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Veröffentlicht am 31.12.2017

Tolle Gestaltung einer mitreißenden Geschichte, die mit Dokumenten erzählt wird!

Illuminae. Die Illuminae Akten_01
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Das Buch ist keine übliche Erzählung, sondern besteht vielmehr aus verschiedenen Dokumenten, die ich euch in meinem oben verlinkten Blogtour-Beitrag vorgestellt habe. Zusammengestellt von der sogenannten ...

Das Buch ist keine übliche Erzählung, sondern besteht vielmehr aus verschiedenen Dokumenten, die ich euch in meinem oben verlinkten Blogtour-Beitrag vorgestellt habe. Zusammengestellt von der sogenannten Illuminae-Gruppe sollen diese das Geschehen dokumentieren.
Am Anfang war ich skeptisch, ob damit überhaupt Nähe zum Geschehen entstehen kann, doch am Ende war ich begeistert. Allein schon die reine Vielfalt der Dokumente - Tagebucheinträge, Offiziersmitteilungen, E-Mails, Transkriptionen von Überwachungskameras, Chatverläufe ... Dabei verliebte ich mich vor allem in die Gestaltung mit der Liebe zum Detail. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, die Seiten zu entdecken. Auf einigen ziehen sich auch mal in kunstvollen Linien nur wenige Wörter über die Seite, was ziemlich viel ausdrücken kann. Tintenflecke, durchgestrichene Zeilen, die die Zensur darstellen sollen, geschwärzte Fäkalsprache, aber auch kleine Easter Eggs wie bekannte Namen auf einer Opferliste - all das ist einfach ziemlich cool gemacht.
Der Gestaltung gelingt es dabei häufig, Epik, dramatische Stille und so weiter rüberzubringen. Die verschiedenen Dokumentarten sorgen für einen umfassenden Überblick - sei es über die Geschehnisse oder eben auch das Innenleben der Charaktere, sodass ich erstaunt war, wie nah ich dann doch an beiden war, wie sehr mich die Handlung mitriss.

Die Handlung. Diese habe ich größtenteils (mit kleinen Ausnahmen) als nicht wirklich vorhersehbar empfunden, ich hatte oft keine Ahnung, wie es sich entwickeln würde, zumal die Lage oft sehr aussichtslos ist. Und definitiv nicht schonend rangeht. Hinzu kommen schockierende Wendungen. Dabei sollte man sich nicht von der Dicke abschrecken lassen, gerade durch die Gestaltung ist doch teilweise nicht allzu viel Text auf einer Seite, gleichzeitig hat mich die Story so an die Seiten gefesselt, dass diese nur so an mir vorbeigeflogen sind.
Das Geschehen hat mich schockiert, mitgerissen, gefesselt ... Dabei sind gerade die Themen wie eben künstliche Intelligenz ebenso unheimlich wie fazinierend, und bieten durchaus auch irgendwie Denkanstöße.

Über die Science Fiction-Welt selbst erfährt man dabei nicht allzu viel, was daran liegt, dass sich die Story sehr auf die Geschehnisse beschränkt. Das könnte sich natürlich mit den Folgebänden ändern und hat mich jetzt nicht wirklich gestört, zumal so unnötiges Info Dumping verhindert wird. Dennoch kommt die düstere Science Fiction-Atmosphäre selbst durchaus sehr gelungen rüber - wie gesagt, die Handlung und auch die Atmosphäre haben mich gefesselt und in ihren Bann gezogen.
Trotz der düsteren Atmosphäre und Vorgänge ist das Buch aber auch humorvoll. So sind beispielsweise die Anmerkungen der Illuminae-Gruppe an manchen Dokumenten leicht zynisch, und der Humor des Typen, der die Aufnahmen der Überwachungskameras transkribiert hat, hat uns sowieso dauernd zum Lachen gebracht mit seinen sarkastischen Kommentaren.

