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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2024

Leider nicht überzeugend

Lieblingstochter
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Die Fachärztin Dr. Gretchen White, eine Expertin für Persönlichkeitsstörungen und Gewaltverbrechen, hat bereits viele prominente Fälle gelöst. Ironischerweise ist sie selbst als Soziopathin diagnostiziert ...

Die Fachärztin Dr. Gretchen White, eine Expertin für Persönlichkeitsstörungen und Gewaltverbrechen, hat bereits viele prominente Fälle gelöst. Ironischerweise ist sie selbst als Soziopathin diagnostiziert und wurde einst des Mordes an ihrer Tante verdächtigt. Detective Shaughnessy ist überzeugt, dass sie ungestraft davonkam. Trotzdem wird Gretchen gebeten, die Polizei im Fall Viola Kent zu unterstützen. Viola, ein Mädchen, dem vorgeworfen wird, seine Mutter getötet zu haben, wird als rücksichtslos und manipulativ beschrieben. Trotzdem glaubt Gretchen an Violas Unschuld. Um die Wahrheit herauszufinden, muss sie eine düstere, gefühlskalte und beängstigend vertraute Leere betreten.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven geschildert und befasst sich sowohl mit Gretchens Sicht als auch mit der von Reed, dem Mann des jüngsten Opfers. Dabei springen die verschiedenen Kapitel jeweils auch in der Zeitachse, um so nach und nach ein Gesamtbild zu erschaffen und den:die Leser:in ins Boot zu holen.

Die Protagonistin Gretchen fand ich anfangs super faszinierend. Sie wurde mit vielen Ecken und Kanten geschaffen, spannenden und manchmal grausamen Gedankengängen, aber dennoch konnte sie zu Beginn mein Interesse wecken. Im Laufe der Geschichte merkte ich aber immer deutlicher, dass mir der Bezug zu ihr fehlt. Durch ihre kühle Art hielt sie mich auf Distanz und verlor mich dadurch relativ schnell. Obwohl das Bild, das von Gretchen gezeichnet wurde in sich eigentlich stimmig war, wurde ich damit leider nicht besonders warm.
Ebenso fand ich die ständige Wiederholung des Faktes, dass sie Soziopathin ist, irgendwann wirklich ermüdend. Auf Seite 100 hab ich die Protagonistin schon zur Gänze kennengelernt und muss nicht immer wieder an ihre Diagnose erinnert werden, um vermeintlich neue Schocker zu schaffen.
Genauso unterbrachen ständige Vergleiche zu Empathen meinen Lesefluss. Einmal daraufhinzuweisen, dass Gretchen anders tickt, hätte mir gereicht. Aber ständig unter die Nase gerieben zu bekommen, wie außergewöhnlich die Protagonistin ist, war schlichtweg ermüdend.
Im Gegensatz zu Gretchen blieben die übrigen Charaktere für mich ziemlich blass. Ich hätte gern mehr über Viola erfahren und mich nicht nur auf ein Spiegelbild von Gretchen gefreut. Denn auch hier wurde die Autorin nicht müde, zu erwähnen, dass sie eine Soziopathin ist.

Der Einstieg in die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen und versprach, sehr spannend zu werden. Ebenso der Blick auf den Plot klang äußerst vielversprechend, aber leider wurden meine Hoffnungen nicht bestätigt, obwohl das Potenzial da gewesen ist. Es gab einige Längen, die mich ausbremsten, obwohl ich die Geschichte wirklich gern gemocht hätte.
Das Ende war zunächst nicht offensichtlich, aber letztendlich auch nicht sonderlich überraschend, da es vielerlei Anzeichen in diese Richtung gegeben hat.

Alles in allem eine nette Idee, die für mich an nicht genutztem Potenzial scheiterte.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Verschenktes Potenzial, sehr konstruiert

Die Rabentochter
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Vor fünfzehn Jahren hat die damals elfjährige Rachel Cunningham ihre Mutter erschossen – so lautet die tragische Erinnerung an einen Unfall. Ohne je ihre Schuldgefühle überwunden zu haben, lebt Rachel ...

