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Veröffentlicht am 18.10.2017

„Die goldene Legende“ von Nadeem Aslam

Die Goldene Legende
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Klappentext
Vor dem Hintergrund der religiösen Konflikte in Pakistan erzählt Nadeem Aslam die Geschichte der jungen Christin Helen und ihrer Ziehmutter Nargis, die gerade ihren geliebten Mann verloren ...

Klappentext
Vor dem Hintergrund der religiösen Konflikte in Pakistan erzählt Nadeem Aslam die Geschichte der jungen Christin Helen und ihrer Ziehmutter Nargis, die gerade ihren geliebten Mann verloren hat. Als die Auseinandersetzungen bürgerkriegsähnliche Zustände annehmen, müssen sie ihr Leben Imran anvertrauen, einem Fremden, der selbst auf der Flucht ist.



Meinung
Nadeem Aslam entführt uns ins Pakistan der heutigen Zeit und zeigt uns ungeschont zu was Menschen in der Lage sind. „Die goldene Legende“ ist ein schockierendes Buch über religiöse Konflikte, denn Pakistan ist gespalten zwischen dem Islam und dem Christentum.

Für mich war dieser Blick in eine mir unbekannte Welt sehr befremdlich, was aber nichts mit Religion oder Glauben zu tun hatte. Nein, es war die brutale Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, weil sie andere Denkweisen haben. Das schockierendste daran war und ist noch immer, dass dies harte Realität ist. Daher habe ich mir für dieses Buch auch viel Zeit genommen.

Die Brutalität und Grausamkeit der Geschichte war allgegenwärtig. Durch die fantastische Sprachgewalt und den wunderschönen Erzählstil von Nadeem Aslam wurden die grausamen Details ein wenig erträglicher. Der Autor beschreibt die Protagonisten aus der Ferne, aber mit so unglaublich viel Feingefühl, dass ich allen Personen sehr nahe kommen konnte. Mit jedem einzelnen habe ich mitgefühlt, geträumt, war mit ihnen auf der Flucht und habe mich gefürchtet und ja, ich habe mich auch mit ihnen gefreut.

Ich finde, dass Religion und Glaube ein schwieriges Thema ist. Nadeem Aslam hat in „Die goldene Legende“ eine perfekte Gratwanderung zwischen den verschiedenen Themengebieten gefunden - Grausamkeit, Religion, Glauben, Zusammenhalt, Freundschaft, Tod.



Fazit
Ein brutaler Roman über religiöse Konflikte im heutigen Pakistan. Liebevoll gestaltete Figuren, die sich nicht unterkriegen lassen. Wunderschöne Sprachgewalt. „Die goldene Legende“ verdient volle fünf Sterne!

Weitere Informationen
Gebundene Ausgabe
Originaltitel: The Golden Legend
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Deutsche Erstausgabe: 04. September 2017
Preis: 25,00€
Seiten: 410
ISBN: 978-3-421-04755-7

Veröffentlicht am 18.10.2017

„Alles, was ich nicht erinnere“ von Jonas Hassen Khemiri

Alles, was ich nicht erinnere
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Inhalt
Samuel ist tot - doch wer war Samuel? Und warum ist er gestorben? Einige sagen, es war Selbstmord und er hat seinen Tod schon lange im Voraus geplant. Andere sagen wiederum, dass Samuel bei einem ...

Inhalt
Samuel ist tot - doch wer war Samuel? Und warum ist er gestorben? Einige sagen, es war Selbstmord und er hat seinen Tod schon lange im Voraus geplant. Andere sagen wiederum, dass Samuel bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Manche geben seiner damaligen Freundin die Schuld, andere sind der Meinung, Samuel’s bester Freund hätte ihm den Tod gebracht.
Doch die größte aller Fragen bleibt: Wer war Samuel?


Meinung
Dieser Roman war sehr intensiv! Und das auf eine sehr beeindruckende Erzählweise. Als Leser verfolgen wir einen Autor bzw. Journalisten, der Freunde, Familie und Bekannte von Samuel zu seinem Tod befragt. Doch bekommen wir als Leser nie die Fragen mit, die vom Autor/Journalisten gestellt werden, sondern nur die Antworten. Ich finde diese Erzählweise, über einen verstorbenen Protagonisten zu schreiben und sein Leben so in Szene zu setzen, sehr interessant.

