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Veröffentlicht am 11.12.2017

Amüsante Schlagabtäusche, wie man das von Poppy J. Anderson kennt!

Taste of Love - Mit Sehnsucht verfeinert
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Dies war mein erster Band aus der Taste of Love-Reihe, obwohl er
eigentlich erst an vierter Stelle steht. Von Poppy J. Anderson habe ich aber bereits schon so einige andere Bücher mit sehr viel Genuss ...

Dies war mein erster Band aus der Taste of Love-Reihe, obwohl er
eigentlich erst an vierter Stelle steht. Von Poppy J. Anderson habe ich aber bereits schon so einige andere Bücher mit sehr viel Genuss gelesen und auch „Mit Sehnsucht verfeinert“ ist wieder ein humorvoller, spannender Liebesroman, wie man es von der Autorin gewohnt ist.

In diesem Band geht es um Hailey und Scott – vor drei Jahren das Traumpaar schlechthin, mit gemeinsamer Wohnung und bereits geplanter Hochzeit, bis Hailey Knall auf Fall ihre Koffer packt, ein Jobangebot in San Francisco annimmt und Scott in Boston zurücklässt. Während es Hailey in unterschiedliche Länder verschlägt, klettert Scott immer weiter die Karriereleiter hinauf und gilt schließlich als einer der begehrtesten Junggesellen der Ostküste. Vermutlich wäre Hailey nie nach Boston zurückgekehrt, wenn sie nicht ein vielversprechendes Jobangebot im Bonfire gelockt hätte. Sie kehrt in ihre Heimatstadt zurück und läuft bei der Eröffnungsfeier des Restaurants prompt Scott in die Arme, den sie am liebsten nie wiedergesehen hätte. Scott dagegen sieht das völlig anders, vielmehr hat er es förmlich auf dieses Treffen angelegt…

Auch in diesem Buch gibt es wieder einmal eine sehr interessante Ausgangssituation, von der im Klappentext meiner Meinung nach ein völlig falsches Bild vermittelt wird. Es ist nicht Hailey, die hofft, dass ihre Liebe eine zweite Chance bekommt, sondern Scott, der sie unbedingt zurückhaben möchte. Hailey kann nicht vergessen, was in der Vergangenheit passiert ist und macht es Scott im Laufe des Buches unglaublich schwer. Während der Leser miträtselt, was sich denn so Schlimmes zugetragen haben könnte, liefern sich Hailey und Scott amüsante Schlagabtäusche, streiten sich und nähern sich langsam aber sicher wieder an. Man wird zum Grinsen gebracht, aber auch zum Schwärmen.

Zwischendrin finden sich einige Vergangenheitspassagen, die einen Eindruck der früheren Hailey und des früheren Scott vermitteln. Es wird ihr Kennenlernen geschildert, einige süße Etappen in ihrer Beziehung und schließlich finden sich auch Einblicke in die Vergangenheit, die Licht ins Dunkle bringen und aufdecken, was damals passiert ist. Diese Passagen haben mir am besten gefallen, da die Beziehung der beiden damals eine neckende Leichtigkeit hatte, die entspannend auf den Leser wirkt, ihn glücklich macht und ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, während die Textstellen aus der Gegenwart manchmal etwas anstrengend (wenn auch trotzdem unterhaltsam) waren.

Vor allem im ersten Drittel des Buches verhält sich Hailey ziemlich … aufbrausend. Sie faucht Scott so ziemlich wegen allem an, sodass einem der arme Kerl eigentlich nur leidtun kann. Dennoch ist sie im Großen und Ganzen eine toughe, schlagfertige und sympathische Protagonistin, wie ich sie gerne habe. Sie gibt Scott ordentlich Kontra und imponierte mir schon in der Leseprobe.

Scott ist ein ebenso überaus sympathischer Gegenpart, der sich von Hailey nicht so leicht ins Bockshorn jagen lässt. Er liebt sie immer noch und möchte sie zurück, aber er lässt nicht alles mit sich machen und verweist Hailey, anders als in der Vergangenheit, auch in ihre Schranken. Es machte Spaß, den Unterhaltungen der beiden zu folgen. Gleichzeitig überzeugt er durch seine einfühlsame, verständnisvolle Art, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart immer wieder durchschimmert und einen sofort für ihn vereinnahmt.

Wenn eine Geschichte Charaktere aufbietet, die man sofort ins Herz schließt, macht das Lesen gleich viel mehr Spaß – hier kommen auch noch zahlreiche Nebencharaktere dazu, die man durch die Vorgängerbände kennengelernt haben könnte und das Lesen ebenfalls amüsant gestalten. Ich habe definitiv Lust auf die anderen Charaktere bekommen und werde mir die dazugehörigen Bände zeitnah vorknöpfen.

