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Veröffentlicht am 10.09.2019

Irgendwie verstörend

Hidden Bodies - Ich werde dich finden
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"Ich bin derzeit […] nicht in der Lage, jemanden zu töten. […] Ich habe mich verändert."

Joe Goldberg ist zurück. Ebenso verstörend, ebenso mitreißend wie zuvor. Hat er sich geändert?

Nachdem ich, ...



"Ich bin derzeit […] nicht in der Lage, jemanden zu töten. […] Ich habe mich verändert."

Joe Goldberg ist zurück. Ebenso verstörend, ebenso mitreißend wie zuvor. Hat er sich geändert?

Nachdem ich, wie auch schon bei "You - Du wirst mich lieben", arge Schwierigkeiten in das Buch hineinzufinden, hat der Thriller mich dann aber doch mitgerissen. Der Schreibstil aus Joes Perspektive ist ungewöhnlich. Die Denkweise von Joe speziell und teilweise sehr abstrus. Daran muss man sich gewöhnen. Dann wird es allerdings klarer und schon wieder so irre, dass man es einfach lesen muss.
Ich bewundere Caroline Kepnes, dass sie in der Lage ist eine Figur zu konstruieren, die eigentlich so klug ist und dabei einfach so wenig in der Lage ist "normal" zu denken und zu sein.
Joe sehnt sich eigentlich nach jemandem, der ihn bedingungslos liebt, er ist aber nicht in der Lage, dies mit einfachen Mitteln auf sich zukommen zu lassen und schon gar nicht in der Lage, Fehlschläge zu akzeptieren. Obwohl er begreift, dass seine Vergangenheit ihn auch in einer fremden Stadt nicht loslassen wird, ist er nicht in der Lage aus seinen Mustern zu entweichen. Ehrliche Kommunikation ist für ihn schwierig, anpassen kann er sich hingegen überdurchschnittlich gut.
Der charismatische, attraktive und irgendwie mitreißende Joe ist also zurück!
Wenn man "You - Du wirst mich lieben" mochte, dann sollte man auch den zweiten Teil lesen. Er war mir teilweise zu langatmig und etwas wirklich neues passiert leider nicht. Ob eine Fortsetzung wirklich notwendig gewesen ist, weiß ich nicht genau, aber Stimmung, Atmosphäre und Reiz sind einfach genial konstruiert, die perfiden Gedanken von Joe gut dargestellt und in Szene gesetzt. Ich fand ihn am Ende insgesamt aber gut, vergebe aber nur 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Stimmungsvoller und Weihnachtlicher Liebesroman

Winterzauber auf Gracewood Hall
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„Winterzauber auf Gracewood Hall“ von Sandra Rehle ist ein Liebesroman, welcher in England während der Weihnachtstage spielt. Er ist der Auftakt der Buchreihe um das Anwesen „Gracewood Hall“ und in sich ...

„Winterzauber auf Gracewood Hall“ von Sandra Rehle ist ein Liebesroman, welcher in England während der Weihnachtstage spielt. Er ist der Auftakt der Buchreihe um das Anwesen „Gracewood Hall“ und in sich abgeschlossen.
Liz ist gerade von ihrem Freund getrennt, als sie während ihres Sommerurlaubs auf Bali Nick und dessen Familie kennenlernt. Die drei freunden sich an und Liz erfährt, dass Nicks Bruder und dessen Lebensgefährte in England ein altes Herrenhaus besitzen, welches sie aufwendig renoviert haben und zukünftig für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten vermieten wollen. Schnell einigen sich die neuen Freunde darauf, dass Liz, die mit Leidenschaft bloggt und fotografiert, für Gracewood Hall die Werbetrommeln rühren könnte. Kurzerhand wird sie daher zu Weihnachten nach Gracewood eingeladen. Diese Gelegenheit ergreift Liz sehr gern, denn sie will sich, nach dem Beziehungsdisaster mit ihrem Exfreund, nun völlig auf die Karriere konzentrieren.
In Gracewood Hall angekommen, wird Liz von Anfang an in die herzliche Familie Bedford integriert. Einzig der gute Freund der Familie Maxwell bleibt abweisend und distanziert. Was es wohl mit ihm auf sich hat? Und weswegen übt er eine solche Faszination auf Liz aus? Wird es Liz gelingen sich auf ihren Blog und ihre Arbeit zu fokussieren? Oder lenkt der attraktive Maxwell, der ebenfalls kein Interesse an einer neuen Beziehung hat, sie von ihrem Vorhaben ab?

