Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2024

Spannend, aber schwächer als bisher

Verborgen
0

Mit einem Toten bei einem Hausbrand beginnt alles. Was ist geschehen? Beging der junge Mann Selbstmord, war es vielleicht ein Unfall oder doch Mord? Nur – wer sollte ein Interesse daran haben den jungen, ...

Mit einem Toten bei einem Hausbrand beginnt alles. Was ist geschehen? Beging der junge Mann Selbstmord, war es vielleicht ein Unfall oder doch Mord? Nur – wer sollte ein Interesse daran haben den jungen, unauffälligen Mann zu töten? Wobei so unauffällig ist gerade sein Internetsuchverlauf gar nicht. War Marino selbst nicht nur Opfer, sondern auch Täter? Sicher ist nichts, denn alles scheint anders zu sein, als es zunächst anmutet…
Ich habe einen Faible für Island-Krimis und diese Reihe ohnehin. Island ist eine besondere und für Krimis sehr interessante Kulisse, weil eben doch alles ein bisschen anders ist, als man das in sonstigen Ländern/Regionen kennt. Wenige Menschen, viel unbewohntes Land, düster und mystisch, dadurch andere Voraussetzungen bei den Ermittlungen. Dazu finde ich die Reihe auch einfach gut. Die Charaktere gefallen mir, der Schreibstil ist eher ruhig, aber immer gut zu lesen (wenn man sich an die oft ungewöhnlichen Namen gewöhnt hat) und die Geschichten waren bislang auch sehr interessant, denn es ist schon der dritte Fall, der in Akranes von Kommissarin Elma und ihren Kollegen gelöst werden muss. Deren Privatleben wird auch wieder zum Thema, denn es gibt Entwicklungen – die dürft ihr aber selbst lesen, am besten startet ihr bei Band eins. Für mich hätte es da an mancher Stelle etwas mehr Tiefe geben können, aber es passt auch so, denn im Fokus steht schließlich der Fall.
Der Fall ist gut durchdacht und interessant verpackt, aber es gab auch den einen oder anderen Moment, der mir zu platt konstruiert war. Ein Auffinden hat dem Fall eine enorme Wendung gegeben, nur halte ich es für unrealistisch, dass dieses Auffinden erst so spät in den Ermittlungen passiert wäre. Sieht man davon ab, zeichnet sich aber auch in den beiden Zeitebenen immer mehr ab, was geschehen sein muss. Dennoch hat es mich sehr gut unterhalten, da Motive und mögliche Alternativen immer im Raum standen – die Autorin versteht es einfach raffiniert zu schreiben. Der Fall wurde dann schlüssig gelöst und doch war es für mich der bislang schwächste Teil der Reihe, die ich trotzdem weiterlesen werde.

Veröffentlicht am 21.01.2024

Wohlfühlroman mit kleinen Schwächen

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
0

Wer einen richtig netten Roman, rund ums Backen und eine lange Ehe lesen möchte, ist hier genau richtig. Und das Buch hat dabei noch eine ganz tolle Message: Es ist nie zu spät! Protagonistin Jenny Quinn ...

Wer einen richtig netten Roman, rund ums Backen und eine lange Ehe lesen möchte, ist hier genau richtig. Und das Buch hat dabei noch eine ganz tolle Message: Es ist nie zu spät! Protagonistin Jenny Quinn ist schon 77 Jahre und liebt das Backen. Natürlich schaut sie auch gerne entsprechende Sendungen und sie wagt es einfach einmal sich zu bewerben – trotz des Alters. Da sie nicht weiß, ob es klappen wird und eher von einem Misserfolg ausgeht, verrät sie ihrem Mann nichts davon – doch Jenny hat noch ein viel älteres, gut gehütetes Geheimnis…

Ich mag und kenne das Konzept vom deutschen „Das große Backen“ und daher fand ich es interessant einen Roman in diesem Setting zu lesen – und das, wo ich meist Spannungsliteratur lese, weil ich so diese Feel-good-Geschichten oft langweilig finde. Aber hier war eben die Grundidee richtig gut. Wie so eine Kandidaten-Auswahl abläuft, was hinter den Kulissen möglicherweise los ist, wie der Medienrummel so sein kann…und natürlich, wie es sich beim Backen anfühlt, wenn sie Zeit knapp wird oder irgendwas nicht gelingt. Hier erhalten wir tolle Einblicke, die mich auch sehr gut unterhalten haben. Das erschien mir sehr realistisch. Nebenbei bekommt man mit, wie gut die Ehe von Jenny ist – und dann gibt es da ein Vorkommnis in der Vergangenheit, dass sich nach und nach offenbart und das Potential hat, die gesamte Ehe von fast 60 Jahren ins Wanken zu bringen. Auch hier hatte ich schon schnell eine sehr genaue Vorstellung. Und auch wenn ich mir schon einiges denken konnte, so hat mich das Buch dennoch unterhalten. Der Schreibstil ist ansprechend und die Zeitsprünge sind gut nachvollziehbar.

