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Veröffentlicht am 26.09.2017

Rabbits Kampf ums Leben

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
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„Als alle nach Hause gegangen waren, lag Rabbit still im Bett und versuchte, mit ihrem bevorstehenden Tod ins Reine zu kommen. Sie war nicht wütend, nicht einmal frustriert. Sie hatte weder Angst, noch ...

„Als alle nach Hause gegangen waren, lag Rabbit still im Bett und versuchte, mit ihrem bevorstehenden Tod ins Reine zu kommen. Sie war nicht wütend, nicht einmal frustriert. Sie hatte weder Angst, noch war sie beunruhigt. Nicht verbittert und nicht rachsüchtig. Sie war nur traurig, die Menschen verlassen zu müssen, die sie am meisten liebte, vor allem ihre Tochter. Sie hatte lange gekämpft, aber sie wusste, dass der Kampf jetzt vorbei war.“ (S.257)

Inhalt:

Mia „Rabbit“ Hayes ist gerade einmal 40 Jahre alt, als sie ins Hospiz geht um zu sterben. Sie hat Brustkrebs im Endstadium, ihr bleiben nur noch wenige Tage. Ihre Familie, allen voran ihre kleine Tochter Juliet, und Freunde weichen kaum eine Sekunde von ihrer Seite und stehen ihr in dieser schweren Zeit bei.

Meine Meinung:

Dieses Buch sollte man wirklich in Ruhe lesen. Vielleicht mit einem heißen Kakao auf dem Sofa oder im Garten in der Hängematte. Auf jeden Fall aber mit einer Packung Taschentücher in Reichweite. Denn die Geschichte über Rabbits letzte Tage im Hospiz, im Kreise ihrer Liebsten, voll mit Liebe und schönen Erinnerungen, trifft den Leser direkt ins Herz.

Die Tage, die Rabbit im Hospiz verbringt, werden abwechselnd aus verschiedenen Sichten geschildert. Aus ihrer eigenen, sowie aus der ihrer Tochter, ihrer Mutter und ihrer zwei Geschwistern, und auch ihrer besten Freundin Marjorie. Dadurch lernt man nicht nur Rabbit gut kennen, sondern man erfährt auch hautnah, was in den Menschen, die sie lieben, vorgeht.
Doch das Buch spielt nicht nur in der Gegenwart. Hin und wieder gibt es Rückblenden in Rabbits Jugend, in denen man Rabbits erste und einzige große Liebe Johnny kennenlernt und ihre gemeinsame Geschichte erfährt.

Mia Hayes, die von allen liebevoll Rabbit genannt wird, ist eine bewundernswerte junge Frau, die man einfach mögen muss. Sie ist stark und unabhängig, hat ihren eigenen Kopf und vertritt ihre Meinung, auch wenn sie damit hin und wieder aneckt. Rabbit hat eine 12jährige Tochter, Juliet, die sie über alles liebt. Sie ist alleinerziehend und versucht so gut wie möglich für sie da zu sein, auch wenn ihr das durch die Krankheit nicht immer leicht fällt. Durch den Krebs ist Rabbit nicht mehr sie selbst, doch in manchen Augenblicken blitzt die humorvolle, lebenslustige Frau, die sie vorher war, durch, die einen zum schmunzeln und lachen bringt. Ich habe sie in mein Herz geschlossen und mit ihr gemeinsam gekämpf, gelitten und geweint.

Neben Rabbit, Rabbits Eltern und Geschwistern und ihrer besten Freundin lernt der Leser auch ihre Tochter Juliet kennen. Sie ist wirklich süß und für ihre 12 Jahre schon sehr erwachsen. Aufopfernd und liebevoll kümmert sie sich um Rabbit und übernimmt dabei selbst oft die Mutterrolle. Juliet glaubt noch immer fest daran, dass ihre Mutter den Kampf gegen den Krebs gewinnen wird, und sie will sich (verständlicher Weise) nicht eingestehen, dass sie ihre Mutter bald verlieren wird. Für ihre Mutter versucht Juliet stark zu sein, doch eigentlich ist sie voller Trauer, Verzweiflung und Sorge. Genauso wie der Rest Rabbits Familie. Es ist wirklich schön und gleichzeitig traurig zu sehen, wie sehr sie mit Rabbit mitleiden, um sie kämpfen, nichts unversucht lassen, für sie da sind und versuchen, ihre letzten Tage so schön wie nur möglich zu machen.

