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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2017

Spätsommersprossen und Hochwürden.

Spätsommersprossen - St. Elwine 5
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Meine Meinung

Das ist nun der 5. Band, welchen ich aus der St. Elwine-Reihe gelesen habe. Gefallen haben mir bisher alle sehr gut. Mit Spätsommersprossen hat die Autorin jedoch einen Roman hingelegt, ...

Meine Meinung

Das ist nun der 5. Band, welchen ich aus der St. Elwine-Reihe gelesen habe. Gefallen haben mir bisher alle sehr gut. Mit Spätsommersprossen hat die Autorin jedoch einen Roman hingelegt, der einen bis ins Knochenmark berührt. Alleine schon die Tatsache, dass in dieser Geschichte ein vierjähriges Kind spurlos verschwindet, stimmt einen traurig und lässt den Leser auf ein gutes Ende hoffen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Baylee und Joel DeLuca in der dritten Person erzählt.
Baylee und Joel hatten in den 70igern große Erfolge in der Gruppe Ted Brunner Singers zu verbuchen. Bei diesem Namen brachte ich eine bestimmte Gruppe nicht mehr aus dem Kopf. Ich vermute ja sehr stark, dass die Autorin diese mit Absicht in die Köpfe der Leser gepflanzt hat. Das Verschwinden eines kleinen Mädchens war das AUS für die Gruppe.

Eine besondere Sympathie habe ich für Baylee. Die kesse Blondine ist auch nicht mehr die Jüngste; jedoch kleidet sie sich wie ein junger Hüpfer. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und bringt Reverend Joel damit auf die Palme.
Ach, ich habe ja noch gar nicht erwähnt, dass aus dem sexy Sänger Joel eine Geistlicher wurde. Tja, jeder hat so seine Methoden mit schlimmen Altlasten umzugehen. Joel steht nun stets in Zwiesprache mit Gott. Besonders als nach vielen Jahren seine alte Liebe Baylee in St. Elwine auftaucht. Sie soll ihn überreden bei dem Revival-Konzert der Gruppe mitzumachen. Aber Hallo!!! Ist doch ganz normal, dass Pfarrer in einer Gruppe mit einem Hauch Hippie-Romantik mitsingen!
Der brave Reverend muss sich nun mit seiner Vergangenheit als Hippie auseinandersetzten. Eine Zeit, die so gar nicht mehr zu seiner jetzigen Berufung passen will. Die ihm oftmals die Schamesröte ins Gesicht treibt. Besonders in Gegenwart der forschen Baylee. Oh mein Gott! Diese Baylee ist aber auch ein sexy Frauchen, welches so rein gar nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hat. Ihr konnten die Jahre nichts anhaben. Joel muss jedoch schon bald erkennen, dass sich hinter der oberflächlichen Fassade Baylees eine intelligente und herzensgute Frau steckt.

Auch diese Geschichte besticht wieder durch häufige Situationskomik. Orlowski wäre nicht Orlowski, wenn nicht mindestens ein Krankenhausaufenthalt für einen Mann nötig wäre.
Ein Krimi, Drama und viel Humor sorgen für Abwechslung. Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Ich hatte für Baylee und Joel sehr viel Mitgefühl. Besonders für Baylee. Man gab ihr für etwas Schuld, die sie in meinen Augen nicht hatte. Ich erinnere mich an ein klares Nein!
Viele Missverständnisse und das Verschwinden eines kleinen Mädchens, lassen Beiden viele Jahre nicht richtig zur Ruhe kommen.
Eine große Überraschung lässt Joel in die Knie gehen. (Krankenhausaufenthalt! Oh oh Orlowski!)

Mein Fazit

Mich hat diese Geschichte sehr berührt. Ich musste lachen und war oftmals sehr traurig gestimmt.
St. Elwine hat mir von der ersten Silbe an das Gefühl gegeben, wieder an einem wundervollen Urlaubsort zu sein, den man nicht gerne wieder verlässt. Viel alte Bekannte habe ich wieder getroffen.
Die Dialoge zwischen Reverend Joel und Baylee sind einfach nur köstlich. Nicht nur die ..... !!!


