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Veröffentlicht am 18.09.2018

"Heimat und Familie" ist mehr als ein Gefühl, es geht durch den Magen und begleitet uns das ganze Jahr

Heimat im Glas
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Wenn ich an Heimat denke, denke ich nicht nur an die ländliche Idylle, den Geruch nach Kuh und an Felder so weit das Auge reicht, sondern auch an die Familie und mit ihnen an die jährliche Gartenarbeit ...

Wenn ich an Heimat denke, denke ich nicht nur an die ländliche Idylle, den Geruch nach Kuh und an Felder so weit das Auge reicht, sondern auch an die Familie und mit ihnen an die jährliche Gartenarbeit und deren Erzeugnisse. Früher war es beinahe Standard am Wochenende Oma und Opa zu besuchen und im Garten zu helfen, etwas zu ernten oder eben auch Geerntetes zu essen. Gurken, Bohnen, Erbsen, Erdbeeren, Kirschen ... Nur was macht man damit, wenn alles zeitgleich reif wird? So fix kann man nun mal Bohnen und Erbsen oder gar den ganzen Kirschbaum nicht leer essen. Genau man verarbeitet alles. Natürlich kann man hierzu auch gerade wenn Saison ist, alles regional und günstig einkaufen und dieses dann einfrieren, einwecken, verarbeiten und genießen. Nun erschien vor kurzem das Buch "Heimat im Glas" von Daniela Wattenbach, ein Buch auf das ich mich wirklich schon länger gefreut habe.

"Hagebuttensenf, Gänseblümchengelee, Johanni-Nüsse und Fränkische Oliven aus Schlehen" - traditionelle Rezepte neu wiederbelebt.

Ich muss zugeben ich bin nicht der große Küchen-Koch-und-Backfan. Dennoch ist dies mal wieder ein Buch, das in die Richtung Regionalität, gesundes Essen und den bewussten Umgang mit heimischen Erträgen geht. Denn unsere Region und insbesondere die Natur hat so viel zu bieten, was oftmals ungenutzt zurück bleibt und gerade weil dies weder großartig eingeflogen, verpackt oder sonstwie daherkommt, sollten wir dem Regionalen auch wieder mehr Beachtung schenken.

"Heimat im Glas - Vergessene Köstlichkeiten" ist zunächst ein Buch fürs ganze Jahr. Jede Jahreszeit bringt ihres mit sich und gestaltet auch so unsere Ernährung recht bunt. Ich freue mich z.B. aktuell jedes Jahr auf die Kürbis und Steckrübenzeit, auch Spargel finde ich großartig oder die ersten, noch süßen Möhren und Kartoffeln... Mmh. Und wer nun sagt, er könne gerade mit solchen saisonalem Kram nichts anfangen, den kann ich beruhigen, es ist einmal wirklich Angewohnheit und das Essensverhalten ist einem ständigen Wandel unterzogen und dieses Buch bietet viel mehr Ideen, als das klassische Einlegen von Gurken. So erwarten den Leser z.B. im Frühling neben Pesto, Bärlauch, Löwenzahn auch Holunderrezepte, die ich sonst nur von meiner Oma kenne. Im Sommer natürlich Spargel, Früchten, Gurken, Bohnen und Tomaten. Der Herbst mit seinen Birnen, Äpfeln, Quitten, Kürbis, Kohl und Heckenbeeren wartet förmlich aktuell darauf abgeerntet und verarbeitet zu werden. Und zu guter letzt der Winter, in dem Honig oder Lebkuchen nicht fehlen dürfen.
Aber es geht in diesem Buch, finde ich nicht nur um die Rezepte als solches. Zu jeder Jahreszeit gibt es so noch einmal eine kleine Übersicht und kleine persönliche Geschichten. Ich schätze sehr die persönliche Note die hier drinsteckt. Daniela bringt auf diesen wirklich schön gestalteten Seiten ein gewisses Heimat- und Daheimgefühl rüber, das nicht nur beim Lesen spürbar wird, sondern auch in den Rezepten als solches. Ich kann dabei immer nur wieder mit meiner Familie vergleichen, wie jährlich an bestimmten Tagen Marmelade gekocht, geerntet und alles mögliche verarbeitet wird.
Es sind auch nicht diese Sternekochrezepte, sondern liebevolle, von Generation zu Generation weitervererbte und verbesserte Rezepte, die zwar auch Aufwand machen, aber langfristig haltbar Freude bereiten. Heutzutage bekommt alles, was selbst gemacht und ohne Konservierungsstoffe und Färbemittel daherkommt eine ganz besondere Note und gerade dies sollten wir nach und nach wiederentdecken und so möchte ich hier auch dieses Buch gerne weiterempfehlen. Für alle Gartenliebhaber, Naturmenschen oder die, die es werden wollen, ist dies eine Kochbuch-Empfehlung die von Herzen kommt.

