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Veröffentlicht am 07.04.2024

Libido, Demenz und Homosexualität – tragisch.

Bonjour Agneta
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Das Cover zeigt partiell eine junge Frau, sommerlich gekleidet und auf einer Schaukel schwingend – vielleicht nicht 100 % optimal ausgesucht für den Buchinhalt, denn die Hauptperson Agneta Strömberg ist ...

Das Cover zeigt partiell eine junge Frau, sommerlich gekleidet und auf einer Schaukel schwingend – vielleicht nicht 100 % optimal ausgesucht für den Buchinhalt, denn die Hauptperson Agneta Strömberg ist bereits 49 Jahre alt, sowohl Im beruflichen als auch im privaten Umfeld äußerst unzufrieden. Wegen dieser Leere in ihrem Leben öffnet sie sich einem unerwarteten Abenteuer, in dem sie schließlich zu sich selbst im Äußeren und Inneren findet. Thematisiert werden schwierige Themen wie Libido, Demenz und Homosexualität. Die Szenarien spielen in Sollentuna, Schweden und in Saint Carelle, Avignon und Nîmes in der Provence. Frankreich. Der Charme und die Liebenswürdigkeit der Franzosen sowie ihr Savoir vivre, die Kunst, das Leben zu genießen, kommt voll zum Tragen. Die Beschreibung des Dorflebens und des Klosters in Saint Carelle als künstlerische Wohnstätte des dementen, homosexuellen, alten Schweden Einar ist gelungen. Historische Fakten wie z.B. das klassische Straßenradrennen für Profis und Amateure Paris–Brest–Paris oder Stiere zur Volksbelustigung auf dem Marktplatz in diesem Teil von Südfrankreich gefallen ebenso wie die künstlerische Einflechtung des Malers Jacob Jordaens und seinem Akt (dem Gemälde König Kandaules von Lydien zeigt seine Frau Gyges) , um die Verwandlung und das neue Lebensgefühl von Agneta als Lavendelfrau zu verdeutlichen. Interessant als dazu kontrastierende Lebenseinstellung ist auch das Gesetz von Jante, Moses Zehn Geboten nachgebildet, das als Verhaltenskodex sozialer Spielregeln im skandinavischen Kulturraum verstanden wird. Agnetas Finden des Seelenverwandten in Einar stellt das tiefgehende Thema des Romans dar, dargeboten in teils humorvollem, teils tiefsinnigem Schreibstil.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Eine Hommage an Florenz

Das Fenster zur Welt
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Ein Loblied auf die Liebe, die Kunst und ihre Schönheit, auf lebenslange Freundschaft mit sehr diversen, sympathischen Charaktere, mit überzeugenden, ehrlichen Dialogen, verpackt, in urigen Szenerien z. ...

Ein Loblied auf die Liebe, die Kunst und ihre Schönheit, auf lebenslange Freundschaft mit sehr diversen, sympathischen Charaktere, mit überzeugenden, ehrlichen Dialogen, verpackt, in urigen Szenerien z. B. in Col's Pub im Londoner East End oder in den zwei geerbten Wohnungen in Florenz – all das trifft sich in diesem warmherzigen Roman. Neben der Kunsthistorikerin Evelyn imponiert auch der verschrobene, mit Bäumen sprechende Cress oder auch der liebenswert lächelnde, eher unbeholfene Soldat Ulysses neben weiteren interessanten Romanfiguren wie die eigenständige Figur des Papageis Claude. Dieser ist auch im Cover verewigt vor einem gekachelten, blumigen Rahmen. Sowohl beim Neuanfang in Italien mit ungewissen Abenteuern als auch schon bei der Rückkehr aus dem Krieg – immer wird eine warme Atmosphäre beschrieben, durchtränkt von Kunst, Poesie, Kultur, Schönheit, Liebe, Vertrauen, Überlebenswillen und Lebenslust. Eingebunden sind viele historische, auch weltumspannende Ereignisse wie die Hochwasserflut in Florenz von 1966, die Olympischen Spiele im Sommer 1948 in London oder Erfolge der Raumfahrt. Auch die Herstellung von Globen wird eingeflochten. In einem Zeitraum von 1901bis 1979 wird das Leben von Evelyn Skinner beschrieben, besonders ihre Liebe zu dem Dienstmädchen Lidia in der Simi Pensione mit 21 Jahren. Diese zeigt ihr ein Fenster zu ihrer Welt.
Eine großartige, herzerwärmende Story, ein lebensbejahender Roman, der lebenslange Bande vieler überzeugender Freundschaften beschreibt.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Luise und Friedrich Fröbel im Dienst der Kinder weltweit

Die Zeit der Kinder
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Das Cover überzeugt durch ein ansprechendes Bild von drei Kindern verschiedenen Alters in einem selbst gezimmerten Handleiterwagen längst vergangener Jahrzehnte – ein sehr ansprechendes Motiv, passend ...

