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Veröffentlicht am 08.07.2024

Monsieur Cluzet macht Ferien

Commissaire Cluzet und der Mann aus Stein
1

Eigentlich will Urbain Cluzet, frisch pensionierter Pariser Commissaire de Police, Urlaub in seiner alten Heimat Auciel Haute in der Normandie machen, um sich zu erholen und den Festlichkeiten des bevorstehenden ...

Eigentlich will Urbain Cluzet, frisch pensionierter Pariser Commissaire de Police, Urlaub in seiner alten Heimat Auciel Haute in der Normandie machen, um sich zu erholen und den Festlichkeiten des bevorstehenden Nationalfeiertages beizuwohnen. Aber ein grässlicher Mord trübt die ländliche Idylle. Robert Menochet, der Hausbanker von Urbains Wahl-Enkelin Nathalie, wird zerschmettert am Fuße des Burgturms aufgefunden, nachdem er Nathalie um eine größere Geldsumme betrogen hat. Schon bald wird klar, dass der örtliche Polizeichef das Ganze als Unfall abtun möchte, um die Einweihung des frisch restaurierten Burgturms und die Würdigung des Chevalier de Cotillon, einem verdienten mittelalterlichen Ritter, nicht zu stören. Aber dann stößt Urbain auf einen Hinweis, der seine kriminalistischen Instinkte weckt.
Der Charme dieses Kurzkrimis liegt in den liebevollen Schilderungen der französischen Lebensart, den mitunter kauzigen Figuren und natürlich dem sympathisch-knurrigen Commissaire, der seiner Enkelin helfen möchte. Am Schluss dann nimmt die Handlung rasant Fahrt auf, als Urbain im Alleingang den Mörder stellt und sich damit selbst in Gefahr begibt. Dass der Autor die Normandie liebt, ist aus jeder einzelnen Zeile herauszulesen. Ich habe jede Seite dieses warmherzigen Krimis genossen, es hätten ruhig ein paar mehr sein können. Dazwischen hat der Autor ein paar unwiderstehliche humorvolle Einlagen gestreut, mit denen ich mich köstlich amüsiert habe. Überhaupt haben die farbenfrohen Schilderungen den Wunsch in mir erweckt, diese zauberhafte Region einmal selbst zu besuchen.
Ich hoffe, es folgen noch ein paar mehr Normandie-Krimis mit Urbain, Nathalie, dem Schwarzbrenner Bruno, der Polizistin Sandrine und dem ignoranten Major de Police.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Dieser Krimi regt an und nicht auf und punktet mit viel Gefühl.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 25.06.2024

An Spannung und Rasanz kaum zu überbietender Hochtaunus-Krimi mit viel Lokalkolorit

Taunusleid
0

Diesmal wird die taffe Privatdetektivin Melanie Gramberg von einem Mann damit beauftragt, herauszufinden, wer seine verwitwete Mutter abzockt. Zur gleichen Zeit wird der 19jährige Ben, Schüler eines Gymnasiums, ...

Diesmal wird die taffe Privatdetektivin Melanie Gramberg von einem Mann damit beauftragt, herauszufinden, wer seine verwitwete Mutter abzockt. Zur gleichen Zeit wird der 19jährige Ben, Schüler eines Gymnasiums, an einer historischen Gedenkstätte, tot aufgefunden. Die Ereignisse überstürzen sich, als dessen Ex-Freundin, die 15jährige Leonie, das Opfer einer Entführung wird - nachdem sie von Ben fast vergewaltigt worden war. Jemand aus dem Umfeld der Jugendlichen hat den Vorfall gefilmt und ins Netz gestellt. Und plötzlich steht Melanies Auftraggeber unter Mordverdacht.


Dieser fünfte Fall für Melanie Gramberg lässt keine Leserwünsche offen. Nicht nur, dass das Tempo der Geschichte von Kapitel zu Kapitel rasant ansteigt, auch die Spannung wächst ins Unerträgliche. Es tun sich immer mehr menschliche Abgründe auf, und sowohl Melanie, als auch ihre Kollegen von der Kripo Bad Homburg drehen am Rad. In einem aufregenden Showdown klärt sich alles auf. Und die Frage ist: Wer ist wirklich Opfer, wer Täter?


Mir persönlich gefallen die Figuren dieser Krimireihe sehr gut, ebenso das Setting. Ich habe "Taunusleid" in zwei Tagen gelesen und fühlte mich hervorragend unterhalten. Osvin Nöller versteht es, Spannung aufzubauen und authentische Figuren zu schaffen.


Von mir eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Tragische Fehlentscheidung

Die Vermisste von Holnis
0

Wer ermordete die 20jährige Sophia Jepsen, die vier Jahre zuvor auf der Halbinsel Holnis spurlos verschwunden war? Weil ihre Leiche nahe der dänischen Stadt Odense gefunden wurde, arbeiten die Kommissarinnen ...