"Heimatgefühl, Natürlichkeit, Erinnerungen an die Kindheit - darum geht es in diesem Buch. Und vor allem geht es ums leidenschaftliche Sammeln der "Zutaten" und ums Selber(ein)machen."

Allerdings wäre ich nicht ich, wenn ich nicht auch was zu mäkeln hätte. Vielleicht aber auch nur, weil unser Garten früher einfach viel viel größer, als so eine kleine Stadtgartenparzelle, war. Für mich fehlen hier einfach Rezepte für Heidelbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, weiteres für Gurken oder mal ein Rhabarberrezept. Natürlich geht es hier nur um einen Ausschnitt und sicherlich macht es kaum einen Unterschied welche Beeren nun für etwas genutzt werden, dennoch sind das so klassische Produkte, die ich hier so ein bisschen vermisse und die sicherlich auch in jeder Familie früher und teilweise auch noch heute Anklang gefunden haben.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Ida - ein Buch, eine Geschichte, ein Lebensroman

Ida
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Dora, wie Sigmund Freud sie in seiner Hysterie-Analyse betitelte, gilt als eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts. Vielleicht weil gerade dieser Fall für die damalige Zeit so überraschend ...

Dora, wie Sigmund Freud sie in seiner Hysterie-Analyse betitelte, gilt als eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts. Vielleicht weil gerade dieser Fall für die damalige Zeit so überraschend anders war und für sehr viel Faszination und Aufmerksamkeit sorgte. Vielleicht aber auch, weil Doras Leben nicht gerade einfach war.

Katharina Adler widmet nun der Geschichte ihrer jüdischen Urgroßmutter Ida Adler einen Roman, der das Leben einer ganz besonderen Frau porträtiert. Aufgrund ihrer als Kind unerklärlichen, ständigen Erkrankungen, schickten sie ihre Eltern zu dem damals hoch gelobten Sigmund Freud auf Kur. Alle anderen Ärzte konnten ihr einfach nicht helfen, ihre immer wieder aussetzende Stimme und andere Probleme zu heilen. Freud stellte mit seiner Psychoanalyse für die damalige Zeit einen neuartigen, vielversprechenden Ansatz dar...

"Sie musste sich anhören, wie er ihr unterstellte, sie halte wegen des Papas alle Männer für geschlechtskrank, also auch den Herrn Zellenka, und bringe damit wiederum ihren Ausfluss in Verbindung." "Ob Schachtel oder Schlüssel, alles wurde ihm zum Genital. Und der Bahnhof diene dem >Verkehre<."

Aufgrund dieser dann doch recht fraglichen Therapiemethode war Ida, alias Dora, dann auch die erste, die eine Kur bei Freud abgebrochen hat. Aus dem jungen, eher pflichtbewussten, und artigen Mädchen, wird eine sehr unbequeme, mutige Frau. Sie wird Anhängrin der sozialistischen Partei, wird Ehefrau und Mutter und eröffnet ihre eigene Bridge-Stube und muss aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln und Parteizugehörigkeit nicht nur einmal die Flucht antreten.

"'Glaub mir', Ida hob die Hand vors Gesicht, 'wenn ich etwas die letzten Jahre gelernt habe, dann, wie man sich unsichtbar macht.'"

