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Veröffentlicht am 25.02.2018

Packende Geschichte

Totenweg
2

Als der Vater der angehenden Kriminalpolizistin Frida niedergeschlagen wird und im Koma liegt, kehrt sie nach beinahe 20 Jahren erstmals wieder in ihr Heimatdorf zurück. Hat der Überfall auf Fridas Vater ...

Als der Vater der angehenden Kriminalpolizistin Frida niedergeschlagen wird und im Koma liegt, kehrt sie nach beinahe 20 Jahren erstmals wieder in ihr Heimatdorf zurück. Hat der Überfall auf Fridas Vater etwas mit dem Tod von Marit zu tun, Fridas Schulfreundin, die mit 13 Jahren ermordet wurde?

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Frida und dem Polizisten Haverkorn, der bereits die Ermittlungen im Marits Ermordung leitete und auch beim Überfall auf Fridas Vater wieder zuständig ist. Frida ist zwar ebenfalls Polizistin mit mehreren Jahren Erfahrung im Streifendienst, das merkt man ihr aber nicht an. Hier ist sie schlicht eine Angehörige des Opfers, die eigentlich davon abgehalten werden müsste, auf eigene Faust zu ermitteln, damit sie keine Spuren verwischt. Das macht sie nämlich regelmässig, praktisch alles, was sie weiss oder herausfindet, hält sie erst mal vor Haverkorn geheim. Dieses Verhalten machte sie mir nicht gerade sympathisch.

Die Handlung legt ein gemächliches Tempo vor und dreht sich über weite Bahnen mehr über das Vergangene als den aktuellen Fall. Zu Beginn hatte ich ziemlich Mühe, in die Geschichte hineinzufinden und konnte erst gegen Buchmitte wirklich in dem Krimi versinken. Dann konnte mich die Handlung aber wirklich packen und mit einigen Wendungen ziemlich überraschen. Allerdings lag der Fokus für meinen Geschmack etwas zu stark auf dem Privatleben der beiden Protagonisten. Fridas Gefühle für ihren mittlerweile verheirateten Exfreund, ihre Wut auf die Eltern, die sie ihrer Ansicht nach abgeschoben haben, sowie Haverkorns schwierige Ehe sind zwar durchaus ergreifend, haben in meinen Augen aber etwas zu viel Platz eingenommen und die Handlung dominiert.

Der Schreibstil der Autorin Romy Fölck lässt sich flüssig und angenehm lesen. Die Geschichte spielt in der Elbmarsch (die mir als Schweizerin absolut unbekannt war und ich erst mal googlen musste) und schildert die Region plastisch, sodass ich "Totenweg" durchaus als Regiokrimi bezeichnen würde, der aber wie man an mir sieht auch Leute anspricht, die die Gegend überhaupt nicht kennen.

Mein Fazit
Etwas schwieriger Einstieg, dann aber packende Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 12.08.2017

Komplex und temporeich

Spectrum
0

Geiselnahme in einem Unternehmen, das Schliessfächer vermietet. Aber die Verbrecher scheinen es nicht auf Geld abgesehen zu haben. Der FBI-Berater Burke soll herausfinden, worum es ihnen geht und wie ...

Geiselnahme in einem Unternehmen, das Schliessfächer vermietet. Aber die Verbrecher scheinen es nicht auf Geld abgesehen zu haben. Der FBI-Berater Burke soll herausfinden, worum es ihnen geht und wie man sie dingfest machen kann.

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, wobei der Fokus häufig wechselt und in beinahe jedem Abschnitt woanders liegt. Darum ist es auch schwer, einen klaren Protagonisten zu nennen. Ist es Nic, der aus einer Mafiafamilie stammt, bei der Polizei arbeitet und unbedingt zum FBI möchte? Ist es Burke, der weit überdurchschnittlich intelligent ist, durch sein Asperger Syndrom aber Schwierigkeiten hat, im Alltag zu bestehen? Oder gar Krüger, der südafrikanische Söldner, der noch einen letzten Auftrag ausführen und sich danach zur Ruhe setzen will? Sie alle erhalten etwa gleich viel Platz im Buch, neben vielen weiteren Figuren, die mehr oder weniger intensiv betrachtet werden. Allen voran ist da wohl die südafrikanische Polizistin Isabel zu nennen, die im Thriller aber schlussendlich weniger Raum erhielt, als es der Einstieg andeutete. Bei so vielen Akteuren hatte ich oft Mühe, mir die Namen merken zu können, respektive die Namen wieder den Personen zuordnen zu können, wenn sie nach einer Weile wieder auftauchten. Am interessantesten fand ich jedenfalls Burke, der durch seine Schwierigkeiten im Sozialverhalten oft unfreiwillig komisch agierte. Dass er ein Superman zu sein scheint, der nicht nur alles weiss, sondern auch alles kann, überzeugte mich allerdings nicht wirklich.