Die nächste Reise nach St. Elwine ist schon gebucht. Ich warte lediglich noch auf eine Bestätigung! Vielleicht besuche ich ja wieder das wunderschöne Pfarrhaus und den Garten mit Sonnenblumen.

Meine Lieblingszitate:

>>Du wohnst mit diesem Hausdrachen zusammen? Die perfekte Mischung aus einem englischen Butler und Fräulein Rottenmeier ..... << (Pos. 924 Kapitel 2 auf dem Reader)

>>Ich sollte dir den Hintern versohlen.<< >>Au ja.<< (Pos 4895-Kapitel 8 auf dem Reader)

>>Hoffentlich hielt der Hund seinen baumelnden Penis nicht für ein Leckerli.<<(Pos.3597-Kapitel 5 auf dem Reader)

>>Ich habe nicht gewusst, wie glücklich wir waren, bis wir es nicht mehr waren.<< (Pos. 6093-Kapitel 10 auf dem Reader.)

Danke Britta Orlowski.

Danke Reverend Joel und Baylee. Reißt euch bitte ein bisschen zusammen.

Veröffentlicht am 14.09.2017

Als die Träume in den Himmel stiegen.

Als die Träume in den Himmel stiegen
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Meine Meinung

Die Geschichte wird aus der Sicht von Samar erzählt. Mal in der Gegenwart- mal in der Vergangenheit. So bekommt man ein klares Bild von Personen, Umgebungen und Geschehen.
Die Reise, welche ...

Meine Meinung

Die Geschichte wird aus der Sicht von Samar erzählt. Mal in der Gegenwart- mal in der Vergangenheit. So bekommt man ein klares Bild von Personen, Umgebungen und Geschehen.
Die Reise, welche Samar mit ihrer Familie unternimmt, könnte emotionaler nicht sein. Müssen sie doch ihr ganzes, eigentlich glückliches Leben, hinter sich lassen. Sind gezwungen ihr schönes Haus, und den damit verbundenen Luxus, zu verlassen. In einem Dorf im Hindukusch findet die Familie Zuflucht bei den Großeltern. Anfangs ist Samar total schockiert, ob der primitiven Verhältnisse. Bald schon lernt sie jedoch diese außergewöhnliche Idylle zu lieben. Findet eine gute Freundin. Was mit der Freundin später passiert, hat mir Tränen in die Augen getrieben.
Die Menschen leben dort in Häusern, die in Felsen hineingebaut wurden. Ich habe mir Bilder im Netz angesehen. Wahnsinn! Aber auch irgendwie faszinierend.
In Kabul herrschten Kriege. Im Hindukusch sind sie erst mal sicher. Der Friede währt jedoch nicht lange. Ein Bruder von Samar schließt sich der Taliban an.

In der Gegenwart flüchtet die Familie mit dem Zug nach Russland. Die transsibirische Eisenbahn ist lange Zeit so eine Art Wohnung für sämtliche Menschen.
Die Passagen im Zug fand ich auch spannend, obwohl erst mal gar nicht viel passiert.
Samar liest viel und liebt die Spiele, die sie mit der Familie zusammen macht.
Die Szenen im Hindukusch berühren sehr. Stimmen einen traurig und fassungslos.

Die Flucht vom Hindukusch ist sehr spannend. Traurig hat mich die Tatsache gestimmt, dass es solche Flüchtlinge im realen Leben zu Tausenden gibt.
Die Autorin erzählt dieses Drama, ohne dabei rührselig zu werden. Sie überlässt es dem Leser, welche Emotionen er für dieses Buch investieren möchte. Sie weiß bestimmt im Vorfeld schon, dass diese Geschichte keinen Menschen kalt lässt. Zumindest keinen Menschen mit Gewissen und Herz.
Ich finde es total schade, dass es in Afghanistan so viele Kriege gibt. Wie gerne würde ich solche Länder mal bereisen. Die Mentalität kennen lernen. Besonders die in Fels gehauenen Häuser besuchen. Es gibt dort so viele tolle Menschen. Die Taliban und sämtliche andere kriegerische Organisationen, vermitteln uns oftmals ein falsches Bild dieser Menschen. Wir lernen jedoch auch Menschen kennen, die ihr eigenes Leben in Gefahr bringen, um zu helfen. Fanatismus ist, wie so oft, der Auslöser dieses blutigen Dramas.