Es kommen einige Menschen zu Wort, die im ersten Moment nicht wichtig erscheinen. Der größte und damit auch wichtigste Teil ist der, in dem Samuel’s bester Freund Vandad und seine Freundin Laide über ihn erzählen. Schnell merkte ich, dass die beiden getrennt voneinander völlig unterschiedlich von denselben Ereignissen und Situationen erzählen. Und immer fragte ich mich: Wie hat Samuel sich wohl wirklich gefühlt? Was hat er gedacht? Hat er tatsächlich so gehandelt? Oder erzählen Vandad und Laide so unterschiedlich, damit sie selber besser dastehen? Wie weit kann die Wahrnehmung von zwei Personen auseinander liegen?

Jonas Hassen Khemiri ist mit „Alles, was ich nicht erinnere“ ein intensives und in meinen Augen wichtiges Buch gelungen!
Mit seiner außergewöhnlichen Erzählperspektive hat der Autor mich mitgerissen, in einen regelrechten Sog hineingezogen und mich sehr viel zwischen den Zeilen lesen lassen. Er hat zum Mitdenken angeregt, mich zum Nachdenken gebracht. Er hat mich in einer besonderen Art an das Bewusstsein über das Kennen(Lernen) eines Menschen erinnert. Denn schließlich kann man doch nie sagen, dass wir einen Menschen zu Hundertprozent kennen (können). Und genau das macht das Buch zu etwas ganz Einzigartigem: Noch nie hatte ich das Gefühl und Bedürfnis zuvor, in Zukunft so einiges zu hinterfragen oder manchen Schilderungen blind zu vertrauen. Die abschließende Wahrheit erfährt man doch nur sehr selten…


Fazit
Eine sehr intensive, aufwühlende Erzählung in einer außergewöhnlichen Perspektive. Das Buch regt zum Mit- und vor allem zum Nachdenken an. „Alles, was ich nicht erinnere“ bekommt volle fünf Sterne von mir!

Weitere Informationen
Originaltitel: Allt jag inte minns
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Seiten: 338
Preis: 19,99€
Erscheinungsdatum: 13. März 2017
Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-421-04724-3

Veröffentlicht am 18.10.2017

„The Hate U Give“ von Angie Thomas

The Hate U Give
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Inhalt
Starr ist 16 Jahre alt und lebt in zwei Welten - die eine ist das Viertel, in dem sie lebt und wo sie sein kann, wer sie wirklich ist. Die andere Welt ist ihre Privatschule, in der sie sich verstellt ...

Inhalt
Starr ist 16 Jahre alt und lebt in zwei Welten - die eine ist das Viertel, in dem sie lebt und wo sie sein kann, wer sie wirklich ist. Die andere Welt ist ihre Privatschule, in der sie sich verstellt um dazuzugehören. Doch als Starr dabei ist, als ihr bester Freund Khalil von einem Polizisten erschossen wird, drohen beide Welten miteinander zu vermischen. Und Starr muss sich entscheiden, zum Wohl aller, ob sie zum Mord an ihrem Freund schweigt oder ob sie die komplette Wahrheit sagt.
Wird Starr dem Druck standhalten? Wird sie schweigen oder wird sie ihren Mund aufmachen?


Meinung
Dieses Jugendbuch war unglaublich! Unglaublich gut, bewegend, ergreifend, emotional. Die Thematik, die im Buch behandelt wird, ist eine sehr ernste und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Rassismus, Polizeigewalt in Amerika, die Trennung von „Schwarzen“ und „Weißen“.

Starr ist eine tolle, starke und mutige Protagonistin. Sie hat sich selbst und auch den Lesern Stärke und Mut bewiesen. Starr ist eine sehr authentische Erzählerin; mit ihren gerade mal 16 Jahren wirkt sie in manchen Situationen sehr erwachsen, wiederum hat sie auch mit ganz normalen Teenager-Problemen zu kämpfen. Anfangs hat sie sich noch viel gefallen lassen, hat zu vielen Dingen geschwiegen, aber im Verlauf der Geschichte wächst Starr mit ihren Aufgaben. Sie ist definitiv eine der stärksten Protagonisten, von denen ich bislang gelesen habe.

„Ich schaue wieder zu den Sternen. Daddy sagte, er habe mich Starr genannt, weil ich sein Licht in der Dunkelheit war. Jetzt gerade brauche ich selbst Licht in meiner eigenen Finsternis.“ (Zitat S. 293)

Der Schreibstil von Angie Thomas hat mir sehr gut gefallen! Durch den Slang, den sie hat einfließen lassen, wurde die Geschichte noch authentischer als sie ohnehin gewesen ist. Einige Begriffe waren mir leider unbekannt, zum Glück gab es am Ende des Buchs ein Glossar, in dem alle Begriffe erklärt wurden. Sehr gut mitgedacht!

