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Veröffentlicht am 26.10.2017

Nichts kommt von ungefähr !

Im Traum kannst du nicht lügen
4

Nach einem Amoklauf in ihrem Gymnasium wird die 18 Jährige Maria Norberg, alias Maja, des Mordes angeklagt. Sie soll ihre besten Freundin, ihren Freund und ihren Klassenlehrer erschossen haben. Sofort ...

Nach einem Amoklauf in ihrem Gymnasium wird die 18 Jährige Maria Norberg, alias Maja, des Mordes angeklagt. Sie soll ihre besten Freundin, ihren Freund und ihren Klassenlehrer erschossen haben. Sofort stellt sich dem Leser die Frage, was Maja, die aus einem guten Elternhaus und noblen Vorort kommt und mit guten Leistungen kurz vor dem Abitur steht, dazu bewog diese grausame Bluttat zu planen und umzusetzen. Der Leser wird auf eine spannende Reise über die Vorgeschichte des Verbrechens mitgenommen und am Ende bleibt die Frage: Ist Maja schuldig, oder nicht?

Malin Persson Giolito baut gekonnt den Spannungsbogen auf, der dafür sorgt, dass man das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen kann. Besonders interessant an diesem Buch find ich, dass die Handlung aus der Sicht und Gedankenwelt der Täterin erzählt wird. Die wechselnden Szenarien zwischen dem aktuellen Prozessverlauf und der Retrospektive geben dem Leser Stück für Stück Aufschluss darüber, was in Maja vorgeht und wie es zu diesem Attentat kam. Maja ist ein normaler Teenager. Intellektuell interessiert, eigen, rebellisch, frech. Sie ist beliebt, versucht allerdings sich selbst und ihre guten Leistungen in den Hintergrund zu stellen um nicht aufzufallen. Sie steht Ihrem Umfeld und Ihren Eltern sogar eher kritisch entgegen. In den ersten Kapiteln erscheint mir Maja sehr hart und abgeklärt, was sicherlich durch die Zeit im Gefängnis, dem Abstand zur Außenwelt und dem Wunsch nach Ruhe geschuldet ist. Dies ändert sich im Verlauf der Handlung, je mehr der Vorfall und die Vorgeschichte aufrollt und sie alles erneut gedanklich durchlebt. Obwohl das Buch dem Genre Kriminalroman und Thriller untergliedert ist, ist er zugleich äußerst gesellschafskritisch, denn Maja lebt und wächst in einem noblen Vorort auf, in dem Oberflächlichkeit und Standing einen gewissen Stellenwert einnimmt. Sie wird in relativ kurzer Zeit mit dem abrupten Erwachsenwerden, Verantwortung übernehmen, und dem elterlichen Versagen konfrontiert. Was sich anfänglich als eine aufblühende Liebesgeschichte anfühlt, entpuppt sich relativ schnell zu einem Albtraum, dem sie sich gegenüber, letztendlich auch aufgrund des äußeren Drucks, verpflichtet fühlt. Aber kann man von einem heranwachsendem Menschen, so intelligent er auch ist, so viel emotionale Stärke und derartige Druckresistenz erwarten, die selbst manch Erwachsener nicht „schadenfrei“ aufbringt und stand hält .
Das Buch las sich gut und flüssig. Die Sprache und Ausdrucksweise beschreibe ich als recht jugendlich, gefüllt von eingefügter Umgangssprache. Sie passt zu Maja, denn sie erzählt die Handlung aus der Ich-Perspektive. Man merkt zudem, dass Malin Persson Giolito einen juristischen Hintergrund hat. Sie bedankt sich zwar im Anschluss für die fachliche Unterstützung lässt aber gleichzeitig durchscheinen, dass sie sich in diesem Metier auskennt. Den Titel finde ich gut gewählt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich das Cover, auch wenn im Buch in dem ein oder anderen Kapitel vom Pool-Haus gesprochen wird, im Nachgang anders gewählt hätte.

Ich freue mich sehr, dass ich an meiner allerersten Leserunde teilnehmen konnte und gleich so ein Juwel zugeschickt bekam. "Im Traum kannst du nicht lügen" ist ein spannender sozialkritischer Krimi der unter die Haut geht. Er hat mich von der ersten bis zur letzten Seite so in seinen Bann gezogen, dass es mir regelrecht schwer fiel das Buch zur Seite zu legen. Für alle Krimi und Thriller Liebhaber ist dieses Buch ein absolutes Muss.

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