Anna McPartlin hat mit „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ eine wunderschöne und zugleich unendlich traurige Geschichte geschrieben. Realistisch, authentisch und mit wundervollen Charakteren. Über Trauer, Schmerz und die große Liebe. Die Diagnose Krebs kann das Leben zerstören, aber es lohnt sich zu kämpfen, so lange es nur geht.

Mein Fazit:

Eine wundervolle, traurige Geschichte über eine starke, bewundernswerte, liebevolle Mutter, deren Leben viel zu früh endet. Ich habe selten ein so emotionales, mitreißendes Buch gelesen, das mich selbst zu Tränen gerührt und stark mitgenommen hat. „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ ist ein echter Schatz, den ich nur jedem ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Spannender 2. Teil der Jan-Römer-Reihe

Und am Morgen waren sie tot (Jan-Römer-Krimi 2)
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Inhalt:

Oktober 1997: Zwei junge Pärchen campen im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Am nächsten Morgen werden die Leichen des einen Pärchens gefunden – das andere ist bis heute spurlos verschwunden. Was ...

Inhalt:

Oktober 1997: Zwei junge Pärchen campen im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Am nächsten Morgen werden die Leichen des einen Pärchens gefunden – das andere ist bis heute spurlos verschwunden. Was ist damals in der Nacht wirklich passiert? Diese Frage stellt sich auch der Kölner Journalist Jan Römer im Rahmen der Rubrik „Ungelöste Kriminalfälle“. Als er dann einen Anruf von einem Mann bekommt, der behauptet zu wissen, was in jener Nacht geschah, macht sich Jan – zusammen mit seiner besten Freundin Mütze – auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit...


Meine Meinung:

Mit seinem ersten Teil rund um den Kölner Reporter Jan Römer („Die Lichtung“) hat Linus Geschke die Messlatte für die Fortsetzung sehr hoch gelegt, die er mit „Und am Morgen waren sie tot“ aber mit Bravour überspringt.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Schauplätze sind atmosphärisch und bildhaft beschrieben. Zudem wird die Geschichte von Beginn an sehr spannend und fesselnd sowie mit einigen ungeahnten Wendungen und Überraschungen erzählt, sodass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag. Dazu tragen auch die immer wieder geschickt platzierten Spannungsspitzen bei.
Jan Römer, der Protagonist des Buches, ist ein sympathischer und authentischer Charakter mit Ecken und Kanten, ganz alltäglichen Sorgen und Problemen. Ebenso wie seine quirlige, beste Freundin Stefanie „Mütze“ Schneider, die ihm bei seinen Ermittlungen meist zur Seite steht. Die beiden sind ein tolles Team! Es macht Spaß, sie als Leser zu begleiten und ist zudem immer unterhaltsam.

Der Plot ist gut durchdacht, spannend und interessant. Die Handlung spielt größtenteils in der heutigen Zeit, dennoch erfährt der Leser durch einige Abschnitte aus dem Jahr 1997 nach und nach auch immer mehr über das, was in jener Nacht wirklich passiert ist. Auch aus Sicht des Täters gibt es im Verlauf des Buches einige Szenen, die dem Leser einen Einblick in dessen Psyche ermöglichen und zusätzlich für Spannung sorgen. Besonders gefallen hat mir auch der Bezug zum Dritten Reich. Hier hat der Autor in meinen Augen eine gute Balance gefunden: die deutsche Geschichte spielt eine wichtige Rolle und ist dennoch nicht zu dominant oder belehrend.

Immer mal wieder werden dem miträtselnden Leser kleine „Puzzleteile“ der Wahrheit serviert, die er dann selbst nach und nach zusammensetzen kann. Dennoch ist die schlussendliche Auflösung nicht zu Gänze vorhersehbar und hält noch die eine oder andere Überraschung bereit. Ein gelungenes Ende!


Fazit:

Auch mit dem 2. Teil rund um den sympathischen Journalisten Jan Römer ist Linus Geschke erneut ein absolut spannender und fesselnder Krimi gelungen, der dem ersten in nichts nachsteht. Ein besonderes Highlight ist der sehr gut recherchierte und interessante Bezug zum Dritten Reich. Linus Geschke wird immer mehr zu einem meiner absoluten Lieblingsautoren und ich bin jetzt schon gespannt auf Jan Römers nächsten „ungelösten Kriminalfall".

Veröffentlicht am 26.09.2017

Erstklassiges Debüt

Die Lichtung (Jan-Römer-Krimi 1)
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Inhalt:

Sommer 1986: Eine Jugendclique verbringt ein zunächst schönes und ausgelassenes Party-Wochenende auf einer Berghütte im Bergischen Land. Bis plötzlich zwei von ihnen tot auf einer Lichtung liegen: ...

