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Veröffentlicht am 07.08.2018

Welche Sühne verdient eine schuldlose Schuld?

Schuld währt ewig
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Seit Ludwigs Tod ist Sannes Tod ein einziger Strudel aus Schuldgefühlen und Selbstkastei. Ein paar wenige verhängnisvolle Sekunden, die alles verändert haben, und ausgerechnet an die erinnert sie sich ...

Seit Ludwigs Tod ist Sannes Tod ein einziger Strudel aus Schuldgefühlen und Selbstkastei. Ein paar wenige verhängnisvolle Sekunden, die alles verändert haben, und ausgerechnet an die erinnert sie sich nicht. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, doch sie selbst ist nicht von ihrer Unschuld überzeugt. Und sie kann sich nicht vergeben.
In seinem vierten Fall jagt Dühnfort einen Mörder, der es scheinbar auf Menschen wie Sanne abgesehen hat: Menschen, die durch die Fügung unglücklicher Ereignisse - man könnte auch sagen durch Schicksal - für den Tod eines Menschen verantwortlich sind. Menschen, die dafür nie eine Strafe erhielten...

Als Quereinsteigerin in die Dühnfort-Reihe fand ich beim Lesen sehr angenehm, dass man die Handlung problemlos versteht, auch ohne die anderen Teile gelesen zu haben (was aber wohl demnächst nachgeholt wird).
Obwohl die Ermittlungen zunächst schleppend anlaufen, wird es nie langweilig, denn verschiedene Blickwinkel eröffnen dem Leser rasante Geschehnisse, Tragödien und menschliche Abgründe - stets so eindrücklich und klar beschrieben, dass man von den Zeilen praktisch aufgesogen wird.
Und auch für ihre Charaktere hat Inge Löhnig ein Händchen: Das Hick-Hack zwischen Dühnfort und Alois ist hier nicht störend, sondern bringt sogar noch einen Hauch Pfeffer in das Geschehen.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Ein Killer, der selbst der Natur einen Schritt voraus zu sein scheint...

Leichenblässe
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Nachdem er um Haaresbreite eine Messerattacke überlebt hat, reist David Hunter nach Tennessee, um dort für einen Monat auf der sogenannten "Body Farm" zu arbeiten und sich fern von den Geschehnissen in ...

Nachdem er um Haaresbreite eine Messerattacke überlebt hat, reist David Hunter nach Tennessee, um dort für einen Monat auf der sogenannten "Body Farm" zu arbeiten und sich fern von den Geschehnissen in London darüber klar zu werden, wie sein Leben in Zukunft aussehen soll.
Doch es kommt alles anders, als sein alter Freund Tom ihn bittet, ihn zu einem Tatort mit einer ungewöhnlich stark verwesten Leiche zu begleiten, und David unversehens immer stärker in die Ermittlungen involviert wird - ohne zu ahnen, dass er leicht selbst zur Zielscheibe des Mörders werden könnte...

Der Titel ist passend zum Rest der Reihe mit einem schlichten, aber optisch eindrucksvollen Cover mit Kreuz und Schwar-Weiß-Kontrast gehalten, der diesmal auch perfekt Davids inneren Konflikt spiegelt: Dieser ist eigentlich mit der Aufarbeitung des eigenen Traumas und seiner Selbstzweifel beschäftigt, und lässt sich nur sehr widerwillig auf die Zusammenarbeit ein, möchte mit den Ermittlungen eigentlich gar nichts zu tun haben. Stattdessen hadert er mit sich selbst und scheint das Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten verloren zu haben. Vielmehr noch: Er hat Zweifel daran, ob er diesen Beruf tatsächlich weiter ausüben will.
Doch dann wird er - genau wie der Leser - von den Geschehnissen in einen rasanten Strudel gerissen, aus dem es bis zum Schluss kein Entrinnen gibt. Einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum mehr weglegen: Starke Charaktere, die Hoffnung auf etwas Erholung für Dr. Hunter, die schnell und brutal zerschlagen wird, die Jagd nach einem gerissenen Mörder, schließlich scheinbar die Lösung - und dann kommt doch wieder alles anders.
Beckett hält seine Leserschaft mal wieder bis zum Schluss in Atem mit einem herrlichen Katz-und-Maus-Spiel voll unerwarteter Wendungen, starken Gefühlen und jede Menge Gänsehaut!

Veröffentlicht am 26.02.2018

Die Toten in der Marsch

Totenweg
1

Achtzehn Jahre ist es her, seit Frida die Leiche im alten Viehstall am Totenweg gefunden hat. Achtzehn Jahre sind seit Haverkorns Scheitern vergangen, der es in seinen Ermittlungen nicht schaffte, den ...

Achtzehn Jahre ist es her, seit Frida die Leiche im alten Viehstall am Totenweg gefunden hat. Achtzehn Jahre sind seit Haverkorns Scheitern vergangen, der es in seinen Ermittlungen nicht schaffte, den Mörder dingfest zu machen. Den Mörder, den Frida zu kennen glaubt...
Und nun, nach so langer Zeit, gibt es erneut Tote, und auf einmal scheint es, als müsste die Vergangenheit in einem neuen Licht betrachtet werden...

