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Veröffentlicht am 05.10.2017

Zwischen Romantasy und Gesellschaftskritik

The Promise - Der goldene Hof
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"The Promise - Der goldene Hof" von Richelle Mead spielt in einer erfundenen Welt namens Osfried bzw. Adoria. Die behandelten Themen könnten aber genauso gut vor einigen Jahrhunderten in unserer Welt ...

"The Promise - Der goldene Hof" von Richelle Mead spielt in einer erfundenen Welt namens Osfried bzw. Adoria. Die behandelten Themen könnten aber genauso gut vor einigen Jahrhunderten in unserer Welt stattgefunden haben: Eine verarmte Adelige names Elizabeth wehrt sich gegen eine erzwungene Ehe mit einem ungeliebten Mann, nimmt die Identität ihrer Zofe an und lässt ihr altes Leben hinter sich. Sie kommt an den sogenannten "Goldenen Hof" und wird mit einigen anderen Mädchen zu einer anständigen Dame ausgebildet, die sich wunderbar in der höheren Gesellschaft einfinden kann, das Ganze mit dem Ziel, sie und die anderen Mädchen für den bestmöglichen Preis im fernen Adoria zu verheiraten.
Wie in so vielen anderen Fällen kommt Elizabeth hier die Liebe dazwischen und auch sonst geht einiges nicht so reibungslos vonstatten, wie es gewünscht war.

Die Portraits der Hauptcharaktere gefallen mir sehr gut. Sowohl Elizabeth, als auch Cedric, der neben dem Thema Liebe auch einige andere Reibungspunkte aufkommen lässt und Tamsin und Mira, die beiden Freundinnen Elizabeths , bleiben sich selbst den gesamten Roman über treu und wirken bei all ihren Handlungen und Gedankengängen zu jeder Zeit vollkommen authentisch.
Das Hauptaugenmerk liegt in dieser Geschichte auf Elizabeth, die eine gewaltige Persönlichkeitsentwicklung durchmacht und mit der man so wunderbar mitleiden kann, wenn schon wieder etwas schiefgeht. Sie ist mir im Verlauf immer mehr ans Herz gewachsen und nimmt für mich den Platz einer wahren Heldin ein.

Die Gesellschaftskritik, die man zu jeder Zeit wahrnehmen kann, ist für mich die Kirsche auf der Sahnetorte. Immer wieder rücken die Themen Religionsfreiheit und -gleichheit, Zwangsehen, Vorurteile, Intrigen und Machtkämpfe in den Vordergrund. Sie gestalten das Geschehen noch dynamischer und es schwingt genau der richtige Grad an Kritik mit, um einen Denkprozess auszulösen und vielleicht seine eigenen Vorurteile nochmals zu überdenken.

Der Schreibstil macht es sehr einfach, in die Handlung einzufinden. Es gab für mich keine Stelle, an der ich feststeckte oder an der ich nicht mehr weiterlesen wollte.

Ich bin sehr gespannt auf die Bände, die von Mira und Tamsin handeln und kann mich nur bei der Autorin für diesen wunderbaren Roman bedanken.

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Veröffentlicht am 28.09.2017

Halbgöttlich - Halbkitschig

Erwachen des Lichts
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"Erwachen des Lichts - Götterleuchten 1" von Jennifer L. Armentrout ist die Spinn-off-Fortsetzung von ihrer Dämonentochter-Reihe. Da ich diese nicht gelesen habe, konnte ich ganz unbefangen und mit einem ...

"Erwachen des Lichts - Götterleuchten 1" von Jennifer L. Armentrout ist die Spinn-off-Fortsetzung von ihrer Dämonentochter-Reihe. Da ich diese nicht gelesen habe, konnte ich ganz unbefangen und mit einem objektiven Blick in die Geschichte einsteigen.

Josie ist eine ganz normale junge Frau, die an der Universität "Psychologie" studiert, um die Gedankengänge ihrer an Schizophrenie-erkrankten Mutter besser nachvollziehen zu können. Normal - das dachte sie zumindest, bis Seth auf der Bildfläche auftaucht und ihr Leben ziemlich auf den Kopf stellt. Nicht nur eröffnet er ihr, sie sei eine Halbgöttin, die sich dem Kampf mit Titanen stellen müsse, nein, er sieht auch noch unheimlich gut aus und es knistert gewaltig zwischen den beiden.
Ein ganz neues Leben beginnt für Josie und sie versucht so gut es geht allen Widrigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen, zu trotzen.