Inhalt:

Sommer 1986: Eine Jugendclique verbringt ein zunächst schönes und ausgelassenes Party-Wochenende auf einer Berghütte im Bergischen Land. Bis plötzlich zwei von ihnen tot auf einer Lichtung liegen: Ein Mädchen - vergwaltigt und erstochen - und ein Junge - erschlagen.

Jahre später bekommt Jan Römer, der als Redakteur bei einer Kölner Zeitung arbeitet, die Akte des ungelösten Doppelmords auf den Tisch. Er soll einen Bericht darüber schreiben. Doch der Fall ruft bei ihm alte Erinnerungen wach: Er gehörte damals selber zu der Clique und war am besagten Wochenende mit auf der Berghütte. Damals endete seine Jugend abrupt mit dem Tod seines besten Freundes. Lange Zeit hat er das Erlebte erfolgreich verdrängt, doch nun bricht es mit aller Kraft wieder hervor. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Mütze macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Doch nicht alle wollen, dass das, was damals wirklich geschehen ist, ans Tageslicht kommt und Jan erkennt erst viel zu spät, in welche Gefahr er sich und Mütze mit seinen Nachforschungen bringt…

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Die Ereignisse aus dem Sommer 1986 werden aus Sicht des damals Sechzehnjährigen Jans geschildert. Die aktuellen Geschehnisse in der Gegenwart sind ebenfalls aus Jans Sicht erzählt, jedoch sind inzwischen einige Jahre vergangen und Jan 43 Jahre alt. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich immer wieder ab. Dadurch ist es zum einen sehr spannend, da der Wechsel meist an Stellen passiert, wo man unbedingt wissen möchte, wie es nun damals weiter bzw. heute weitergeht. Zum anderen hat man dadurch das Gefühl, als würde man Jan nicht nur jetzt bei jedem Schritt begleiten, sondern als wäre man auch bei dem besagten Wochenende im Sommer 1986 selbst mit dabei gewesen. Nach und nach erfährt der Leser, was sich damals ereignet hat. Es wirkt, als würde Jan sich allmählich an immer mehr erinnern können, was die Geschichte sehr authentisch erscheinen lässt.

Der Autor schafft es, die Figuren sehr glaubhaft, authentisch und vor allem menschlich wirken zu lassen. Der Protagonist, Jan Römer, ist wirklich sympathisch. Er arbeitet als Zeitungsredakteur, ist verheiratet und liebt seinen Sohn Lukas über alles. Seine Ehe mit Sarah steht jedoch vor dem Aus. Die Erinnerungen an damals, die durch den von ihm zu schreibenden Artikel wachgerufen werden, werfen ihn ziemlich aus der Bahn. Dennoch will er nun unbedingt die Wahrheit über das Wochenende im Bergischen Land herausfinden, anstatt erneut alles zu verdrängen. Seine beste Freundin Stefanie, genannt „Mütze“ da sie nie ohne Kopfbedeckung das Haus verlässt, steht ihm dabei tatkräftig und jederzeit zur Seite. Auch sie ist wirklich sehr sympathisch.
Die damaligen Mitglieder der Jugendclique, die man als Leser dank der Erzählungen des 16jährigen Jans als Jugendliche kennen lernt, allen voran Jans erste Große Liebe, trifft man zum Großteil in der Gegenwart wieder. Ein bisschen wie ein eigenes Klassentreffen. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie sie sich über die Jahre verändert haben (oder auch eben nicht).

Von Beginn an steigert sich die Spannung fortwährend, bis man das Buch zum Ende hin nicht mehr aus der Hand legen kann und einfach weiterlesen muss. Immer mehr Fragen und keine Antworten. Und dank vieler Wendungen kann man als Leser eigentlich fast nur raten, wer der Täter ist, wobei der Autor den Leser geschickt auf falsche Fährten lockt und im Laufe der Geschichte eigentlich fast jeder mal verdächtig ist. Erst ganz zum Schluss wird klar, wer der Täter ist und es kommt zum packenden Showdown. Ein großartiges Ende.

Fazit:

Ein spannender und fesselnder Krimi über Freundschaft, die erste Große Liebe und ein aus dem Ruder laufendes Partywochenende. Während des Lesens hat man regelrecht das Gefühl, als wäre man selbst Teil der Geschichte. Mit glaubhaften und authentischen Charakteren, geschickt gestreuten, falschen Fährten und einem gelungenen Mix aus Vergangenheit und Gegenwart ist Linus Geschke ein erstklassiges Debüt gelungen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und kann das Buch nur jedem Krimi-Fan empfehlen.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Manchmal kann die Wahrheit wehtun....