Romy Fölcks Reihenauftakt packt von Anfang an und lässt einen bis zur letzten Seite und darüber hinaus nicht mehr los.
Schon bald gewinnen die Hauptcharaktere ihr Publikum für sich, aus anderen wird man nicht so recht schlau, und dann gibt es noch die, die schon früh ein gewisses Misstrauen erwecken und vor denen man Frida und Bjarne am liebsten warnen würde, auch wenn man manchmal gar nicht mal so genau weiß, warum...
Fölcks flüssliger und wortgewandter, bildreicher Schreibstil, mit dem sie den wilden Charme der Marsch, die allgegenwärtige Düsternis und den schaurigen Duft von Geheimnissen gekonnt einfängt, schlägt die Leser immer weiter in seinen Bann, bis es schwerfällt, das Buch überhaupt noch aus der Hand zu legen.

"Totenweg" ist nicht nur für sich genommen ein spannendes und mitreißendes Buch, sondern auch ein äußerst gelungener Reihenauftakt, der definitiv Lust auf mehr macht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 24.10.2017

Wenn man seinem eigenen Verstand zu misstrauen beginnt

Die stille Kammer
1

Es ist noch nicht lange her, dass Susan frühzeitig aus der psychiatrischen Abteilung von Oakdale entlassen wurde. In der sie saß, weil sie vor 4 Jahren ihren eigenen Sohn ermordet hatte. Oder etwa doch ...

Es ist noch nicht lange her, dass Susan frühzeitig aus der psychiatrischen Abteilung von Oakdale entlassen wurde. In der sie saß, weil sie vor 4 Jahren ihren eigenen Sohn ermordet hatte. Oder etwa doch nicht? Als eines Tages ein Brief auf ihrer Fußmatte liegt, in dem ein Foto eines kleinen Jungen ist, kommen daran erhebliche Zweifel auf. Denn auf der Rückseite steht der Name ihres Sohnes: Dylan. Und so begibt sich Susan auf die Suche nach der Wahrheit, und sie deckt tiefere Abgründe auf, als sie zu fürchten wagte.

Der Thriller steigt rasant ein und hält diese Spannung und dieses Tempo bis zum Schluss. Dabei springt er zwischen zwei Handlungssträngen: Dem von Susan, ihrer Vergangenheit und Gegenwart, und dem von Jack, der in den 80er Jahren beginnt und in der Gegenwart endet. Bis zum Schluss weiß man nicht, um wen es sich bei Jack handelt, und rätselt eifrig mit, welche Rolle er wohl in Susans Geschichte spielen mag. Und auch sonst gibt es so einige Irrungen und Wirrungen, die den Leser köstlich an der Nase herumführen, bis schließlich in einem spektakulären Höhepunkt alles ans Licht kommt - und das beinahe auch noch zu spät...

"Die stille Kammer" hat alles, was ein Psychothriller braucht - ein großes, ungelöstes Geheimnis in der Vergangenheit und noch mehr Geheimnisse in der Gegenwart, jede Menge Spannung, die einen an den Nägeln kauen und bis tief in die Nacht hinein lesen lässt, Verzweiflung, Angst - aber auch Freundschaft, große Gefühle und ein Happy End. Was will man mehr?

Da fällt es einem dann auch leicht, darüber hinwegzusehen, dass Susan vielleicht etwas zu naiv geraten und der deutsche Titel nicht wirklich passend gewählt ist.

Auf jeden Fall ein Buch, das sich zu lesen lohnt!

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  • Cover
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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 03.11.2019

Kaminfeuer und Blut im Schnee

Der zehnte Gast
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Ein altmodisch-glamouröses Hotel in den Bergen, prasselnde Kaminfeuer und Cocktailstunden im Salon, das alles umgeben von einer weichen, glitzernden weißen Welt aus Schnee. Was zunächst so malerisch klingt, ...

Ein altmodisch-glamouröses Hotel in den Bergen, prasselnde Kaminfeuer und Cocktailstunden im Salon, das alles umgeben von einer weichen, glitzernden weißen Welt aus Schnee. Was zunächst so malerisch klingt, wird jedoch schnell zum Albtraum, denn der Schneesturm wird immer heftiger und die Gäste werden im Hotel unfreiwillig zu seinen Gefangenen. Strom und Wärme gehen verloren, als der Sturm auch noch die Leitungen kappt. Schlagartig hat das lang ersehnte Wochenende in den Bergen seine Romantik verloren.
Und dann liegt am nächsten Morgen am Fuß der Treppe eine Tote, und es scheint kein Unfall gewesen zu sein...

Ein Eissturm, der das Hotel und seine Gäste in seinen Klauen hält, dunkle und kalte Gänge und ein Mörder, der sich durch die Reihen zu bewegen scheint wie ein Geist.
Shari Lapena gelingt es, eine düstere, spannungsvolle Atmosphäre zu schaffen, in die die Ereignisse eingebettet sind.
Der angenehm flüssige Erzählstil trägt einen wie von selbst durch die Seiten, und man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Und obwohl man vor Spannung beim Lesen an den Nägeln knabbert, bleibt es im Stile eines cozy crime angenehm "unblutig" und kommt ohne reißerische Darstellungen grausiger Details oder besonders brutaler Mordmethoden aus - man möchte fast an Agatha Christie denken.
Gerade jetzt, wo die Tage immer kürzer werden und der erste Schnee nicht mehr lang auf sich warten lässt, das ideale Buch um es sich mit einer Decke und einer Tasse Tee gemütlich zu machen!

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