Fazit
Insgesamt wieder ein toller Poppy J. Anderson-Roman, der durch Witz, Spannung und nicht-kitschiger Romantik überzeugt. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und kann „Mit Sehnsucht verfeinert“ guten Gewissens weiterempfehlen. Ich vergebe 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Humor
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 02.12.2017

Ein toller John Green, der nachdenklich macht.

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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»Das Leben reimt sich, aber nie an der Stelle, wo man es erwartet.« (S.152)

Dies ist mein erstes Buch von John Green, das ich beendet habe. Ich habe in der Vergangenheit bereits Paper Towns und Looking ...

»Das Leben reimt sich, aber nie an der Stelle, wo man es erwartet.« (S.152)

Dies ist mein erstes Buch von John Green, das ich beendet habe. Ich habe in der Vergangenheit bereits Paper Towns und Looking for Alaska angefangen, ich habe die Filme zu Paper Towns und The Fault in Our Stars gesehen – und ich kann guten Gewissens sagen, dass John Greens Geschichten immer etwas Besonderes sind. Auch mit „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ bzw. „Turtles All the Way Down“ ist das nicht anders.

Zunächst mal ist es ein sehr persönliches Buch, denn die Protagonistin Aza hat wie auch John Green selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen. Sie hat Ängste, die ihre Gedanken beherrschen, die sie zu Dingen zwingen, die sie nicht tun oder nicht denken will. Als ein Milliardär, der Vater ihres alten Freundes Davis, verschwindet und eine Belohnung von 100.000 Dollar für Hinweise auf dessen Verbleib ausgesetzt wird, lässt sich Aza von ihrer besten Freundin Daisy dazu überreden, dem Verschwinden auf den Grund zu gehen und sich wieder mit Davis in Verbindung zu setzen. Es entspinnt sich keine Abenteuergeschichte, wie es der Klappentext andeutet, sondern eine Erzählung von Azas problematischem Alltag sowie ihren Schwierigkeiten in Sachen Freundschaft und Liebe.

John Greens Schreibstil ist angenehm zu lesen und wechselt stetig von einem humorvollen zu einem ernsteren Ton. Im einen Moment ist er tiefgründig und voller komplexer Gedankengänge, denen man zu folgen versucht, im nächsten werden die Unterhaltungen durch witzige Bemerkungen aufgelockert.

»In die Augen kann man jedem sehen. Aber jemand zu finden, der dieselbe Welt sieht, ist ziemlich selten.« (S. 14)

Zu Anfang wird man mit Azas Angst- und Zwangsstörung konfrontiert, die mich zunächst etwas überrumpelte, da man ohne Vorwarnung direkt hineingestoßen wird. Sie sitzt am Tisch in der Cafeteria und kann, während ihre Freunde sich über ein Kunstprojekt unterhalten, an nichts anderes denken, als an C. Difficile, ein Bakterium, das sich in ihrem Körper vermehren und zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung führen könnte. Aus dieser Gedankenspirale ist sie unfähig auszubrechen, sie ist ihren Gedanken hilflos ausgeliefert. Im Laufe des Buches ist diese selbstverständlich immer wieder Thema und wird von Seite zu Seite unglaublich gut dargestellt, sodass man sich in Aza zumindest annähernd hineinversetzen kann. Azas Gedankengänge sind interessant geschrieben, sie ficht Kämpfe mit sich selbst aus und der Leser leidet mit ihr, hofft, dass sie sich gegen ihre Gedanken behaupten kann, und ist bedrückt, wenn es natürlich nicht so kommt.

»Es ist seltsam zu wissen, dass man gestört ist und nichts dagegen tun kann, weißt du? Es ist nicht so, dass man sich für normal hält. Mir ist klar, dass da ein Problem ist. Aber ich kann es einfach nicht lösen.« (S. 202)

Dieses Buch ist in vielen Punkten etwas Besonderes. Ich hatte nach der Lektüre des Buches tatsächlich das Gefühl, etwas gelernt, etwas für das Leben mitgenommen zu haben. Es gibt viele tiefgründige Gedanken, die geäußert werden, Gedanken, die ich persönlich noch nie hatte, die aber so interessant sind, dass ich mir immer noch den Kopf darüber zerbreche.

