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Veröffentlicht am 15.09.2016

Recht oder Gerechtigkeit?

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
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Emma Vaughan, geschieden und protestantisch, hat es nicht leicht als Inspector in der Mordkommission im irischen Städtchen Sligo. Als Kind irischer Auswanderer in New York aufgewachsen, kehrte sie vor ...

Emma Vaughan, geschieden und protestantisch, hat es nicht leicht als Inspector in der Mordkommission im irischen Städtchen Sligo. Als Kind irischer Auswanderer in New York aufgewachsen, kehrte sie vor 15 Jahren mit ihrem Mann Paul in die Heimat zurück. Doch die Ehe hielt so lange, bis Emma von Pauls Aggression und Wutanfällen genug hatte und den Mut fand, sich als alleinerziehende und beruftstätige Mutter durchzuschlagen. Im tief katholischen Irland keine Kleinigkeit! Emma ist also, wie den meisten Ermittlern in Krimis, leider kein intaktes Familienleben vergönnt. Dafür hat sie aber gute Freunde, nicht zu vergessen ihren charmanten Kollegen, die ,,Nervensäge“ James Quinn, der Emmas Herz immer etwas schneller schlagen lässt als zwischen Kollegen üblich. So sind auch die Dialoge zwischen Emma und James herrlich erfrischend und flapsig.
Die Handlung spielt sich auf zunächst drei Zeitebenen ab, die sich nach und nach zu einem Zusammenhang fügen. 1965 wird ein Mädchen zu Hause in der Scheune vergewaltigt. Aufgrund der Schande wird sie aus der Familie verstoßen und muss ihr uneheliches Kind in einem Heim für ledige Mütter zur Welt bringen. Auch dort erfährt sie nur Demütigung und Verachtung. 2004 lebt die an Demenz erkrankte Margaret in einem Altersheim in Manchester. Ihre Pflegerin Catherine, die sich rührend um Margaret kümmert, erkennt bei einem Besuch des Sohnes sich selbst in dessen Gesicht wieder. 2005 wird Charles Fitzpatrick, ranghohes Mitglied der protestantischen Kirche, ermordet aufgefunden. Steckt die IRA dahinter? Doch das Vorgehen des Mörders spricht eher für eine Beziehungstat.
Ausgerechnet Emma, die Religion und Kirche gegenüber sehr kritisch eingestellt ist, muss nun zusammen mit ihren Kollegen in dem Fall Fitzpatrick ermitteln und sie stoßen dabei auf verdrängte Konflikte, Lügen und Schweigen. Doch allmählich fügen sich die Puzzleteilchen zusammen und Emma muss am Ende erkennen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer übereinstimmen.
In ,,Lügenmauer“ erfährt man nebenbei viel über die irische Geschichte, die Religionskonflikte und welche Bedeutung Religion und Kirche auch im heutigen Irland noch haben. Und am Ende ist man natürlich gespannt, wie es mit Emma, ihrem Exmann, ihrem Sohn, aber natürlich auch mit ihrem Kollegen James im nächsten Fall weitergeht.
Erfrischend und spannend!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebenslügen

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Sandra Tremont lebt mit ihrem Mann Ben und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in einem schönen Haus, mitten im Grünen. Außer den pubertären Phasen ihrer Tochter, die Sandra ihrem Mann lieber verschweigt, gibt ...

Sandra Tremont lebt mit ihrem Mann Ben und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in einem schönen Haus, mitten im Grünen. Außer den pubertären Phasen ihrer Tochter, die Sandra ihrem Mann lieber verschweigt, gibt es offenbar keine Probleme in der Familie. Doch schlagartig wird die Familie aus dieser Idylle gerissen. Zwei Fremde dringen in ihr Haus ein. Zunächst wollen sie nur geeignete Ausrüstung für die weitere Flucht mitnehmen, doch ein aufziehender Schneesturm vereitelt diese Pläne. Ben wird niedergeschlagen und schwer verletzt im Keller liegen gelassen, Sandra und Ivy werden gefangen gehalten und terrorisiert. So richtig interessant wird es, als sich abzeichnet, dass einer der Geiselnehmer, Nick, kein Fremder ist, sondern dass er zu Sandras früherem Leben gehört, ein Leben, das sie um jeden Preis vergessen wollte und bis dahin erfolgreich verdrängt hat. Diese Vergangenheit holt Sandra nun umso gnadenloser ein.
Die Spannung steigt, da man durch Rückblicke scheibchenweise von Sandras und Nicks Vergangenheit erfährt und sich so allmählich herauskristallisiert, was die beiden verbindet. Die eigentliche Handlung spielt sich innerhalb weniger Stunden und hauptsächlich im Haus der Tremonts ab. Dadurch wirkt die Handlung sehr dicht, wie ein düsteres Kammerspiel. Nur einige wenige Szenen führen die Protagonisten außer Haus, zu den Nachbarn oder in den nahe gelegenen Wald. Doch Dunkelheit, Schnee und die aggressive Gewaltbereitschaft Nicks machen jegliche Flucht unmöglich.
Sandra, die als Therapeutin arbeitet, muss schmerzhaft erkennen, wie viel einfacher es ist, anderen Leuten zu helfen, als sich selbst seinen Lebenslügen zu stellen.
Manche Passagen sind eher handlungsarm, dennoch wird durch die Rückblenden und Sandras Erkenntnisprozess die Spannungskurve immer hoch gehalten.
Atmosphärisch dicht, psychologisch interessant und sehr spannend!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Liebe und Hass

