Mörderische Wanderungen
Pacific Crest Trail KillerDer Pacific Crest Trail (PTC) mit seinen 4265 km ist ein Wanderweg des Extreme - er verläuft von der amerikanisch- mexikanischen Grenze bis an die amerikanisch-kanadischen Grenze – quer durch Kalifor¬nien, ...
Der Pacific Crest Trail (PTC) mit seinen 4265 km ist ein Wanderweg des Extreme - er verläuft von der amerikanisch- mexikanischen Grenze bis an die amerikanisch-kanadischen Grenze – quer durch Kalifor¬nien, Oregon und Washington, über 60 Gebirgspässe, durch 19 Canyons, sieben Nationalparks und 24 Nationalwälder. Im Süden müssen Wanderer rund 1000 Kilometer Wüste mit Temperaturen von bis zu 50 Grad durchstehen, bevor sie in die Berge der Sierra Nevada gelangen.
Das ist Schauplatz von Christian Piscullas spannendem Roman „Pacific Crest Trail Killer“. Eine Wanderung auf dem PCT ist der Jugendtraum von Mark Stetson. Nach 8 Jahren bei der Militärpolizei im Irak und Afghanistan kehrt er zurück in die USA und will sich diesen Traum erfüllen, bevor er wieder in den regulären Polizeidienst wechselt.
Doch es soll ein Alptraum werden, der ihn an seine psychischen und physischen Grenzen bringt. Marks Wanderung in einer faszinierenden Natur, die vom Autor wunderbar bildlich beschrieben wird, erfährt nach 750 km eine jähe Unterbrechung, als eine tote Wanderin in einem verbrannten Zelt gefunden wird. Sofort erkennt er, es war kein Unfall war. Hier ist der Ort eines Verbrechens. Mit seiner Analyse des Tatorts und der der kühnen Schlussfolgerung, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt, beeindruckt er die Kollegen des FBI, die inzwischen eingetroffen sind. Schnell und kurzentschlossen wird Mark vom erfahrenen FBI Agenten Steve Cortez, der einen Blick für das Wesentliche hat, für die Zusammenarbeit engagiert. Marks Insiderkenntnisse als Wanderer sind wertvoll und gemeinsam wollen sie schnellstmöglich diesen Serienmörder finden.
Auf zwei Ebenen, aus der Sicht des Mörders und seiner Verfolger, erzählt Christian Piskulla flüssig und sprachgewandt eine spannende und faszinierende komplexe Geschichte. Doch dieser Roman bietet noch viel mehr als Action und Einblicke in die Welt der Wanderer. Der Autor geht der Frage nach – was macht einen Menschen zum Mörder? Dabei werden soziale Fragen gestellt und die lebensunwürdigen Zustände vieler Amerikaner schonungslos dargestellt. Der amerikanische Traum von Chancengleichheit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist für viele Menschen unerreichbar. Gewalt, Armut, Obdachlosigkeit,
Trailerparks und Drogen - das ist die bittere Realität für viele und der Weg aus der Mitte der Gesellschaft nach untern kann jeden treffen. Ein Ausweg daraus ist nahezu unmöglich.
Doch das ist keine Erklärung und keine Rechtfertigung für Mord und Gewalt. Deshalb muss der Täter, der immer wieder zuschlägt, schnellstmöglich gefunden werden. Doch er ist trickreich und kann die Abgeschiedenheit des Geländes für sich nutzen. Bis ihm das FBI eine raffinierte Falle stellt.
Das hochdramatische Finale birgt noch einige Überraschungen und ist in sich völlig stimmig. Mir hat es große Freude bereitet dieses Buch zu lesen und ich habe viel Neues über PTC Hiker und ihre Welt erfahren. Der schonungslose Einblick in die heutigen amerikanischen Verhältnisse hat mich tief erschüttert und betroffen gemacht. Wie kann eine solche Gesellschaft noch lebenswert sein? Chancengleichheit für alle Amerikaner bleibt eine Illusion. Dennoch zeigt der Autor an einigen seiner Protagonisten, die sich für ein besseres Amerika in ihrem Umfeld einsetzen, einen Hoffnungsschimmer auf.
„ Pacific Crest Trail Killer“ ist ein spannender und vielschichtiger Thriller mit einer komplexen Handlung und einem gesellschaftskritischen Background, der dem Autor ausgezeichnet gelungen ist und dem ich 5 Sterne sowie eine klare Leseempfehlung gebe.