Die beiden Protagonisten sind Kady und Ezra, und hier besteht quasi mal umgekehrte Rollenverteilung. Hier ist sie diejenige, die sich ein wenig gegen die Konventionen auflehnt und mehr Ahnung hat, und er derjenige, der lange keinen Plan hat und weniger mutig ist. Dabei mochte ich, dass die beiden als gewöhnliche Teenager dargestellt werden und nicht als strahlende Helden oder so.
Gerade Kady mochte ich dabei. Sie mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch tatsächlich verfügt sie über geniale Hackerfähigkeiten und hat keine Skrupel, diese einzusetzen, was ich ziemlich cool fand. Sie steht zu sich, bietet Paroli und hat doch auch Ängste, Schwächen und kann nicht alles.
Ezra macht lange einen eher weniger komptenten Eindruck, ist aber auf seine Art ganz süß. Seine Unsicherheit und Verletzlichkeit verbirgt er meist hinter einer betont sarkastischen Art, gerade in Dialogen.

Die beiden haben sich kurz vor dem Angriff gerade erst getrennt, was mal eine andere Herangehensweise ist, für mich aber immer die Gefahr bietet, dass die Gefühle zwischen den beiden nicht mehr nachvollziehbar sind, wenn man als LeserIn nicht die Kennenlernphase verfolgen kann. Doch dadurch, dass die beiden sich eben getrennt haben und sich nun auch erst langam wieder ein Stück näher kommen, kamen die Gefühle (trotz der auf den ersten Blick distanzierteren Erzählweise!) durchaus bei mir an.
Dabei nimmt vor allem Ezra sich selbst auch nicht immer so ganz ernst, wenn er zum Beispiel übertrieben kitschig ist.

Die anderen Charaktere stehen deutlich im Hintergrund, dennoch haben die meisten von ihnen Gründe für ihr Handeln, und so stellen sich teilweise auch Fragen nach Moral und dem richtigen Handeln, meist auf düstere Art. Definitiv also ein empfehlenswertes Buch, das mal etwas anderes ist und dennoch zu fesseln weiß!

Fazit: Eine düstere Science-Fiction-Geschichte mit dennoch stets präsentem Sarkasmus wird erzählt mit einer Zusammenstellung unterschiedlichster Dokumentarten, die alle mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet wurden und zum Entdecken einladen, die gleichzeitig einen Überblick über die schockierenden, mitreißenden Geschehnisse geben, aber auch einen Einblick in das Innenleben der Charaketere gewähren, wo der Fokus auf den sympathischen Protagonisten liegt, bei denen die Rollenverteilung in gewisser Weise umgekehrt ist

Veröffentlicht am 24.12.2017

Realistischer Jugendbuchthriller mit wichtigem Thema und vielschichtigem Protagonisten

Wolkendämmerung
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Inhalt:

Als der siebzehnjährige Nicholas die Chance bekommt, als Bordfotograf auf einem Forschungsschiff zu arbeiten, dabei einen Haufen dringend benötigtes Geld zu verdienen und seinem Traum von dem ...

Inhalt:

Als der siebzehnjährige Nicholas die Chance bekommt, als Bordfotograf auf einem Forschungsschiff zu arbeiten, dabei einen Haufen dringend benötigtes Geld zu verdienen und seinem Traum von dem Beruf als Fotograf näher zu kommen, scheint alles perfekt. Auch die Klimaschutzmission dieses Schiffes klingt auf den ersten Blick sehr nobel. Aber warum wird Nicholas verfolgt? Und sind die Ziele dieser Mission wirklich so ehrenhaft wie sie scheinen?

Meine Meinung:

Ehrlich gesagt wusste ich nicht so ganz, was mich erwarten würde, auch wenn der Klappentext ganz spannend klang. Doch was sich dann dahinter verbarg, übertraf meine Erwartungen. Es war endlich mal wieder ein mitreißender Jugendbuchthriller, bei dem von Anfang an Spannung da ist, dadurch, dass Nicholas quasi in der ersten Szene zusammengeschlagen und von Beginn an verfolgt wird. Von dahin baut sich die Spannung dann immer mehr auf, um dann in einem actionreichen Show-Down zu enden.
Dadurch ist das Buch auch konstant fesselnd, und die fast fünfhundert Seiten flogen quasi vorbei. Erzählt wird die Geschichte vor allem aus zwei Sichten - der von Nicholas und der von Elin, einer Praktikantin aus Deutschland, die für ein paar Wochen bei Nicholas' bestem Freund Zachary wohnt und so in das Geschehen hineingezogen wird. Zwischendurch gibt es nochmal ganz kurze Abschnitte aus der Sicht ein, zwei weiterer Personen.