In „The Hate U Give“ geht es viel weniger um den Prozess und die Gerichtsverhandlung. Es geht viel mehr darum, was mit dem Menschen drumherum passiert. Es geht um Gerechtigkeit, Rassismus, Polizeigewalt. Sehr wichtige Punkte sind auch Freundschaft, Familie und der Zusammenhalt von Menschen, die sich lieben.
Ich mochte besonders die Tatsache, dass es sich tatsächlich um eine wahre Geschichte handeln könnte: Waffenfreiheit in den USA, Krawalle in Armenvierteln, Drogen und Gangs.


Fazit
Ein sehr ergreifendes, bewegendes Jugendbuch! Es hat definitiv mehr zu bieten, als es der Klappentext verspricht: Stärke, Mut, Freundschaft, Familie. Ich vergebe an „The Hate U Give“ volle fünf Sterne und empfehle dieses Buch jedem!


Weitere Informationen
Verlag: cbt-buecher. de
Seiten: 512
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2017
Preis: 17,99€
Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-570-16482-2

Veröffentlicht am 18.10.2017

„Jahre wie diese“ von Sadie Jones

Jahre wie diese
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Inhalt
London in den 70er Jahren - wild, voller Partys, Alkohol und Drogen. Mittendrin ist der junge Luke, der gewissermaßen aus einer zerrütteten Familie kommt - sein Vater ist Alkoholiker, seine Mutter ...

Inhalt
London in den 70er Jahren - wild, voller Partys, Alkohol und Drogen. Mittendrin ist der junge Luke, der gewissermaßen aus einer zerrütteten Familie kommt - sein Vater ist Alkoholiker, seine Mutter in einer Anstalt. Aus dem kleinen Provinzort Seston kommend, geht er bald nach London um seinen Träumen hinterher zu jagen. Zu Paul und Leigh hat er bald eine enge Freundschaft, sie eröffnen zusammen ein Theater.
Doch bald lernt Luke die Schauspielerin Nina kennen und dadurch könnte er bald alles verlieren, was ihm wichtig ist.


Meinung
Am Anfang musste ich etwas durchhalten, denn die Geschichte wird leicht und langsam erzählt, enthält nicht viel Spannung und nimmt erst im Verlauf an Fahrt auf. Doch das habe ich sehr gerne auf mich genommen. Dieses Buch ist einfach grandios!

Sadie Jones hat einen großartigen Erzählstil. Ihre Figuren erzählt sie aus der Distanz heraus und lässt dabei viel Raum für eigene Gedanken und Emotionen. Ich hatte während des Lesens ein Gefühl von Nostalgie. Sadie Jones erzählt mit viel Feingefühl aus der Vergangenheit der beiden Protagonisten Luke und Nina. Luke ist der ruhige, stille Dramatiker. Nina hingegen eine sehr temperamentvolle Schauspielerin, die aber auch labil ist. Luke weiß mehr oder minder, wo er mit seinem Leben hin will, Nina hingegen lässt sich von ihrem Ehemann leiten.
Genau so interessant wie Luke und Nina waren Paul und Leigh. Paul ist Produzent, Leigh ist Inspizientin - sie sind beide gut, in dem, was sie machen. Paul weiß aber genau, wo er hinwill und wie seine Gefühle sind. Leigh ist sich unsicher und wird erst von Paul hinsichtlich ihrer Gefühle wachgerüttelt. Und doch haben alle vier etwas gemeinsam: Sie müssen alle mit ihren eigenen Dämonen kämpfen.

„Niemand zwang ihn, seine Welt so klein zu machen, so geschlossen, so idiotisch, widersinnig, obsessiv, monomanisch - gib es zu, sagte er zu sich selbst: so irrsinnig eng, wie er es tat. Er hatte sich selbst ein Gefängnis geschaffen.“ Zitat S. 66

Im Verlauf der Geschichte kristallisierte sich für mich ganz klar heraus, dass es nicht nur um die Theaterwelt in London geht und dieses Buch viel tiefgründiger ist, als ich angenommen hatte. Hauptsächlich geht es um die Gefühlsfindung und Emotionen der Figuren. Es geht darum, wie unterschiedlich die Handlungen sind, die Gefühlsregungen, wenn Menschen lieben und welche Person geliebt wird. Wie mit Verlust und Verrat umgegangen wird. Ob Freundschaften nichts mehr bedeuten, wenn auf die falsche Person gesetzt wird.