Vor fünfzehn Jahren hat die damals elfjährige Rachel Cunningham ihre Mutter erschossen – so lautet die tragische Erinnerung an einen Unfall. Ohne je ihre Schuldgefühle überwunden zu haben, lebt Rachel seither freiwillig in einer psychiatrischen Klinik. Doch als Trevor Lehto, ein Bekannter und aufstrebender Journalist, mehr über den damaligen Vorfall für eine Reportage herausfinden möchte, spürt auch Rachel den Wunsch, endlich der ganzen Wahrheit ins Auge zu sehen. Entschlossen verlässt sie die Klinik und sucht ihre Tante Charlotte und Schwester Diana auf, die im elterlichen Haus, einem imposanten Jagdhaus, leben. Unwissentlich setzt sich Rachel dabei jedoch höchster Gefahr aus, denn die beiden hüten ein tödliches Geheimnis ...

Der Beginn der Geschichte versprach vielversprechendes Potenzial, das jedoch schnell verpuffte, als sich die Handlung in meinen Augen zu einer konstruierten und wenig authentischen Geschichte entwickelte. Der Einstieg mit der tragischen Erinnerung von Rachel Cunningham, die vor fünfzehn Jahren ihre Mutter erschoss, weckte anfangs mein Interesse und ich hatte wirklich Lust, zu erfahren, was es mit dem Unfall auf sich hatte. Rachel, die seitdem freiwillig in einer psychiatrischen Klinik lebt, und der aufstrebende Journalist Trevor Lehto, der mehr über den Vorfall herausfinden möchte, versprachen eine fesselnde Ermittlung und Recherche der Vergangenheit.

Leider konnte die Geschichte die anfängliche Spannung nicht aufrechterhalten. Mit Rachels Entschluss, sich der Wahrheit zu stellen und die psychiatrische Klinik zu verlassen, begann ein Handlungsverlauf, der für mich immer konstruierter wirkte. Das Potenzial für eine tiefgründige und emotionale Auseinandersetzung mit Rachels Schuldgefühlen schien verloren zu gehen, und die Handlung verlor für mich an Authentizität.

Die Figuren, allen voran Rachel, schienen nicht die Entwicklung und Tiefe zu erfahren, die ich mir erhofft hatte. Die Enthüllungen und Geheimnisse, auf die Rachel bei ihrer Tante und Schwester stieß, erschienen mir wenig überzeugend und trugen nicht dazu bei, die Geschichte für mich plausibler zu machen. Die anfängliche Faszination wandelte sich in Verwirrung und Unzufriedenheit über die Wendungen der Geschichte.

Insgesamt war die anfängliche Neugier auf die Hintergründe des tragischen Vorfalls nicht mit einer zufriedenstellenden Auflösung belohnt. Die Geschichte verlor sich für mich in einem Geflecht von Konstruktionen und verpasste die Chance, die Tiefe und Emotionalität zu bieten, die der vielversprechende Beginn versprochen hatte.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Gute Grundidee, aber schwache Umsetzung

Das Gästezimmer
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Der charmante, hilfsbereite und liebevolle Witwer Aidan wird als der ideale Vater und Nachbar wahrgenommen. Nur Rachel, der Name, den er ihr gegeben hat, kennt seine düstere Seite. Seit fünf Jahren hält ...

