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Veröffentlicht am 01.01.2024

Zukunftsroman mit Schnecke

Endling
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Biologin Zoe beschäftigt sich hauptsächlich mit Insekten, was im Jahre 2041 bedeutet, dass sie sich auch mit dem Artensterben befasst. Das liegt in der Familie, ihre Tante Auguste teilt schließlich ihre ...

Biologin Zoe beschäftigt sich hauptsächlich mit Insekten, was im Jahre 2041 bedeutet, dass sie sich auch mit dem Artensterben befasst. Das liegt in der Familie, ihre Tante Auguste teilt schließlich ihre Wohnung mit der letzten Weinbergschnecke der Welt. Ähnlich wie die Schnecke zieht sich Auguste hinter ihre vier Wände zurück, verlässt seit Jahren nicht das Haus. Doch das soll sich ändern, als ihre gute Freundin Sophie urplötzlich verschwindet.
Jasmin Schreiber greift in ihrem neuen Roman einige große Themen auf: Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Depressionen, Repressalien gegen jegliche Person, die „anders“ ist (dazu zählen streng genommen auch alle Frauen). Keine leichte Kost denkt man, und doch ist der Grundtenor immer auch irgendwo positiv. Der Erzählstil ist sehr locker, so als würde Zoe tatsächlich ihre Geschichte erzählen, es wird Umgangssprache gesprochen, dadurch wirken gerade die Dialoge noch authentischer. Da Zoe Biologin ist und für ihren Job brennt, sind nicht nur alle Kapitel nach Tieren benannt, sondern es fließen auch immer wieder interessante Fakten über Flora und Fauna ein. Diese kleinen Exkurse fand ich wirklich gelungen, denn sie lockern die Handlung etwas auf und geben gleichzeitig einen tieferen Einblick. Der Cast (inklusive Schnecke HP14) hat mir gut gefallen, einzig Zoes Mutter, die für die familiäre Dynamik der vier Frauen wichtig ist, kommt dann doch sehr kurz weg. Die Handlung ist extrem kurzweilig, immer passiert etwas Unerwartetes. Nicht alles ist ganz so logisch, doch insgesamt ist die Geschichte stimmig. Trotzdem hätten dem Buch ein paar mehr Seiten gut getan. Es passiert sehr viel, da kommt dann doch manches etwas verkürzt herüber. Gerade die Auflösung größerer Zusammenhänge ist auch deswegen etwas unbefriedigend für mich geblieben. Trotzdem mochte ich Endling sehr gerne, da der Roman große Themen anspricht und so zum Nachdenken anregt, dabei aber auch mit einem tollen Erzählstil und einer ungewöhnlichen Handlung punkten kann, die auch mal über kleine Makel hinwegtrösten.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Actionreich

Stunde um Stunde
0

Nach dem Verschwinden ihrer Tochter Tilly sind Elsie und Ryan auch noch zwei Jahre danach der Meinung: die Polizei hat nicht sorgfältig ermittelt, hat ihr Verschwinden vorschnell als Ertrinken abgetan. ...