Handlungsort ist Kalifornien. Dabei merkt man hier deutlich, dass die Autorin selbst mal dort gelebt hat, denn es gelingt ihr, die Bilder der Strände, des Pazifiks, der Klippen, des Himmels, der Kleinstadt und sogar des Highways vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen, sodass ich das Gefühl hatte, ich wäre dort, mitten im warmen kalifornischen Sommer statt im nasskalten deutschen Herbst. Auch die dortige Lebensweise wird ein Stück weit rübergebracht.
Dabei wird insbesondere Nicholas' Liebe zu dem Meer prägnant zum Ausdruck gebracht. Er geht jeden Tag oft mehrmals an den Strand direkt hinter seinem Haus, kennt das Meer und seine Tücken, liebt die Delfine und fühlt sich dort zuhause - all das wird dem/der LeserIn nachempfindbar vermittelt. Gerade dadurch, dass das Meer so eine wesentliche Rolle spielt, entsteht auch eine enstprechende maritime Atmosphäre.

Nicholas, auch Nick genannt, ist ein sehr vielschichtiger Protagonist mit Ecken und Kanten. Er ist alles andere als perfekt, sondern flirtet schnell mit Mädchen und bricht anschließend oft ihr Herz. Auch bei Elin, weshalb er sich mit Zachary streitet, der sich wie ein großer Bruder um das etwa gleichaltrige Mädchen kümmert. Anfangs empfand ich Nicks Verhalten hierbei noch als ein wenig unsympathisch, allerdings regt dieser Streit Nick auch zum Nachdenken an. Ansonsten steht die Liebesgeschichte im Hintergrund, auch wenn die gegenseitige Anziehung der beiden spürbar bleibt, dadurch aber authentisch ist, dass es tatsächlich "jugendliches Verliebtsein" ist.
Ansonsten war mir Nicholas aber sehr sympathisch, sodass ich gar nicht anders konnte, als ihn ins Herz zu schließen. Er verurteilt andere Leute nicht sofort. So wird er am Anfang zusammengeschlagen, weil der ärmere Teil der Stadt kein Wasser hat (darauf komm ich gleich nochmal zurück) und die Jugendlichen ihren Frust an ihm auszulassen. Statt diese nun aber dafür zu hassen, drehen sich Nicholas' Gedanken eher um den Umstand mit dem Wasser und er erklärt ihr Verhalten fast damit.

Prinzipiell vergisst man nie, dass die Hauptpersonen Jugendliche sind. Sie mutieren nie zu Superhelden, sondern bringen ihre individuellen Stärken ein, sind aber auch unsicher und haben Angst. Gerade Nicholas' Gefühle konnte ich absolut nachempfinden, da sie ausdrucksstark rüber gebracht werden, zumal er ein sehr aufbrausender Charakter sein kann und zwischendurch mit Wut, Verzweiflung und Angst kämpft.
Mal beweist Nicholas ziemlich viel Mut und Trotz, dann wieder wirkt er jungenhaft, unsicher, zweifelnd. Die meisten seiner Gefühle und Handlungen konnte ich nachvollziehen und er wirkt, ebenso wie die anderen Charaktere, sehr lebensecht, auch wenn auch Elin und Zachary neben ihm ein wenig verblassen, weil er so ein vielschichtiger und facettenreicher Charakter ist.
In Nicks Erzählstil mischt sich dabei immer ein leicht sarkastischer Unterton, zumal er auch ein wenig aufmüpfig und frech sein kann, wobei er damit oft nur seine Unsicherheit zu verbergen versucht. Dadurch wird der Schreibstil auch sehr locker und ich habe ihn wirklich gerne gelesen.