Die Handlung besteht aus mehreren Strängen, bei denen erst spät klar wird, wie sie zusammenhängen. Die Geschichte ist sehr komplex aufgebaut, sodass der Thriller aufmerksam gelesen werden muss, um alles zu verstehen. Hier wäre wohl etwas weniger mehr gewesen, da doch einige Handlungsstränge angeschnitten werden, um dann doch im Sand zu verlaufen. Viele Wendungen führen nicht nur die Ermittler, sondern auch die Leser in die Irre, während regelmässig Cliffhanger zu einem "nur noch ein Kapitel, damit ich weiss, wie es weitergeht"-Sog führen. Das Tempo ist sehr hoch gehalten, was man auch daran merkt, dass die komplette Haupthandlung an einem einzigen Tag stattfindet. Das Ende ist einigermassen offen gestaltet und bereitet den Weg für einen Nachfolgerband, erschien mir aber ein wenig überhastet.

Der Schreibstil des Autors Ethan Cross lässt sich flüssig lesen. Da mir die Handlung und auch das neu eingeführte Team gut gefallen hat, werde ich den Nachfolgeband sicher auch lesen.

Mein Fazit
Sehr komplexer und temporeicher Thriller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 20.10.2017

Spannender, aber auch unausgewogener Thriller

Sie zu strafen und zu richten
0

Ein maskierter Mann entführt Banker, um während einer Life-Übertragung im Internet eine Art Gerichtsverhandlung zu veranstalten und seine Zuschauer darüber abstimmen zu lassen, ob die "Angeklagten" schuldig ...

Ein maskierter Mann entführt Banker, um während einer Life-Übertragung im Internet eine Art Gerichtsverhandlung zu veranstalten und seine Zuschauer darüber abstimmen zu lassen, ob die "Angeklagten" schuldig oder unschuldig seien. Für schuldige Täter gibt es nur eine Strafe: den Tod. Detective Inspector Sean Corrigan und sein Team versuchen den Täter zu finden, bevor er das nächste Mal zuschlägt…

"Sie zu strafen und zu richten" ist bereits der vierte Band um DI Sean Corrigan. Ich kenne die Vorgängerbände nicht, konnte der Hauptgeschichte aber dennoch gut folgen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ich die Figuren besser verstanden, mich besser in sie hätte hineinfühlen können, wenn ich sie schon durch ihre vorherigen Erlebnisse begleitet hätte. Da hat mir zum Verständnis wohl doch etwas Vorwissen gefehlt. Ausserdem gibt es mehrere Anspielungen auf einen früheren Fall, inklusive namentlicher Nennung des Täters, die mir die Lust, die Vorgängerbände auch noch zu lesen, doch etwas gedämpft haben. Ich erachte es daher bei dieser Reihe als sinnvoll, die Bände in Erscheinungsreihenfolge zu lesen.

Die Geschichte wird in der dritten Person aus wechselnder Perspektive erzählt. Meist ist der Ermittler Sean Corrigan im Fokus, teilweise begleitet der Leser aber auch den Täter oder weitere Beteiligte wie beispielsweise den Journalisten Jackson. Sean konnte ich nur sehr schwer einschätzen. Ich fand ihn nicht gerade unsympathisch, aber stellenweise hatte ich doch Mühe, sein Verhalten nachzuvollziehen. Ob das an meinem mangelnden Vorwissen liegt? Mir wurde insbesondere nicht klar, weshalb immer die Rede davon war, dass er sich angeblich so gut in die Köpfe der Verbrecher hineinversetzen könne. Erstens wurde das nicht wirklich gezeigt, und zweitens glänzt er ansonsten durch überragende Empathielosigkeit…

Die Handlung ist relative geradelinig aufgebaut, Wendungen oder Überraschungen gibt es kaum. Im Tempo wirkt sie etwas unausgewogen, mal passiert lange Zeit hinweg kaum etwas, dann überschlagen sich wieder die Ereignisse. Die Auflösung fand ich in dem Sinne überraschend, als ich keine Hinweise darauf aus der Geschichte ziehen konnte. Rückblickend ist sie aber durchaus logisch. Neben der Haupthandlung werden mehrere kleine Nebenstränge aufgebaut, die aber alle keine Auflösung finden. Einerseits wird immer wieder ein Gerichtsprozess erwähnt, an dem die Ermittler nebst ihrem aktuellen Fall auch noch teilnehmen sollen, der aber irgendwann einfach nicht mehr erwähnt wird. Hat der Autor hier vergessen, dass er diesen Strang angerissen hat? Andererseits wird um den jungen Mark, einen der Zuschauer, ein Strang aufgebaut, der ebenfalls keine Auflösung findet. Ob sich dieser wohl in einen nächsten Band hineinzieht? Auch weitere Zuschauer werden recht ausführlich vorgestellt, um später nie mehr erwähnt zu werden. Hier hätte ich mir entweder einen richtigen Abschluss gewünscht, oder der Autor hätte diese Nebenstränge gleich weglassen können.

Der Schreibstil des Autors Luke Delaney lässt sich flüssig lesen und ist mir weder positiv noch negativ besonders aufgefallen. An manchen Stellen fliesst Blut, daher ist der Thriller für sehr sensible Leser wohl nicht geeignet (die würden sich aber wohl auch nicht freiwillig einen Thriller als Lektüre aussuchen, oder?).

Mein Fazit
Durchaus spannender, aber auch etwas unausgewogener Thriller. Vorkenntnisse sind empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Originalität
  • Authentizität