Sandra Rehle hat einen flüssigen und mitreißenden Schreibstil. Die Kulisse der Handlung ist toll geschrieben und auch die Charaktere sind sehr schön dargestellt und beschrieben. Die Weihnachtsstimmung wird toll aufgegriffen und als Leser wünscht man sich direkt ins schöne England, um ebenfalls ein Weihnachtsfest im Herrenhaus feiern zu können. Dieser Wunsch wird mit jeder Beschreibung im Buch größer und als es dann am Ende des Buches auch noch beginnt zu schneien, wollte ich am liebsten sofort Weihnachten feiern…
Das Cover des Buches ist liebevoll gestaltet und illustriert. Es bringt Vorfreude auf eine Weihnachtsgeschichte und lässt einen an ein Winterwunderland denken.

Liz ist eine lebenslustige und fröhliche junge Frau. Sie sprüht vor Energie und Charme und war mir auf Anhieb sympathisch. Die gute Laune von ihr ist ansteckend, was mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht hat. Im Laufe der Geschichte wird sie von Grübeleien gepackt und man erkennt, dass eben auch eine so positive Person nicht immer alles rosarot sieht und sehen kann. Dies fand ich sehr ehrlich geschrieben.
Die Herzlichkeit, mit der Liz im Herrenhaus aufgenommen wird ist beispiellos. Sie wird sofort als Familienmitglied akzeptiert und integriert, dies hat mir sehr gut gefallen und ich finde auch, dies passt zu Liz Persönlichkeit. Denn wer könnte diese sympathische Frau nicht mögen?
Auch die Familie Bedford ist einfach großartig. Die Idee, ein schwules Paar als Hausherren einzuführen gefällt mir gut. Dies gibt es viel zu wenig in den klassischen Romanen und gibt dadurch dem Roman nochmal eine andere Note, auch wenn der Hauptfokus nicht auf dieser Thematik liegt.
Maxwell ist ebenfalls gut beschrieben. Zunächst wirkt er unnahbar und abweisend, es wird aber schnell klar, dass hinter dieser Fassade mehr steckt als es den Anschein hat…

Die Handlung konzentriert sich auf die Tage um den Heiligen Abend, spielt also an insgesamt drei Tagen. Dieser Zeitraum ist natürlich gut gewählt, da Liz eben die Zeit während der Weihnachtstage auf Gracewood Hall einfangen soll. Trotzdem sind mir persönlich drei Tage für die Fülle der Ereignisse zu kurz. Es geschieht recht viel und die getroffenen Entscheidungen sind schon so groß, dass es für mich unrealistisch ist, dass dieses nach drei Tagen feststehen kann. Natürlich sind Gefühle nicht planbar und manche Dinge werden auch nicht besser, wenn man ihnen mehr Zeit gibt, trotzdem wirkte dies auf mich überhastet. Ich hätte mir einen größeren Handlungszeitraum gewünscht. Vielleicht hätte Liz doch bis Silvester bleiben können, dieses Angebot stand ja im Raum, und die Beziehungen hätten sich dann etwas länger entfalten können…

Mein Fazit: „Winterzauber auf Gracewood Hall“ ist ein schöner Liebesroman, der sich mit einem flüssigen Schreibstil und einer niedlichen Handlung gut lesen lies. Er eignet sich sehr für kalte Winterabende, an denen man seine Gedanken auf Reisen schicken und gemütlich die Zeit bis Weihnachten todschlagen möchte.
Die Geschichten um Gracewood Hall sind ja noch nicht zu Ende, auch wenn der Roman für meinen Geschmack über einen zu kurzen Zeitraum ging, bin ich gespannt wie es weitergeht und freue mich auf die Fortsetzung der Reihe.
Ich empfehle den Roman jedem, der einen kurzweiligen, schönen Liebesroman lesen möchte, in dem nicht allzu viel Drama und Leid passiert. Die Geschichte ist einfach schön, ohne dabei dramatische Szenen oder Hintergründe preiszugeben. Dies hat mir gut gefallen. Ich vergebe insgesamt 3,5 von 5 Sternen, da mir einfach der Zeitraum für die Tragweite der Handlung zu kurz war.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Bewegend und authentisch

Marlene
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"Marlene" ist die Fortsetzung von Hanni Münzners erfolgreichem Roman "Honigtot". Es geht um Marlenes Geschichte während und nach dem zweiten Weltkrieg.

Marlenes Leben wird bilgewaltig und authentisch ...

"Marlene" ist die Fortsetzung von Hanni Münzners erfolgreichem Roman "Honigtot". Es geht um Marlenes Geschichte während und nach dem zweiten Weltkrieg.