Zentrales Thema ist dabei der Klimawandel. Wie gesagt, in einem Teil der Stadt gibt es kein Wasser mehr, dann soll Nicholas bei einer Klimaschutzmission fotografieren. An dieser Stelle möchte ich einfach mal die tiefgehende Recherche der Autorin loben, die auch technische Details und tatsächlich existente Forschung leicht erklärt einwebt und so ganz nebenbei noch hochinteressante, teilweise aber leider auch bedrückende Informationen zu diesem wichtigen Thema vermittelt.
Ihren eigenen Angaben zufolge könnte das Geschehen sich theoretisch durchaus so abspielen, da es entsprechende Forschungen tatsächlich gibt, was dem Buch nochmal eine realistische Note verleiht.

Fazit: Spannender, authentischer und realistischer Jugendbuchthriller, der sich dem wichtigen und hier sehr gut recherchierten Thema des Klimawandels widmet, mit einem sehr vielschichtigen, lebensechten Protagonisten mit Ecken und Kanten, dessen Emotionen sehr ausdrucksstark und nachempfindbar vermittelt werden!

Veröffentlicht am 14.10.2017

Die schillernden Facetten der Dunkelheit zwischen Vorstellung und Wirklichkeit

Scherben der Dunkelheit
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Wie bei den anderen Bücher von Gesa Schwartz zeichnet sich auch dieses durch diesen herausragenden Stil aus. Es ist kein Stil, den jeder mögen wird, daher würde ich empfehlen, vorher in die Leseprobe hineinzulesen. ...

Wie bei den anderen Bücher von Gesa Schwartz zeichnet sich auch dieses durch diesen herausragenden Stil aus. Es ist kein Stil, den jeder mögen wird, daher würde ich empfehlen, vorher in die Leseprobe hineinzulesen. Aber ich liebe diesen Stil. Er ist bildreich, metaphorisch und sorgte dafür, dass ich jede Szene in schillernden Farben vor mir sah.
Gesa Schwartz lässt die Magie wirklich werden. Sie zeigt nicht nur die Schatten, die sich bedrohlich auch über das innere Auge des Lesers/ der Leserin legen, sondern auch die schimmernden Facetten, die in der Dunkelheit liegen.
Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre direkt rüberzubringen, sodass ich eintauchte in die Welt dieses düsteren Zirkus, in diese Welt voller Dunkelheit, die aber auch zahlreiche Farben enthält, gerade da Anouk selbst oft Bilder zeichnet oder malt. Und besonders die Szenen, die zwischen Vorstellung und Wirklichkeit liegen, wirkten so echt, dass ich selbst das Gefühl hatte, mich jenseits der Realität zu befinden.

Wie in jedem Buch, das ich von der Autorin bisher gelesen habe, sind auch in diesem Bücher wichtig. Und auch hier sind die Protagonisten wieder Träumer, Weltenwandler, Menschen, die manchmal vor der Realität zurückschrecken und in Reiche der Fantasie flüchten. Menschen also wie wir, was dazu führt, dass sich ein hohes Identifikationspotenzial bietet, da die meisten von uns wohl diese Liebe zu Geschichten und Fantasie, diese Nähe zur Magie sehr gut verstehen können.
Somit taucht man ein in eine Welt, die Nichtleser/-innen verschlossen bleibt, sowohl allein durch das Lesen eines Buches als auch in der Handlung selbst. Somit fühlt es sich auch für den/die Leser/-in an, als würde man ein kleines Geheimnis mit denen teilen, die sich ebenfalls von Welten außerhalb der unseren, von Fantasie und Magie mitreißen lassen.

