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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2018

Rasanter Krimi (Achtung Fortsetzung!)

Die Tote aus Salzburg
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Ich habe den Vorgänger („Der Hofer und der letzte Schnee“) noch nicht gelesen, was aber insofern kein Problem darstellt als dessen Inhalt hier ohnehin nochmal nacherzählt wird.
Zu Beginn liegt der Hofer ...

Ich habe den Vorgänger („Der Hofer und der letzte Schnee“) noch nicht gelesen, was aber insofern kein Problem darstellt als dessen Inhalt hier ohnehin nochmal nacherzählt wird.
Zu Beginn liegt der Hofer Andi im Krankenhaus und erholt sich von seinen schweren Verletzungen. Es scheint sich alles zum Guten zu wenden, doch dann holen ihn die Nachwirkungen seines letzten Abenteuers ein. Gerade als er mit seiner neuen Freundin auf Urlaub in Italien ist, wird dort eine Leiche gefunden. Auch nach seiner Rückkehr nach Salzburg reißen die seltsamen Vorkommnisse nicht ab. Eine weitere Tote taucht auf (im wahrsten Sinne des Wortes) und Hofer wird von einem Unbekannten bedroht.

Einen Krimi, dessen Hauptfigur ein Wirt namens Andreas Hofer ist, fand ich schon mal vielversprechend und auch sonst treten einige interessante Charaktere auf. Sie können ihre jeweiligen Persönlichkeiten jedoch nicht besonders gut ausspielen, was wohl auch daran liegt, dass die Beschreibungen der jeweiligen Situationen und Ereignisse meist sehr knapp ausfallen.
Generell ist der Erzählstil gewöhnungsbedürftig. Ich hatte den Eindruck, der Autor wollte dabei jemanden imitieren.
Die Handlung schreitet aber immerhin rasant voran und es wird einige Spannung erzeugt. Es gibt allerdings auch ein paar Ungereimtheiten und manches wirkt ziemlich unrealistisch.

Alles in allem eignet sich dieses Buch gut als rasche Lektüre für zwischendurch. Wirklich fesseln kann es aber nicht.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Düstere Geschichte im winterlichen Bad Gastein

Kletzenbrot
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Mark Vanlanthen, ehemaliger Spitzenkoch und nun Autor von Kochbüchern, fährt ins winterliche Bad Gastein, wo Fotos für sein neustes Werk geschossen werden sollen. Bereits während der Anreise beschleicht ...

Mark Vanlanthen, ehemaliger Spitzenkoch und nun Autor von Kochbüchern, fährt ins winterliche Bad Gastein, wo Fotos für sein neustes Werk geschossen werden sollen. Bereits während der Anreise beschleicht ihn ein ungutes Gefühl und tatsächlich stellt sich heraus, dass die Pension, in die er einzieht, nicht so idyllisch ist wie es auf den ersten Blick scheint. Als in wenigen Metern Entfernung eine Frau ermordet wird, macht er sich mehr und mehr Gedanken über seine Mitbewohner und sieht letztlich auch sein eigenes Leben in Gefahr.

Diese Geschichte wird von Mark in Ich-Form erzählt, sodass man seinen Gedankengängen gut folgen kann. Dennoch hatte ich bisweilen Schwierigkeiten, seine Ansichten und Aktionen nachzuvollziehen. Für einen erfolgreichen, mitten im Leben stehenden Mann erscheint er zu unsicher und lässt sich zu leicht von anderen beeinflussen oder herumkommandieren.
In seine Schilderungen fließen immer wieder Nebenbemerkungen zum Thema Kochen oder Gastronomie ein, die an sich ganz interessant sind, gelegentlich aber etwas überheblich wirken.
Um die Bezeichnung als „kulinarischer Alpenkrimi“ zu rechtfertigen, werden in den Text außerdem einige von Johanna Maier verfasste Rezepte eingefügt, die mit der eigentlichen Handlung jedoch nichts zu tun haben.

Diese Handlung ist überwiegend düster, manchmal etwas verworren, vor allem aber wirkt Vieles auf unrealistische Weise altmodisch. Lokalkolorit kommt kaum vor, es werden nur ein paar Namen von Orten oder Hotels etc. genannt. Ansonsten wird das wunderschöne Gastein hier nur in dunklen Farben gezeichnet, was ich unpassend und zunehmend ärgerlich fand.
Einige der auftretenden Personen hätten durchaus Potential, können dieses aber nicht richtig entfalten, was wohl auch daran liegt, dass viele Szenen zu kurz geraten sind.
Trotz der teils übertrieben wirkenden Dramatik will keine richtige Spannung aufkommen. Es ist eigentlich ziemlich vorhersehbar, wer der Täter ist.

Fazit: Fans düsterer Geschichten könnten eventuell auf ihre Kosten kommen. Wer einen sympathischen Regionalkrimi erwartet, wird allerdings enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Kriminalfall vor mittelalterlicher Kulisse

Die Toten vom Jakobsweg
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Auf dem Umschlag wird dieser Roman als „Der erste Fall für Ritter Ulrich von Kulm…“ angekündigt. Doch da der Text diverse Anspielungen auf frühere Ereignisse enthält, habe ich etwas nachgeforscht, und ...

Auf dem Umschlag wird dieser Roman als „Der erste Fall für Ritter Ulrich von Kulm…“ angekündigt. Doch da der Text diverse Anspielungen auf frühere Ereignisse enthält, habe ich etwas nachgeforscht, und festgestellt, dass es sich bei „Tajemstvi abatyse z Assisi“ bereits um den zwölften Teil dieser Reihe handelt.