Die Sommer mit Lulu
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Die Geschichte beginnt (fast) mit ihrem Ende. Lulu und Gerald leben beide auf Mallorca und waren einmal miteinander verheiratet. Doch vor fast 60 Jahren wurde die Ehe geschieden und seitdem gehen sie ...


Die Geschichte beginnt (fast) mit ihrem Ende. Lulu und Gerald leben beide auf Mallorca und waren einmal miteinander verheiratet. Doch vor fast 60 Jahren wurde die Ehe geschieden und seitdem gehen sie sich aus dem Weg. Während Lulu bis vor kurzem noch gesund und voller Energie war, ist sie nun, nach einem Schlaganfall, verändert. Ihr Verhalten ist deutlich sprunghafter und ihre Ausdruckweise obszön und unflätig geworden. So trifft sie zufällig auf Gerald, der vom Alter deutlich gezeichnet ist. Es kommt zu einem hasserfüllten Streit und zu einem Handgemenge und beide stürzen über die Klippen in den Tod. Trotz des tragischen Todes der beiden gibt es einiges zu schmunzeln, vor allem, wenn Lulu ihrer „filmreifen Vulgarität“ freien Lauf lässt.
Wie es zu dieser Verachtung und diesem Hass gekommen ist, erfährt man nach und nach, indem die Geschichte zurück in die Vergangenheit erzählt wird und die Kinder und Enkelkinder mit einbezogen werden. Deren Lebenswege kreuzen sich auf vielfältige Weise, sodass die Familien - trotz des Streits zwischen Lulu und Gerald - eng miteinander verflochten sind. Dabei taucht man in verschiedene Epochen ein und erfährt einiges über das noch ursprüngliche Mallorca, das erst nach und nach durch Auswanderer und Touristen verändert wird. Neben den Hauptprotagonisten erscheinen viele Nebenfiguren, die sehr detailreich und schillernd beschrieben werden. Das erzeugt zwar hin und wieder eine gewisse Unübersichtlichkeit, lässt die Handlung aber lebensecht erscheinen.
Die Idee, eine Geschichte zurückzuerzählen, ist originell und stimmig gelöst. Dadurch, dass man die Figuren zunächst in ihrer älteren „Version“ kennenlernt, weiß man schon mehr über sie, weiß, was sie einmal aus ihrem Leben machen werden oder was nicht. Dadurch verändert sich auch der Blick auf die Entscheidungen der Figuren in jüngeren Jahren.
Das Geheimnis um Lulu und Gerald steht dabei nicht im Vordergrund. Warum ihre Ehe schon nach kurzer Zeit zu Ende geht, wird zwar am Ende verraten. Dies ist aber nicht das Wichtigste im Buch.
Für mich besteht der Reiz des Buches vielmehr in der sehr bildhaften, anschaulichen, farbigen Sprache und der ausschweifenden Reise zurück in die Vergangenheit. ,,Doch beeile nur nicht deine Reise.“ - diesen Rat sollte sich auch der Leser zu Herzen nehmen und sich mit viel Zeit und Leselust auf diese Geschichte einlassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tod im Olivenhain

Brennender Midi
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,,Brennender Midi“ ist der 3. Band der Reihe um Capitaine Roger Blanc, der von Paris in den kleinen Ort Gadet in die Provence „strafversetzt“ wurde. Mit seinem Leben in der Provinz, getrennt von der Ehefrau ...


