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Veröffentlicht am 05.11.2023

Mary und der tote Guru

Sautrog
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Am Ende des letzten Bandes musste ich um das Leben der Kommissarin Mary bangen. Den schweren Unfall hat sie überlebt, befindet sich aber in einer Lebenskrise und die ganze Familie macht sich Sorgen. Da ...

Am Ende des letzten Bandes musste ich um das Leben der Kommissarin Mary bangen. Den schweren Unfall hat sie überlebt, befindet sich aber in einer Lebenskrise und die ganze Familie macht sich Sorgen. Da scheint es fast als Geschenk Gottes, als Engelbert vom Reinen Licht, der Anführer einer ortsansässigen Sekte, tot aufgefunden wird. Der neue Kollege, Kommissar Erdem, bittet Mary um Mithilfe. Langsam findet Mary zumindest zurück ins Berufsleben und gemeinsam geraten wir in turbulente Ermittlungen.

Erneut gelingt es der Autorin mich zu überraschen und gut zu unterhalten. Eine Sekte im kleinen Dorf Essing ist an sich schon eine Sensation. Kein Wunder formiert sich Widerstand dagegen - allen voran Marys Schwiegervater und dessen Lebensgefährtin.

Mary und Erdem verhören die Sektenmitglieder, suchen nach einem Motiv. Vergebens, der Tote scheint ein echter Heiliger gewesen zu sein. Bei näherem Hinsehen ergibt aber ein Sumpf wie Sodom und Gomorrha.

Während Mary beruflich weiter Fuß fasst, bleiben die privaten Probleme ungelöst. Sie kann ihrem Mann den Fehltritt mit der Staatsanwältin nicht verzeihen.

Die Auflösung des Falles ist erneut überzeugend und zeigt wozu Fanatismus und Rachegefühle führen können.

Bis es zur Festnahme kommt, ist der Krimi fesselnd und gibt oft Anlass zum Schmunzeln. Der Neue Erdem ist eine echte Bereicherung, der zwar viel Unruhe in die PI bringt, aber sehr zu meiner Erheiterung beiträgt. Er neigt zu übertriebenen Geschäftigkeit, was nicht alle Kollegen schätzen. Besonders gelungen fand ich die Rekonstruktion des möglichen Tathergangs. Ich musste zu meiner Erleichterung auch nicht aktiv teilnehmen.

Am Ende haben sich sogar die privaten Wolken verzogen und alles läuft wieder in geregelten Bahnen. Doch für mich hält der lesenswerte Krimi einen Wermutstropfen bereit. Mary möchte ihren Beruf an den Nagel hängen. Ich hoffe, sie ändert ihre Entscheidung wieder.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Eine Frau kämpft für ihr Recht auf Glück

Die Postbotin
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Berlin 1919 Der 1. Weltkrieg ist zu Ende und die Männer kehren heim. Und sie wollen ihre alten Arbeitsplätze zurück. Die Frauen, die an die Stelle der Männer getreten und als Heldinnen bejubelt wurden, ...

Berlin 1919 Der 1. Weltkrieg ist zu Ende und die Männer kehren heim. Und sie wollen ihre alten Arbeitsplätze zurück. Die Frauen, die an die Stelle der Männer getreten und als Heldinnen bejubelt wurden, sollen zurück an den Herd . So soll es auch bei den weiblichen Aushilfen bei der Post sein. Nur sind viele Frauen auf das Einkommen angewiesen.

Postbotin Regine empfindet das als ungerecht und gemeinsam mit anderen Frauen beschließt sie . sich zu wehren. Unterstützung erhofft sich Regine von der Gewerkschaft. Sie lernt dadurch den Gewerkschafter Kurt kennen und verliebt sich in ihn.

Regines beste Freundin Evi arbeitet als Telefonistin ebenfalls bei der Post. Ihr Verdienst ernährt auch ihre Mutter. Nachdem sich ihr Geliebter von ihr getrennt hat, gerät Evi in eine Abwärtsspirale, dabei träumt sie von einem besseren Leben.

Mich hat die Thematik des Romans gereizt. Frauen, die das öffentliche Leben und die Wirtschaft am laufen gehalten haben, sollen plötzlich wieder zur braven Hausfrau und Mutter werden. Nur wissen die Frauen jetzt, was sie zu leisten imstande sind. Mir hat imponiert, wie Regine den vermeintlich übermächtigen Vorgesetzten die Stirn bietet. Regine emanzipiert sich nicht nur bei der Arbeit, sondern auch privat.

