der Student Ajax Doggerton wird vom britischen Geheimdienst angeheuert, er soll den abgedankten Königs Edward VIII als Bediensteter im Auge behalten. Man befürchtet, Edward könne sich den deutschen Nationalsozialisten andienen. Als Ajax keine aussagekräftigen Informationen liefern kann, soll seine Mission abgebrochen werden. Doch Ajax möchte zum einen die versprochenen Belohnungen nicht verlieren, zum anderen den Haushalt Edwards nicht verlassen, da er Gefühle für das Hausmädchen Lydie entwickelt hat. So setzt er seine Phantasie ein, und liefert ab sofort Aussagekräftigeres. Das wird allerdings auch in Deutschland bekannt, und man setzt eine deutsche Prinzessin auf Edward an.

Edward VIII hat 1936 abgedankt, weil er als König die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson nicht heiraten konnte, mit dieser lebt er nun auf großem Fuß in Paris. Doch Paris wird nicht lange Schauplatz der Geschichte sein, denn mit der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen ändert sich die Situation und mit vielen Parisern verlassen auch Edward und sein Haushalt die Stadt. Quer durch Frankreich bis nach Spanien und Portugal geht die Reise, die mit allerhand Gefahren verbunden ist. Besonders im Mittelteil ist der Roman sehr turbulent, und herrlich zu lesen.

Leider lässt der Roman nach diesem spannenden und actionreichen Teil nach, so dass er mich zum Ende hin enttäuscht hat. Vielleicht liegt es daran, dass das Geschehen zeitlich noch zu nah ist, zumindest für uns ältere Leser:innen, vielleicht auch einfach, weil vieles historisch eben gegeben ist. Vielleicht auch das Überangebot von Action – mir haben andere Romane des Autors jedenfalls besser gefallen.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Charaktere wenig Tiefgang haben und mir nicht wirklich nahe kamen. Edward bleibt blass, Wallis kommt man ein kleines bisschen näher, beide wirken aber eher unsympathisch. Auch Ajax bleibt in meinen Augen blass. Interessanter ist da schon die deutsche Prinzessin, Katharina von Braunschweig-Lüneburg, eine fiktive Person, die ihr eigenes Süppchen kocht, und mir im Mittelteil, trotz ihres Hintergrunds, fast ein bisschen sympathisch wurde. Sie trägt viel zur Spannung und Action bei. Der wirkliche „Star“ der Geschichte ist aber Lydie, auch wenn ich die große Liebe zwischen ihr und Ajax nicht fühlen konnte. In ihr steckt so viel mehr, als zunächst gedacht, sie ist patent, schlau und weiß sich zu helfen.

Das Nachwort des Autors ist lesenswert, hier werden Fiktion, Unklares und Fakten erwähnt, was ich bei einem historischen Roman immer wichtig finde. Es macht auch Lust, sich noch weiter zu informieren.

Leider konnte mich dieser Roman nur bedingt überzeugen. Den Charakteren hätte mehr Tiefgang gut getan und die Spannung konnte, zumindest für mich, nicht gehalten werden. Andererseits ist Edward und seine mögliche Beziehung zum nationalsozialistischen Deutschland ein interessantes Thema und der Roman, vor allem im Mittelteil, unterhaltsam.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 20.08.2023

Reihenauftakt mit Potential

Engel unter Mordverdacht
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Der Engel Quin lebt schon lange auf der Erde, derzeit im Chicago der 1930er Jahre. Als sein Freund und Liebhaber Rick getötet wird, gerät Quin unter Verdacht. Den ersten Impuls, Ort und Zeit zu verlassen ...

Der Engel Quin lebt schon lange auf der Erde, derzeit im Chicago der 1930er Jahre. Als sein Freund und Liebhaber Rick getötet wird, gerät Quin unter Verdacht. Den ersten Impuls, Ort und Zeit zu verlassen gibt er kurz nach, doch dann macht er sich auf die Suche nach Ricks Mörder. Dabei trifft er neben einer Menge Gangster auch ein sprechendes Meerschweinchen, eine Femme fatale und eine erst auf den zweiten Blick interessante Vermieterin.