Der charmante, hilfsbereite und liebevolle Witwer Aidan wird als der ideale Vater und Nachbar wahrgenommen. Nur Rachel, der Name, den er ihr gegeben hat, kennt seine düstere Seite. Seit fünf Jahren hält Aidan sie in seinem Schuppen gefangen. Als er gezwungen wird umzuziehen, überredet Rachel ihn dazu, sie in das neue Haus mitzunehmen. Sie wird im Gästezimmer untergebracht, wo sie die meiste Zeit ans Bett oder die Heizung gekettet verbringt, darauf wartend, den richtigen Moment für eine Flucht zu finden. Doch dann lernt Aidan Emily kennen, eine junge Barkeeperin. Plötzlich hegt Rachel die Befürchtung, dass Aidan sie umbringen könnte, um sie loszuwerden ...

Die Handlung der Geschichte entfaltet sich nach und nach und gibt Einblicke in eine düstere Welt, in der der scheinbar perfekte Witwer Aidan eine zwielichtige Doppelleben führt. Seine Gefangene Rachel, die ihre Identität durch diesen von ihm gegebenen Namen erlangt hat, findet sich in einem beständigen Kampf um Freiheit wieder. Der Plot nimmt eine unerwartete Wendung, als Aidan die Bekanntschaft von Emily, einer lebhaften Barkeeperin, macht. Plötzlich sieht sich Rachel mit der Gefahr konfrontiert, dass Aidan drastische Maßnahmen ergreifen könnte, um sie aus dem Weg zu räumen und seinen neuen Lebensabschnitt mit Emily zu beginnen.

Leider konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen. Die Idee an sich war gut, vor allem die wechselnden Überschriften, die die Geschichte noch einmal begleiteten, haben mir super gefallen. Aber die Charaktere haben für mich leider so wenig überzeugt, dass die Geschichte nicht fliegen konnte. Die Charaktere, allen voran Aidan, Rachel und Emily, erscheinen als flache Silhouetten, die es dem:der Leser:in schwer machen, eine emotionale Bindung zu entwickeln. Die mangelnde Tiefe der Figuren schwächt die Glaubwürdigkeit der Handlung, da die Motivationen und Hintergründe unklar und vage bleiben. Aidan ist das Klischeebild eines Killers, der so aalglatt, aber in gerade so ausreichendem Maße gestört wirkt, um ihm die Sache zuzutrauen. Für mich war das einfach nicht mehr als ein schlichtes Klischee. Ohne Besonderheiten oder Tiefgang.

Die narrative Struktur bietet eine solide Basis, um eine fesselnde Geschichte zu konstruieren. Jedoch verhindert die schwache Charakterisierung, dass die Handlung an Fahrt gewinnt. Die potenziell packende Dynamik zwischen den Protagonisten bleibt unterentwickelt, und die subtile Spannung, die in der Prämisse des Romans verborgen liegt, verliert sich in der Ausarbeitung der Figuren.

Trotz dieser Schwäche hat der Roman seine Momente. Die Beschreibung von Rachels Gefangenschaft und ihren Gedanken, vermittelt eine bedrückende Atmosphäre, die ihre Situation unterstreicht. Die Autorin vermag es, eine düstere Stimmung zu erzeugen, die den:die Leser:in durch die klaustrophobischen Räume von Rachels Gefangenschaft führt.

Insgesamt bleibt das Gästezimmer hinter den Erwartungen zurück. Die interessante Grundidee konnte mich nicht vollends überzeugen, da die Figuren nicht die Tiefe erhalten, die für eine mitreißende Geschichte erforderlich ist. Während die düstere Atmosphäre beeindruckt, vermag sie nicht über die Schwächen in der Charakterentwicklung hinwegzutäuschen.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Unglaubwürdig

Der Nachtwandler
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Klappentext: In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte ...

