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Veröffentlicht am 17.03.2024

Wunderschön

Das Haus verlassen
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“Das Haus verlassen” von Jacqueline Kornmüller ist mit den bezaubernden Illustrationen von Kat Menschik ein wahres Schmuckstück.
Eine Hausbesitzerin möchte sich verändern und bietet ihr restauriertes ...

“Das Haus verlassen” von Jacqueline Kornmüller ist mit den bezaubernden Illustrationen von Kat Menschik ein wahres Schmuckstück.
Eine Hausbesitzerin möchte sich verändern und bietet ihr restauriertes altes Feldsteinhaus mit einem wunderschönen Garten zum Verkauf an. Alles ist für die Ich-Erzählerin perfekt, auch die ungewöhnliche Kommunikation mit dem Haus fühlt sich sehr gut an und doch zieht es unsere Protagonistin zu neuen Herausforderungen.
Es gibt unterschiedliche Kaufinteressent:innen und doch sind weder die Hausbesitzerin, noch das Haus überzeugt. Wissen diese Menschen überhaupt zu schätzen, was sie kaufen? Können sie das besondere spüren?
Oder wäre das Haus nur wieder ein Haus?
Die Ich-Erzählerin denkt an das Gemüse, welches geerntet werden muss und im neuen Jahr an die vielen wundervollen Blumenzwiebel, die zu unterschiedlichen Zeiten aufblühen. Werden die Besitzer:innen dies zu schätzen wissen?
Um so mehr interessierte, vermeintliche Käufer:innen erscheinen, um so mehr streubt sich die Eigentümerin.
Sie nimmt endlich wahr, was sie bereits besitzt. Die Situation lässt sie innehalten und darüber nachdenken, ob es an einem anderen Ort wirklich besser ist?
Will sie wirklich neues erkunden oder ist das altbewährte nicht doch ein Stück Beständigkeit?
Jacqueline Kornmüller hat mit ihrer feinfühligen und poetischen Schreibweise eine unglaublich herzliche, berührende und zarte Novelle geschrieben. Schmunzelnd und tief berührt verschlingt man dieses Kleinod. Als Leserin konnte ich direkt diese zarte Verbundenheit spüren und die liebevolle Erfahrung zwischen Haus und Besitzerin rührte mich zu Tränen.
Eine große Leseempfehlung für dieses unglaublich schöne Buch.



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Veröffentlicht am 03.03.2024

Gedankengänge

GLÜCKSHELDINNEN
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“Glücksheldinnen” eine Novelle von Gabi Heiler.

Clara und Emily, zwei miteinander bekannte Kommilitonen, treffen sich zufällig in einem Drogeriemarkt um Schwangerschaftstests zu kaufen. Beide Frauen ...

“Glücksheldinnen” eine Novelle von Gabi Heiler.

Clara und Emily, zwei miteinander bekannte Kommilitonen, treffen sich zufällig in einem Drogeriemarkt um Schwangerschaftstests zu kaufen. Beide Frauen sind ungewollt schwanger und tauschen sich zu ihrer Situation aus. Abtreiben, ein Kind in diese Welt setzen, Pro und Kontra wird abgewogen und doch stellt sich die einfach Frage:
Darf ich mir erlauben glücklich zu sein?

Emily, geprägt von einer unzufriedenen alleinerziehenden Mutter möchte sofort abtreiben. Clara versucht mit Herz und Verstand die Situation zu greifen. Alle Gedanken geben ihr jedoch noch nicht das Gefühl, dass es sich gut anfühlt. Clara teilt ihre Gedankengänge mit Emily, zum Beispiel die Annahme, ob sich das Kind vielleicht aussucht, welche Eltern es haben wird. Emily reagiert ungehalten und doch dringt Clara mit ihren Annahmen immer weiter in das Innere von sich und ihrer Bekannten.
Dadurch kommen die beiden jungen Frauen an den Punkt, dass sich ihre Entscheidungen rund und authentisch anfühlen.

Mit ihrer Novelle hat Gabi Heiler tiefsinnig und prägnant das Thema ungewollte Schwangerschaft beschrieben. Die Gedanken und Emotion der Protagonistinnen wurden sehr authentisch dargestellt und als Leser:in taucht man sofort in die Geschichte ein. Hoffnung, Mut und die Erlaubnis zum Glück werden sehr feinfühlig vermittelt.
Die Ängste und Sorgen der Protagonistinnen zeigen auf, dass es nicht verwerflich ist, verschiedene Gedankengänge zu durchleben und auf seine Intuition zu hören.

Die farbige Spirale auf dem Cover passt sehr schön zur Thematik.