Mein Fazit

Die Autorin holt den Leser von Anfang an ab. Begibt sich mit ihm auf eine Reise, die Potenzial hätte ein unvergessliches Abenteuer zu werden. Ist es ja eigentlich auch; aber nicht diese Art von Abenteuer, die wir uns wünschen. Vielmehr lernen wir Brutalität und unheimliches Leid kennen, welches uns fassungslos zurück lässt.
Man beginnt mit diesem Buch und ist gefangen. Gefangen von einem Mädchen, welches uns von ihrem großen Schicksal erzählt. Die Umstände, unter denen ihre Mutter ein weiteres Kind zur Welt gebracht hat, sind in unserem Land unvorstellbar.
Und doch kommt auch in dieser traurigen Welt, immer wieder mal ein kleines Stückchen Glück zum Vorschein.

Ob mir das Buch gefallen hat? Es ist unheimlich gut geschrieben. Die Charaktere fabelhaft ausgearbeitet. Ich habe es sehr gerne gelesen. Aber, der Inhalt darf einem doch gar nicht gefallen! Oder?

Eine absolute Empfehlung von mir. Meine Besprechung beinhaltet nur einen kleinen Bruchteil dessen, was auf 350 Seiten passiert ist.


Danke Laura Mc Veigh

Veröffentlicht am 12.09.2017

Tausendundeine Nacht

Mein Mann, seine Frauen und ich
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Ich war ständig im Zwiespalt mit meiner Meinung über Nadia. Mal wollte ich sie schütteln, damit sie zur Besinnung kommt, mal trösten, weil ich sie auch sehr gut verstehen konnte.
Nach ihrer Scheidung ...

Ich war ständig im Zwiespalt mit meiner Meinung über Nadia. Mal wollte ich sie schütteln, damit sie zur Besinnung kommt, mal trösten, weil ich sie auch sehr gut verstehen konnte.
Nach ihrer Scheidung fühlte sie sich eigentlich wohl. Lebte in einer WG zusammen mit einem jungen, hübschen Mann. Nur platonisch, versteht sich. Einziger Wermutstropfen war ihre Arbeitslosigkeit. Nach einem Türkeiurlaub entflammte ihre Leidenschaft für den Orient.
Sie erlernte das Zubereiten arabischer Gerichte und Bauchtanz.
Als sie einen Anruf von einem Karim erhielt, der sie besuchen möchte, wusste sie erst gar nicht wie ihr geschah. Nadia wurde Karim von einem befreundeten Ehepaar empfohlen. Sie verliebte sich auf Anhieb in diese wunderbare Stimme. Als sie ihn dann vom Nürnberger Bahnhof abholte, wurden ihre Knie regelrecht wackelig.
Daheim verwöhnte sie ihn mit arabischen Gerichten. Karim erzählt ihr von seinem Leben. Häufig gluckste er (lachte) was Nadia ein Kribbeln im Bauch bescherte. Lange Rede kurzer Sinn: Oktober 1995 hatten sie sich kennengelernt. November 1995 heirateten sie in Amsterdam.
Ich hatte so meine Probleme damit. Karim hatte ja schon eine Frau und drei Kinder.
Er wollte unbedingt Nadia als Zweitfrau. Da eine Scheidung für einen gläubigen Moslem unmöglich ist, musste er sich nun um zwei Frauen kümmern.
Ich habe mich gefragt: Echt Nadia? Wirklich? Du als selbständige Frau, die sich gerade von einem Fremdgänger scheiden lassen hatte, willst nun eine Zweitfrau werden? Und das von Kopf bis Fuß verschleiert????
Klar, Karim war ja so verletzlich und einsam. Er brauchte eine Frau, die mit ihm auf "Augenhöhe" war!
An dieser Aussage sollte Nadia noch so manches mal zu knabbern haben.