Quin ist allerdings kein Engel, wie man ihn sich allgemein vorstellt, das merkt man schon, wenn er denn Mund aufmacht, denn seine Sprache ist eher herb. Die Autorin lässt ihn selbst in Ich-Form erzählen, das passt sehr gut, und nach und nach kann man sich ein gewisses Bild von ihm machen. Quin hat Schneid, manchmal fast ein bisschen zu viel, und bringt sich so immer wieder in kniffelige Situationen – ich kann nicht immer nachvollziehen, warum. Ich hatte zunächst ein bisschen Probleme, mir den Hauptcharakter vorzustellen, weiblich? männlich? Oder als Engel alles und nichts? Im Laufe des Romans erfährt man ein bisschen mehr darüber …

Mein Lieblingscharakter ist aber Oqalorak, das Wienerisch sprechende Meerschweinchen, das eine Menge Humor mit ins Spiel bringt. Auch über Oqalorak gibt es im Laufe des Romans allerhand zu erfahren. Geheimnisse dagegen scheinen Quins puertoricanische Vermieterin und die schöne Kate zu haben, ich hoffe, darüber in den nächsten Bänden mehr zu erfahren, denn „Engel unter Mordverdacht“ ist der Auftakt einer Reihe.

Mit 180 Seiten ist der Roman recht kurz und wird entsprechend knackig erzählt. Manche Szenen, wie z. B. der Ausflug in das Paris des 17. Jahrhunderts blieben mir dabei ein bisschen zu sehr auf der Strecke.

Insgesamt hat mich der Roman neugierig auf die Folgebände gemacht. Er selbst blieb mir teilweise zu oberflächlich, aber die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende, so dass die nächsten Bände das Bild vervollständigen können. Ich vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans des Crime noir, von hardboiled Detectives und unkonventionellen Engeln.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Ein weniger guter Band der ansonsten ausgezeichneten Reihe

Flammen über Scarborough Street
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London, 1893: Nachdem Anarchisten mehrere Wohnhäuser durch Bomben zerstört hatten, werden in der Regierung Stimmen laut, die der Polizei größere Befugnisse und mehr Waffen zubilligen möchten, ein Gesetzesentwurf ...

London, 1893: Nachdem Anarchisten mehrere Wohnhäuser durch Bomben zerstört hatten, werden in der Regierung Stimmen laut, die der Polizei größere Befugnisse und mehr Waffen zubilligen möchten, ein Gesetzesentwurf wird auf den Weg gebracht. Doch es gibt auch Stimmen, die das für gefährlich halten, z. B. Thomas Pitt, der nun für den Staatsschutz arbeitet, zumal zwei der Anarchisten gefangen genommen werden konnten, und als Motiv Korruption bei der Polizei nannten. Eines der zerstörten Häuser sei das eines dieser korrupten Polizisten, ihm allein hätte der Anschlag gegolten.

Der bereits 24. Band um Thomas Pitt birgt große Gefahren für den Protagonisten sowie seine Familie. Auch sein früherer Kollege Samuel Tellman, der nach wie vor in Wache Bow Street arbeitet, deren neuer Leiter ebenfalls korrupt sein soll, ist involviert und setzt seine Karriere aufs Spiel. Pitt wird außerdem von einem früheren Gegner angesprochen, der sich mit ihm verbünden möchte, um den Gesetzesentwurf zu verhindern, der auf den Weg gebracht wird, um der Polizei mehr Macht zu verleihen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, neben der Pitts auch die seiner Ehefrau Charlotte, die immer wieder bei Ermittlungen hilft, Samuel Tellmans sowie Vespasia Cumming-Goulds, eine angeheiratete Großtante, die ebenfalls schon früher nützliche Erkenntnisse beisteuern konnte.

Ich bin ein großer Fan der Romane Anne Perrys und Thomas und Charlotte Pitt begleiten mich schon sehr lange. Leider konnte mich dieser Band nicht so packen wie andere, er war für mich weniger spannend und die Gesellschaftskritik, die Anne Perrys Romane auszeichnet, weniger gut ausgearbeitet. Fast habe ich mich ein wenig gelangweilt. Dennoch war es wieder sehr schön, die Pitts und ihre Weggefährten wieder ein Stück weit zu begleiten, neben dem Kriminalfall wird eben auch die private Seite weitererzählt.

Der 24. Band der Reihe konnte mich weniger packen als die meisten anderen, jedoch habe ich die Pitts und ihren Anhang gerne wiedergetroffen und bin gespannt auf die Bände, die ich noch nicht gelesen habe. Da Anne Perry kürzlich verstorben ist, wird es leider keine neuen mehr geben.

Veröffentlicht am 07.08.2023

Biothriller mit unsympathischen Protagonist:innen

Der Skandal
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Daniel Lichter aka Dan Light ist stolz auf seine Firma Light Foods, denn sie stellt absolut autark künstliches Fleisch her, dass zudem optisch und geschmacklich von echtem Fleisch kaum zu unterscheiden ...