Am Ende muss ich nun leider sagen, dass ich gar nicht so genau weiß, was ich zu diesem Buch eigentlich noch sagen soll. Aufgrund des Klappentextes hatte ich eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der Freudschen Theorie, fernab, des fachlichen "Blablablas" seiner selbst, erwartet. (Wer selbst schon einmal in den Genuss einer Psychotherapie gekommen ist oder sich sogar mit Freud und seinen Theorien beschäftigt hat, weiß vielleicht was ich meine.) Ida, die bekannte Frau, die als eine der wenigen, die vorzeitig eine Kur bei Freud beendete und danach ihr Leben entdeckt... Naja, ganz so war es dann irgendwie doch nicht. Das Hauptaugenmerk lag dann auf viel mehr und zeigte einen viel größeren Ausschnitt aus ihrem Leben - von Kindheit über Freud, dem Sozialismus bis hin zu ihrer Flucht in die USA. Dieses dabei Tagebuchartige ohne direkt Tagebucheinträge zu enthalten gefiel mir sehr. Es sind Lebensphasen von 1892 bis 1945, die hier in einem faszinierenden Wechsel das Leben der Ida Adler mit ihren Höhen und Tiefen darstellen. "Ida ist ein Plädoyer für die Wahrheit der Empfindung und die Vielfalt ihrer Versionen, ein [...] Lebensroman, in den sich ein halbes Jahrhundert mit seinen Verwerfungen eingeschrieben hat.", heißt es und umso länger ich darüber nachdenke, umso mehr fasst es diesen Roman ganz gut zusammen. Für Menschen mit Historien/Freud/Biografie-Faible sicherlich ein nettes Buch, aber allen, die hier einen emotional mitreißenden Roman erwarten, würde ich eher davon abraten.

"Wo geht es zum Ausgang, zum Ausgang müssen wir, oder gibt es nur einen Eingang, einen Eingang, aus dem wir hinausmüssen?"

Veröffentlicht am 05.03.2018

Zwischen Austern und Realität

Kühn hat Ärger
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"Achtsam ist das neue Nachhaltig. Vater holt Glas. Sohn holt Geschenk, beide werden später die Mutter streicheln. Es ist ein großes Gekuschel und Geschmuse hier. Komische Menschen. Oder sollte es vielleicht ...

"Achtsam ist das neue Nachhaltig. Vater holt Glas. Sohn holt Geschenk, beide werden später die Mutter streicheln. Es ist ein großes Gekuschel und Geschmuse hier. Komische Menschen. Oder sollte es vielleicht so sein? Anderswo schlafen die Frauen im Wohnzimmer auf der Couch, und die Nachbarn erpressen Supermärkte."

Martin Kühn, der sich gerade erst von einem Burn-out erholt hat, stellt sich auf dem Polizeirevier und auch im normalen Leben neuen Herausforderungen. Es könnte alles so schön sein, doch irgendwie zieht er die Probleme einfach nur an. Sein Haus steht auf verseuchtem Boden, eine mögliche Beförderung mit mehreren Mitstreitern, ein nerviger Arzttermin, seine Frau verheimlicht ihm irgendwas und in seiner Nachbarschaft geht irgendwas vor sich. Ein Mordfall bringt ihn dann auch noch in die wohlhabenden Gegenden Münchens, wo alles so toll zu sein scheint und auch noch die Limonade besser schmeckt als zu Hause. Kühn hat es nicht leicht zwischen all jenem einen kühlen Kopf zu bewahren, seine Ehe zu retten und den Mordfall zu lösen.

"Eilmeldung! Offenbar wurde heute Nacht in München ein krimineller Flüchtling von aufmerksamen Mitbürgern verurteilt und gerichtet."