Fazit
Ein herzzerreißender Roman über die Liebe, die Freundschaft, das Scheitern, das Aufsteigen und dem großen Fall. Wundervoll gezeichnete Figuren in einer aufwühlenden Theaterwelt. Ich habe mich in dieses Buch verliebt! Es hat mich bewegt, es war tiefgründiger als gedacht und sehr emotional. „Jahre wie diese“ bekommt volle fünf Sterne von mir.


Weitere Informationen
Originaltitel: Fallout
Verlag: Penguin
Seiten: 416
Erscheinungsdatum: 09. Januar 2017
Preis: 10,00 €
Taschenbuch
ISBN: 978-3-328-10028-7

Veröffentlicht am 15.06.2017

„The Sun is also a Star“ von Nicola Yoon

The Sun Is Also a Star
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Inhalt
Daniel und Natasha treffen sich zufällig in der riesigen Stadt New York. Für Daniel ist es Liebe auf den ersten Blick, aber Natasha glaubt nicht daran. Nun hat Daniel nur einen einzigen Tag Zeit, ...

Inhalt
Daniel und Natasha treffen sich zufällig in der riesigen Stadt New York. Für Daniel ist es Liebe auf den ersten Blick, aber Natasha glaubt nicht daran. Nun hat Daniel nur einen einzigen Tag Zeit, dass sich Natasha in ihn verleibt, denn sie wird noch am selben Abend abgeschoben.
Eine Reihe von Zufällen hat dazu geführt, dass sie zueinander finden. Werden sie auch glücklich sein?


Meinung
Vom ersten Werk von Nicola Yoon („Du neben mir“) war ich sehr begeistert, auch wenn es eine kleine Schwäche hatte. Also hatte ich sehr hohe Erwartungen an ihr neues Buch. Was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht!
Die Autorin hat es geschafft, sich mit ihrem wunderbaren, fast schon poetischen Schreibstil direkt in mein Herz zu schreiben. Sie erzählt die Geschichte von Daniel und Natasha so beeindruckend, so herzergreifend. Dabei kommen nicht nur Daniel und Natasha zu Wort, sondern auch einige andere Personen - der Vater von Natasha, ein BMW-Fahrer, eine Beamtin… All diese Geschichten werden zu einem großen Ganzen!

Unsere beiden Protagonisten sind wunderbare Figuren, die Nicola Yoon erschaffen hat. Natasha ist eine junge Frau, die rational denkt, Naturwissenschaften liebt und nicht an „Liebe auf den ersten Blick“ glaubt. Daniel hingegen ist ein romantischer junger Mann, der es liebt, Gedichte zu lesen und zu schreiben. Diese beiden Teenager sind so unterschiedlich, wie nur möglich - kann daraus wirklich Liebe werden, und das an einem Tag?
Besonders hervorheben möchte ich den Bezug zur Musik, die in dem Buch beschrieben wird. Natasha liebt Grunge-Musik und Nirvana. Mein liebstes Zitat ist folgendes:

„Nirvana Leadsänger war Kurt Cobain. Seine Stimme - das Kaputte darin, das ganz und gar nicht Perfekte, die Art, wie man alles darin fühlen kann, was er je gefühlt hat, wie sie sich dünn scheuert, bis man denkt, gleich wird sie brechen, und dann tut sie es doch nicht - ist das Einzige, was mich bei Verstand bleiben lässt, seitdem dieser Albtraum begonnen hat. Sein Kummer ist so viel bitterer als meiner.“

Als Leser bekommen wir abwechselnd Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt von unseren beiden Hauptfiguren. Dadurch kam ich sowohl Daniel als auch Natasha näher, sie wirken sehr authentisch auf mich durch die unverblümte Darstellung ihrer Gedanken. Zwischendrin hat man, wie bereits erwähnt, auch einige kleine Geschichten von Nebencharakteren. Hier erfährt der Leser, was es genau heißt, wie viele kleine Zufälle dein Leben verändern können.


Fazit
Ein unglaublich schönes Jugendbuch, dass sehr authentisch ist durch die hervorragenden Figuren! „The Sun is also a Star“ hat volle fünf Sterne verdient!



Weitere Informationen
Originaltitel: The Sun is also a Star
Verlag: Dressler (www.dressler-verlag.de)
Seiten: 403
Erscheinungsdatum: 20. März 2017
Preis: 19,99€
Gebundene Ausgabe  
ISBN: 978-3-7915-0032-4