Der Sommer, in dem es zu schneien begann
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Inhalt:

Eva und Jackson sind ein glücklich verliebtes, frisch vermähltes Paar. Doch ihr Glück wird von einem Tag auf den nächsten zerstört: Jackson verunglückt beim Angeln und stürzt ins eisig kalte und ...

Inhalt:

Eva und Jackson sind ein glücklich verliebtes, frisch vermähltes Paar. Doch ihr Glück wird von einem Tag auf den nächsten zerstört: Jackson verunglückt beim Angeln und stürzt ins eisig kalte und stürmische Meer. Die Suche der alarmierten Küstenwache bleibt vergeblich. In ihrer Trauer macht sich Eva auf den Weg in Jacksons Heimat Tasmanien, um seine Familie kennen zu lernen und mehr über sein Leben zu erfahren. Doch Vater und Bruder sind alles andere als begeistert von ihrem Besuch. Was haben sie vor ihr zu verheimlichen? Je mehr Fragen Eva stellt, umso mehr schockierende Wahrheiten muss sie über ihren Ehemann erfahren. War er wirklich der, für den sie ihn gehalten hat?

Meine Meinung:

Auch wenn man glaubt einen Menschen zu kennen, wie viel weiß man wirklich über ihn?

Diese Fragen muss sich nicht nur der Leser sondern auch Eva, die Protagonistin des Buches, stellen. Der Verlust ihres Mannes wirft sie komplett aus der Bahn, ihr Leben ohne ihn weiterzuleben kann sie sich nicht vorstellen. Sie ist starr vor Trauer und flüchtet sich in ihrem Schmerz nach Tasmanien, in Jacksons Heimat, um ihm dort näher zu sein.

Eva wirkt so zerbrechlich und unendlich traurig. Doch hinter dieser Mauer aus Trauer und Schmerz steckt eine wirklich starke, warmherzige Frau, die alles andere als das verdient hat, was sie in Tasmanien erwartet. Ich fand sie sehr sympathisch und habe sie schnell in mein Herz geschlossen. Eva so leiden zu sehen, von all den quälenden Fragen und schockierenden Antworten bis in den Schlaf verfolgt, ging mir sehr nah.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wird auch Jacksons Vater und vorallem sein Bruder Saul immer sympathischer. Er steht Eva zur Seite wann immer er kann und hilft ihr wieder auf die Beine zu kommen. Auch wenn er dagegen ist, dass Eva die ganze Wahrheit erfährt, so hilft er ihr trotzdem dabei Antworten auf ihre Fragen zu finden, damit sie irgendwann Ruhe finden kann. Obwohl Saul und Jackson sich äußerlich so ähnlich sehen, sind die Brüder charakterlich doch so unterschiedlich wie Tag und Nacht...

Ein wirkliches Highlight des Buches sind die Beschreibungen von Tasmanien, genauer gesagt der wunderschonen (fiktiven) Insel Wattleboon. Inspiriert von ihren eigenen Erlebnissen und Erinnerungen an Bruny Island, auf der die Autorin selbst zwei Sommer verbrachte, beschreibt sie die Schönheit der Natur und des Meeres. Jeder Zeile merkt man die Faszination und die Liebe der Autorin für die Landschaft Tasmaniens, fürs Tauchen und die Unterwasserwelt, für die Fische und auch alle andere Lebewesen an. Wenn man die Augen schließt, hat man das Gefühl, selber dort am Meer zu stehen, den warmen, weichen Sand unter den Füßen zu spüren, den Geruch von Meer und Salz in der Nase zu haben und das Rauschen des Wassers zu hören…

Tolle, authentische Charaktere, eine wunderschöne, beeindruckende Landschaft, aber auch der Plot ist wirklich gut durchdacht und konstruiert. Am Ende fügen sich alle noch so kleinen Puzzleteile zusammen und ergeben ein wirklich stimmiges Ganzes. Fast unvorstellbar, wie ein einziger Sommer, ein einziges grauenvolles Erlebnis, ein einziger Fehler, den Rest des Lebens so verändern kann. Und wie schwer es ist, jahrelang mit einer Schuld zu leben, die Zentnerschwer auf den Schultern lastet…

Fazit:

Manchmal kann die Wahrheit wehtun… Und egal wie weit man auch läuft, sie holt einen am Ende doch immer wieder ein… Ein wirklich wunderschöner, berührender, schicksalhafter und trauriger Roman, wirklich großartig geschrieben. Ein wenig wie eine Reise zum Meer…

Veröffentlicht am 26.09.2017

Hansen in Bestform

Pferdefuß
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Inhalt:

Auf dem Campingplatz am Oberrieder Weiher verschwindet über Nacht ein Gast. Kurze Zeit später werden seine verbrannten Überreste in einer auf die Grundmauern heruntergebrannten Scheune gefunden. ...