Marlenes Leben wird bilgewaltig und authentisch beschrieben. Man leidet als Leser regelrecht mit und möchte in manchen Momenten laut aufschreien. Ich persönlich bin sehr interessiert an der Geschichte des NS-Regimes, bin dabei aber immer wieder dankbar, dass ich diese Zeit nicht miterleben musste.
Marleen nimmt den Leser mit in ein Leben zwischen Widerstandskampf persönlichem Leid, aber auch Liebe, Freundschaft und Vetrauen.

Zwischendurch hatte ich Schwierigkeiten von der Geschichte mitgerissen zu werden, teilweise war mir der Schreibstil nicht flüssig genug.

Zwischen den Kapiteln gibt es "Kriegssplitter" die historische Ergeignisse zur jeweiligen Zeit wiedergeben, dies hat mir sehr gut gefallen.

Insgesamt ist der Roman eine gelunge Fortsetzung und Ergänzung zu "Honigtot", hat mimch aber trotzdem nicht ganz so fesseln können wie eben "Honigtot".
Aber ein Muss für Leser, die "Honigtot" bereits kennen und noch einige Fragen klären möchten!

Veröffentlicht am 10.10.2017

Kurzweilig, aber spannend

Das blaue Medaillon
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In dem historischen Roman „Das blaue Medaillon“ von Martha Sophie Marcus geht es um die junge Meisterdiebin Alessandra Ferretti und das blaue Medaillon, ein Erbstück ihrer Familie.
Bisher gehört der Roman ...

In dem historischen Roman „Das blaue Medaillon“ von Martha Sophie Marcus geht es um die junge Meisterdiebin Alessandra Ferretti und das blaue Medaillon, ein Erbstück ihrer Familie.
Bisher gehört der Roman keiner Reihe an, und ist in sich abgeschlossen.

Nachdem Alessa innerhalb kürzester Zeit ihre gesamte Familie verliert, wandelt sich das Leben der 21-jährigen Meisterdiebin vollständig: Sie muss vor dem Mörder ihres Großvaters aus Venedig fliehen und kann aus ihrer Heimatstadt kann sie nur wenige Dinge retten. Dazu gehört unter anderem das Medaillon in Form einer blauen Rose. Dieses ist für Alessa nicht nur eine Erinnerung an ihre verstorbene Tante, sondern auch der Schlüssel zu einem alten Familiengeheimnis, mit dem ein Verbrechen aufgedeckt werden kann.
Auf ihrer Flucht schließt Alessa sich der Schauspielertruppe Sartori an und versucht mit deren Hilfe zu ihrem Cousin Lucas nach Deutschland zu gelangen. Während der Reise wird sie dann auch noch selbst bestohlen und muss nun versuchen das wertvolle Medaillon zurückzugewinnen…

