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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2024

Durchaus breit aufgestellt

Meeresfriedhof
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ist die hier im Mittelpunkt stehende Familie Falck, von der gleich Vertreter mehrerer Generationen eine große Rolle in der Handlung dieses Buches spielen, denn die ausgesprochen komplexe Familiengeschichte ...

ist die hier im Mittelpunkt stehende Familie Falck, von der gleich Vertreter mehrerer Generationen eine große Rolle in der Handlung dieses Buches spielen, denn die ausgesprochen komplexe Familiengeschichte bestimmt die Handlung des Buches von der ersten bis zur letzten Seite.

Diese gestaltet sich stellenweise ausgesprochen geheimnisvoll bzw. pflastern Geheimnisse den Lebensweg gleich mehrerer Protagonisten - natürlich ist alles ineinander verschachtelt, denn es hängt alles zusammen - auch wenn gleich mehrere Familienmitglieder schon lange nicht mehr miteinander reden.

Für meinen Geschmack ist das alles etwas zu komplex, zu umfangreich und dazu viel zu verzweigt. Und dadurch so langatmig, dass ich mehrmals den Faden verlor und wieder zurückblättern musste, mehr oder weniger weit.

Insgesamt ein ungewöhnlicher, stellenweise spannender (soweit man durchgehend am Ball bleibt) und historisch interessanter Roman für wache Leser!

Veröffentlicht am 07.04.2024

Eher für Bretagne- als für Literaturfans

Der Sommer, in dem alles begann
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Beziehungsweise für solche des Unterhaltungsromans. Der Verlauf der Handlung greift tief hinein in das Wesen der Bretagne mit Druiden und Hinkelsteinen - aber ob das dort alles noch so vonstatten ...

Beziehungsweise für solche des Unterhaltungsromans. Der Verlauf der Handlung greift tief hinein in das Wesen der Bretagne mit Druiden und Hinkelsteinen - aber ob das dort alles noch so vonstatten geht? Kann sein, ganz sicher bin ich mir aber nicht. Zudem scheint es mir ein wenig so, als wären nur ein paar bretagnetypische Phänomene herausgefischt und in den Roman eingebaut worden.

Sicher bin ich mir dagegen darin, dass die Geschichte um Hélène, Marguerite und Odette um einiges mehr an Räuberpistolen und verwegenen Wendungen enthält, als ihr gut tut.

Von dem in der Leseprobe als atmosphärischen Regionalroman mit literarischem Anspruch empfundenen Werk versprach ich mir ein ganz besonderes, eher zartes und empfindsames Lesevergnügen.

Wobei da schon klar war, dass dies ein ausgesprochen leicht zu lesender, stellenweise unterhaltsamer Roman ist - das zumindest hat sich bestätigt. Dagegen spürte ich weder die Zartheit noch die Sensibilität, ganz im Gegenteil. Die Seele der Bretagne ist mir dadurch nicht näher gerückt, ganz im Gegenteil. Ich habe das Buch sehr schnell gelesen und - davon bin ich überzeugt - nichts Wesentliches verpasst. Doch es ist kein Roman, der mein Herz erobern konnte - ich werde den Inhalt wahrscheinlich schon bald wieder vergessen haben. Hoffentlich auch die darin präsentierten Charaktere, von denen so mancher ziemlich eindimensional gezeichnet ist.

Veröffentlicht am 26.03.2024

Eine starke Frau

Die Entflammten
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Nämlich Jo van Gogh-Bonger, steht hier im Mittelpunkt. Sie hatte ihren Verehrer Theo van Gogh, den jüngeren Bruder des damals noch weitgehend unbekannten Vincent van Gogh, erst nach jahrelangem Werben ...

Nämlich Jo van Gogh-Bonger, steht hier im Mittelpunkt. Sie hatte ihren Verehrer Theo van Gogh, den jüngeren Bruder des damals noch weitgehend unbekannten Vincent van Gogh, erst nach jahrelangem Werben erhört und dann aus Liebe geheiratet - um ihn nach rund einem Jahr an die Syphilis zu verlieren. Er hatte sich über die langen Jahre ohne sie zumindest körperlich getröstet, wofür er - wie nicht wenige damals - mit dem Leben bezahlen musste. Kurz davor hatte sich Vincent, lebenslang finanziell vollkommen abhängig von seinem Bruder, erschossen.

Jo bleibt zurück mit einem Säugling und mit so einigen Gemälden des Schwagers - ansonsten jedoch mittellos. Gelingt es ihr, ihn posthum bekannt zu machen - denn dass Vincent eine besondere Begabung hatte, war sowohl ihr als auch dem verstorbenen Gatten klar. Leider verliert sich ihre Geschichte in zahlreiche Nebenbaustellen, es kommen eine Reihe von - häufig historisch belegten - Charakteren vor, die auf mich eher verwirrend als bereichernd wirken.