Wie dem auch sei: Ulrich von Kulm und sein Knappe Otto werden vom König dazu verdonnert, dessen Tante, Agnes von Böhmen, auf ihrer Pilgerreise nach Santiago de Compostela zu begleiten. Bereits zuvor war es zu rätselhaften Todesfällen gekommen und auch während der Reise reißt die Serie an Morden nicht ab. Mehrere mächtige Gruppen, wie der Papst oder die Tempelritter, scheinen in dieser Angelegenheit ihre eigenen Interessen zu verfolgen, und irgendjemand ist offenbar fest entschlossen, Agnes Ankunft in Compostela zu verhindern. Ulrich und Otto gehen einige Risiken ein, um den Fall aufzuklären.

So entsteht ein spannender Krimi vor der Kulisse einer Pilgerfahrt. Zwar ist manches vorhersehbar, es gibt aber auch ein paar Überraschungen und ein fesselndes Finale. Die große Zahl an Todesfällen fand ich etwas übertrieben, doch das ist wohl Geschmackssache.
Daneben werden viele Informationen zur religiösen Welt des Mittelalters oder auch zu den Ortschaften entlang des Jakobswegs eingeflochten.

Ich hatte allerdings Schwierigkeiten, wirklich in das Geschehen einzutauchen. Der Erzählstil ist eher sachlich und wenig lebendig. Vor allem aber sind die Protagonisten ziemlich eindimensional gezeichnet und haben kaum echte Persönlichkeit. Ihre Ermittlungen wirken teilweise eher wie ein allgemeines Herumstochern und insbesondere Ottos Gedanken scheinen sich fast ausschließlich um die mitreisenden Jungfrauen zu drehen – denen gegenüber er, obwohl er ein Frauenheld sein soll, irgendwie verkrampft auftritt.
Außerdem enthält die Handlung einige Ungereimtheiten.

Fazit: Ein durchwachsener Krimi, der aber immerhin vor einem interessanten historischen Hintergrund angesiedelt ist.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Lebensratgeber für Privilegierte

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
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Die Ich-Erzählerin ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen gut bezahlten Job. Dennoch hat sich eine gewisse Unzufriedenheit breitgemacht. Ihr Alltag ist bestimmt von ständigem Stress, um allen ...

Die Ich-Erzählerin ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen gut bezahlten Job. Dennoch hat sich eine gewisse Unzufriedenheit breitgemacht. Ihr Alltag ist bestimmt von ständigem Stress, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Daher hat sie keine Zeit, sich ihren Kindern oder ihrem Mann wirklich ausgiebig zu widmen, geschweige denn Zeit für sich selbst. Eine Begegnung mit einer alten Dame auf einer Waldlichtung verändert ihr Leben. Denn diese konfrontiert sie nach und nach mit vier Fragen, durch welche sie dazu animiert wird, mehr und mehr darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist, und erst kleine, dann größere Veränderungen vorzunehmen.

Die Idee, einen Lebensratgeber in eine hübsche Geschichte zu verpacken, ist ganz originell, und ich fand es durchaus interessant, mich mit diesen Fragen auseinander zu setzen. Dass sie nur nach und nach enthüllt werden, trägt wohl ebenfalls dazu bei, die Leser(innen) bei der Stande zu halten.
Wirklich viel Substanz ist aber nicht dahinter. (Zugegeben, bei 100 Seiten darf man auch keine großen Erwartungen haben.) Letztlich läuft es darauf hinaus, dass „weniger mehr ist“: Nach dem Motto: Wenn Du nur auf Dein großes Haus und Deinen überfüllten Kleiderschrank verzichtest und Deine Arbeitsstunden reduzierst, werden sich alle Probleme in Wohlgefallen auflösen.
Außerdem bin ich mit der Protagonistin nicht wirklich warm geworden. Viele ihrer Gedanken sind „Jammern auf sehr hohem Niveau“. Unter solchen Bedingungen kann man leicht ein (oberflächliches) Happy End kreieren. Aber was soll beispielsweise eine Alleinerzieherin daraus mitnehmen, die schon (mehr als) einen Vollzeitjob braucht, um nur die allernötigsten Dinge bezahlen zu können?

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?:

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Bestsellerautor John Green („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“) weist hier in Anlehnung an die Rezensionen im Internet allerlei Dingen zwischen einem und fünf Sterne zu. Dieser Ansatz ist jedenfalls ...

Bestsellerautor John Green („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“) weist hier in Anlehnung an die Rezensionen im Internet allerlei Dingen zwischen einem und fünf Sterne zu. Dieser Ansatz ist jedenfalls originell. Er bewertet alles Mögliche, wie CNN (zwei Sterne), Velociraptoren (drei Sterne), Super Mario Kart (vier Sterne) oder den Film „Mein Freund Harvey“ (fünf Sterne) – und sogar Eigenschaften seines Buches von der Schriftart (viereinhalb Sterne) bis zur Eigenwerbung am Ende (drei Sterne).

Eine Zeit lang ist die Lektüre ganz amüsant, und sie gibt aufschlussreiche Einblicke in die Lebensrealität der US-Amerikaner und ihre Sicht auf die Welt. Der Autor lässt auch viel Persönliches einfließen und geht offen mit seinen Schwächen und psychischen Problemen um.
Mit der Zeit wird es allerdings doch etwas langweilig, eine rein subjektive Betrachtung nach der anderen zu lesen. Die am Buchrücken angekündigten „großen Fragen der Menschheit“ werden höchstens mal kurz gestreift.

Alles in allem sind die Beiträge ziemlich egozentrisch und (sowohl von der Themenauswahl als auch vom Inhalt her) typisch amerikanisch. Den einen oder anderen zu lesen kann dennoch interessant sein. Ein ganzes Buch damit ist aber zu viel.