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Veröffentlicht am 03.09.2023

Ausnahmezustand

Heartbreak
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Marie hat schon länger mit Depressionen zu kämpfen, ist aber in Therapie und nimmt Medikamente, dass ihr Freund sie nach einem Jahr plötzlich von einem Tag auf den anderen ghostet, wirft sie aber ganz ...

Marie hat schon länger mit Depressionen zu kämpfen, ist aber in Therapie und nimmt Medikamente, dass ihr Freund sie nach einem Jahr plötzlich von einem Tag auf den anderen ghostet, wirft sie aber ganz schön aus der Bahn. Tom ist ein vielversprechender Musiker, der nach dem Wunsch seines Managers und zugleich Vaters seine Karriere antreiben soll, indem er in einem kitschigen Film mitspielt, was aber schon zu Beginn der Dreharbeiten gewaltig schief geht. Irgendwann landen beide mehr oder weniger zufällig im gleichen Hotel in der Toskana.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Geschichte war fernab von jeglichem Kitsch und Marie und Tom wirkten als Protagonist:innen authentisch. Der Schreibstil des Autors ist sehr anschaulich und zugleich wortgewandt und mit der richtigen Dosis Humor an passenden Stellen. Auch Gesellschaftskritik, bzw. Kritik am Zeitgeist kommt nicht zu kurz, wenn Tom seinen ursprünglich afghanischen Namen ablegt, weil er damit, nach Meinung seines afghanischen Vaters, nicht erfolgreich werden kann, die Vermarktung auf Instagram und TikTok viel wichtiger ist als die Musik selbst und erschreckend viele Menschen in Deutschland mehr Mitgefühl für Hunde zeigen als für ertrunkene Flüchtlinge.

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Aufarbeitung

Simone
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In diesem autobiografischen Roman beschäftigt sich die Autorin mit dem Selbstmord ihrer Freundin vor vielen Jahren und versucht, Gründe zu finden, warum ihre Freundin Simone sich nicht mehr in der Lage ...

In diesem autobiografischen Roman beschäftigt sich die Autorin mit dem Selbstmord ihrer Freundin vor vielen Jahren und versucht, Gründe zu finden, warum ihre Freundin Simone sich nicht mehr in der Lage sah, weiterzuleben. Besonders beschäftigt sie, dass diese sich kurz vorher noch mit ihr treffen wollte, sie aber keine Zeit hatte. Nun begibt sie sich auf Ursachensuche, beginnend mit Simones Babyzeit, die sie in der DDR in einer Wochenkrippe verbringen musste, damit ihre Eltern voll arbeiten konnten, was heutzutage als sehr kritisch für eine gute Entwicklung angesehen wird. Außerdem spricht sie mit Simones Eltern, weiteren Verwandten, Freunden, Ex-Partnern und Psychologen und liest alte Tagebücher und Briefe ihrer Jugendfreundin, wodurch sie diese noch mal aus vielen anderen Perspektiven kennenlernt.

Ich fand das Buch sehr interessant, weil es zeigt, wie eine Persönlichkeit durch die Umstände ihres Aufwachsens bereits in der frühesten Kindheit geprägt wird, aber auch ansonsten ganz viele Aspekte beleuchtet werden, die zeigen, wie vielschichtig die Ursachen für einen Selbstmord sein können, und, dass es auch für Nahestehende ganz schwer ist, Selbstmordabsichten vorab zu erkennen. Daher halte ich das Buch für ein sehr wichtiges.

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Schatten der Vergangenheit

Eine glückliche Familie
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Beth, mittlerweile um die 40, ist bei ihrem Vater aufgewachsen, nachdem die Mutter die Familie überstürzt verlassen hat. Mittlerweile hat sie selbst einen Sohn und eine Tochter, ist von ihrem Ex-Mann getrennt, ...

Beth, mittlerweile um die 40, ist bei ihrem Vater aufgewachsen, nachdem die Mutter die Familie überstürzt verlassen hat. Mittlerweile hat sie selbst einen Sohn und eine Tochter, ist von ihrem Ex-Mann getrennt, aber hat weiter ein halbwegs gutes Verhältnis zu ihm. Eines Tages steht dann plötzlich eine Frau vor ihrer Tür, die wirklich ihre verschollene Mutter zu sein scheint und Beth verzeiht ihr schnell, weil sie so froh ist, auch endlich wieder eine Mutter zu haben. Mit dem Auftauchen der Frau passieren aber auch immer extremere Dinge in Beths Leben und sie bekommt zudem Angst, dass etwas Schlimmes, das sie kurz nach dem Verschwinden ihrer Mutter getan hat, bekannt wird.

"Eine glückliche Familie" ist als Kriminalroman klassifiziert, für mich ist es aber eher ein Psychothriller, da ja kein wirklicher Kriminalfall im Mittelpunkt der Handlung steht, sondernd Beths Lebensgeschichte und die mysteriösen Vorfälle, die immer bedrohlicher werden. Die Geschichte um Beth und ihre Mutter fand ich sehr spannend, auch wenn ich manches schon ahnte, gab es dennoch auch immer wieder Überraschungen. Wie Beth vor lauter Freude über das Wiedersehen mit ihrer Mutter alle Vorsicht abstreift, vermittelt die Autorin sehr schlüssig und ebenso, welche Dynamiken im Familien-, Freundes- und Kollegenkreis in Gang gesetzt werden. Der Schreibstil war dabei gut und flüssig lesbar und zugleich anschaulich.