Daniel Lichter aka Dan Light ist stolz auf seine Firma Light Foods, denn sie stellt absolut autark künstliches Fleisch her, dass zudem optisch und geschmacklich von echtem Fleisch kaum zu unterscheiden ist – für ihn eine echte Alternative zu Vegan, denn auch hier gibt es kein Tierleid. Doch dann sagt man seinen Produkten nach, die unheilbare Krankheit TASE zu verursachen …

Anna Heigens Bruder Peter arbeitete bei Light Foods, bis er einen schweren Unfall hatte, und nun im Koma liegt. Peters Freundin Lisa glaubt nicht an einen Unfall und versucht Anna davon zu überzeugen, dass Peter einem Anschlag zum Opfer fiel.

Die Gebrüder Orgel haben wieder einmal das Genre gewechselt und einen Thriller, genauer einen Biothriller geschrieben. Das Thema ist dazu brandaktuell und gar nicht so futuristisch wie man denken könnte. TASE ist zudem eine Variante von BSE, das schon vor gut 20 Jahren einen Skandal verursachte und eine der unheimlichsten Krankheiten für mich ist.

Das Thema macht es nötig ausreichend Informationen zu liefern, und so ist die erste Hälfte des Romans sehr inputlastig und dadurch auch recht langatmig. Interessant ist das natürlich schon zu lesen, aber eigentlich hat man ja einen Thriller erwartet. Zum Thriller wird der Roman dann in der zweiten Hälfte, da gibt es dann viel Action, spannende Wendungen und viel Rätselraten. Trauen kann man eigentlich niemandem.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, vor allem die Annas und Dans. Die Charakter bleiben in meinen Augen etwas zu blass, und keiner ist mir sympathisch geworden, naja, bis auf einen Nebencharakter, aber auch bei dem war Misstrauen angesagt, denn auch als Leser:in misstraut man nahezu jedem.

Wie man es von den beiden Autoren kennt, sind viele Szenen auf den Punkt, ich denke da z. B. an die Expertenrunde im TV, auch sonst ist der Erzählstil sehr eindringlich, das zeigt sich bereits im Prolog. Auch Humor fehlt nicht, dafür steht nicht nur die aufdringliche Nachbarin. Hin und wieder kamen mir manche Handlungen nicht ganz schlüssig vor, wenn z. B. Nachfragen ausblieben.

Ich bin ein großer Fan der beiden Autoren und habe jeden ihrer Romane gelesen. Dieses Mal haben sie mich leider nicht so abholen können, wie ich es von ihnen gewohnt bin. Die Thematik ist interessant, der Roman aber zu lange zu langatmig, zudem hätte ich mir wenigstens einen Charakter gewünscht, mit dem ich hätte mitfühlen können, dazu waren sie mir aber zu wenig sympathisch. Daher von mir „nur“ 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.02.2023

Ein Fall, der vor der Buchreihe spielt

Ein kurzer Fall für Harry Dresden - Wiedererwachter Glaube
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Harry Dresden und sein Partner Nick haben den Auftrag, ein verschwundenes Kind zu finden, – problematisch dabei sind vor allem ein Troll, und Eltern, die sich nicht an die Regel halten.

Die Kurzgeschichte ...

Harry Dresden und sein Partner Nick haben den Auftrag, ein verschwundenes Kind zu finden, – problematisch dabei sind vor allem ein Troll, und Eltern, die sich nicht an die Regel halten.

Die Kurzgeschichte spielt vor den Romanen um den Magier Harry Dresden, hier hat er seine Detektiv-Lizenz noch nicht enthalten, sondern arbeitet noch in einer anderen Detektei. Dass er sich trotzdem bereits mit dem „Übernatürlichen“ auskennt, steht aber außer Frage.

Ich kenne und mag Harry bereits länger, so dass ich keine Probleme hatte, mich in die Geschichte einzufinden, ob sie jedoch auf die Reihe Lust macht, bezweifele ich etwas. Man erfährt im Grunde zu wenig über Harry, um neugierig zu werden, und die Geschichte ist vielleicht etwas zu überladen. Wenn man Harry aber bereits kennt, ist die Geschichte okay und ein nettes Schmankerl für zwischendurch. Ich fühlte mich unterhalten und finde vor allem Faith Astor, das nicht ganz einfach zu handelnde Kind, gerade im Zusammenspiel mit Harry, gut gelungen. Leider funktioniert der Titel im Deutschen nicht.

Die Kurzgeschichte, die der Harry-Dresden-Reihe vorangeht, ist okay. Ich finde sie recht unterhaltsam. Wer Harry Dresden noch nicht kennt, wird womöglich nicht abgeholt. 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.