Und schlimmer noch - es gibt einen zweiten Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt und mit dem ich so gar nichts anfangen kann. Das alles in einem schmalen Band vereint, wirkt insgesamt auf mich überbordend, aber wenig aussagekräftig. Dennoch konnte die Autorin Simone Meier mein Interesse für Jo van Gogh-Bonger wecken - doch ich werde versuchen, mich dieser wenig bekannten Frau auf anderem Wege zu nähern - und sei es durch meine eigene Phantasie!


Veröffentlicht am 28.02.2024

Scharfsinnig, zielsicher - und sehr kleinteilig

Wellness
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In seinem zweiten Roman wählt Nathan Hill ein Paar, nämlich Jack und Elisabeth als Protagonisten und macht ihre Beziehung zum zentralen Thema der Handlung. Wobei, Hill wäre nicht er selbst, wenn ...

In seinem zweiten Roman wählt Nathan Hill ein Paar, nämlich Jack und Elisabeth als Protagonisten und macht ihre Beziehung zum zentralen Thema der Handlung. Wobei, Hill wäre nicht er selbst, wenn nicht gesellschaftspolitische und soziale Elemente immer wieder mit einbezogen würden.

Das Paar lernt sich 1993 in Chicago kennen und hat zunächst die Gelegenheit, einander zu beobachten - durch die einander gegenüber liegenden Wohnungsfenster. Es entsteht beidseitig der Eindruck vom Gegenüber als Einzelgänger*in, der in den Augen des jeweils Beobachtenden ein durchaus positiver ist.

Als sie sich endlich tatsächlich begegnen, geht es schnell mit dem Aufbau einer festen Beziehung: Jack zieht hinüber zu Elisabeth und alsbald trifft man die beiden nur noch im Doppelpack - gemeinsam erleben sie die alternative Kunst- und Musikszene Chicagos in den 1990ern, gemeinsam gehen sie einige Jahre später den Schritt in eine bürgerliche Existenz.

Wenn das alles nur nicht so unglaublich detailliert beschrieben wäre! Ich bin eher jemand, dessen Blick auf das große Ganze gerichtet ist, wenn ich auch wichtige Einzelheiten zu schätzen weiß - aber hier werden diese dem Leser am laufenden Meter serviert, durchaus auch inklusive Quellennachweisen, wenn es gerade passt (und das tut es nicht selten).

Ein Roman für Geduldige, einer bei der sich die Spreu vom Weizen scheidet. Leider muss ich der Tatsache ins Auge blicken, dass ich definitiv zur Spreu gehöre und die ganzen Petitessen und Besonderheiten, die der Autor in den Roman eingefügt hat, nur teilweise zu schätzen weiß. Wobei ich mit seinem Debütroman " Geister" allerdings deutlich besser zurecht kam, was sicher thematisch bedingt ist.
Möglicherweise steckt einfach zu viel Beziehung für mich darin, um diesen wahrhaftig ausgesprochen lesenswerten Roman in seiner Gänze so zu schätzen, wie es seiner würdig wäre!

Veröffentlicht am 09.02.2024

Detailverliebt

Demon Copperhead
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Wir lernen Demon Copperhead - sein ihm(fast) lebenslang anhaftender Spitzname in einer Gegend, in der so gut wie jeder einen abbekommt - schon vor beziehungsweise während seiner Geburt kennen ...

Wir lernen Demon Copperhead - sein ihm(fast) lebenslang anhaftender Spitzname in einer Gegend, in der so gut wie jeder einen abbekommt - schon vor beziehungsweise während seiner Geburt kennen und wissen so gleich von Beginn an, dass er keiner ist, der das Glück gepachtet hat.

Nein, ganz im Gegenteil, er steht von Beginn an auf der Verliererseite als Sohn einer minderjährigen Junkiebraut, sein Vater bereits vor seiner Geburt verstorben.

Kein schönes Leben, dafür eines, das uns bis zu seiner Volljährigkeit bis ins kleinste Detail beschrieben wird und zwar von ihm selbst in einer Sprache, die zu einem Jungen seiner Herkunft passt, authentisch erscheint, für mich jedoch eine große Herausforderung bedeutete.

Auch wenn vieles darunter manche Charaktere, eindrucksvoll und eindringlich zugleich dargestellt sind - für mich wäre hier weniger mehr gewesen und es hat sich ab etwa der Hälfte dann doch sehr gezogen. Und es ist eben auch so, dass mir bestimmte Informationen bzw. auch Tiefen, fehlen. Auch wenn ich keine Mühe hatte, die mehr als 800 Seiten hinter mich zu bringen, war die Handlung für mich nicht so richtig schlüssig und rund - auch ein Pulitzer-Preisträger ist halt nicht für jeden geschrieben!