Ich habe aber auch Kritikpunkte: Zum einen ist der Roman ziemlich vorhersehbar – doch damit habe ich auch gerechnet. Nicht verständlich war mir Jennys Heimlichtuerei – in beiden Fällen. So einen Stress und eine Bürde mit sich zu schleppen, teils über Jahrzehnte, das ist in diesem Fall nicht nachvollziehbar. Richtig schade fand ich aber, dass keinerlei Rezepte den Weg ins Buch gefunden haben, dabei wäre das hier mehr als passend gewesen und ich hätte auch fest damit gerechnet, dass man Ende zumindest das eine oder andere Rezept enthalten gewesen wäre.

Aber dieser Wohlfühlroman hat beim Lesen selbst gut unterhalten und die Message des Buches ist einfach so gut und richtig, dass ich das Buch dennoch gerne empfehle.

Veröffentlicht am 17.01.2024

Ganz anders als erwartet

Austrian Psycho Jack Unterweger
0

Die Geschichte um Jack Unterweger hat es in sich. Der Mörder, der sich im Knast schreibend betätigt und weiß die Literaturwelt für sich einzunehmen, um als Lebenslanger aus dem Knast zu kommen und sein ...

Die Geschichte um Jack Unterweger hat es in sich. Der Mörder, der sich im Knast schreibend betätigt und weiß die Literaturwelt für sich einzunehmen, um als Lebenslanger aus dem Knast zu kommen und sein Treiben fortzusetzen. Klingt irgendwie nach einem schlechten Märchen, aber ist genauso passiert und wer im True-Crime Bereich unterwegs ist, kennt seinen Fall. Wer hier jedoch eine klassische True-Crime Geschichte erwartet, ist falsch. Dieses Sachbuch, eines nicht benannten Literaten zeigt, wie Unterweger Menschen für seine Zwecke zu manipulieren wusste.

Ich habe etwas anderes erwartet, als es hier dann angeboten wurde. Mich hat es dennoch sehr interessiert und auch unterhalten, zumindest ab dem weniger wirren zweiten Teil. In Haft entdeckt Unterweger einen Weg nicht nur auf sich aufmerksam zu machen, sondern auch einflussreiche Menschen für sich zu gewinnen. Mit Gedichten, die teils auch hier abgedruckt sind (und mich nicht überzeugten), vor allem mit seinem Roman „Fegefeuer“ heimste er einige Erfolge ein. Die Literaturwelt Österreichs forderte seine Freilassung – erfolgreich. Nach seiner Freilassung versucht er sich weiterhin als Schriftsteller, ist als Journalist unterwegs und frönt einen gewissen Lebensstil. Dabei enorm viele Frauengeschichten. Dann startet eine Mordserie. Opfer sind Prostituierte und Unterweger gerät in Verdacht. Unser Autor will das auch nach dem Urteil und den ganzen Beweisen nicht so richtig glauben – aber er merkt wohl, dass er wie so viele nur benutzt wurde.

Dass der Autor, der selbst schreibt, dass sein Name nichts zur Sache tut, hadert wird in diesem besonderen Mix aus Romananteilen und Reportage besonders deutlich. Recherchematerial erhält er von Malte Herwig. Es geht weniger um die Morde, mehr um die Entwicklung von Unterweger als Schriftsteller.
Das Nachwort hat es dann wirklich in sich…

Unter dem Strich hat mir das dünne Büchlein mehrheitlich zugesagt, aber wer klassisches True-Crime erwartet, wird eine Enttäuschung erleben.

Veröffentlicht am 05.11.2023

Überspitzter Behördenalltag

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
0

Davon, wie es in deutschen Amtsstuben zugeht, hat jeder so seine Vorstellungen und man kennt ja die ganzen Beamtenwitze. Dazu Faxgeräte, Behördensprech, wiehernde Amtsschimmel – all das und noch etliches ...

Davon, wie es in deutschen Amtsstuben zugeht, hat jeder so seine Vorstellungen und man kennt ja die ganzen Beamtenwitze. Dazu Faxgeräte, Behördensprech, wiehernde Amtsschimmel – all das und noch etliches mehr bietet der Erguss von Connyfromtheblock.