,,Brennender Midi“ ist der 3. Band der Reihe um Capitaine Roger Blanc, der von Paris in den kleinen Ort Gadet in die Provence „strafversetzt“ wurde. Mit seinem Leben in der Provinz, getrennt von der Ehefrau und nur mit sporadischem Kontakt zu seinen Kindern, hat Blanc sich einigermaßen arrangiert. Die Kollegen Marius Tonon und Fabienne Souillard sind in den wenigen Wochen, die er in der Provence ist, zu guten Freunden geworden. Seinem Chef Nkoulou ist er eher ein Dorn im Auge, aber dieser lässt ihm dieses Mal fast freie Hand.
In einem Olivenhain ist ein Militärflugzeug abgestürzt und der junge Pilot, der am nächsten Tag seine Abschlussprüfung hätte machen sollen, kommt dabei ums Leben. Zeugen, die den Absturz beobachtet haben, liefern teils merkwürdige, teils widersprüchliche Aussagen. Da der Olivenhain ausgerechnet dem Gründer der lokalen Anti-Fluglärm-Initiative gehört, zählt dieser schon zu den ersten Verdächtigen. Doch bald zeigt sich, dass der junge Pilot in Drogengeschäfte verwickelt war. Doch bei den Ermittlungen stoßen Roger Blanc und seine Kollegen auf weitere Verdächtige.
Blancs Privatleben nimmt in diesem Band eher wenig Raum ein. Durch die konzentrierten Ermittlungen hält er sich wenig in seiner alten Ölmühle auf, was eigentlich schade ist, da man sich diesen Ort wunderbar vorstellen kann. Auch die Frauen in seinem Leben, sei es seine Exfrau in Paris, die sympathische Nachbarin Paulette oder auch die Untersuchungsrichterin Aveline Vialaron-Allègre, mit der Blanc eine sehr geheime und sehr sporadische Affäre hat, haben in diesem Fall leider nur einen kleinen Auftritt. Immerhin zeigen die Frauen Roger Blanc von einer anderen, gefühlvollen Seite und würzen den Fall nebenbei mit Privatem. Allerdings scheint sich die Affäre mit Madame Vialaron-Allègre langsam dem Ende zuzuneigen, was für Roger Blanc sowohl privat als auch beruflich wahrscheinlich besser ist. Immerhin ist ihr Ehemann für Blancs Versetzung in die Provence - für einen Pariser die tiefste Provinz - verantwortlich.
Das Ende ist tempo- und actionreich, wenn auch nicht ganz überraschend. Zwar kann Roger Blanc die Situation retten, er selbst bleibt aber am Schluss einsam und allein in seinem Büro zurück. Vielleicht sollte der sympathische Capitaine sich doch etwas mehr um sein Privat- und Liebesleben kümmern! Spannende und unterhaltsame Lektüre.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Außergewöhnlich!

18 - Zahlen des Todes
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Die Aufmachung des Buches mit schwarzem Schnitt und einer blutroten 18 vor schwarz meliertem Hintergrund wirkt cool und außergewöhnlich.
Leana Meister kehrt nach 18 Jahren in Südafrika nach Deutschland ...

Die Aufmachung des Buches mit schwarzem Schnitt und einer blutroten 18 vor schwarz meliertem Hintergrund wirkt cool und außergewöhnlich.
Leana Meister kehrt nach 18 Jahren in Südafrika nach Deutschland zurück – ohne ihren Ehemann und ihre zwei Töchter. An ihren neuen Arbeitsstelle, dem LKA-Kompetenzzentrum in Düsseldorf wird sie – kaum dem Flugzeug entstiegen – sofort mit ihrem ersten Fall konfrontiert. Ein Mann wurde in einem Park tot aufgefunden, mit entblößtem Geschlechtsteil und den Handflächen nach oben gekehrt, so als wolle er um Verzeihung bitten. Leana, die die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, sich in Täter und Tatorte einzufühlen, geht sofort von einer Täterin aus. Schon einen Tag später wird im Kölner Hafen eine zweite Leiche in ähnlicher Position gefunden. Nach und nach finden sich Parallelen zwischen den Opfern. Es handelt sich um gut situierte Männer in gesellschaftlich anerkannten Berufen.
Für Leana beginnt eine Zeit der Probe, denn nicht alle im Team heißen sie herzlich willkommen. So hat sie in Natalia Rac zunächst eine erbitterte Feindin, da diese ursprünglich für den Chefposten vorgesehen war, den Leana nun besetzt. Doch Leana Meister bleibt souverän und gewinnt nicht nur den Respekt Natalias, sondern den des gesamten Teams.
Über Leanas Vorleben in Deutschland und auch in Südafrika erfährt man nur Bruchstückhaftes, gerade genug, um das Interesse des Lesers zu wecken, ohne allzu ausufernde Beschreibungen. Zeit für Privates bleibt den Ermittlern sowieso kaum, denn
Schlag auf Schlag folgen die nächsten Leichen. Leana und ihr Team bekommen keine Verschnaufpause - genauso wenig wie der Leser, da man das Buch kaum aus den Händen legen mag bis zum Showdown.
Außergewöhnliche Ermittler mit intelligenten und überraschenden Methoden machen diesen Krimi sehr spannend und empfehlenswert. Gut, dass der Folgeband schon bald erscheint!