Evi mochte ich zu Beginn nicht besonders. Mir war ihr Selbstmitleid wegen der Trennung zu viel. Allmählich hatte ich mehr Verständnis. Ihre private Situation ist sehr bedrückend - Geldsorgen, eine unselbstständige Mutter und die verzweifelte Suche nach dem Bruder.

Das Ende des Buches stimmt mich hoffnungsfroh. Die Probleme sind weiterhin da, aber auch der feste Wille, sie zu meistern.

Das Buch garantiert gute Unterhaltung. Ich fand den Einblick in das Leben einfacher Frauen kurz nach Kriegsende sehr interessant und meiner Meinung nach verdient jede von ihnen meine Anerkennung. Die Autorin erzählt fesselnd und auch die Gefühle kommen nicht zu kurz .

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Schwere Zeiten für die Kommissarin

Kirchenasyl
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Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob das Leben der Kommissarin Mary endlich in ruhigen Bahnen verläuft Doch man darf sich nie zu sicher sein und so ist es auch im beschaulichen Essing.

Zunächst ...

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob das Leben der Kommissarin Mary endlich in ruhigen Bahnen verläuft Doch man darf sich nie zu sicher sein und so ist es auch im beschaulichen Essing.

Zunächst wird ein schwer verletzter junger Bosnier in der Kirche gefunden. Niemand scheint ihn zu kennen. Warum also Essing und dann noch in der Kirche ?Und wen meinte er mit Maria - seine letzten Worte ? Die Spekulationen schießen ins Kraut. Auf der Suche nach der ominösen Maria müssen zu meiner Erheiterung die Marias von Essing befragt werden. Mein Fazit, Kriminalbeamten haben es nicht immer leicht.

Dann betritt eine neue Staatsanwältin die Bühne. Was als mögliche Verbesserung gegenüber Staatsanwalt Übelacker erschien, wird schnell zum Ärgernis. Sämtliche Männer sind von der Neuen hingerissen. Auch Marys Toni ?

Marys Fall nimmt ein immer größeres Ausmaße an. Die dabei offenbarte Brutalität war für mich kaum zu ertragen.

Doch Mary wird durch ihre schlimmen persönlichen Probleme immer wieder abgelenkt. Toni hat sie hintergangen. Alle wissen davon und sie erfährt es als letzte. Wie soll sie mit dem Vertrauensbruch umgehen. Ich gebe zu, diese privaten Probleme haben mich mindestens genauso gefesselt wie der packende aktuelle Fall. Ich konnte Mary und ihre Enttäuschung sehr gut verstehen und von Toni , den ich bisher als liebevollen und fürsorglichen Ehemann kennenlernen durfte, war ich sehr ernüchtert.

Mit göttlicher Hilfe kann Mary den Fall lösen. Die Motivation des Täters hat mich deprimiert und gleichzeitig wütend gemacht. Mitleid wollte sich nicht einstellen.

Anders als in den Vorgängerbänden endet der Krimi nicht harmonisch , sondern mit einem fiesen Cliffhänger.

Insgesamt war es wieder großes Kino, Mary bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Ich fand die Mischung aus privaten Problemen und aktueller Ermittlung sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Erschreckendes Deja-Vu

Niemand kann sie brechen
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Die Profilerin Andrea Thornton arbeitet mittlerweile als Dozentin an der Uni. Das gibt der Autorin die Gelegenheit, tiefer gehende Informationen zu Täterstatistiken und speziellem Täterverhalten zu geben. ...

Die Profilerin Andrea Thornton arbeitet mittlerweile als Dozentin an der Uni. Das gibt der Autorin die Gelegenheit, tiefer gehende Informationen zu Täterstatistiken und speziellem Täterverhalten zu geben. Ich fand das mindestens so spannend wie die fesselnde Thrillerhandlung.

Aufgrund ihres hervorragenden Fachwissens wird Andrea von der Polizei immer wieder bei kniffligen Fällen hinzugezogen. Im aktuellen Fall gesteht ein Mann den Mord an seiner Freundin, macht aber psychische Probleme geltend. Schuldfähig oder nicht ? Andreas Herangehensweise war interessant und gibt tiefe Einblicke in die Arbeitsweise eines Profilers.

Dann meldet sich unverhofft Katie, eine junge Frau, die Andrea aus langjähriger Gefangenschaft befreien konnte. Nun wird Katie gestalkt und die alten Ängste kommen wieder und das zu einem Zeitpunkt, als sie bereit für ein neues Leben ist. Wieder ist es beeindruckend, wie Andrea ein Profil des Täters erstellt. Welche Hinweise sie benutzt und welche Schlüsse die daraus zieht. Da ich den Band kenne, der Katies Martyrium zum Inhalt hat, konnte ich Katies Verzweiflung gut nachvollziehen. Gleichzeitig habe ich sie bewundert. Sie ist nicht mehr die willenlose Sklavin, sondern eine mutige junge Frau, die dem Täter Stärke entgegen setzt.