Ein empfehlenswertes kleines Buch.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Lichtstrahl zur Liebe

Saras Gespür für die Liebe
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“Saras Gespür für die Liebe” von Lynda Cohen Lougman ist ein romantischer, berührender Liebesroman.

Der Roman wechselt zwischen Abby im Jahr 1994 und ihrer Großmutter Sara im Jahr 1910. Erzählt werden ...

“Saras Gespür für die Liebe” von Lynda Cohen Lougman ist ein romantischer, berührender Liebesroman.

Der Roman wechselt zwischen Abby im Jahr 1994 und ihrer Großmutter Sara im Jahr 1910. Erzählt werden zwei miteinander verbundene Geschichten. Sara kommt mit 10 Jahren nach NewYork und entdeckt auf der Reise ihre besondere Gabe. Sie sieht den Lichtstrahl, der die Seelenverwandten verbindet und vermittelt Liebesheiraten.
Die jüdischen Heiratsvermittler sehen in ihrer Gabe eine Bedrohung und bringen Angst und Ärger in Saras Familie.
Ihre Enkelin Abby, traumatisiert durch die Trennung ihrer Eltern wurde Scheidungsanwältin.
Nach dem Tod ihrer Großmutter Sara erbt Abby deren Tagebücher und lernt dadurch ihre Großmutter und deren Gabe besser kennen.
Ihr eigenes Leben und die Werte werden komplett durcheinander gewirbelt.

Die Autorin thematisiert in ihrem Liebesroman die jüdischen Gebräuche, die Werte und damaligen Lebensumstände. Die Schwierigkeiten für unverheiratete Frauen, deren Rechte und die Boshaftigkeit der Schadchan, welche Ehen nur aufgrund finanziellen Vorteilen vermitteln, werden hervorgehoben .

Der Liebesroman überrascht mit tiefen Einblicken in die damalige Zeit, einfühlsam und emotional werden die Beziehungen beschrieben, welche Abby juristisch unterstützt. Zwischen zwei Zeiten werden die Leben der beiden Frauen erzählt , ihre Eigenschaften und Träume beschrieben und die Ähnlichkeit der beiden Frauen wird auch dem Leser:in immer bewusster.

Die Tagebücher bringen die Charaktere von Großmutter und Enkelin in Einklang. Abby lernt viel aus den Notizen Saras und als Leser:in wird man unglaublich gut in diese berührende Geschichte gezogen.

Eine Liebeserklärung mit einer klaren Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Meisterwerk

Die Stadt und ihre ungewisse Mauer
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“Die Stadt und ihre ungewisse Mauer” von Haruki Murakami zieht den Leser in eine surreale Welt.

Der Sprecher David Nathan hat in 17 Stunden und 12 Minuten mit seiner angenehmen, ruhigen Stimme unglaublich ...

“Die Stadt und ihre ungewisse Mauer” von Haruki Murakami zieht den Leser in eine surreale Welt.

Der Sprecher David Nathan hat in 17 Stunden und 12 Minuten mit seiner angenehmen, ruhigen Stimme unglaublich intensiv dieses Meisterwerk gesprochen. Die Stimm-/Tonlage war perfekt für diese Geschichte geeignet.

Ein 17 jähriger Junge verliebt sich in ein 16jähriges Mädchen.
Die beiden Jugendlichen leben in Japan und die zarte Beziehung besteht überwiegend aus Briefen. Das Mädchen erzählt oft über eine ummauerte Stadt, in der ihr wahres ICH lebt und in einer Bibliothek arbeitet. Nur wer seinen Schatten zurücklässt, darf die Stadt betreten.

Das Mädchen sagt ihm, dass es ganz und gar ihm gehören möchte und doch gab es keine Intimität zwischen den Verliebten.

Plötzlich ist das Mädchen verschwunden, niemand weiß, wo sie ist und
der namenlose Erzähler sucht überall. Er versteht nicht, was geschehen ist und begibt sich in die ummauerte Stadt. Das Mädchen kann sich nicht an ihn erinnern, alles ist seltsam dort, die Uhren stehen still und sein Schatten, der außerhalb der Mauern bleiben musste, beginnt zu sterben.

Der ICH-Erzähler wird gegen seinen Willen zurück in die Welt außerhalb der Mauern gebracht. Er kann das Mädchen nicht vergessen und sich deshalb auf keine andere Frau einlassen. Sein Leben im Buchhandel füllt ihn nicht aus und er bewirbt sich auf eine Stelle als Bibliothekar in einem kleinen Ort.

Hier fühlt er sich wohl und ist erstaunt, als er bemerkt, dass seine Anstellung von dem toten Bibliothekar vorgenommen wurde und dieser immer wieder in sein Leben tritt. Seine Gedanken und Träume driften
an diesem Ort nun wieder vermehrt zur ummauerten Stadt.