Mir gefällt es zunächst einmal sehr gut, dass die Sprecher Merete Brettschneider und Jacob Weigert im Wechsel auftreten. Das gibt dem Hörbuch eine ganz andere eigene Dynamik und die Möglichkeit, sowohl Josies als auch Seths Gedankengänge nachvollziehen zu können.
Auch der Schreibstil ist genau nach meinem Geschmack - lebhaft und deskriptiv. Hier hat mich Jennifer L. Armentrout nicht enttäuscht.

Da ich die Dämonentochter-Reihe nicht kenne, hatte ich anfänglich kleinere Schwierigkeiten mich in der Geschichte einzufinden, was sich aber relativ schnell mit Hilfe einiger Erklärungen Seths gelegt hat.
Die Handlung finde ich nett, hätte aber für mich etwas weniger vorhersehbar gestaltet werden können. Ich wurde leider bis zum Ende das Gefühl nicht los, dass alles zu einfach, zu selbstverständlich vonstatten geht. Nichtsdestotrotz hat es mein Interesse geweckt und ich möchte natürlich wissen, wie es weitergeht. Vielleicht finden sich im nächsten Teil einige unerwartete Wendungen!

Wer "New-Adult"-Romane gepaart mit jeder Menge "Fantasy" mag, sollte diesem (Hör-)buch auf jeden Fall eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 25.09.2017

Hier wird traditioneller Literatur der Krieg erklärt

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
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"Als der Teufel aus dem Badezimmer kam" von Sophie Divry ist ein Roman, den man so auf keinen Fall ein zweites Mal finden kann. In knapp 260 Seiten beschreibt die Autorin das Leben einer jungen Arbeitslosen ...

"Als der Teufel aus dem Badezimmer kam" von Sophie Divry ist ein Roman, den man so auf keinen Fall ein zweites Mal finden kann. In knapp 260 Seiten beschreibt die Autorin das Leben einer jungen Arbeitslosen mit Hilfe einer Masse an Vergleichen, Metaphern und Wortschöpfungen, die den Roman so einzigartig wie auch ungewöhnlich macht.

Die Protagonistin Sophie arbeitet als freie Mitarbeiterin bei einer Tageszeitung. Die Aufträge bleiben nur leider aus und so versinkt sie in einem Berg an Rechnungen und Schulden, die sie immer weiter in ihrem Gedankenkarusell gefangen halten. Sie träumt von Lebensmitteln, die sie sich nicht leisten kann und flüchtet sich in eine Traumwelt, voll von obskuren Charakteren, wie dem Teufel Lorchus, der sie zu Straftaten verführen versucht. Man erlebt so einige Hochs, wie das Essen bei der gutmütigen älteren Dame aus der Nachbarschaft, aber auch Tiefs, wie das Gefühl, das der Hunger unstillbar bleibt, mit und entwickelt im Laufe der Handlung sowohl Sympathie, als auch Mitgefühl für Sophie.

Der Schreibstil ist unglaublich einzigartig. Aufzählungen, Vergleiche, Metaphern, Wortschöpfungen schmücken den Text und ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman. Stellenweise wurden mir diese einfach zu viel, weshalb ich einen Stern abgezogen habe, dennoch machen sie auch die Auswegslosigkeit und Hilflosigkeit der Protagonisten sehr schön deutlich, da sie sich in diese Gedankenwelt flüchtet. Ihr ganzer Tag dreht sich um den unstillbaren Hunger und dem Wunsch nach Normalität.
Das Thema finde ich unglaublich interessant, weswegen ich diesen Roman auch unbedingt lesen wollte und ich wurde nicht enttäuscht. Man begleitet sowohl inhaltlich, als auch stilistisch eine gebrochene junge Frau, der jegliche Kraft und Energie für einen Neuanfang fehlt, durch die Arbeitslosigkeit und man fühlt sich genauso hoffnungslos und verzweifelt.
Die Unterbrechungen durch ihren Freund Hector, ihrer Mutter, Sophies eigenen Geschichten über "Kannsmirleist" und Co. oder auch Lorchus dem Teufel wurden von Anfang an angekündigt und peppen den Roman eindeutig nochmals auf.
Auch die Arbeit der Übersetzerin Patricia Klobusiczky ist eine wahre Meisterleistung und möchte ich auf keinen Fall ohne Beachtung lassen. Mein größter Respekt an dieser Stelle!

Abschließend kann ich mit guter Gewissheit sagen, definitiv eine Kaufempfehlung, für diejenigen, die ein bisschen aus der Reihe tanzen und eine einzigartige Erfahrung mit der Literatur machen möchten!