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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2023

Opulent, raffiniert konstruiert und dicht verwoben – historische Krimikunst!

Die Erfindung des Lächelns
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Auf den Pariser Boulevards tobt das überbordene Leben, man vergnügt und amüsiert sich, während im Louvre im August 1911 die berühmte Mona Lisa verschwindet und unauffindbar bleibt. Alle Ermittlungen verlaufen ...

Auf den Pariser Boulevards tobt das überbordene Leben, man vergnügt und amüsiert sich, während im Louvre im August 1911 die berühmte Mona Lisa verschwindet und unauffindbar bleibt. Alle Ermittlungen verlaufen im Sande. Nur in der undurchsichtigen Welt der Künstler, Bohemiens und Kriminellen gäbe es Hinweise…

Was für ein opulenter Roman! Schon das Cover zeigt es überdeutlich: In Paris tobt das Leben! Und Tom Hillenbrand entführt den Leser in eine ganz und gar atmosphärische Welt der Künstler, Anarchisten und Bohemiens, alle auf der Suche nach Glück, Erfolg und Erfüllung um jeden Preis. Kein Wunder, das diese Wünsche manchmal ganz besondere Blüten treiben. Schmunzelnd begegnet man sagenhaften Berühmtheiten und fragt sich augenzwinkernd, was der Realität entsprechen könnte, um dann wieder einzutauchen in ein ganz unglaubliches Geschehen, in menschliche Abgründe und sagenhafte Erlebnisse. Der Autor zeichnet seine vielen Protagonisten liebenswert menschlich und echt, und gerade weil es derlei jede Menge gibt, entsteht keinesfalls Langeweile.
Tatsächlich handelt es sich um eine sehr überwältigende, dicht verwobene Geschichte, die mich stellenweise leicht überfordert hat und die dem Leser Konzentration abfordert. Wer gerne miträtselt, den historischen Kontext und Überraschungen liebt, ist hier bestens aufgehoben!

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Eine bewegende Familiengeschichte, erzählt mit trockenem Humor und Selbstironie

Sylter Welle
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Drei Tage Sylt mit den betagten Großeltern; Max ist sich sicher, er sieht die beiden viel zu selten. Es werden drei Tage am Meer, die Erinnerungen an seine Kindheit, seine Familie, an großes Glück und ...

Drei Tage Sylt mit den betagten Großeltern; Max ist sich sicher, er sieht die beiden viel zu selten. Es werden drei Tage am Meer, die Erinnerungen an seine Kindheit, seine Familie, an großes Glück und tiefen Schmerz hervorholen.

An der unbekümmerten Sprache und Ausdrucksweise merkt man, dass Max Richard Leßmann selbst noch jung ist. Er erzählt einerseits im Hier und Jetzt und reflektiert dabei seine Kindheits- und Jugenderlebnisse auf eine sehr humorvolle Art. Gerne lässt man sich Anstecken, staunt über seine Ausführungen und kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Allerdings liegt über seiner Geschichte auch eine große Wehmut, eine Traurigkeit, eine Ahnung über die unaufhaltbare Vergänglichkeit. In vielerlei Hinsicht kann man sich bestens einfühlen. Es gibt Situationen, die wohl jeder schon erlebt hat und man versteht seine Botschaft. Ein Buch, das bewegt, aber auch herrlich unterhält!

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Zwei Tote und ein Anschlag, was steckt hinter der alten Legende?

Akte Nordsee - Der Teufelshof
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Ein einsamer Hof, zwei ermordete Menschen und ein schwer verletzter Bräutigam nach einer Hochzeitsnacht, das versetzt die Nachbarn in Angst und Schrecken. War die Mörderin wirklich die frisch angetraute ...

Ein einsamer Hof, zwei ermordete Menschen und ein schwer verletzter Bräutigam nach einer Hochzeitsnacht, das versetzt die Nachbarn in Angst und Schrecken. War die Mörderin wirklich die frisch angetraute Ehefrau? Oder der verdächtige Überlebende? Fentje Jacobsen übernimmt dessen Verteidigung und trifft auf Niklas John. Der Journalist, mit dem Fentje schon einmal in einem Fall recherchiert hat, verfolgt nach einem Anschlag auf sein Leben ganz eigene Spuren, stellt aber schnell fest, dass er Fentjes Hilfe benötigt.

