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Veröffentlicht am 20.11.2023

Aufbruchsstimmung

Tanz ins Leben
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„Während Männer frei agieren können und ihr Wille, eine gewisse Position zu erreichen und auszufüllen, zu keiner Zeit in Frage steht, müssen Frauen weit mehr darum ringen.“

„Tanz ins Licht“ ist der dritte ...

„Während Männer frei agieren können und ihr Wille, eine gewisse Position zu erreichen und auszufüllen, zu keiner Zeit in Frage steht, müssen Frauen weit mehr darum ringen.“

„Tanz ins Licht“ ist der dritte Band der „Die Kinder der Hansens“-Reihe von Ellin Carsta. Er erschien im September 2023 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing.
Grundsätzlich ist er lesbar, auch wenn man Band 1 und 2 nicht kennt, ich empfehle aber das Lesen der gesamten Reihe, da man die Zusammenhänge einfach besser versteht!

Hamburg, Wien, USA 1925 - zurück geht es zur Familie Hansen. Wie leider irgendwie bisher bei allen Bänden der Reihe entsteht am Anfang durch viele Personen, viele Namen und viele Handlungsstränge irgendwie ein kleines Durcheinander. Dadurch fiel es mir zunächst schwer, mich zurecht zu finden - die Familie Hansen ist einfach so groß und es treten innerhalb kürzester Zeit viele Figuren auf, die man erst einmal sortieren muss. Hat man dies allerdings geschafft, fällt das Lesen deutlich leichter und es macht großen Spaß die Erlebnisse der Familie Hansen zu verfolgen.
Dabei ist es allerdings so, dass sich für mich nicht immer einer roter Faden durch die Handlung zieht. Es sind eher aneinandergereihte Erlebnisse, die natürlich ineinander verwoben sind und sich durch die Personen auch gegenseitig bedingen. Trotzdem verfolgt man aber einzelne Figuren, die jeder für sich Probleme, Sorgen und eine Geschichte haben. Die Hauptverbindung ist die familiäre Komponente.
Die Handlung wird dadurch sehr vielseitig und während manche Konflikte in diesem Roman gelöst werden, entstehen neue und das Ende stellt definitiv einen interessanten Cliffhanger dar… Insgesamt muss man diese Art der Erzählung aber mögen und sich darauf einlassen. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, denke aber, dass nicht jeder mit dem Erzählstil zurecht kommt.
Ellin Carsta gelingt es mühelos, historische Ereignisse in die Handlung einzubinden. Sie thematisiert unter anderem die Rassentrennung in den USA, die wirtschaftliche Situation in Deutschland und die daraus resultierenden politischen Strömungen. Diese Fakten sind dabei nicht langweilig oder trocken, sondern absolut authentisch und in die Handlung passend. Außerdem wird immer wieder die Rolle der Frau thematisiert. Die Frauen in der Familie Hansen passen nämlich zumeist nicht ins klassische Frauenbild der Zeit. Sie gehen ihren eigenen Weg und werden dabei gerade von Georg Hansen stark unterstützt.
Gefallen hat mir zudem die erneute Verknüpfung zur „Grand Hotel Saga“ der Autorin, welche sie als Caren Benedict schreibt.
Der Schreibstil ist insgesamt leicht und mitreißend. Die Kapitel beginnen jeweils mit einem Zitat der Figur, aus deren Sicht dieses geschrieben ist, was eine Zuordnung deutlich erleichtert. Zudem mag ich die Figuren mittlerweile sehr gern und fiebere mit ihnen mit. Natürlich gibt es dabei natürlich für den ein oder anderen mehr Sympathiepunkte als für den anderen, aber das ist wohl ganz normal!

Mein Fazit: Ich habe den dritten Band der „Kinder der Hansens“ insgesamt sehr gerne gelesen. Ich finde gerade den historischen Kontext klasse und mag die zum Teil sehr unerwarteten Wendungen der Handlung. Etwas verwirrend finde ich manchmal die vielen verschiedenen Handlungsorte und Charaktere, weshalb es auch in diesem Band ein wenig gedauert hat, bis ich mich vollkommen in die Geschichte einfinden konnte. Von mir gibt es daher 4 von 5 Sternen

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2023

Bauchgefühl

Blinde Furcht
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„Kontroversen waren ihr Lebenselixier. Hatte jemand eine andere Meinung, hat sie ihn ungespitzt in den Boden gestampft.“

„Blinde Furcht“ ist der 13. Fall für die Polizeichefin Kate Burkholder. Die Bücher ...