Mit rund 400 Seiten ist der Roman ein kurzweiliges und dabei trotzdem spannendes Buch. Die Autorin hält sich an den klassischen Spannungsbogen und leitet die Geschichte zunächst mit der Einführung in die Hauptcharaktere und die allgemeine Handlung ein. Im zweiten Buchteil folgt der Spannungshöhepunkt, im dritten Teil fällt diese dann wieder langsam ab, wobei die Geschichte auch hier nochmal unerwartete Wendungen bereit hält. M.S. Marcus schafft es, in einen relativ kurzen Roman viele spannende und unterhaltsame Handlungsstränge einzuarbeiten. Dabei überschlagen sich die Ereignisse allerdings zum Teil sehr, viele Dinge geschehen in kurzer Zeit. Durch diese Erzählweise ist es nahezu unmöglich sich als Leser zu langweilen. Nach jedem Absatz möchte man wissen, wie es weiter geht. Durch den schnellen Verlauf entstand bei mir allerdings teilweise auch das Gefühl, dass der Roman nicht zu lang werden durfte und daher alle Ereignisse so schnell wie möglich berichtet werden müssen. Auch das Ende bereitet mir Kopfzerbrechen. Zwar wird das Geheimnis des Medaillons vollständig gelüftet, was nun sich aber daraus für Folgen ergeben und wie es dem Mörder letztendlich ergeht, bleibt offen. Vermutlich möchte die Autorin sich hiermit die Möglichkeit einer Fortsetzung offen halten.
Der Titel des Romans deutet für mich daraufhin, dass das „blaue Medaillon“ die zentrale Rolle in der Geschichte spielt. Letztendlich trifft dieses auch zu, wenn auch nicht in der von mir erwarteten Weise. Das Geheimnis des Medaillons wird schon im ersten Buchteil fast vollständig aufgelöst und der Rest der Romans dreht sich hauptsächlich um Alessa, welche versucht dem Mörder ihres Großvaters zu entkommen und das Medaillon, welches ihr gestohlen wurde, zurückzubekommen. Dieses Buchthema war für mich, ausgehend vom Buchtitel, völlig unerwartet. Trotzdem es schafft die Autorin Alessas Geschichte äußerst spannend und bildreich darzustellen, was dazu führte, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Figuren der Geschichte werden sehr gut und mit vielen Details beschrieben und geben einem die Möglichkeit sich mit ihnen zu identifizieren. Gerade die Meisterdiebin Alessa wirkt gerade durch beschriebene Gewissenbisse am durchgeführten Diebstahl, jugendliche Fröhlichkeit mit ausgeführten Späßen und selbstbewusstes Auftreten sehr sympathisch. Weiterhin erleichtert die Einarbeitung einer kleinen Romanze zwischen Alessa und einem Mitglied des herzoglichen Hofes, an dem ihr Cousin lebt, den Einstieg in die Gefühlswelt der 21-jährigen. Man kann ihr einfach nur das Beste wünschen und mit ihr mitfühlen.
Vom Mörder wird ein unheimliches und grausames Bild gezeichnet, welchen ihn als Bösewicht eindeutig zuordnen lässt. Auch die weiteren Figuren des Romans sind liebevoll beschrieben und dargestellt, ein bildliches Vorstellen ist bei nahezu jeder möglich. Auch das Jahrhundert in dem die Geschichte spielt, ist authentisch dargestellt und historische Fakten werden weitestmöglich beibehalten.
Das Einbringen italienischer Bezeichnungen macht die Herkunft der Hauptfiguren realistisch und interessant. Leider verwirren sie zu Beginn, da auf das vorhandene Glossar am Ende des Buches nicht hingewiesen wird.
Der Roman wird aus Sicht der vorkommenden Personen erzählt („Er-Erzähler“). Diese Schreibweise gefällt mir sehr gut, „Ich-Erzähler“ und „allwissende Erzähler“ fallen mit beim Lesen häufig sehr schwer.
M.S. Marcus begibt sich mit ihrem Roman in ein Venedig und ein Deutschland im 17. Jahrhundert. Alleine diese Zeit macht den Roman zu einem historischen Roman. Indem die Autorin aber zusätzlich zu der Geschichte um das Medaillon noch eine Liebesgesichte und ein großes Maß an Spannung einbaut, schafft sie einen Spagat zwischen historischem Roman, Liebesgeschichte und spannender Erzählung. Durch diese Verknüpfung hebt sich das Buch sich von anderen historischen Romanen ab und bietet auch Lesern einen Zugang zur Vergangenheit, denen normalerweise das Interesse an dieser fehlt.

Fazit
Das „blaue Medaillon“ ist ein schöner und liebevoll geschriebener Roman. Für mich war es der erste Roman der Autorin, einen möglichen Nachfolger würde ich auf jeden Fall lesen, da mich eine Fortsetzung nach dem offenen Ende sehr interessieren würde.
Da die Geschichte für mich aber zu schnelllebig und zu wenig tiefgründig war, würde ich vermutlich kein weiteres Buch von M.S. Marcus lesen. Beim Lesen des Romans war es zwar so, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte, trotzdem stellt es für mich als Vielleserin lediglich eine kurzweilige Unterhaltung dar.
Insgesamt würde ich den Roman aber als sehr gelungen bezeichnen, sofern man diese Art von Erzählung mag. Er ist leicht lesbar, ist gut recherchiert, hat eine spannende Geschichte und authentische Charaktere, und ist dadurch eine gute Unterhaltung für Zwischendurch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 09.07.2023

Vergiss' mein nicht

Die Frauen der Villa Sommerwind. Das Glück am Horizont.
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„Du bist der Mann, mit dem ich mich lebendig fühle. Der Mann, der mein Herz berührt hat und mit dem ich mein Leben verbringen möchte“

„Das Glück am Horizont – Die Frauen der Villa Sommerwind“ ist eine ...

„Du bist der Mann, mit dem ich mich lebendig fühle. Der Mann, der mein Herz berührt hat und mit dem ich mein Leben verbringen möchte“

„Das Glück am Horizont – Die Frauen der Villa Sommerwind“ ist eine Familiensaga von Anna Husen und der erste Band der „Timmendorfer-Strand-Reihe“. Der Roman erschien im April 2023 bei Knaur Taschenbuch.