Erneut war ich schockiert, dass es Männer gibt, die Frauen so vehement verachten und sie als Eigentum und Objekt betrachten. Da trägt auch nicht zu meinem Verständnis oder Mitleid bei, zu wissen, dass der Täter ein schwaches Ego und Minderwertigkeitskomplexe hat.

Am Ende kommt es zu einem verbalen Kräftemessen zwischen Andrea und dem Täter. Es war eine Freude und Genugtuung, das zu lesen. Wie immer konnte mich die Kombination von packender Krimihandlung und interessanten Hintergrundinformationen fesseln.

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Luise - ein schwerer Start im Exil

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
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Berlin 1936 Maria, Anni und Luise sind die besten Freundinnen und träumen davon gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Anni hat jüdische Wurzeln. Maria ist Jüdin und Luise ist gemeinsam mit ihrem Freund ...

Berlin 1936 Maria, Anni und Luise sind die besten Freundinnen und träumen davon gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Anni hat jüdische Wurzeln. Maria ist Jüdin und Luise ist gemeinsam mit ihrem Freund Richard im Widerstand aktiv.

Als die illegale Druckerwerkstatt auffliegt, flieht Richard Hals über Kopf nach Amerika. Luise folgt im etwas später zusammen mit dem Versprechen, in Amerika das Restaurant zu eröffnen und auf die beiden Freundinnen zu warten, die sich nicht entschließen können, Deutschland ebenfalls zu verlassen.

86 Jahre später steht Luises Enkelin vor einer schweren Aufgabe. Sie soll ein Drittel Luisens Nachlass bekommen unter der Bedingung, dass sie sich auf die Suche nach den beiden Freundinnen macht.

Die Autorin erzählt in Rückblicken Luises weiteres Leben in Amerika. Es ist ein schwerer Start, denn ohne Geld und Sprachkenntnisse hat man wenig Möglichkeiten. Luise lässt sich nicht unterkriegen. Sie arbeitet als Tellerwäscherin und wird nicht zur Millionärin. Glücklicherweise lernt sie eine Gruppe anderer deutschen Migrantinnen kennen und gemeinsam erarbeiten sie sich ihren Platz in der neuen Welt. Über allem schwebt die Sorge um die Zurückgebliebenen.

June ist nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer Großmutter Luise aufgewachsen. Über deren bewegte Vergangenheit erfährt sie jetzt zum ersten Mal und beschließt, Luises Wunsch , die alten Freundinnen oder deren Nachkommen aufzuspüren, nachzukommen.

Was mich an dem Buch fasziniert hat, war, dass der Schwerpunkt nicht auf dem Leben in Nazideutschland liegt, sondern dort weitermacht, wo viele Bücher, die in dieser Zeit spielen - nach erfolgreicher Flucht.

Die Autorin schildert schonungslos , wie schwer der Neubeginn war. Die Flüchtlinge wurden nicht immer mit offenen Armen empfangen. Die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig. Das Leben war teuer. Hinzu kam die Sorge um die Lieben in Nazideutschland, das Heimweh und Schuldgefühle, weil man davon gekommen ist. Luise habe ich bewundert. Wie ein Stehaufmännchen macht sie nach jedem Rückschlag weiter, findet Trost und Rückhalt in der Gruppe. Mir war nicht bewusst, dass es oft die Frauen waren, die die Familie zusammen gehalten und das Überleben gesichert haben.

Ich habe durch das Buch völlig neue Einblicke erhalten, die meine Hochachtung für die Frauen gesteigert haben.

Nicht weniger interessant sind die Ereignisse rund um June. Für mich war es spannend, wie sich die Suche nach den Freundinnen gestaltet, was auch beinhaltet Luises Lebensweg in Amerika nachzuspüren. Durch die Schilderungen ehemaliger Weggefährten ergibt sich ein gutes Bild von Luises facettenreichen Charakter.

Was für mich besonders fesselnd war, durch Junes Nachforschungen erhält man sehr genaue und hilfreiche Hinweise, wie man sich selbst auf die Suche machen kann. Dass es dann noch eine Liebesgeschichte gibt, bei der sich June entscheiden muss, wie sie weiter leben möchte, war nicht so von Bedeutung für mich.

Der Roman hat mich komplett abgeholt und ich konnte kaum aufhören zu lesen, so bewegt hat mich Luises Geschichte, so neu und interessant war der Blick auf die deutschen Migranten in Amerika. Für mich ein tolles Leseerlebnis mit hohem Unterhaltungswert.

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