„Kontroversen waren ihr Lebenselixier. Hatte jemand eine andere Meinung, hat sie ihn ungespitzt in den Boden gestampft.“

„Blinde Furcht“ ist der 13. Fall für die Polizeichefin Kate Burkholder. Die Bücher der Reihe sind grundsätzlich unabhängig voneinander lesbar. Der Thriller erschien im Juni 2022 im Fischer Verlag. Er ist von der Autorin Linda Castillo geschrieben und übersetzt von Helga Augustin.
Eine Frau wird brutal ermordet aufgefunden. Sie war früher amisch, lebt mittlerweile aber außerhalb der Glaubensgemeinschaft. Mit ihrem Weggang aus der amischen Gemeinde und ihrem sehr forschen, nahezu wilden Auftreten hat sie sich nicht immer Freunde gemacht, doch wer könnte in der Lage sein, einen so gewaltvollen Mord zu begehen? Und vor allem, warum? Kate Burkholder steht vor einem Rätsel, dessen Lösung sie fast das Leben kostet…

Wie immer in den Thrillern um Kate Burkholder geht es zunächst eher gemächlich los. Rachael Schwartz‘ Leiche wird gefunden und Kate versucht bei den schweigsamen Amischen zu ermitteln. Zunächst hat sie keinerlei Anhaltspunkte und ihre Suche eher ein fischen im Trüben…
Im Laufe der Handlung geht es dann aber, ebenfalls wie immer, plötzlich Schlag auf Schlag und Kate selbst schwebt bald in Lebensgefahr.
Die Handlungstwists waren meiner Meinung nach gut gewählt und für mich auch nicht unbedingt vorhersehbar. Typisch für einen Thriller gerät die Polizeichefin selbst in tödliche Gefahr, wobei ich dies in diesem Fall tatsächlich als etwas überdramatisiert empfunden habe. Die Authentizität der Szenen bleibt final für mich eher fraglich und für mein Gefühl wollte die Autorin hier einfach nochmal einen gewissen „Thrill“ einbringen, ohne dass er wirklich notwendig für die Handlung gewesen wäre.
Kate selbst zeigt in diesem Band eine weitere Entwicklung, denn ihre Beziehung zu Tomasetti wird nicht mehr ganz so geheim gehalten wie zuvor. Was mich ein wenig erstaunt, ist, dass sie auf traumatische Erlebnisse immer sehr gelassen reagiert und man den Anschein bekommt, nichts würde sie wirklich treffen. Dies empfinde ich ebenfalls als eher wenig realistisch und würde mir wünschen, dass hier ein größerer Fokus auf die psychische Belastung des Jobs gelegt werden würde.
Was der Autorin wieder gut gelungen ist, sind die interessanten Einblicke in das Leben der Amischen und die aufgezeigten Probleme, die in der sehr strengen Glaubensgemeinschaft auftreten können.
Der Schreibstil und die Handlung sind insgesamt flüssig, aber eher ruhig. Am Anfang hat mich ein gestört, dass manche Beschreibungen mehrfach wiederholt wurden und keinen Mehrwert für die Handlung boten, dies legte sich aber mit dem Fortschreiten der Story.
Sympathisch sind neben Kate immer wieder die Kollegen im Polizeirevier, die ich mittlerweile sehr ins Herz geschlossen habe. Jeder hat so seine Eigenheiten und es macht einfach Spaß ihnen immer wieder zu begegnen.

Mein Fazit: Ein weiterer spektakulärer Fall für Kate Burkholder, der zwar interessant, aber nicht überragend spannend war. Für mich fehlte an einigen Stellen leider die Authentizität und ich hätte mir tatsächlich weniger Drama gewünscht. Wer blutige und rasante Thriller mag, wird sich mit der Reihe um Kate Burkholder für mein Gefühl eher nicht anfreunden können.
Nichtsdestotrotz habe ich den Weg von Kate wieder einmal gerne weiterverfolgt und gebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2023

Ewigkeit

Counting Memories
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„Unsere Liebe ist für die Ewigkeit. Aber dass sie mein Herz auch für immer in Dunkelheit hüllen würde, war nicht der Deal gewesen.“

„Counting Memories“ ist ein New-Adult-Roman von Katharina Olbert. Er ...