Ich wollte den Debutroman von Anna Husen lieben. Ja, wirklich - ich hatte mich wahnsinnig auf die Geschichte gefreut. Das Cover ist wunderschön, der Titel ansprechend, das Setting toll und mit dem Handlungsort Timmendorfer Strand auch quasi direkt vor meiner Haustür. Auch Familiensagas mag ich im Allgemeinen sehr gerne und der Klappentext las sich auch gut. Also bin ich mit großer Vorfreude und wahrscheinlich sehr hohen Erwartungen in das Buch eingestiegen.
Die Grundidee gefällt mir dabei auch weiterhin gut. Henriette ist eine junge Frau, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihrem Vater und ihren Geschwistern ein Hotel in Timmendorf kauft. Untypisch für diese Zeit lässt Hennis Vater sie im Hotel mitarbeiten, sie liebt diese Arbeit und möchte das Hotel mit ihm zusammen aufbauen und leiten. So weit, so gut. Was für mich nach einer starken und selbstbewussten jungen Frau klingt, entpuppt sich leider an vielen Stellen als eher unreifes Mädchen mit teilweise altklugen Ansichten und einem für mich ambivalent wirkenden Verhalten. In einem Moment strotzt Henriette nur so vor Selbstbewusstsein und stellt sich sogar ihrem Schwiegervater entgegen, in anderen Momenten duckt sie sich einfach weg und akzeptiert klaglos die von ihrem Vater eingefädelte Hochzeit… Zwar entwickelt sie sich im Laufe der Zeit, wird tatsächlich insgesamt selbstbewusster, bleibt aber dennoch eine Figur, die ich irgendwie nicht richtig ernst nehmen konnte.
Ähnlich ging es mir leider auch mit anderen Figuren, die Handlungen/das Verhalten sind häufig widersprüchlich zueinander und unpassend zum beschriebenen Charakter der Figuren. So konnte ich zum Beispiel Henriettes Vater und ihre Stiefmutter an vielen Stellen absolut nicht verstehen. Auch von Henriettes Mann wird mehrfach gesagt, dass er „etwas Dunkles in seinen Augen“ habe. Man erwartet also irgendetwas Negatives, gerade im Umgang mit Henriette - aber letztlich passiert nichts. Er verhält sich Henriette gegenüber eigentlich weitestgehend neutral, wer ihm hingegen plötzlich sehr unerwartet die Stirn bietet, ist Henriette…
Außerdem wirken einige Nebenfiguren leider eher fehl am Platze. Sie tauchen sehr plötzlich in der Geschichte auf, es wirkt, als hätten sie nun eine sehr große Rolle, verschwinden dann aber eine lange Zeit wieder ohne wirklich etwas zur Handlung beizutragen. Später bekommen sie dann weitere kleine Auftritte in Nebensätzen, als ob sie gerade wieder ins Bewusstsein der Autorin gerückt wurden… So zum Beispiel Henriettes angeblich bester Freund Heinrich, den sie schon „ewig“ kennt, der aber erst sehr spät überhaupt in der Geschichte auftaucht und dessen Rolle ich nicht wirklich verstehe…
Hinzukommt, dass es im Roman immer wieder zu großen Handlungslücken kommt, da immer wieder große Zeitsprünge erfolgen. Das Buch handelt letztlich zwischen 1903 – 1918, damit es kein Wälzer wird, musste wohl an vielen Stellen Text gespart werden. Oft wurde die Handlung also zum Kapitelende spannend, doch bevor der Spannungsbogen vollständig erreicht wurde, endete das Kapitel abrupt und es gab einen riesigen Zeitsprung… Die Auflösung des jeweiligen Konflikts erfolgt dann meist deutlich später und eher in einem Nebensatz.
Letztlich muss ich also sagen, dass mir zwar der Schreibstil an sich sehr gefallen hat – dieser ist leicht und unkompliziert – ich aber in dem Roman deutlich mehr Potential sehe, als am Ende ausgeschöpft wurde. Es wird viel Handlung in diesen ersten Band der Familiensaga gestopft, leider treten aber immer wieder Lücken auf, die zwar im Nachgang beschrieben werden, aber in der Geschichte trotzdem einfach fehlen und ihr die Spannung und Authentizität nehmen. Ein roter Faden ist zwar erkennbar und die Grundidee wirklich gut, aber richtig erreichen konnten mich weder die Handlung noch die Figuren.

Mein Fazit: Leider hat mich „Das Glück am Horizont“ sehr enttäuscht und konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Der Roman ließ sich zwar leicht lesen, führte bei mir aber nicht wirklich zu einem Lesefluss und hatte einfach einige Längen. Insgesamt hat er meiner Meinung nach deutlich mehr Potential als am Ende ausgeschöpft wird. Von mir gibt es daher leider nur 3 von 5 Sternen.

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