Als Gegensatz dazu stehen auch hier wieder die Eltern, die in der logischen Realität voller Hektik leben. Zugegeben, einige Elemente finden sich so in allen zumindest von mir gelesenen Büchern der Autorin wieder, und auch diese Atmosphäre mit düsteren Facetten zwischen der realen Welt und der Vorstellung, anderen Welten ist bekannt. Aber ich würde das eher als Kennzeichen ihres Stils bewerten, als etwas, das ihre Bücher ausmacht.
Zumal der Handlungsgegenstand sich unterscheidet. Beim Lesen wünschte ich mir manchmal, das Buch sei zu Ende, dass alles gut liefe und für die Charaktere gut ausginge, und fürchtete mich gleichzeitig davor, dass die Geschichte beendet werde und ich daraus wieder auftauchen müsste. Die Handlung selbst entwickelt sich nachvollziehbar, weist unvorhersehbare Wendungen auf und ist spannend, auch dank des manchmal leicht unheimlichen Settings - man sollte vielleicht keine Clown-Phobie mitbringen.

Ähnlich wie in ihren anderen Büchern gibt es auch hier wieder einen düsteren männlichen Charakter, der sich aber trotzdem auch wieder unterscheidet. Was ich an Rhasgar mochte, war, dass er zwar Arroganz und Überheblichkeit ausstrahlt, Anouk aber trotzdem nicht abfällig behandelt, sondern offensichtlich mit Respekt, ohne sie beleidigen zu wollen. Dadurch mag er zwar düster sein, bricht aber mit den Klischees des üblicherweise machohaften Bad Boys.
Anouk ist eine Protagonistin, die mich mit ihrem Trotz, ihrem Sarkasmus und ihrer Schlagfertigkeit immer wieder zum Lächeln brachte. Sie zweifelt an sich selbst, steht aber auch zu ihren Prinzipien und ist ein Charakter mit ausgeprägter innerer Stärke. Sie hat ihren jüngeren Bruder verloren, was Spuren davongetragen hat, dennoch macht sie das nicht zu einem besonders tragischen Charakter oder so.

Generell sind die Charaktere sehr tiefgründig und vielschichtig, sodass sogar die Antagonisten Facetten haben, die Mitleid und Sympathie erregen. Jeder Charakter hat eine Vergangenheit, einige schließt man schnell ins Herz.
Was ich auch mochte, war, dass bestimmte Aspekte, die den Charakteren wichtig waren, immer wieder aufgegriffen wurden, wie zum Beispiel Anouks Liebe zu dem Regen.


Fazit: Ein Buch mit einem bildreichen Stil, das in schillernden Facetten der Dunkelheit zwischen Vorstellung und Wirklichkeit schimmert, mit tiefgründigen und vielschichtigen Charakteren mit einer Vergangenheit, ein Buch, das die Liebe zu Geschichten und zu der Magie ausdrückt

Veröffentlicht am 03.10.2017

Tiefgründiges, vielschichtiges und faszinierendes World Building mit dem Preis von Macht

Naris
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Inhalt:

Kyndra bricht gemeinsam mit ihren Begleitern auf, um Acre zu erkunden und Frieden für ihr Land zu suchen. Doch was ist geblieben von dem machtsüchtigen ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Inhalt:

Kyndra bricht gemeinsam mit ihren Begleitern auf, um Acre zu erkunden und Frieden für ihr Land zu suchen. Doch was ist geblieben von dem machtsüchtigen Imperium, das vor fünfhundert Jahren Krieg gebracht hatte? Und lässt sich dort wirklich Frieden finden?
Derweil muss Brégenne feststellen, dass Mariar beziehungsweise Rairam im Falle eines Angriffs wehrlos ist. Also fasst sie den Entschluss, sich ihren Ratsmitgliedern zu widersetzen und ihr Land zu warnen - selbst wenn das bedeutet, die Identität der Wirker nach jahrhundertelanger Geheimhaltung zu enthüllen.