„Unsere Liebe ist für die Ewigkeit. Aber dass sie mein Herz auch für immer in Dunkelheit hüllen würde, war nicht der Deal gewesen.“

„Counting Memories“ ist ein New-Adult-Roman von Katharina Olbert. Er erscheint am 01.09.2023 im Selfpublishing und ist der zweite Band des Romans „Counting Stars“, welcher zuvor im Forever Verlag erschienen ist.
Grundsätzlich sind beide Geschichten unabhängig voneinander lesbar, da die Hauptfiguren unterschiedlich sind, ich empfehle euch aber definitiv zuerst mit „Counting Stars“ anzufangen, mir hat die Vorgeschichte nämlich gefehlt und obwohl man die Handlung auch so sehr gut versteht, hatte ich das Gefühl, mir fehlt etwas.

Julian und Maja sind seit einiger Zeit getrennt. Für die Hochzeit von Julians Schwester Len und deren Nick müssen die beiden sich jedoch wieder zusammenraufen, schließlich sind sie Trauzeugen und sind dafür zuständig, einen Junggesellenabschied zu organisieren und die Hochzeit zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen…
Als Julian und Maja aufeinandertreffen, merken beide schnell, dass die alten Gefühle füreinander noch da sind. Die Trennungsgründe haben sich jedoch nicht geändert und so ist eine erneute Beziehung einfach nicht denkbar. Trotzdem nähern sie sich während der Hochzeitsplanung immer weiter aneinander an und kämpfen gleichzeitig mit den eigenen Dämonen. Gefühle und Gedanken der beiden werden dabei durch die wechselnde Erzählperspektive sehr gut transportiert und sind zudem absolut authentisch.
Die Figuren sind sympathisch und gut charakterisiert, auch die Nebenfiguren gefallen mir ebenfalls sehr gut. Gerade Bea, Majas beste Freundin, mochte ich mit ihrer offenen und fröhlichen Art sehr gerne. Ich würde mich freuen, wenn sie vielleicht auch einen eigenen Band bekäme…
Maja war mir durch ihre Liebe zu Büchern natürlich sofort sympathisch, ihre eher zurückhaltende, aber absolut freundliche Art mag ich sehr. Julian ist jemand, auf den man sich absolut verlassen kann. Ich denke, man braucht so jemanden absolut in seinem Leben! Trotzdem kämpft er aber mit seinen eigenen Dämonen, denn Hauptthema des Romans ist unter anderem Julians Posttraumatische Belastungsstörung, die ihn einige Zeit vollkommen lähmt und aus dem normalen Leben reißt. Seine persönliche Stimmung wird aus den Buchzeilen regelrecht greifbar und gibt einen sehr realistischen Einblick in das Leben mit einer PTBS. Nur durch die Unterstützung seiner Schwester und Freunde kann er sich langsam zurückkämpfen und es wird deutlich, wie wichtig entsprechender Rückhalt sein kann. Etwas schade fand ich, dass Julians PTBS am Romanende plötzlich gar nicht mehr so präsent ist, obwohl es erneut ein sehr einschneidendes Erlebnis gibt. Dieses steckt er für mein Empfinden sehr leicht weg, obwohl ich gerade hier einen Rückfall erwartet hätte…
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass der Roman am Ende recht abrupt endet. Zunächst ist die Handlungsentwicklung nämlich relativ langsam, dafür aber sehr gefühlvoll und realistisch, später wird sie dann deutlich dramatischer und hektischer. Die Ereignisse überschlagen sich und die Konflikte werden sehr schnell aufgelöst. In einem Epilog werden zwar alle noch offenen Fragen beantwortet, ich persönlich hätte mir hier aber tatsächlich ein paar Seiten mehr und eine weiterhin ruhigere Entwicklung gewünscht. Durch die unerwarteten Wendungen kommt aber auch einiges an Spannung in die Handlung, was natürlich auch nicht zu verachten ist und sicherlich einfach Geschmacksfrage ist. Und auch mir hat „Counting Memories“ nichtsdestotrotz sehr gut gefallen.
Mir gefällt zudem das Cover des Romans sehr und ich würde in jeder Buchhandlung sofort danach greifen! Unglaublich gut gelungen ist auch die Einbindung des Buchtitels und die Weiterführung des ersten Bandes in Handlung! Es ist schön, dass die Protagonisten aus dem vorherigen Band nochmal eine so große Rolle bekommen und man ihre Geschichte weitererlebt.