Mir gefielen die Beschreibungen vom Orient wahnsinnig gut. Ich konnte Nadias Liebe zu diesem Land sehr gut verstehen. Als Karim mit ihr in den Oman gezogen war, durfte sie Seite an Seite mit ihm arbeiten. Nadias Ideenreichtum brachte ein Hotel in die grünen Zahlen. Man schätzte die deutsche Frau sehr. Alles könnte wunderbar sein, wäre da nicht auch noch Frau Nummer 1! Und bald schon Nummer 3 .....
Eines musste man Karim hoch anrechnen. Er sorgte stets für alle Frauen und Kinder. Niemals wurde er handgreiflich. Seine Frauen durften verreisen wann- und wohin sie wollten.

Mein Fazit

Tausendundeine Nacht wurde zu einem real gewordenen Traum für Nadia. Sie erfuhr die große Liebe und Wertschätzung eines kultivierten Moslems. Sie fühlte sich geborgen. Sie fühlte sich verraten. Sie war unendlich glücklich. Sie war unglücklich.
Eine deutsche Frau verlässt ihre Familie, um mit einem Moslem auf Augenhöhe glücklich zu werden. Zuckerhut und Peitsche.
Und doch kann man Nadia verstehen. Picknicks an malerischen Stränden am arabischen Meer. Weiße Lehmhäuser, die bei Sonnenauf- und Untergang in ein märchenhaftes Licht getaucht werden. Dazu ein Blick aus den Augen eines Mannes, der pure Liebe verspricht.
Hera Lind hat hier einen bildgewaltigen Roman hingelegt. Ängste und Hoffnungen wurden von der Autorin gut eingefangen. Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet. Es gibt sie ja auch im realen Leben. Ich habe nun das Gefühl, alle persönlich zu kennen.

Egal was Nadia mitmachen musste, viele Dinge waren es wert. Ja, und auf seine Art war Karim wirklich treu.

Eine absolute Empfehlung von mir. Lest dieses Buch. Meine Besprechung ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was Nadia erlebt hat. Auch ihr familiärer Hintergrund geht zu Herzen.

Vielen Dank Hera Lind. "Mein Mann, seine Frauen und ich" ist bisher mein Highlight 2017!

Veröffentlicht am 03.09.2017

Vom Abschiednehmen und sich finden.

Der Herzschlag deiner Worte
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Meine Meinung

Dies ist nicht mein erster Roman, den ich von Susanna Ernst gelesen habe. "Der Herzschlag deiner Worte" ist jedoch meine absolute Lieblingsgeschichte, aus der Feder der Autorin. Sie glänzt ...

Meine Meinung

Dies ist nicht mein erster Roman, den ich von Susanna Ernst gelesen habe. "Der Herzschlag deiner Worte" ist jedoch meine absolute Lieblingsgeschichte, aus der Feder der Autorin. Sie glänzt mit sympathischen Charakteren und einer emotionalen Handlung. Wobei eine Handlung so nicht stimmt. Es gibt ein Buch im Buch. Ein Welt der schönen Texte und Melodien. Klassische- und moderne Frauenliteratur, die von einem großen Schicksal erzählt. Familiengeheimnisse, die der Tod von Alex Vater in´s Rollen bringt. Alex Tante Jane, die an einer schweren Krankheit leidet und trotzdem eine sehr liebenswerte Person ist. Maila, eine hübsche und geheimnisvolle Autorin, deren Werke in den Regalen von Tante Jane zu finden sind.