Mit "Kühn hat Ärger" erscheint Jan Weilers zweiter Roman um den eher einfachen und bodenständigen Kommissar Martin Kühn. Was ich an diesem Roman mag? Jan Weiler beschäftigt sich hier neben dem Hauptplot mit zahlreichen gegenwärtigen Themen, mit scheinbarer Wohltätigkeit, Rassismus, Karieredruck und einer Menge unvorhersehbarer Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt. Ein Krimi in Romanform, mit viel persönlicher Charakterentwicklung macht dieses Buch so leicht, spannend, menschlich und anders. Kein anderer Roman greift aktuelle Themen in dieser unterhaltenden, hinterfragenden und kritisierenden Form so auf wie dieser. Jan Weiler schafft es die Gesellschaft anzukreiden, ohne dies in den Vordergrund zu stellen.
Tiefgründige Literaten und Gesellschaftskritiker wären mit diesem Buch falsch beraten, aber so für zwischendrin kam dieses Buch für mich genau richtig. Der einzige Minuspunkt, den ich zu vergeben hätte, wäre der Mordfall, dessen Auflösung recht schnell vorhersehbar und für mich am Ende doch etwas zu stark in die Länge gezogen wurde.

"Bei Tageslicht betrachte, ist es niemals langweilig, selbst wenn nichts geschieht. Denn es besteht immer die Möglichkeit, es könne etwas geschehen."

Veröffentlicht am 04.10.2017

"die Kluft zwischen dem, was ich sein sollte, und dem, was ich bin, nie größer war." – Zwischen Glaube und Wissenschaft

Die Schlange von Essex
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"Die Schlange von Essex" – ein Roman, in dem Wissenschaft und Glaube aufeinandertreffen. Nach dem Tod ihres Mannes blüht Cora Seaborne förmlich auf. Sie ist eine wohlhabende Frau, die nun ihrer neu entfachten ...

"Die Schlange von Essex" – ein Roman, in dem Wissenschaft und Glaube aufeinandertreffen. Nach dem Tod ihres Mannes blüht Cora Seaborne förmlich auf. Sie ist eine wohlhabende Frau, die nun ihrer neu entfachten Leidenschaft für Geologie und Naturkunde nachgehen will. Normalerweise gehört sich solch ein Verhalten für eine Frau ihres Standes nicht und auch so stößt sie nicht gerade auf Begeisterung ihrer Kinderfrau Martha, die sich sehr um ihren Sohn Francis bemüht. Da kommen ihr die Neuigkeiten aus Essex gerade recht.

"Stellen Sie sich nur vor, wir könnten an einem so langweiligen Ort wie Essex einem solchen Tier begegnen! Stellen Sie sich vor, was das bedeuten würde ... Es wäre ein weiterer Beweis dafür, wie alt unsere Erde ist, und dass wir unser Leben der natürlichen Entwicklung verdanken und nicht irgendeiner Gottheit ..."

In Essex lernen sie Pfarrer William und seine Frau Stella kennen, ihre Ansichten könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Cora und Stella sich für die Mythen begeistern können, möchte William, dass endlich wieder Ruhe in seiner Gemeinde einkehrt. Neben mehrerer Dispute kommen sich Will und Cora zusehend näher, was von seiner kranken Frau, so scheint es, noch zusätzlich unterstützt wird. Stella wird zur verständnisvollen Freundin für Francis und hofft gemeinsam mit ihm dem ganzen Spuk bald ein Ende setzen zu können. Doch wird ihr das gelingen? Was wird aus Cora und was hat der Wundarzt mit der ganzen Sache zutun? Und werden sie die Schlange jemals zu Gesicht bekommen?

"Oh ja, es ist teuflisch zu wissen, dass das Jüngste Gericht bevorsteht und keiner sich verstecken kann; aber Sie hoffen darauf, nicht war, sie hoffen; Sie werden alles auf sich nehmen, Hauptsache, Sie bekommen es mit eigenen Augen zu sehen ..."

Nicht nur die Sprache macht diesen Roman so einzigartig. Sarah Perry erschafft ein faszinierendes Gesamtbild aus Neid, Angst, Aberglaube, Mythen, Liebe und Krankheit. Wir tauchen ein in das viktorianische Zeitalter und lernen neben historischen Missständen in London viel über das damals vorherrschende Standbild und die Klassengesellschaft kennen. Schon recht früh meint man den Ausgang der Geschichte erahnen zu können, doch die weiterführende Handlung überrascht; meiner Erwartungshaltung hingegen kann sie nicht ganz Stand halten.