Mein Fazit: Ich habe „Counting Memories“ sehr gerne gelesen und finde die gewählten Themen sehr gut und realistisch umgesetzt. Am Ende hätte ich mir eine etwas längere Handlung und einen langsameren Verlauf gewünscht, dies ist aber wirklich nur eine sehr kleine Kritik und sicherlich persönliche Geschmackssache. Es fehlt dem Roman definitiv nicht an Spannung und Emotionen, die gewählten Themen sind authentisch und emotional umgesetzt und die Protagonisten absolut sympathisch, weshalb ich 4 von 5 Sternen vergebe und euch die Romanreihe absolut empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Second Chanceq

Still missing you
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„Sie gehörte nicht hierher, das hatte sie noch nie. Hazel hatte Flügel und musste fliegen.“

„Still missing you“ ist ein New-Adult-Roman von Valentina Fast. Er erschien im Mai 2022 im dtv Verlag und ist ...

„Sie gehörte nicht hierher, das hatte sie noch nie. Hazel hatte Flügel und musste fliegen.“

„Still missing you“ ist ein New-Adult-Roman von Valentina Fast. Er erschien im Mai 2022 im dtv Verlag und ist der erste Band der „Still You-Reihe“.
Hazels Großmutter ist verstorben und so muss sie zur Beerdigung in ihren Heimatort zurückkehren. Vor einigen Jahren war sie aus verschiedenen Gründen und mit gebrochenem Herzen von dort abgehauen, weshalb die Rückkehr für Hazel nicht einfach ist. Überraschenderweise erbt sie, gemeinsam mit ihren Pflegegeschwistern dann auch noch eine alte Villa, welche sie gemeinsam zu einem Hotel aufbauen sollen…

Valentina Fasts Roman ist ein klassischer New-Adult-Roman mit Second-Chance-Trope. Als Hazel zurück in Eastwood ist, merkt sie nämlich, dass ihre Gefühle für Derek wohl doch nicht ganz begraben wurden und auch bei ihm tauchen alte Emotionen wieder auf. Der gemeinsame Aufbau des alten Hotels bringt die vier Geschwister insgesamt wieder näher zusammen, birgt zeitgleich aber auch viel Konfliktpotential.
Mit hat der Schreibstil mit der wechselnden Erzählperspektive zwischen Derek und Hazel gut gefallen. Er ist locker und leicht, die Geschichte lässt sich leicht und unkompliziert lesen.
Etwas kindisch und albern fand ich die plötzlich auftauchende „Hotlist“, welche von Hazel und ihrer besten Freundin zu Schulzeiten geschrieben wurde. Diese löst einen Konflikt aus, der sich durch den gesamten Roman zieht. Im ersten Augenblick fand ich es witzig, später dann wirklich nur noch überzogen. Aufgrund einer jahrealten Listewerden Hazel und Olivia nämlich plötzlich von Männern angesprochen, weil sie damals gut bewertet wurden… Dafür sind mir die Figuren aber wirklich einfach schon zu alt! Darüber hinaus sind auch die anderen Konflikte etwas dramatisch und aus Kleinigkeiten wird ein Elefant gemacht. Letztlich würde Reden an manchen stellen viel helfen, aber ohne das Aufblasen der Kleinigkeiten, hätte sich eben auch keine wirkliche Story ergeben…
Letztlich muss ich aber sagen, dass mir der Roman insgesamt trotzdem gut gefallen hat, da er sich einfach flüssig lesen lässt und eben unkompliziert ist. Die Auseinandersetzungen und Beziehungen in Hazels Pflegefamilie sowie der langsame Wiederaufbau der Gefühle zu Derek sind authentisch und emotional (wenn zum Teil eben auch etwas dramatisch) beschrieben. Hazels Entwicklung sowie die Annäherung an ihre Geschwister und ihren Heimatort sind ebenfalls gut gelungen. Auch Hazels Darstellung als Außenseiterin und Sturkopf mochte ich sehr.
Und auch das Buchsetting ist mit einer typischen amerikanischen Kleinstadt, dem dort herrschendem Dorfklatsch und leicht schrulligen Nebenfiguren einfach charmant und schön!