Nach dem Verschwinden ihrer Tochter Tilly sind Elsie und Ryan auch noch zwei Jahre danach der Meinung: die Polizei hat nicht sorgfältig ermittelt, hat ihr Verschwinden vorschnell als Ertrinken abgetan. Um endlich zu erfahren was mit Tilly passiert ist, um die Behörden zu zwingen sich den Fall noch einmal vorzunehmen, greifen die beiden zu drastisch-verzweifelten Maßnahmen: sie drohen entscheidende Beweise für noch ungeklärte Straftaten zu zerstören. Unter anderem die, für die Ermittler Charlie fast fünf Jahre undercover sein Leben riskiert hat. Um seinen Einsatz nicht buchstäblich in Rauch aufgehen zu sehen, setzt Charlie alles daran Licht in Tillys Fall zu bringen.
Candice Fox schreibt absolut mitreißend, man fiebert mit, spürt den Zeitdruck förmlich auf jeder Seite. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und locker, gerade die Dialoge zwischen den ungleichen Teampartnern Lynette und Charlie machen Spaß. Die beiden geraten in z.T. schon fast absurde Situationen, was einen hohen Unterhaltungswert hat. Charlie ist mir sehr sympathisch, ebenso seine unerwartete Partnerin Lynette. Die überrascht mit ihrer Hartnäckigkeit nicht nur ihn sondern auch den Leser. Ich kann nicht einschätzen wie häufig die von Fox angeführten Fälle auftreten, aber die Vorstellung, dass die Aufklärung eines Mordes wirklich nur an einer einzigen Spur hängen kann… unschön. Selbst innerhalb der beteiligten Polizisten gibt es ganz unterschiedliche Meinungen dazu, ob diese Spuren oder das Leben der Geiseln höher einzuschätzen sind; diese Differenzen machen nachdenklich, und das bietet einen guten Kontrapunkt zu den actionreicheren Szenen. Auch die Delaneys sind in ihrer Verzweiflung authentisch gelungen, und man fragt sich unweigerlich zu was man in vergleichbarer Situation fähig wäre. Mir hat leider das Finale nicht so gut gefallen, auch wenn ich den Thriller sonst wirklich gerne gelesen habe. Lynette und Charlie hätten das Zeug dazu als Team weitere Fälle zu lösen, ich bin gespannt, ob die Autorin sie lässt. Mich würde ein Wiederlesen freuen.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Das Buch der Phobien und Manien

Das Buch der Phobien und Manien
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Von Arachnophobie, Klaustrophobie oder Flugangst hat wohl schon jeder einmal gehört. Doch was, wenn man sich vor Eisenbahnfahrten fürchtet? Oder vor Popcorn? Oder vor Palindromen?
Dann ist man beim Buch ...

Von Arachnophobie, Klaustrophobie oder Flugangst hat wohl schon jeder einmal gehört. Doch was, wenn man sich vor Eisenbahnfahrten fürchtet? Oder vor Popcorn? Oder vor Palindromen?
Dann ist man beim Buch der Phobien und Manien erst einmal gut beraten: ein kleines Nachschlagewerk lässt einen die gängigsten, aber auch skurrilsten Ängste und Manien etwas besser verstehen. In jedem der 99 kurzen Abrisse wird die Wortherkunft der Phobie/Manie erläutert, sowie die Geschichte ihrer „Entdeckung“. Einige sind schon seit vielen Jahrhunderten bekannt, andere naturgemäß neuzeitlich (wie etwa die Angst das Smartphone nicht in Reichweite zu haben). Es wird sehr kurz auf die psychologischen Hintergründe eingegangen, ebenso auf die Erläuterung, die man früher für schlüssig hielt, die heute aber nur noch als hanebüchen bezeichnet werden können. Immer wieder werden berühmte Fallbeispiele angebracht, manche Geschichten sind abstrus, andere vor allem traurig. Der Stil ist recht einfach gehalten, trotzdem informativ und durchaus auch humorvoll. Das Buch ist eine nette lexikonartige Zusammenfassung für den, der sich und seine Umwelt ein bisschen besser verstehen will.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Familienporträt in Manns Lübeck

Unsereins
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Lübeck, 1890. Die Familie von Rechtsanwalt Lindhorst bekommt ein Nesthäkchen, Marthe. Die kinderreiche Familie will in der Gesellschaft weiter aufsteigen, doch der Vater hat den falschen Beruf für den ...