Ich kannte Connys Videos vorher nicht und hatte einfach Lust auf ein humoriges Buch, welches die deutsche Bürokratie und die Behördenmitarbeiter ein wenig auf die Schippe nimmt. Bissige, pointierte Anekdoten, das Spiel mit Klischees – das habe ich hier erwartet und mehrheitlich auch bekommen und auch noch einiges mehr. Im Büroalltag treten all die typisch deutschen Eigenarten auf und, auch wenn ich nicht in einer Behörde arbeite, sondern nur indirekte Einblicke in deren Berufsalltag habe, so gibt es doch deutliche Parallelen. Darunter die Digitalisierung, die ja nicht nur dort ein schwieriges Feld ist, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber dann gibt es ja auch noch etliche „schwierige“ Begrifflichkeiten, nicht nur in englischer Sprache, die besonders alteingesessenen Mitarbeitern so manche Schwierigkeiten bereiten, mich aber herrlich unterhielten.
Auch Connys Kollegen sind überspitzt dargestellt und natürlich ist all das mit einem Augenzwinkern zu lesen. Doch nicht nur das Amt, auch Connys Nachbarschaft und ihr Privatleben werden überspitzt unter die Lupe genommen – manches wird dann schon grotesk.

Der Schreibstil ist ansprechend, die meiste Zeit kurzweilig und die Berliner Schnauze kam bei mir gut an. Die kurzen Kapitel laden zu weiterlesen ein, zwischendurch finden sich noch passend eingefügt Rezepte oder auch Vorstellung der Kolleginnen – samt treffender Illustrationen. Ich musste einige Male lachen, auch oft schmunzeln, aber so gegen Ende war dann irgendwann auch die Luft raus. Nach dem Glossar brauche ich aber nicht wirklich mehr, wenngleich ich das Buch für Zwischendurch und Connyfans schon empfehlen würde.

Veröffentlicht am 04.11.2023

Spannende, realitätsnahe Geschichte

Mit kalter Präzision
0

Schon im Prolog stirbt eine Frau, der Täter tarnt seinen Mord äußerst geschickt als Selbstmord. Wenige Seiten weiter die nächste Tote. Dieses Mal ist das Opfer die Gattin eines sehr bekannten, gut vernetzten ...

Schon im Prolog stirbt eine Frau, der Täter tarnt seinen Mord äußerst geschickt als Selbstmord. Wenige Seiten weiter die nächste Tote. Dieses Mal ist das Opfer die Gattin eines sehr bekannten, gut vernetzten und einflussreichen Schönheitschirurgen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Opfern? Ist der Mann vielleicht – wie so oft – der Täter oder spielt jemand ein perfides Spiel?

Ich fand das Buch auf verschiedenen Ebenen spannend und unterhaltsam. Der Fall als solcher ist interessant und die Geschichte des Tatverdächtigen hat es wirklich in sich. Fast wie nebenbei erfährt man viel Wissenswertes aus der Rechtsmedizin, sowohl von diversen Fällen im Sektionsraum, als auch politische Verwicklungen betreffendes und so manches mehr, auch die Geschichte der Rechtsmedizin kommt, interessant verpackt, ihren Raum. Wer sich für das Themengebiet interessiert, ist mit dem Buch gut bedient, auch wenn man schon einiges in der Richtung gelesen hat, wird es nicht langweilig. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Geschehen authentisch und realitätsnah geschrieben – zumindest soweit man das als Laie beurteilen kann. Das hat eben mal zur Folge, dass manches bisschen sachlich, vielleicht auch theoretisch daherkommt, aber das tat der Sache für mich keinen Abbruch, dennoch ist je nach Definition von Thriller die Erwartungshaltung möglicherweise eine andere.
Die neue Protagonistin der Reihe, die man schon vom Kurzthriller „Kaltes Land“ kennt, gefällt mir gut. Sie ist eine Frau mit Ecken und Kante, messerscharfem Verstand und gutem Teamwork – zumindest meistens. Dabei muss sie sich auch um ihre psychisch labile Schwester kümmern und steht dabei vor einer Mammutaufgabe.

Doch bei all dem Lob muss ich auch Kritik am Ende loswerden bzw. das unlogische Verhalten der Protagonistin ansprechen. Sie ist so intelligent und dann sowas idiotisches? Natürlich kann ich hier nicht auf Details eingehen, aber das Verhalten hinterlässt einen faden Beigeschmack, um es vorsichtig zu formulieren, immerhin zog jedoch das Tempo deutlich an und hatte tatsächlich mehr von einem Thriller. Daher freue ich mich zwar auf den nächsten Fall und empfehle den Reihenauftakt auch gerne, jedoch gibt es für dieses Ende einen Stern Abzug.