Alex lernt seine Tante Jane auf der Beerdigung seines Vaters kennen. Vorher hatte er nur Briefkontakt zu ihr. Er freundet sich mit der schwerkranken Dame an. Er genießt die Nachmittage mit ihr. Seine zweijährige Tochter ist in Janes Haus gerne gesehen.
Die Gespräche mit Jane werfen viele Fragen bei Alex auf. Er spürt, dass es einen tieferen Grund gibt, warum Jane bisher niemals richtigen Kontakt zu seiner Familie hatte.

Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Die Geschichte wird nicht nur aus der Sicht von Alex erzählt; aber überwiegend. Ich liebe Geschichten, deren Schwerpunkt auf Familiengeheimnissen liegt. Wenn das Ganze so gekonnt mit Übersinnlichen gemixt wird, wie in diesem Roman, kann schon mal eine schlaflose Nacht entstehen.


Mein Fazit

Eine Geschichte die von Trauer, großer Liebe, Familiengeheimnissen und Hoffnung erzählt.
Eine Geschichte vom Abschiednehmen und sich finden.

Ich empfehle diesen wunderschönen, emotionalen und geheimnisvollen Roman mit einer Schachtel Kleenex und einer heißen Tasse Tee (Latte Machiato) zu genießen.

Ein Musiker und eine Autorin bescheren Gänsehaut Feeling.

Eine absolute Empfehlung von mir.

Danke Susanna Ernst.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Aufwühlend und unfassbar!

Die Sehnsuchtsfalle
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Meine Meinung

Selten habe ich ein Buch gelesen, welches bei mir total gemischte Gefühle ausgelöst hat. Ritas Handeln konnte ich nicht nachvollziehen. So viel Naivität, so viel Egoismus und Uneinsichtigkeit, ...

Meine Meinung

Selten habe ich ein Buch gelesen, welches bei mir total gemischte Gefühle ausgelöst hat. Ritas Handeln konnte ich nicht nachvollziehen. So viel Naivität, so viel Egoismus und Uneinsichtigkeit, ließ mich stellenweise richtig sauer werden.
Sie hatte sich in den aus Ghana stammenden Tony verliebt. Daran fand ich nichts auszusetzen. Jedoch hatte dieser Tony andere Pläne. Er wollte sein Studium beenden und dann in seiner Heimat die für ihn ausgewählte Frau heiraten. Er gab Rita Geld, um ihre Schwangerschaft abzubrechen. Riet ihr, sich selber auch beruflich zu festigen.
Rita entschied sich jedoch für das Kind, was ich sehr gut fand. Von ihren Eltern konnte sie keine Hilfe erwarten. Rita war dort von jeher der Prellbock. Sie musste schon als kleines Mädchen im Haushalt mithelfen und auf ihre kleine Schwester aufpassen. Lebensfreude war nicht erlaubt. Es gab kein etwas dürfen. Es gab stets nur ein Muss, wenn es um Arbeiten im Haushalt ging. Ihre Brüder machten auf mich einen richtig fiesen Eindruck. Sie amüsierten sich über Ritas Aschenbrödeldasein.
So wundert es nicht, dass sich Rita in Köln wohler fühlte als in ihrem kleinen Heimatdorf. Ohne ihr Abitur zu beenden arbeitete sie in einem Nachtlokal.
Nachdem sie ihr Kind zur Welt gebracht hatte, verrichtete sie Arbeiten, die bestimmt nicht jeder Frau zusagen.

Sie lernte stets dunkelhäutige Männer kennen und wollte sie ihrem kleinen Sohn als Papas präsentieren. Unverantwortlicher ging es in meinen Augen gar nicht mehr. Der kleine Knirps musste sich des öfteren auf einen neuen Papa einstellen.
Beim Lesen dachte ich mir oft, wie ein Mensch nur so blind sein kann. Merkte sie denn nicht, dass diese Typen es nicht ernst mit ihr meinten? Erkannte sie nicht, dass es denen nur um eine Aufenthaltsgenehmigung ging? Ihre eingeengte Kindheit hatte natürlich dazu beigetragen, dass Rita Wärme suchte. In entscheidenden Momenten stand sie jedoch stets alleine da.
Einerseits wollte ich oft in das Buch hineinkriechen und Rita wachrütteln. Anderseits tat sie mir oft wahnsinnig leid. Sie musste mutterseelenallein ihr Kind auf die Welt bringen. Kurz nach der Geburt besuchte sie ihr Vater heimlich. Ihre Mutter durfte das nicht wissen.