Das Cover überzeugt durch ein ansprechendes Bild von drei Kindern verschiedenen Alters in einem selbst gezimmerten Handleiterwagen längst vergangener Jahrzehnte – ein sehr ansprechendes Motiv, passend zum Buchtitel. Im Zeitraum von 1788 bis 1900 spielt sich der Kampf um die Errichtung Fröbelscher Kindergärten ab. Dabei beginnt der Roman mit Luise Levin – der späteren Ehefrau Friedrich Fröbel`s - 1842 in Jacobsdorf bei Frankfurt an der Oder. Die nächsten Kapitel springen in die Jahre 1790 und 1797 zurück nach Oberweißbach im Thüringer Wald bzw. Hirschberg an der Saale und behandeln Friedrich Fröbel als Kind in seinem Elternhaus bzw. bei seinem Onkel. Zurück im Jahr 1845 treffen Luise als Haushälterin und Friedrich in seiner Allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt in Keilhau erstmalig aufeinander. Parallel dazu verläuft ab 1833 ein Erzählstrang über Verwahranstalten in Hamburg nach strengen preußischen Strafregeln. Das anfängliche, ständige Vor- und Zurück-Springen um ca. 50 Jahren von Kapitel zu Kapitel ist verbunden mit weiteren Ortswechseln wie z.B. zwischen Jena, Hamburg und Keilhau, nicht optimal strukturiert. Die Beschreibung der Fröbelpädagogik dagegen ist gelungen. Auch die Einbettung seiner Sphärentheorie oder Menschenbildung in den historischen, politischen Kontext gefällt und ist spannungsreich und einfühlsam sprachlich verpackt. Ein interessantes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Ein interessantes Porträt dreier Menschen

Mit den Jahren
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Das Cover zeigt drei in sich gekehrte, dösende, müde Personen als Gemälde – ein Mann und zwei Frauen, eindeutig auf den Buchinhalt passend hinweisend. Dieser leicht erotische Roman spielt in Leipzig und ...

Das Cover zeigt drei in sich gekehrte, dösende, müde Personen als Gemälde – ein Mann und zwei Frauen, eindeutig auf den Buchinhalt passend hinweisend. Dieser leicht erotische Roman spielt in Leipzig und Hamburg, spiegelt das damalige Familienleben in Ost- und Westdeutschland wieder. Die drei Hauptfiguren werden in ihrer charakterlichen Eigenart gut porträtiert: Lukas Rademacher aus Hamburg, Maler – Eva, seine Ehefrau aus Leipzig, Gymnasiallehrerin und Jette aus Hamburg, Single, arbeitet in Leipzig in einer Videothek mit Café. Alle drei sind um die 40 Jahre, suchen nach langer Ehe mit zwei Kindern bzw. kinderlosem Singleleben neue Impulse im sehr privaten Bereich. Viele Momentaufnahmen im Leben dieser Personen spiegeln starke, tiefgehende Sehnsüchte wieder, die entweder im Laufe der Jahre bisher unerfüllt geblieben bzw. in der langjährigen Ehe leider verloren gegangen sind – vielleicht auch durch den Familienzuwachs, durch die noch kleinen Kinder Ada und Leo. Das Alltagsleben mit seinen Routinen wird realistisch mit passenden Bildern gut beschrieben ebenso wie die jeweiligen Kindheitserinnerungen in Ost- bzw. Westdeutschland mit Eltern und Geschwistern. In einigen Sequenzen erkennt sich der Leser vielleicht wieder mit seinen Sehnsüchten nach Veränderung oder doch auch nach der bisheriger schönen Vertrautheit im Zusammenleben, die hier schließlich in einem neuen Arrangement aus drei Lebenskrisen erwächst. Dieses Beziehungsdreieck ist sprachlich einfühlsam mit klarem, rotem Faden aufgebaut. Ein Roman zum Nachdenken!

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Sektentum, Fremdenfeindlichkeit, Schuldgefühle – schwere Kost!

Der rechte Pfad
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Den Buchtitel könnte man verschiedentlich interpretieren:
• Rechtes Gedankengut auf den Gemeindesitzungen – ein düsterer Pfad
• Im Wald den rechten Pfad nach Hause zu finden, auch im Dunkeln
• Den richtigen ...

Den Buchtitel könnte man verschiedentlich interpretieren:
• Rechtes Gedankengut auf den Gemeindesitzungen – ein düsterer Pfad
• Im Wald den rechten Pfad nach Hause zu finden, auch im Dunkeln
• Den richtigen Pfad zu Gott, zu Jesus zu finden bei all diesen Heimlichkeiten, strikten Reglements auch in sexueller Hinsicht
Das Cover passt ideal zum Buchinhalt. Im Kern spielen sich in dörflicher Umgebung in einer weltabgewandten Brüdergemeinde familiäre Geschichten ab, die aus den Erinnerungen der nun 40 Jahre alten Hauptperson Benjamin Weißdorn, kurz Benni - der Blödmann, gespeist werden. In zwei Zeitebenen, die nicht klar voneinander gekennzeichnet sind, werden die in der religiösen Dorfgemeinschaft verbotene Homosexualität, erste sexuelle und traumatische Kindheitserinnerungen und tiefe Freundschaft behandelt. Dialoge sind im Dialekt des Niederrheins gehalten und verstärken authentisch das allgemeine Miteinander. Anfängliche Andeutungen werden im weiteren Verlauf aufgeklärt, als Unfall werden nach scheinbar eigener Rechtsprechung häusliche Gewalt und vorsätzlich gelegter Brand eingestuft. Die Charaktere sind krass in ihrer Eigenwilligkeit, meist unsympathisch wie der Vater, oft kurios wie die Haushälterin Frau Gothel, einsam mit ihren persönlichen Problemen und dort verloren wie Hana, Lea, Gideon, Simon, Luis, Benni etc. Die angehängte Playlist bildet manche Kapitelüberschrift. Diese Erzählung über eine derart reglementierte Gemeinschaft wirkt sehr authentisch.

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