Wer ermordete die 20jährige Sophia Jepsen, die vier Jahre zuvor auf der Halbinsel Holnis spurlos verschwunden war? Weil ihre Leiche nahe der dänischen Stadt Odense gefunden wurde, arbeiten die Kommissarinnen Lena Lorenzen und Naya Olsen mit der dänischen Polizei zusammen. Dabei dringen sie immer tiefer in den damaligen Vermisstenfall vor und stoßen auf viele seinerzeit vernachlässigte Fakten. Der Fall gewinnt an Dramatik, als festgestellt wird, dass die Tote ein Kind zur Welt gebracht hatte. Eine fieberhafte Suche beginnt.
Die beiden Ermittlerinnen sind mir auf Anhieb sympathisch. Sie und ihr dänischer Kollege arbeiten Hand in Hand, auch wenn ihr Agieren lange Zeit einem Stochern im Nebel gleicht. War ich zu Beginn der Meinung, in diesem Krimi gäbe es wenig Emotionales, so konnte ich diese Fehleinschätzung nach dem ersten Drittel getrost revidieren. Ein spektakulärer SEK-Einsatz mit Helikopter, eine rasante Verfolgungsjagd, religiöse Eiferer, die man am liebsten mit einem gezielten Fußtritt in die Wüste schicken würde und ein Verdächtiger, der sich in der U-Haft umbringen will, sorgen für atemlose Spannung. Und plötzlich platzt der Knoten, und die Ermittlungen zeigen erste Erfolge. Und was für ein tragisches und doch herzergreifendes Ende. Auch wenn für mich eine Frage offen blieb.
Ich mag den unaufgeregten Schreibstil von Anna Johannsen total gern. Die Autorin versteht es, die Spannung bis zum Schluss zu halten, keine Szene ist überflüssig, und die Kapitel sind angenehm kurz.
Für mich ist Die Vermisste von Holnis der bislang beste Krimi dieser Autorin.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Psychopathen wie wir

Krähentage
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Ein geisterhaft agierender Killer tötet zwei Menschen und hinterlässt am Tatort ausgehungerte Krähen mit einer mysteriösen Botschaft. Ebenso unaufgeklärt ist in dieser norddeutschen Großstadt der Fall ...

Ein geisterhaft agierender Killer tötet zwei Menschen und hinterlässt am Tatort ausgehungerte Krähen mit einer mysteriösen Botschaft. Ebenso unaufgeklärt ist in dieser norddeutschen Großstadt der Fall von drei Frauen, die in ihren Wohnungen überfallen und brutal misshandelt wurden. Eine neu eingerichtete ehrgeizige Ermittlungseinheit unter der Leitung von Jakob Krogh und Mila Weiss soll den oder die Täter schnellstmöglich zur Strecke bringen. Doch das erweist sich als fast unlösbare Aufgabe, denn der Täter könnte jeder von uns sein.

Der Roman fesselt von der ersten Seite an. Er liest sich flüssig, die einzelnen Mitglieder der Ermittlungseinheit sind sympathisch und agieren teilweise unorthodox, und man fliegt mit atemloser Spannung durch die Seiten. Auch Humor und Selbstironie kommen nicht zu kurz. Der Schreibstil des Autors ist originell und angenehm zu lesen.
Zum Schluss hin jedoch galoppiert die Handlung plötzlich in eine völlig andere Richtung, der Fokus richtet sich nun auf das verwundete Seelenleben eines der Hauptfiguren. Abstruse Zufälle häufen sich, wichtige Fragen bleiben offen, einige Szenen sind schlicht unglaubwürdig, und die Lösung des zweiten Falles gerät zur Groteske. Kurz gesagt: Das Ende hält nicht, was der Anfang versprochen hat.

Dennoch finde ich diesen Thriller ungemein aufregend, perfekt erzählt und voll spritzigem Humor. Trotz der oben aufgeführten Schwachpunkte erkenne ich an, dass die Entwicklung eines Plots immer das ureigene Universum eines Autors widerspiegelt. Auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte. Das gilt auch und insbesondere für den Epilog dieses Thrillers.
Man sollte ihn lesen.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Ein Dorf, zwei Morde und das große Schweigen

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
6

Die sympathische Anwältin Fentje Jacobsen wird zu nachtschlafender Stunde von einem Mann angerufen, der sich lediglich als Sascha vorstellt und behauptet, er hätte einen Menschen umgebracht. Danach endet ...

Die sympathische Anwältin Fentje Jacobsen wird zu nachtschlafender Stunde von einem Mann angerufen, der sich lediglich als Sascha vorstellt und behauptet, er hätte einen Menschen umgebracht. Danach endet das Gespräch. Am nächsten Tag erfährt Fentje von einem doppelten Todesfall in dem nahegelegenen Örtchen Helenendeich. Einer der Männer hat dem Anschein nach den anderen ermordet und sich selbst aufgehängt. Und der zweite Tote heißt Sascha Janssen. Schon bald wird klar, dass es sich in Wahrheit um zwei Mordfälle handelt. Der Journalist Niklas John, mit dem Fentje bereits zwei Morde aufklären konnte, hat aufgrund seiner Beziehungen Zugang zum Tatort, und die beiden beschließen, wieder gemeinsam Nachforschungen anzustellen. Aber da haben sie die Rechnung ohne die braven Bürger von Helenendeich gemacht, deren Lippen verschlossen bleiben.

Auch dieser dritte Band der Reihe Akte Nordsee unterhält auf liebenswerte Weise, ohne blutige Details und Langeweile. Eigentlich mögen Fentje und Niklas sich trotz ihrer gegensätzlichen Charaktere ganz gerne, aber immer wieder kommt es zu amüsanten Missverständnissen, und sie kommen in ihren privaten Ermittlungen nicht wirklich voran. Aber dann folgt ein interessanter Hinweis dem nächsten. Die Spannung und die Gefahr steigern sich von Kapitel zu Kapitel und münden in einem atemlosen Showdown, ohne dass der Humor dabei zu kurz kommt.

Trotz einiger inhaltlicher Schwächen und Ungereimtheiten ist dieser dritte Band der Akte Nordsee lesenswert und unterhaltsam. Es macht einfach Freude, mit Fentje und Niklas auf Ermittlungstour zu gehen.

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