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Füreinander bestimmt?

Vom Ende der Nacht
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Will und Rosie stammen aus recht unterschiedlichen Welten. Will wächst zusammen mit seiner Halbschwester bei seiner Großmutter auf, weil sein Vater schon lange weg ist und auch die Mutter ihre Kinder verlassen ...

Will und Rosie stammen aus recht unterschiedlichen Welten. Will wächst zusammen mit seiner Halbschwester bei seiner Großmutter auf, weil sein Vater schon lange weg ist und auch die Mutter ihre Kinder verlassen hat. Rosie hat einen Zwillingsbruder, eine sehr ehrgeizige und dominante Anwaltsmutter und einen Vater, der sich aus allem herauszuhalten scheint und lebt in gutbürgerlichen Verhältnissen. Über ihren Bruder, der mit Will im Mathe-Kurs ist, lernt Rosie, die Musik liebt, dann aber Will, der am liebsten an Motorrädern schraubt, auf einer Party kennen und sie unterhalten sich trotz aller Unterschiede erstaunlich gut. Dennoch gibt es Gründe, warum Rosie trotz aller gegenseitigen Anziehung nicht mit ihm zusammensein will oder kann und diese verfolgen sie auch im weiteren Verlauf ihrer Leben. Dennoch kommen beide aber auch nicht wirklich ohne einander klar, obwohl sie es sich immer wieder vornehmen.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Geschichte um Will und Rosie ist nicht zu kitschig und ich mag die Schreibweise des Romans, die einerseits anschaulich genug ist, dass man sich gut in die Situationen und die beiden Hauptpersonen hineinversetzen kann, andererseits aber auch immer wieder wie im Zeitraffer erzählt, sodass es trotz der langen Zeitspanne keine unnötigen Längen gibt. In die beiden Charaktere konnte ich mich weitgehend hineinversetzen, außer, dass mir persönlich das ganze Hin- und Her und zweifeln am Ende vielleicht ein Tick zu viel war. Aber, sie waren sehr authentisch ausgestaltet mit Ecken und Kanten und eben auch Zweifeln und Ängsten. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und ich empfehle das Buch gerne weiter!

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Eine beeindruckende Frau

Der Frühling ist in den Bäumen
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Zunächst muss ich sagen, dass der Klappentext, insbesondere die Formulierung "sexuelle Abhängigkeiten" (mal wieder) ziemlich andere Vorstellungen bei mir geschürt hat, das Buch selbst hat mich dann eher ...

Zunächst muss ich sagen, dass der Klappentext, insbesondere die Formulierung "sexuelle Abhängigkeiten" (mal wieder) ziemlich andere Vorstellungen bei mir geschürt hat, das Buch selbst hat mich dann eher positiv überrascht. Ich würde die Thematik anders auf den Punkt bringen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die 24-jährige Renina Dietrich, die es trotz ihres jungen Alters in den 50er Jahren geschafft hat, Assistentin beim Philosophen Martin Heidegger zu werden. Dann beschließt sie aber, mit Unterstützung ihrer Eltern, die mit ihr seit ihrer Flucht im Zweiten Weltkrieg in Konstanz am Bodensee leben, die "Lady", die erste deutsche Frauenzeitschrift herauszugeben. Zunächst einmal überrollt Renina aber ihr Privatleben. Sie hat recht überstürzt den Atomphysiker Fred Dietrich, einen Neffen von Marlene Dietrich, geheiratet und erlebt nun sexuelle Gewalt durch ihn, gegen die sie sich aber vehement zur Wehr setzt und die Scheidung möchte, was in den 50er Jahren noch sehr schwierig war.

Die Autorin erzählt hier die Geschichte ihrer eigenen Mutter, die wirklich die "Lady", die erste und noch dazu recht anspruchsvolle, Frauenzeitschrift Deutschlands gegründet. Außerdem spielt auch der intellektuelle Freundeskreis von Reninas Eltern mit einigen recht beeindruckenden Persönlichkeiten immer wieder eine Rolle. Aber auch Renina selbst und ihre Eltern haben Eindruck bei mir hinterlassen, wie sie, recht untypisch für die damalige Zeit, miteinander umgehen, bereits Gleichberechtigung leben und der Tochter viel Zutrauen und sie immer unterstützen. Renina bewundere ich dafür, wie sie die Gewalterfahrungen nicht erstmal hinnimmt, sondern direkt einen Schlussstrich unter die Ehe ziehen will. Und auch die Geschichte hinter der ersten deutschen Frauenzeitschrift und deren Verbindung zu Marlene Dietrich fand ich sehr interessant, diese hätte für meinen Geschmack auch noch etwas mehr Raum zusätzlich einnehmen dürfen. Der Schreibstil war gut lesbar und anschaulich, das Cover passt zu den 50er Jahren, trifft aber nicht voll meinen Geschmack. Ich empfehle das Buch gerne allen, die Geschichten um starke Frauenpersönlichkeiten mögen.

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