Auch der zweite Fall von Eva Almstädts Reihe „Akte Nordsee“ ist wieder gehörig spannend und ereignisreich. Ein düsterer Plot sorgt für Gänsehaut, die Ermittlungen sind schwierig und führen nicht selten in die Irre. Beide Protagonisten, an deren Alltag man sehr lebhaft teilhaben darf, sind sympathisch und überzeugend. Eva Almstädt zieht die Leser/Hörer mit viel Charme und Nordseeflair sehr schnell in den Bann, die Geschichte ist lebendig und geschickt konstruiert und bleibt abwechslungsreich und undurchsichtig bis zum Schluss.
Für großes Kopfkino und atemlosen Hörgenuss sorgt Jona Mues, für mich einer der besten Sprecher, dem ich sehr gerne lausche. Zwar konnte mich das Ende diesmal nicht so hundertprozentig überzeugen, aber insgesamt ist „Der Teufelshof“ ein gelungener und fesselnder Krimi.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Einlesen und wirken lassen

Was man von hier aus sehen kann
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Luise ist zehn, als Oma Selma wieder einmal von einem Okapi träumt und damit den Tod eines Menschen im Dorf voraussagt. Was aber diesmal passiert, verändert Luises Leben auf traurige Weise.

Ein bisschen ...

Luise ist zehn, als Oma Selma wieder einmal von einem Okapi träumt und damit den Tod eines Menschen im Dorf voraussagt. Was aber diesmal passiert, verändert Luises Leben auf traurige Weise.

Ein bisschen skurril, bizarr und naiv beginnt Luises Erzählung. Man muss sich einhören in den Stil von Mariana Leky, der von Sandra Hüller erstklassig und einfühlsam interpretiert wird. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um die Geschichte zu mögen, und je weiter ich eingetaucht bin, desto mehr hat sie mich berührt.
Es geht im Grunde um zutiefst menschliche Gefühle, Ängste, Gewalt und Liebe, und den Zwängen, denen man ausgesetzt ist. Die Dorfgemeinschaft, in der Luise voller Geborgenheit aufwächst, hat ihre eigenen Gesetze des Zusammenhalts. Und es ist beeindruckend und manchmal auch lustig zu hören, was sich alles ereignet.
Ein ungewöhnliches Buch, das etwas Durchhaltevermögen fordert. Und wunderbar und angenehm von Sandra Hüller gelesen wird.

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Unheimliche Rückkehr in die Geheimnisse der Vergangenheit

Erinnere dich!
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Arnos Leben gerät aus den Fugen. Seine Freundin sucht das Weite, während eine Einladung zum zwanzigsten Abiturtreffen eintrifft. Und diese stürzt ihn in einen psychischen Abgrund, den er bisher erfolgreich ...

Arnos Leben gerät aus den Fugen. Seine Freundin sucht das Weite, während eine Einladung zum zwanzigsten Abiturtreffen eintrifft. Und diese stürzt ihn in einen psychischen Abgrund, den er bisher erfolgreich umgehen konnte. Seine damalige Freundin Maja verschwand bei einer Wanderung spurlos. Arno muss sich den Schatten der Vergangenheit stellen.

Max Reiter kann Situationen, Stimmungen und Gefühle so gut beschreiben, dass stets ein Hauch Unsicherheit und Zweifel bleiben. Permanent empfindet man leichtes Unbehagen, brütet über Ahnungen und wird von unvorhersehbaren Ereignissen überrascht. Das Setting ist ungemein spannend, düster, unberechenbar und stellenweise etwas Unwirklich. Man kann mit Arno mitfühlen und muss erleben, dass er zusätzlich zu seinen Selbstvorwürfen und Unsicherheiten auch noch Druck von unbekannten Außenstehenden bekommt.
Sehr geschickt konstruiert der Autor die Handlung, fesselt mit überraschenden Wendungen und überzeugt mit einem gekonnten Finish. Das farblich perfekt gestaltete Cover erinnert an ein Höllenfeuer und passt perfekt zum Plot. Absolut lesenswert!

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