Inhalt:

Auf dem Campingplatz am Oberrieder Weiher verschwindet über Nacht ein Gast. Kurze Zeit später werden seine verbrannten Überreste in einer auf die Grundmauern heruntergebrannten Scheune gefunden. Eike Hansen findet heraus, dass der Mann, der sich als Schriftsteller ausgegeben und Nachforschungen in der Umgebung angestellt hat, unter falsche Identität auf den Campingplatz gastiert hat. Welchem Geheimnis war der Tote auf der Spur? Und wurde er deshalb ermordet?

Meine Meinung:

Eike Hansens inzwischen vierter Fall und meiner Meinung nach einer seiner besten und spannendsten.

Der Schreibstil von Autor Jürgen Seibold ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, mit viel Witz und Humor. Entsprechend eines Lokalkrimis kommen auch die Beschreibungen der lokalen Gepflogenheiten und der wunderschönen Landschaft nicht zu kurz und der Leser begegnet im Laufe des Buches natürlich auch dem einen oder anderen dialektsprechenden, alteingesessenen Allgäuer.

Eike Hansen, der Protagonist der Reihe, ist gleichermaßen sympathischen wie intelligent. Ursprünglich aus Hannover stammend, hat er inzwischen seinen Platz im Allgäu und bei der Kemptener Kripo gefunden. Lediglich sein Mitbewohner Ignaz, ein Kater der bereits vor ihm in seinem neuen Haus gewohnt hat und ihn als Eindringling sieht, macht ihm das Leben schwer…
Seine beiden (Lieblings-)Kollegen, die etwas korpulente und resolute Hanna Fischer und der gutmütige und ortskundige Willy Haffmeyer, sind ebenfalls sehr authentisch und sympathisch und geben mit Hansen zusammen ein ungleiches, aber wirklich tolles Ermittlerteam ab, das man als Leser gerne begleitet.

Der Campingplatz am Oberrieder Weiher ist ein schönes und außerhalb der Saison eigentlich ruhiges Fleckchen Erde, an dem sich so einige skurrile, liebenswerte Gestalten tummeln. Allen voran der alte und etwas kauzige Frieder: taub und seit seinem Schlaganfall vor einigen Jahren leicht gehandicapt, aber mit einem riesigen Herz für Mensch und Tier. Auf einer seiner nächtlichen Touren über den Campingplatz, bei denen er nach dem Rechten schaut und Pferd Anton und die Gänse besucht, beobachtet Frieder eine dunkle Gestalt dabei, sich am Kofferraum eines Wagens zu schaffen zu machen und anschließend davonzufahren. Am nächsten Tag ist der seltsame Gast aus der Trekkinghütte verschwunden… Keiner nimmt Frieder und seine Beobachtungen ernst – bis die verkohlte Leiche des Gastes in einer Scheune gefunden wird. Kein leichter Fall für Hansen und seine Kollegen... Die Suche nach dem Mörder des geheimnisvollen Campingplatzgastes führt ihn zurück in seine Heimat Hannover und zu einem Vermisstenfall, der bereits einige Jahre zurück liegt.

Die Verbindung der beiden Fälle ist sehr gut gelungen und macht den Fall komplexer. Die Ermittlungen beinhalten authentische Polizeiarbeit incl. Verhöre, Durststrecken und Papierkram, aber trotzdem bleibt es dauerhaft spannend und unterhaltsam. Zum Ende hin kommen auch die Actionliebhaber voll auf ihre Kosten. Ein Ende, deren Ausgang ich so nicht erwartet hatte.
Die schlussendliche Auflösung ist absolut gelungen, wenn auch
schockierend. Der Leser erhält dort - zusätzlich zu den im Laufe des Buches immer mal wieder eingestreuten Abschnitten aus Sicht des Täters - einen erschreckenden Einblick in dessen (kranke) Psyche und Gedanken.

Fazit:

Spannender und interessanter Plot, authentische, sympathische Charaktere und ein gelungenes, schockierendes Täterprofil. Meiner Meinung nach einer der besten Teile der Reihe.