»ICH ist das Wort, das am schwersten zu definieren ist.« - »Vielleicht ist man das, was man nicht nicht sein kann.« (S. 82)

Zudem interessiert sich der männliche Gegenpart Davis für Astronomie und äußert im Laufe des Buches immer wieder Fakten, die mir bis dato fremd waren und mein Interesse geweckt haben. Ich habe mich öfter dabei ertappt, wie ich mein Buch zur Seite legte und bestimmte Dinge gegoogelt habe, um mehr darüber zu erfahren. Für mich ließ sich das Buch nicht einfach weglesen, ich war quasi dazu gezwungen, mich mit bestimmten Thematiken näher auseinanderzusetzen.

»Und Navi ist 550 Lichtjahre weit weg. […] Von hier aus können wir
nicht wissen, ob Navi vielleicht schon vor 500 Jahren explodiert ist.« - »Wow. Das heißt, wir sehen in die Vergangenheit.« (S. 105)

Leider muss ich sagen, dass in dem Buch handlungstechnisch nicht viel passiert. Es fehlt Dynamik und Spannung, was bei dem Thema nun mal nicht anders zu erwarten ist, das Lesen manchmal aber etwas träge macht.

Zudem kann man die Liebesgeschichte als „Nebenerscheinung“ bezeichnen. Sie ist kein Aspekt der Handlung, der den Leser glücklich macht oder ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubert – vielmehr handelt es sich um einen weiteren bedrückenden Aspekt, der Azas „Problem“ noch mehr in den Vordergrund rückt und verständlich rüberbringt, wie dieses ihr den Alltag schwerer macht. Auch die Freundschaft zu Daisy ist dort zu verorten. Daisy ist es, die Aza deutlich macht, dass Azas psychische Krankheit auch für ihre Mitmenschen nicht leicht ist, ja, vielleicht sogar anstrengend und schwer auszuhalten ist. Ich wusste ehrlich gesagt bis zuletzt nicht, ob ich Daisy mögen sollte oder nicht…

»Was ich sagen wollte, Holmesy, ist, ja, du bist anstrengend, und ja,
deine Freundin zu sein ist harte Arbeit. Aber du bist der faszinierendste Mensch,
dem ich je begegnet bin […].« (S. 235)


Ich glaube wirklich, dass dieses Buch etwas Besonderes ist – vor allem für all diejenigen, die selbst von Angst- und Zwangsstörungen betroffen sind und sich hierin eventuell wiederfinden und verstanden fühlen. Als Außenstehender ist es unglaublich schwer, sich darin hineinzufühlen, ich denke, man kann es nie wirklich verstehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Aber ich finde, dieses Buch vermittelt uns mit seiner einfühlsamen, nachdenklichen Art einen wirklich guten Eindruck.

„Man findet nie Antworten, sondern immer nur bessere Fragen.« (S. 263)

Fazit
Wer eine abenteuerliche Hinweissuche erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Man begleitet Aza in ihrem Alltag, bangt, leidet und hofft mit ihr. Ein ruhiges Buch, das zum Nachdenken anregt. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Ein schöner Liebesroman für zwischendurch!

Der letzte Versuch
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Klappentext (Lovelybooks)

Carrie ist Single und steht kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag: ein persönlicher Albtraum. Besonders, da ihre gescheiterten Beziehungen ihr ein paar hartnäckige Extrapfunde ...

Klappentext (Lovelybooks)

Carrie ist Single und steht kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag: ein persönlicher Albtraum. Besonders, da ihre gescheiterten Beziehungen ihr ein paar hartnäckige Extrapfunde auf der Waage beschert haben. Ein Fitnessstudio muss her, damit sich Carrie für das große Dating-Event fit machen kann, auf dem sie hoffentlich endlich ihren Traummann finden wird. Blöd nur, dass ihr im Studio ein Missgeschick nach dem anderen unterläuft und sich ausgerechnet ihr Fitnesstrainer Wesley mit seinem stahlharten Waschbrettbauch und den türkisgrünen Augen als wahrer Traummann entpuppt. Doch Carrie hat bereits genaue Vorstellungen von ihrem zukünftigen Partner - und der ist ganz sicher kein vier Jahre jüngerer Student, der nur Frauen und Partys im Kopf hat...

Meine Meinung

Erstmal muss ich sagen, dass der Klappentext gegen Ende völlig falsche Erwartungen schürt und ein ganz anderes Bild von Wesley zeichnet, als es letztendlich der Fall ist.