Der Autor zeichnet die Charaktere zart, ruhig und einfühlsam. Authentisch werden die verschiedenen Orte beschrieben, die Stadt mit ihrem unbestimmten Grundriss, der Stille und Kälte. Sanft führt uns Haruki Murakami zwischen den Zeilen zu unserem Selbst, zu unserer Selbstliebe und zurück zur Liebe.

Ein großartiges, berührendes und sanftes Werk, welches unglaublichen Tiefgang verspricht. Mystisch, geheimnisvoll und leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings nimmt uns der Autor mit auf eine Reise der Sehnsucht.

Ein Meisterwerk welches mich unglaublich tief berührt hat.
Murakami spätes Werk ist mein erstes (Hör-)Buch von ihm, jedoch sicherlich nicht das letzte. Eine klare Lese-/Hörempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Hausmädchen

Mein Name ist Estela
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“Mein Name ist Estela” von Alia Trabucco Zerán ist ein Pageturner, man ist im Bann der Erzählerin und gefesselt von der Geschichte. Die Autorin schreibt einen Roman über die Klassengesellschaft in Chile. ...

“Mein Name ist Estela” von Alia Trabucco Zerán ist ein Pageturner, man ist im Bann der Erzählerin und gefesselt von der Geschichte. Die Autorin schreibt einen Roman über die Klassengesellschaft in Chile.

Estela, eingesperrt in einer chilenischen Zelle erzählt unbekannten Zuhörern, vielleicht der Polizei oder vielleicht auch niemandem, vom Tod des siebenjährigen Mädchens.

“Der Ausgang ihrer Geschichte bleibt immer gleich:
Das Mädchen stirbt.”

Ein Mädchen, das ihr im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen war. Estela kam vor sieben Jahren als Haushälterin zu der Familie. Die Señora war schwanger und Estela, das Hausmädchen, durfte sich von Geburt an um das kleine Mädchen kümmern.
Ist es ihre Schuld, dass das Kind gestorben ist?

Estela erklärt den stillen Zuhörern, dass diese besondere Geschichte viele Anfänge hat und holt weit aus. Sie erzählt von ihrer Mutter und ihrer Jugend, von ihrem Fortgang aus dem kleinen Dorf und den Beginn ihrer Zeit als Hausmädchen bei der Familie. Sie braucht den Lohn zur finanziellen Unterstützung der Mutter und einen geplanten Anbau an ihr Häuschen.

Unbeschönigt erzählt die vierzigjährige Haushälterin den Ablauf im
Haus, ihre Tätigkeiten, ihre Rolle in dem Haus und ihre Zuneigung zu der Familie.
Estela will keine Zeit mit ihren ausschweifenden Erzählungen schinden, sondern erzählt so ausufernd, damit die Zuhörer den Sinn von Ursache und Wirkung /Folgen verstehen können.

Der leere, traurige Blick des Mädchens, die hohen Anforderungen der Eltern an das Kind, die wenigen Freunde und Freuden, die Einsamkeit, alles das lässt Estela in ihre Geschichte einfließen. Ein autoritärer Vater, der nur das Beste für das Kind möchte und eine gefühlskalte, erfolgsorientierte Mutter, die das anstrengende, oft schreiende Kind nicht versteht, spitzen die Tragödie zu. Aber auch die kleinen Glücksmomente werden von der Autorin emotional beschrieben.

Die Autorin zieht den Leser in das Leben der kleinen Familie und in die Gefühlswelt der Hausangestellten. Ein Leben zu Diensten einer fremden Familie, ein Leben mit deren Intimitäten und Gepflogenheiten und doch nicht zugehörig. Niemand aus diesem Haus fragt Estela, wie es ihr geht. Niemand interessiert sich als Mensch für das Hausmädchen.

Und doch hat Estela die Familie gern, das kleine Mädchen und einen zugelaufenen Hund in ihr Herz geschlossen. Ein Weggehen / Zurückgehen ist deshalb nicht geplant und so vergehen die Jahre. Jeden Tag wird gewischt, gewaschen, gebügelt und gekocht. Macht es ihr etwas aus? Dann passiert etwas unvorhergesehenes und Estela redet nicht mehr. Es ist auch in diesem Haushalt nicht notwendig. Oder ist es schlimm für das kleine Mädchen?

Die Autorin lädt mit diesem Roman zum Nachdenken ein.
Die fiktiven Personen werden authentisch dargestellt, das Leben aus Sicht der Angestellten sehr detailliert beschrieben und die Gefühlskälte der Eltern und die große Traurigkeit des kleinen Mädchens sind spürbar. Ein ergreifendes literarisches Werk, sehr zu empfehlen.

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