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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2018

Die große Liebe

Alles Begehren
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Kate und Callum, ein Liebespaar, welches sich kennenlernt, als Callum gerade zum dritten Mal Vater wird und somit für eine neue Beziehung überhaupt nicht zu haben ist. Dennoch lässt er sich auf ein kurzes ...

Kate und Callum, ein Liebespaar, welches sich kennenlernt, als Callum gerade zum dritten Mal Vater wird und somit für eine neue Beziehung überhaupt nicht zu haben ist. Dennoch lässt er sich auf ein kurzes aber heftiges Abenteuer mit der viel jüngeren Kate ein. Er fühlt sich wie magisch zu ihr hingezogen und obwohl er es bei einem Seitensprung belässt, kann er sie nie vergessen. 17 Jahre später treffen die beiden sich wieder.

Auch Kate ist inzwischen in einem eigenen scheinbar glücklichen Leben angekommen. Und auch sie wird erneut aus der Bahn geworfen, als sie Callum wiedersieht. Die alten verdrängten Gefühle brechen wieder auf und beide müssen ihr Leben überdenken und sich klar werden, was diese intensive Zuneigung wirklich bedeutet und ob man sie vielleicht jetzt leben sollte oder ob es eine Liebe gibt, die man nie leben wird.

Das Buch war für mich ein Rundum-wohlfühl-Buch. Angefangen bei dem sehr schlichten aber schönen Cover über den bildhaften, emotionalen Schreibstil bis hin zu den Charakteren, die auf vielfältige und glaubhafte Weise geschildert werden. Man spürt sowohl die starken Gefühle als auch die innere Zerissenheit in ihnen. Wie Kate und Callum um eine Entscheidung ringen ist intensiv zu lesen und obwohl ja nicht wirklich viel passiert, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was in der Vergangenheit geschehen ist und wie sie sich für die Zukunft entscheiden werden.

Das Ende will ich nicht verraten aber mir hat die Geschichte ausnehmend gut gefallen. Ich kann das Buch nur empfehlen. Die Autorin werde ich mir merken.

Veröffentlicht am 14.03.2018

toller erster Teil

Totenweg
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„Totenweg“ von Romy Fölck ist der Start einer neuen Krimireihe die im Lübbeverlag hochwertig als Hardcover verlegt wurde. Ein guter Zeitpunkt für mich, diese Autorin zu entdecken. Die Gegend dort oben ...

„Totenweg“ von Romy Fölck ist der Start einer neuen Krimireihe die im Lübbeverlag hochwertig als Hardcover verlegt wurde. Ein guter Zeitpunkt für mich, diese Autorin zu entdecken. Die Gegend dort oben im Norden ist mir aus einigen Urlauben bekannt und für mich als Süddeutsche angenehm exotisch. Deshalb war es mir wichtig, dass das Setting auch im Roman rüberkommt. Das hat Romy Fölck sehr gut geschafft. Zwischen Apfelhainen auf einem heruntergewirtschafteten Bauernhof und Dünen am Meer spielt diese Geschichte auf zwei Zeitebenen. Hierbei hat mir sehr gut gefallen, dass die Rückblicke in die Vergangenheit immer unvermittelt und als kurze Happen kommen, wie Erinnerungen der Protagonisten. Diese Art des Erzählstils ist mir bereits in einem anderem Roman (The Dry) wohltuend aufgefallen, da dadurch das Tempo hoch bleibt und man als Leser immer mitten im Geschehen bleibt und nicht wirklich zwischen zwei Geschichten hin und her switchen muss.

Bjarne Haverkorn war nur ein einziges Mal Leiter einer Mordkommission. Er konnte den Mordfall an der minderjährigen Marit vor 18 Jahren nicht aufklären, hadert seitdem mit sich und ist sehr schnell bereit, wieder in die Ermittlungen einzusteigen, als der alte Paulsen niedergeschlagen im Straßengraben gefunden wird.

Frida Paulsen hat den Mord an ihrer Freundin ebenfalls nie verwunden. Sie hatte damals die Tote gefunden und sie hatte auch einen Verdächtigen, den sie der Polizei aber nicht genannt hat, da er sie damals unter Druck setzte. Als sie auf den Hof ihrer Eltern zurückkehrt kommen all die alten Emotionen hoch. Alte Freundschaften und alte Feindschaften aber auch neue Probleme wühlen sie auf und lassen sie ihr Leben neu überdenken. Sie hat es nie geschafft, eine funktionierende Beziehung einzugehen, hängt in allem gerne in der Schwebe. Nur der Beruf ist ihr wichtig. Ihre Ausbildung zur Kommissarin muss aber erst mal ruhen, denn wenn sie ihrer Mutter nicht bei der anstehenden Apfelernte zur Hand geht, wird der Hof ihrer Eltern in den Bankrott gehen.