"Wir glauben zu wissen, in welche Richtung wir zielen müssen, und vielleicht liegen wir gar nicht so falsch ... Aber dann am nächsten Morgen sehen wir alles in einem anderen Licht und merken, dass wir uns vielleicht doch in der Richtung geirrt haben."

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.10.2017

"Wenn du nicht stirbst, lebst du."

Die Insel der Freundschaft
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"Die Insel der Freundschaft" ist ein recht vielschichtiger Roman. So finden hier neben der erwarteten Freundschaft zwischen Menschen, eine besondere Beziehung zu Tieren, Fachliches über die Käseherstellung, ...

"Die Insel der Freundschaft" ist ein recht vielschichtiger Roman. So finden hier neben der erwarteten Freundschaft zwischen Menschen, eine besondere Beziehung zu Tieren, Fachliches über die Käseherstellung, Traditionen, Weisheiten über das Träumen und Scheitern sowie Hin- und Aufgabe ihren Platz. Wir begleiten Ryosuke, der seine Stelle als Koch verlor und nun als Bauarbeiter auf einer abgeschiedenen Insel, mitten im Pazifischen Ozean anheuert. Dort soll er zunächst mit seinen neu gewonnenen Freunden Kaoru und Tachikawa einen Graben für eine Wasserleitung ausheben, doch sein eigentliches Ziel ist ein ganz anderes. Ryosuke hofft hier Antworten zu finden - den Sinn des Lebens und mit ihm den Mann, von dem seine verstorbene Mutter so viel gesprochen hat.

"Ich glaube, auch Menschen wandeln sich im Fluss der Zeit. Vielleicht sind wir sogar dazu geboren worden, immer wieder Neues zu empfinden."

Auf dem Festland hatte Roysuke alles verloren. Der Tod seines Vaters hatte ihm schwer zu schaffen gemacht und eigentlich möchte er selbst auch Suizid begehen. Die Insel bietet ihm nun ein neues Lebensziel und noch dazu eine ganz besondere Freundschaft. Er trifft auf Hashi, dessen ursprünglicher Traum Ziegenkäse zu produzieren bislang gescheitert war und sich nun der Fischerei widmet. Mit Roysuke lebt dieser Traum neu auf und er lernt mit seinen Freunden die Käseherstellung kennen. Dies ist allerdings nicht ganz so einfach wie erhofft. Auch die Inselbewohner sind nicht allzu begeistert von den Neuankömmlingen und stellen ihnen einige Hindernisse in den Weg.

"Es geht uns doch allen gleich. Wenn wir uns etwas vornehmen, denken wir, wir müssten es um jeden Preis erreichen. Und wenn wir es doch nicht schaffen, fühlen wir uns gleich wie Versager. Aber ich weiß nur zu gut, was es heißt, sein Leben für einen Traum zu opfern. Ein Traum darf ruhig auch ein Traum bleiben."

Durian Sukegawa zeigt uns mit diesem Roman, dass Aufgeben niemals ein Ziel sein sollte und Träume niemals alles sind. Er erschafft mit nur wenigen, klaren Worten ein detailliertes Bild voller Neugier, Wünsche und Weisheit. Leider bleiben am Ende sehr viele Fragen ungeklärt, was das Buch nicht weniger schön macht, aber den Leser etwas enttäuscht zurück lässt. Da sich sehr viel Tiefgründigkeit auch zwischen den Zeilen versteckt, würde ich dieses Buch nicht unbedingt jedem zu empfehlen.

"Er legte sich auf den Boden und blickte in den Himmel, an dem kleine, leuchtende Wolken vorbeizogen. Sie ähnelten sich, und doch hatte jede Wolke ihre ganz eigene Form. [...] Vielleicht waren die wallenden Wolken so strahlend weiß, weil sich in ihnen die Seelen unzähliger Lebewesen sammelten."