Lübeck, 1890. Die Familie von Rechtsanwalt Lindhorst bekommt ein Nesthäkchen, Marthe. Die kinderreiche Familie will in der Gesellschaft weiter aufsteigen, doch der Vater hat den falschen Beruf für den Senat, die Mutter mit ihren manisch-depressiven Phasen zu kämpfen. Marthes Kindheit und Jugend sind davon geprägt, ebenso wie von der Jahrhundertwende und der Veröffentlichung eines Romans über eine Familie, fast ganz wie die ihre.
Mahlkes Roman umspannt knapp sechzehn Jahre im kleinsten Staat des Kaiserreichs, unschwer ist für den Leser Lübeck zu erkennen. Das Stadtbild wird gut wiedergegeben, eine Karte erleichtert die Vorstellung zusätzlich. Man bekommt einen lebendigen Einblick in den Alltag der etwas besser Gestellten, aber auch der niederen Arbeiter. Natürlich fühlte ich mich beim Lesen an Manns Buddenbrooks erinnert, aber die Autorin schafft ein ganz eigenes Lesegefühl, das trotzdem seiner Zeit gerecht wird. Ich mochte den Erzählstil sehr, der Blick für die feinen Details, die Kleinigkeiten, die den Alltag ausmachen. Ebenso die Tatsache, dass eher die Frauen in den Fokus gerückt werden, auch und gerade weil sie zu dieser Zeit nicht automatisch das Sagen hatten. Besonders hat mir Ida gefallen, unverhofft zum Dienstmädchen geworden, aber mit doch ganz eigenen Zielen im Leben, die sie langsam, aber stur verfolgt.
Schon allein Familie Lindhorst zählt stolze zehn Mitglieder, auch sonst geizt Mahlke nicht mit Figuren; nicht immer gelingt der Überblick, Personenregister hin oder her. Eine gewisse Distanz blieb zu allen Figuren, trotzdem gefiel mir dieser Einblick in ganz unterschiedliche Lebenssituationen.
Fazit: Unsereins ist ein wirklich gelungener Roman, der zwar eine gewisse Aufmerksamkeit fordert, dafür aber auch belohnt.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Whodunit mit Pfiff

Der Cocktailmörderclub
1

Dass bei einem Treffen des Detection Clubs über Mord und Todschlag gesprochen wird, das ist normal. Aber ein waschechter Mord beim Mordbasar des Schriftstellerclubs? Das ist doch ein Schock. Natürlich ...

Dass bei einem Treffen des Detection Clubs über Mord und Todschlag gesprochen wird, das ist normal. Aber ein waschechter Mord beim Mordbasar des Schriftstellerclubs? Das ist doch ein Schock. Natürlich behält die taffe Haushälterin Phyllida trotzdem die Nerven, und sorgt nicht nur für Ordnung, sondern macht sich auch direkt auf die Suche nach dem Mörder.
Phyllida zeigt sich auch in diesem zweiten Band als intelligente und pfiffige Ermittlerin, hat aber gleichzeitig auch eine sehr empathische und aufmerksame Art ihren Mitmenschen gegenüber. Natürlich fehlt auch die ein oder andere Kabbelei mit Chauffeur Bradford bzw. Butler Dobble nicht, auch wenn Letzterer durchaus etwas häufiger hätte vorkommen dürfen. Einige Figuren sind somit aus dem Vorgängerband bekannt, dank des Mordclubs kommen aber viele neue hinzu. Das wirkt sich nicht ganz so positiv auf die Ermittlungen aus, weil sehr viele Figuren befragt werden, z.T. dann etwas dürftig. Da wäre weniger sicher mehr gewesen, denn der Überblick fällt trotz Personenregister nicht immer leicht. Die Ermittlungen entwickeln sich aber insgesamt sehr spannend, als Leser hat man reichlich Gelegenheit mitzurätseln. Die Autorin hat die ein oder andere Überraschung parat, gleichzeitig ist man gut beraten kleine Details nicht außer Acht zu lassen und die kleinen grauen Zellen anzustrengen; ganz wie Hercule Poirot eben. Cambridge gelingt es etwas Neues zu schaffen, ihre Geschichte aber trotzdem als Hommage an Christie zu gestalten. Sie schreibt locker, die Dialoge sind sehr lebhaft und es wird eine tolle Atmosphäre gespiegelt. Auch der ländliche Charme eines klassischen Cozy Crime kommt nicht zur kurz. Das Ende ist in bester Christie-Manier geschrieben, und ein wirklich stimmungsvoller und gelungener Höhepunkt der Geschichte. Die Auflösung ist stimmig und bringt den Krimi zu einem tollen Abschluss. Insgesamt ist der Cocktailmörderclub ein wirklich schöner Whodunit, der mich zwar nicht restlos begeistert hat, aber trotzdem sehr kurzweilige und spannende Lesestunden beschert.

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