Rita baute sich in Spanien ein neues Leben auf. Erfolgreich führte sie eine Strandbar.
Ihr Sohn war mittlerweile 14 Jahre alt. Auch in Spanien lebte sie wieder mit einem Mann aus Ghana zusammen. Ihr Sohn Ben verstand sich gut mit ihm und betrachtete ihn als Vaterersatz. Ihr Sohn machte Urlaub in Deutschland bei seinen Großeltern. In dieser Zeit tauchte Tony wieder bei ihr auf. Die Liebe entflammte aufs Neue. Tony, Tony und nochmal Tony. Ich habe mich wirklich gefragt, wie diese Frau nur so dumm sein konnte. Aber, es sollte noch viel schlimmer kommen. Ihr Sohn blieb in Deutschland. Tony starb bei einem Autounfall. Sie wurde von ihrem Exfreund nach Brasilien gelockt, weil sie dort angeblich ihren Tony wieder findet.
Dort hatte sie es mit einem total fadenscheinigen Typen zu tun und musste stets auf dessen Anruf warten. Auch in Brasilien füllte sie ihre einsamen Abende mit Tanzen in einem Nachtlokal und freundete sich mit den Mitgliedern einer Musikband an.

Sie erhielt von dem mysteriösen "Bruder" von Tony (ich kann es wirklich nicht fassen) Bettwäsche, die sie ihrem Sohn mitbringen soll. Am Flughafen wird sie festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Die Bettwäsche war gut mit weißem Pulver gepolstert. Dort erlebte sie die Hölle ......


Mein Fazit

Diese wahre Geschichte hat sämtliche Emotionen bei mir ausgelöst. Wut, Mitleid- bis Fassungslosigkeit. Ich verstand Rita ja noch als junges Mädchen. Sie wollte aus ihrem lieblosen Leben ausbrechen. Aber, lernt man mit den Jahren nicht auch ein bisschen dazu? Eigentlich ist Rita ja eine intelligente und fleißige Frau. Sie hatte stets gekämpft. Jedoch komme ich damit nicht klar, dass sie ihren Sohn stets vernachlässigte, um ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen. Sie tat das angeblich alles zum Wohl ihres Sohnes. Das kann man glauben oder nicht.

Eine Frau bricht aus ihrer kaltherzigen Familie aus, um später die Hölle zu erleben. Jahre verbrachte sie im Gefängnis. Alle bekamen regelmäßig Besuch. Rita war die einzige Frau, die kein einziges mal in all den Jahren Besuch bekam. So was hatten sie in dem Gefängnis noch nie erlebt.

Trotz ihrem grenzenlosen Egoismus und ihrer Naivität muss ich Rita zugestehen, dass sie eine Kämpfernatur ist. Manch einer hätte das Ganze nicht überlebt. Ich bewunderte sie oft, für ihren immer wieder kehrenden Optimismus und Fleiß.

Sehr interessant fand ich die Nachworte von Rita und Hera Lind.
Hera Lind hat mit dieser wahren Geschichte ein wahres Meisterstück hingelegt. Diese Story war auch für Hera eine Herausforderung. Ihr gewohnt spritziger Schreibstil konnte mich wieder begeistern. Die Protagonisten wurden von ihr sehr gut gezeichnet. Ich habe jetzt einiges erzählt. Diese Besprechung ist jedoch nur ein kleiner Bruchteil davon, was in diesem Drama abgeht.

Ich bewerte nur den Schreibstil. Die Geschichte konnte mich gefangen nehmen. Sie wurde mir nicht eine Sekunde langweilig.

Eine Empfehlung von mir.

Danke Hera Lind.