Meine Meinung:

Schon beim ersten Band war ich total mitgerissen von dem World Building und dadurch, dass man nun auch Acre kennenlernt (und nicht länger nur aus Kieriks Erinnerung), bestätigt sich das nur noch. Schon Mariar-jetzt-Rairam ist ein Land voller unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen, und auch Acre ist voller Vielfalt, von der man als Leser/-in natürlich nur einen Bruchteil erfährt.
Aber allein schon die Tatsache, dass es zwei Zeitebenen gibt, die von Bedeutung sind, nämlich einmal die der Gegenwart, in der die Handlung spielt, und die der Vergangenheit von vor fünfhundert Jahren, die die jetzigen Zustände erheblich beeinflusst hat, ist beeindruckend und lässt die Welt, die somit eine Vergangenheit hat, wirklich erscheinen.
Das Imperium, das, wie der/die Leser/-in schnell feststellt, einiges an Glanz verloren hat, erinnerte mich von dieser Ausbreitung inklusive technischer Erneuerungen hin zum schleichenden Verfall ganz grob an die Geschichte des Römischen Imperiums.
Auch die Magie fasziniert immer noch. Die Wirker von Naris, aber auch andere außergewöhnliche Phänomene, denen man nun in Acre begegnet, wie den Khronostianern (leicht inspiriert von der griechischen Mythologie, vermute ich :D), die die Zeit manipulieren können.

Allerdings muss ich sagen, dass dieser Teil durchaus zweiter-Band-Charakter hat. Er hat einfach nicht die Epik des Auftaktes mit all seinen Enthüllungen oder des Show-Downs, auch wenn es durchaus nicht an Spannung mangelt. Auf Kyndras Seite, weil unklar ist, wem sie vertrauen können und welcher Seite sie sich anschließen sollen, auf der von Naris wegen der Ungewissheit des Schicksals von Rairam - und weil der Panzerhandschuh, den Gareth aus dem Archiv geklaut hat, sich immer mehr zu einer Bedrohung für seinen Geist und sein Leben entwickelt. Und auch sonst ist die Autorin nicht gerade zimperlich mit ihren Lesern/-innen.
Die Liebesgeschichten spielen weiterhin kaum und wenn, maximal weit im Hintergrund eine Rolle. Nediah und Brégenne haben sich ihre Gefühle einander immer noch nicht so ganz gestanden, gleichzeitig gibt es eine weitere Entwicklung, die ich erst geshippt habe, wobei es mir dann zwischenzeitlich doch etwas schnell ging, aber da das alles wie gesagt für das Geschehen kaum von Bedeutung ist, kann man damit leben.
Erzählt wird die Handlung aus mehreren Sichten, neben Kyndras gibt es da Medavle, Brégenne, aber auch neue Charaktere wie Char oder Hegdon, die einen Einblick in die acreanische Lebensweise geben.

Kyndra zeigt wunderbar, dass Macht ihren Preis hat. Sie kämpft gegen ihr Erbe an, um nicht ihre Menschlichkeit zu verlieren und befindet sich gleichzeitig wieder im Konflikt, dass sie ihren Freunden im Ernstfall nicht helfen kann, wenn sie sich weigert ihre Kräfte einzusetzen. Als mahnendes Beispiel fungiert Kierik mit seinen Taten der Vergangenheit, die Kyndra immer wieder einholen.
Dadurch, dass er in ihren respektive genaugenommen seinen Erinnerungen in Kyndra weiterlebt, bleibt auch die Faszination seines Charakters erhalten, deren Sicht man teilweise aus erster Hand erfährt, während seine Handlungen andererseits oft verurteilt werden. Aber gerade diese Macht der Sterne fasziniert. Und ich mochte es, wie Kyndra neben ihrer starken Seite auch ihre verletzliche behält, und wie sie dagegen kämpft, ihre Menschlichkeit zu verlieren.
Nediah mochte ich schon im ersten Band, genau wie Brégenne, die ich mit diesem Teil zunehmend ins Herz schloss. Sie ist einfach ein starker, aber innerlich auch sensibler Charakter mit einer leicht rebellischen, eigenständigen Art, der sich trotz seiner Macht manchmal kindliche Freude erhalten hat und sich auch verändert.
Auch Char ist ein faszinierender Charakter, von dem man anfangs nicht so ganz weiß, wie man ihn einschätzen soll.
Medavle habe ich allerdings nicht so ganz getraut, einfach, weil seine Rache nicht wirklich erfüllend war, und man in den Passagen aus seiner Sicht merkt, dass er nicht wirklich loyal ist und eher nach eigenen Interessen handelt, und zudem sehr der Vergangenheit nachtrauert, was ich als sehr gefährlich empfand. Unwillkürlich hab ich mich gefragt, wofür er sich wirklich einsetzt.