Klappentext: In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte er geheilt zu sein – doch eines Tages, Jahre später, verschwindet Leons Frau unter unerklärlichen Umständen aus der gemeinsamen Wohnung. Ist seine Krankheit etwa wieder ausgebrochen? Um zu erfahren, wie er sich im Schlaf verhält, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn – und als er am nächsten Morgen das Video ansieht, macht er eine Entdeckung, die die Grenzen seiner Vorstellungskraft sprengt: Sein nächtliches Ich steigt durch eine ihm völlig unbekannte Tür hinab in die Dunkelheit …

Was stark startete, wurde sehr schnell artifiziell und driftete stark in einen konstuierten Fiebertraum ab, bei dem man nicht mehr weiß, was eigentlich gerade der Wirklichkeit entspricht und was lediglich Einbildung und Fiktion sind. Manchmal wünscht ich mir, dass dieser doch sehr gute Start einfach normal fortgeführt wird, ohne immer gleich ins Unrealistische abzubiegen, was mir leider jegliche Spaß am lesen nimmt.

Ohne zu spoilern: Ich frage mich oft, in welcher Welt Fitzeks Bücher eigentlich real sind. Ich bezweifle stark, dass Psychiater:innen ein solches Experiment irgendwo legal durchführen können, allein da litt meine Glaubwürdigkeit schon stark und mein Inneres machte dicht. Ich meine sogar behaupten zu können, dass das der am wenigsten nachvollziehbare Roman von Fitzek ist, den ich von ihm gelesen habe.

Nee, vielleicht werden er und ich auch einfach keine Freunde mehr und ich muss das langsam akzeptieren.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Von allem zu viel

All Your Kisses
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Poppys und Runes Leben scheint perfekt. Sie begegnen sich als Fünfjährige und schon damals ist klar: Nichts kann diese beiden mehr trennen. Bis Runes Vater eines Tages nach Schweden zurückmuss und die ...

Poppys und Runes Leben scheint perfekt. Sie begegnen sich als Fünfjährige und schon damals ist klar: Nichts kann diese beiden mehr trennen. Bis Runes Vater eines Tages nach Schweden zurückmuss und die Kristiansens 2 Jahre lang Georgia verlassen müssen. Zunächst hält der Kontakt der Entfernung stand, doch von einen auf den anderen Tag meldet sich Poppy nicht mehr bei Rune. Als Rune nach Blossom Grove zurückkehrt, will er daher nur eines herausfinden: Warum hat Poppy ihn von einen auf den anderen Tag aus ihrem Leben verbannt und das, obwohl sie für immer zusammen bleiben wollten.

Die Geschichte wird sowohl aus Runes als auch aus Poppys Perspektive erzählt. Dabei wechseln die Zeitebenen immer mal wieder zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, um den Lesenden einen allumfassenden Blick zu ermöglichen, Traditionen und Situationen besser zu erklären und die Entwicklung der beiden mitzubekommen.

Die Charaktere waren für mich leider viel zu glatt. Poppy, die einfach perfekt zu sein scheint, jedem einen Hoffnungsschimmer mit auf den Weg gibt und so weise ist, als sei sie bereits 70 Jahre auf der Welt gewesen. Jede:r liebt sie, sie hat keine Fehler, Ecken oder Kanten. Sie sieht immer das Positive in Geschehnissen und in Menschen – gähn. Ich war ihren Charakter so schnell überdrüssig, weil sie einfach nicht authentisch ist. Das war einfach ein paar Spuren too much.
Gegensätzlich zu ihr stand Rune, der immer mürrisch, immer miesgelaunt ist und überall das Negative sieht. Ich verstehe, wo die Geschichte hingehen sollte und dass das Zusammenspiel dieser Charaktere nochmal ein Symbol für ihr perfektes Ganzes sein sollte, aber egal wie sehr ich Ying und Yang verinnerliche, das war mir einfach alles zu konstruiert, zu drüber, zu artifiziell. Ich verlor ganz schnell die Lust und das Interesse an der Geschichte, weil es so klischeebehaftet war, dass ich es kaum aushielt.

Natürlich war die Geschichte nett, sehr emotional, ein wenig kitschig, aber gut und flüssig geschrieben, aber all das war mir leider einfach zu viel. Zu viel Zucker, zu viel Rosa, zu viel Fantasie und zu wenig Realität. Leider nicht mein Buch.

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