Obwohl der Roman sich sehr viel auch mit dem Privatleben und den Befindlichkeiten der beiden Ermittler beschäftigt, wurde es mir nie langweilig, denn beide sind mir auf ihre Art sehr sympathisch. Sowohl Bjarne als auch Frida sind nicht glücklich in ihren Leben und der ungeklärte Mordfall spielt dabei eine große Rolle. Toll fand ich auch, wie sich die Beziehung der beiden zueinander aber auch zu den Menschen in ihrem Umfeld im Laufe des Buches wandelt. Hier sehe ich auch für nachfolgende Bücher ein großes Unterhaltungspotential.

Romy Fölck schaffte es, mich mit ihrem sehr eingängigen Schreibstil und der Einführung zweier interessanter Hauptfiguren zu überzeugen. Der Plot ist spannend und wird zielstrebig zu einem logischen Finale gebracht. Für mich eine absolute Neuentdeckung und ich freue mich, dass es schon in diesem Jahr weitergehen soll.

Veröffentlicht am 03.02.2018

4,5 Sterne für Alif

Alif der Unsichtbare
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„Alif der Unsichtbare“ hatte so einiges, dass mich auf das Buch aufmerksam machte. Neben dem tollen Cover und dem Klappentext, der einen ungewöhnlichen Genrecocktail verspricht, war es natürlich auch die ...

„Alif der Unsichtbare“ hatte so einiges, dass mich auf das Buch aufmerksam machte. Neben dem tollen Cover und dem Klappentext, der einen ungewöhnlichen Genrecocktail verspricht, war es natürlich auch die Tatsache, dass der Roman mit dem World Fantasy Award als »Bester Roman des Jahres« ausgezeichnet wurde. Das muss zwar nicht zwangsläufig ein rundherum gelungenes Buch bedeuten aber es verspricht zumindest ein gewisses Maß an Anspruch und Einzigartigkeit.
Alif ist ein Hacker. Er lebt in einer modernen arabischen Großstadt, hat arabisch-indische Eltern und ist in eine junge Frau verliebt, die als Tochter eines altmodischen Moslems schließlich mit einem Mann verheiratet werden soll, obwohl sie eigentlich in Alif verliebt ist. Dessen Welt gerät dadurch ziemlich aus dem Ruder. Alsbald wird er von Unbekannten gehackt, verfolgt und bedroht. Die Rettung kommt schließlich in Form einiger ziemlich märchenhaft-phantastischer Wesen zu denen vor allem die Dschinn gehören.
Nach einem etwas holprigen Einstieg zieht die Spannung bald merklich an und der Autor, G. Willow Wilson, jongliert gekonnt mit diversen Genres. Stark sind dabei die Einflüsse von Märchen ala Tausend und eine Nacht zu spüren. Dass dabei die moderne Computertechnik eine wichtige Rolle spielt und Alif’s Flucht an einen Thriller erinnert, machte mir ungeheuren Spaß. An ein paar Stellen gibt es dramaturgische Durchhänger, die aber vor allem den Dialogen der Darsteller geschuldet sind, die gerne über das Leben und das Wesen der großen Weltreligionen philosophieren. Das gibt der Geschichte einen eigenen Ton.
Am Ende hat „Alif der Unsichtbare“ meine durchaus Erwartungen erfüllt. Wohltuend ist auch, dass das Buch in sich abgeschlossen ist. Ich würde 4,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Spannende Schnitzeljagd

Die Farben der Erinnerung
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Als Gemma ein kleines Kind war, sind ihre Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen. Der Vater, Professor mit Spezialgebiet für die italienische Renaissance, war einer kleinen historischen Sensation auf ...

Als Gemma ein kleines Kind war, sind ihre Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen. Der Vater, Professor mit Spezialgebiet für die italienische Renaissance, war einer kleinen historischen Sensation auf der Spur. Jetzt, nach 30 Jahren, erhält Gemma seltsame E-Mails mit versteckten Hinweisen und sie beschließt, nach Europa zu reisen um Antwort auf all ihre Fragen zu finden. Ihre Suche beginnt in England, wo sie in dem jungen Oxford-Professor Sisley eine verwandte Seele findet, der sich kurzentschlossen anbietet, ihr zu helfen.