Die Geschichte konnte mich auch diesmal fesseln und ich kehrte immer wieder gerne nach Acre zurück, sodass ich mich jetzt schon auf den Abschluss der Trilogie freue.

Fazit: Fesselnder, spannender zweiter Band mit einem tiefgründigen, vielschichtigen und faszinierenden World Building einer Welt mit Vergangenheit und sympathischen Charakteren, dem es zwar an der Epik eines Auftaktes oder Abschlusses fehlt, bei dem es jedoch trotzdem nie langweilig wird und der auch den Preis von Macht aufzeigt

Veröffentlicht am 07.09.2017

Nachdenklich stimmendes Buch mit zahlreichen Denkanstößen

Was kann einer schon tun?
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Dieses Buch lässt sich keinem Genre zu ordnen. Es enthält keine Romanhandlung in dem Sinne, sondern vier Gespräche, die der Erzähler mit seinem Hund, einem deutschen Au-Pair-Mädchen, einem Flüchtling und ...

Dieses Buch lässt sich keinem Genre zu ordnen. Es enthält keine Romanhandlung in dem Sinne, sondern vier Gespräche, die der Erzähler mit seinem Hund, einem deutschen Au-Pair-Mädchen, einem Flüchtling und seinem zehnjährigen Sohn führt. Vier Gespräche, die sich allesamt um die Rettung der Welt drehen.
Dass die Weltrettung ein sehr hoch gestecktes und für den Einzelnen kaum bewältigbares Ziel ist, wird dabei deutlich. Der Erzähler wendet sich bewusst an die Jugend und fragt danach, was man als Einzelperson verändern kann - bezogen auf Themen wie der Flüchtlingskrise, rechte Entwicklung in der Gesellschaft, Kriege, Klimawandel, Terrorismus, Toleranz und ähnlichen.
Durch die unterschiedlichen Gesprächspartner ergeben sich dabei unterschiedliche Perspektiven, so vertritt das Au-Pair-Mädchen in gewisser Weise eine typische deutsche Jugendliche, die sich überfordert von den Problemen fühlt und eigentlich nur ein eigenes Leben führen will, während der Flüchtling gerade auf Fremdenhass ein neue Sicht öffnet, der Sohn wiederum in seiner kindlichen Naivität die Lösungen banal erscheinen lässt.

Jedes einzelne der Gespräche enthält dabei zahlreiche Denkanstöße, die nachdenklich stimmen. Ideen, was man selbst verändern kann, aber auch Theorien dazu, wie Fremdenhass entsteht. Überlegungen, wie man sich verhalten soll, wo die Ursache der Probleme liegt - und letztendlich auch Anstöße dahingehend, das eigene Verhalten zu reflektieren, und die einen selbst animieren, etwas zu verändern. Dabei ist die Hauptbotschaft, dass schon kleine, alltägliche Dinge etwas verändern können.
Dabei ist das Buch in dem leicht poetisch anmutenden Schreibstil verfasst, den manche vielleicht schon aus dem anderen Buch des Autors, „Sommer unter schwarzen Flügeln", kennen, und der einen gerne die Gespräche verfolgen lässt.

Das Buch stellt Überlegungen dahingehend an, wie die Zukunft aussieht und was wir dazu beitragen können. Es versucht, Probleme nachzuvollziehen und ihrer Ursache auf den Grund zu gehen, aber auch Lösungen zu finden.
Letztendlich wird aber vor allem der/dem Leser/-in überlassen, welche Schlüsse er/sie darauszieht. Er/sie wird dazu anregt, sich selbst eine Meinung zu den Ideen zu bilden, selbst nach Lösungen auch in dem eigenen Leben zu suchen.

Fazit: Ein nachdenklich stimmendes Buch, das sich mit den Problemen unserer Gesellschaft beschäftigt und zahlreiche Denkanstöße liefert!