Insgesamt gibt es daher von mir 4,5 von 5 Sternen für einen gut lesbaren und unkomplizierten New-Adult-Roman mit Second-Chance-Trope.

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Veröffentlicht am 27.07.2023

Don't shoot the Dog

Positiv bestärken - sanft erziehen
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„Ein bestraftes oder über Korrektur trainiertes Tier lernt gerade nur so viel zu tun, daß es keine Probleme bekommt.“

„Positiv bestärken, sanft erziehen“ von Karen Pryor erschien erstmals 1985 und wurde ...

„Ein bestraftes oder über Korrektur trainiertes Tier lernt gerade nur so viel zu tun, daß es keine Probleme bekommt.“

„Positiv bestärken, sanft erziehen“ von Karen Pryor erschien erstmals 1985 und wurde 15 Jahre danach durch ein weiteres Kapitel zum Clickertraining ergänzt.
Das Buch wird als „Der Klassiker zum Clickertraining“ beworben und ich muss zugeben, dass ich dadurch etwas anderes erwartet habe. Ich dachte, es würde hauptsächlich um positive Verstärkung und die Arbeit mit dem Clicker am Hund gehen, letztlich umfasst das Buch von Karen Pryor aber noch viel mehr.
Auf insgesamt knapp 200 Seiten (ohne Bilder und Grafiken) beschreibt die Autorin, Zoologin, Tiertrainerin und Verhaltensbiologin, wie Lernen funktioniert. Es geht um Bestärkung, Formen, Reizkontrolle und Lernmethoden.
Jedes Thema wird anhand von Beispielen veranschaulicht und dargestellt. Tatsächlich war ich allerdings an manchen Stellen irritiert, da in Teilen eher fragwürdige Lösungen als gute Methode dargestellt werden und die sicher bessere Lösung eher wenig hervorgehoben wird. Zum Beispiel: „Hält man sich dieses primäre Signal in Reserve, so lassen sich rasch gute Reaktionen auf einen sanften Ruck hin entwickeln. Auf Dauer ist dies, […] viel freundlicher, als ständig mit einer wirkungslosen Kraftanstrengung immer wieder am Hals […] zu ziehen.“ Wahrscheinlich ist es aber einfach so, dass man hierbei auch die Zeit beachten muss, in der das Buch geschrieben wurde. Mittlerweile ist man im Training mit der positiven Verstärkung deutlich weiter, Rucken am Hund in jedweder Weise unangebracht und Karen Pryor eben eine wichtige Expertin, die hierfür einen Grundstein gelegt hat.
In ihrem Buch werden die Prinzipien der Verstärkung sehr deutlich und präzise erklärt. Das Ganze ist allerdings tatsächlich sehr sachlich und die Informationen finden sich schneller Abfolge ohne Auflockerungen wie Bilder, Schaukästen oder ähnliches. Auch sucht man das Hundetraining im Buch eher vergeblich, obwohl es gerade für dieses beworben wird und auch die Aufmachung etwas anderes erwarten lässt. Natürlich wird es angerissen, aber der Schwerpunkt liegt beim Training im Allgemeinen und für die Beispiele werden meist andere Tiere oder sogar Menschen herangezogen.
Es ist also definitiv keine Lektüre für nebenbei und auch keine Anleitung dafür, wie man mit dem Clicker am Hund oder an anderen Tieren arbeitet – wenn man hierfür konkrete Tipps oder Anleitungen haben möchte, sollte man auf andere Bücher zurückgreifen. Über das Gelesene muss man eindeutig nachdenken und einige der Lösungen absolut hinterfragen. Ich habe beim Lesen einiges lernen können, muss aber auch sagen, dass ich das Buch bei Gelegenheit wohl nochmal zur Hand nehmen muss. Es sind einfach wirklich viele Informationen auf einen Blick enthalten, die man erstmal entwirren und verstehen muss.
Es ist insgesamt tatsächlich ein Klassiker im Rahmen der positiven Verstärkung und wenn man mehr in den verhaltensbiologischen Kontext einsteigen möchte, dann ist das Buch auf jeden Fall geeignet. Weniger geeignet ist es, wenn man praktisch etwas über das Clickertraining lernen möchte!

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