Überraschend musste ich feststellen, dass Nicole Vosselers neues Buch ein bisschen an Dan Browns Bücher erinnert, denn in „Die Farben der Erinnerung“ kommt es alsbald zu einer Schnitzeljagd, bei der vor allem kunsthistorische und literarische Werke die Hinweise liefern, die Sisley und Gemma über Italien zurück in die USA und einmal quer durchs Land führen. Sie landen schließlich in Hawaii zu einem spannenden Showdown und einer großen Auflösung aller Rätsel.

Passend zu den drei unterschiedlichen Zeitebenen und dem kulturellen Hintergrund der Protagonisten ist der Schreibstil anspruchsvoll und intensiv und besticht durch schöne Metaphern und stimmungsvolle Beschreibungen von Menschen und Gefühlen. Vor allem Gemma und Sisley sind es, die einem schnell ans Herz wachsen. Beide sind auf ihre Art ungewöhnlich, ja fast schrullig, und haben zur inneren Stabilität Rituale und Gewohnheiten angenommen, die es ihnen etwas schwermachen, sich aus dem routinierten Alltag hinaus in das Abenteuer einer ungeplanten Entdeckungsreise zu begeben. Herzerwärmend ist es zu lesen, wie die beiden sich gegenseitig stützen und ihre Phantasie befeuern. Das Wachsen einer zarten innigen Zuneigung zwischen den beiden zu beobachten macht mindestens so viel Spaß, wie der Jagd nach der Wahrheit zu folgen.

Im Nachhinein betrachtet ist das Cover dieses Buches für mich fast etwas irreführend, denn es handelt sich keineswegs um eine profane Liebesgeschichte sondern hat, ganz im Gegenteil, viel mehr von einem Thriller. Die gelegentlichen Sprünge in die Vergangenheit sind kurz und vor allem, um die Storyline in der Gegenwart zu untermauern.

Ein sehr gelungenes Buch, in welchem Nicole Vosseler ihr literarischen Talent ausspielen und mit einigen überraschenden Wendungen und starken Charakteren überzeugen kann.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Überraschend und anspruchsvoll

Die Großmächtigen
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Wer sind sie „Die Großmächtigen“? Das fragte ich mich sofort, als ich diesen ungewöhnlichen Titel gelesen habe. Dazu ein vielversprechendes, wunderschönes Cover, welches mich zugreifen ließ.

Groß und ...

Wer sind sie „Die Großmächtigen“? Das fragte ich mich sofort, als ich diesen ungewöhnlichen Titel gelesen habe. Dazu ein vielversprechendes, wunderschönes Cover, welches mich zugreifen ließ.

Groß und mächtig fühlen sich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in der maghrebinischen Stadt Nahbès die Franzosen, als Kolonialherren in ihrem scheinbar abgeschlossenen, elitären Zirkel. Aber die Gesellschaft ist bereits in Umbruch. Und deutlich wird das durch ein amerikanisches Filmteam, dass überraschend in die Stadt einfällt und die Menschen durcheinanderwirbelt und eine Lawine an kleinen und großen Ereignissen in Kraft setzt, die wie eine stetig wachsende Welle aus der kleinen Stadt bis hin in das ferne Europa, ja bis ins Ruhrgebiet schwappt.

Eine Handvoll kulturell sehr unterschiedlicher Menschen steht im Zentrum der Geschehnisse. Frauen und Männer, jungen und reifere, die jeder auf seine Weise auf der Suche sind. Dabei treffen sie aufeinander, umkreisen sich, kommen sich näher.

Der Stil, in dem Hedi Kaddour erzählt, ist anspruchsvoll, farbenfroh und mit einer Prise schalkhaften Humors für die Schwächen und Sehnsüchte der Menschen. Er macht dabei keinen großen Unterschied zwischen den Nationalitäten, hält allen einen Spiegel vor. Ich hatte das Gefühl, er möchte einen Bogen spannen zu heutigen Tagen. Einen Bogen zu den Beziehungen der Afrikaner und Europäer, die schon vor langem auf eine schiefe Bahn gerieten.

Ein schönes Buch für ein paar überraschende Lesestunden.