Wesley ist zwar ein vier Jahre jüngerer Student, aber ein Kerl, der nur Frauen und Partys im Kopf hat? Das mögen Carries Vorurteile sein, aber er ist nicht ansatzweise so ausschweifend und leichtlebig, wie sie das vielleicht denkt. Der Eindruck kommt wirklich zu keiner Zeit auf. Er ist ein unglaublich toller Kerl, der schon gleich zu Anfang keinen Hehl daraus macht, wie angetan er von Carrie ist. Während sie sich zwar auch zu ihm hingezogen fühlt, aber den "großen" Altersunterschied zwischen ihnen bemängelt, hat er keine Probleme damit und lässt sich nicht so einfach abwimmeln. Als Leser verliebt man sich zusammen mit Carrie in ihn, denn das Buch ist komplett aus Carries Sicht geschrieben und man muss vor allem gegen Ende hin sehr viel miträtseln, was sein Verhalten antreibt.

Carrie ist ebenfalls eine sympathische Protagonistin. Zwar hat sie mich stellenweise aufgeregt, wenn sie sich die Kante gegeben hat - diesbezüglich habe ich in "All for you" schon negative Erfahrungen gemacht -, aber glücklicherweise hält sich das hier in Grenzen. Auch, wenn sie stellenweise durch Wesley etwas eingeschüchtert ist - wie es wohl viele von uns wären - ist sie schlagfertig und selbstbewusst, trotz der Tatsache, dass sie der Meinung ist, dass sie sieben Kilo zu viel auf die Waage bringt und diese dringend loswerden muss, bevor sie zu einem Marshmallow mutiert. Welche Einstellung Wesley dazu hat, bleibt auch nicht lange ein Geheimnis...

Das Buch hat mir die meiste Zeit ein Grinsen auf die Lippen gezaubert, gegen Ende hin - dem großen Knall, den es ja in nahezu jedem Liebesroman gibt - hatte ich dann mal echt ein ungutes Gefühl. Da ich aber so meine Vermutungen hatte - ingesamt ist das Buch schon relativ vorhersehbar - war das aushaltbar. Ich habe in diesen Momenten sowohl stark mit Carrie mitgelitten, als auch mit Wesley, obwohl man das wahrscheinlich weniger erwarten würde...

Am Ende - ganz am Ende! - ging mir alles ein bisschen zu schnell. Carrie hat durch ihre Reaktion zwar Reife bewiesen, aber um ehrlich zu sein hätte ich an ihrer Stelle anders gehandelt. Zudem hat mir definitiv ein kleiner Epilog gefehlt, der die Story etwas abgerundet hätte. So war alles auf einmal vorbei. Ich hätte gerne noch etwas von den beiden gehabt, die ich über die Seiten ins Herz geschlossen habe.

Fazit

Ein Liebesroman, der definitiv zu überzeugen weiß, aber auch seine Schwächen hat. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, sogar das Drama, das mir gegen Ende ein ungutes Gefühl beschert hat, fand ich super spannend und unterhaltsam. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein fantastischer Auftakt mit kleinen Schwächen.

Flerya
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Worum geht es?

Von heute auf morgen wird Flerya der Boden unter den Füßen weggerissen: Der Vater, bei dem sie sich stets geborgen und wohlbehütet fühlte, stellt sich als ihr Entführer heraus, der sie ...

Worum geht es?

Von heute auf morgen wird Flerya der Boden unter den Füßen weggerissen: Der Vater, bei dem sie sich stets geborgen und wohlbehütet fühlte, stellt sich als ihr Entführer heraus, der sie nur als Mittel zum Zweck wie seine eigene Tochter aufzog. Sie ist nämlich die Trägerin Kemanties, die die einzige ist, die die Ghulkönigin Aine aus ihrem Gefängnis auf der Verbrecherinsel Mongana befreien kann, und für Yadiran, den obersten Feldherr der Ghulkönigin, damit von unschätzbarem Wert. Fleryas wahrer Vater, Drachenkönig Gardorath, ahnt nichts davon, dass seine totgeglaubte Tochter noch lebt und fristet ein einsames, trauriges Dasein, während sich Flerya damit auseinandersetzen muss, dass sich alles, was sie für wahr hielt, als Lüge herausgestellt hat. Yadiran lehrte sie, die Drachen zu hassen und sich vor ihnen zu fürchten – das Wesen, das auch in ihr wohnt und mit ihrem sechzehnten Geburtstag entfesselt wird. Während sie vor Yadiran davonläuft, muss sie gleichzeitig herausfinden, wie sie das ihr verhasste Wesen in sich akzeptieren kann, vor dem sie nicht davonlaufen kann. Als überraschende Unterstützung stellen sich dabei Liam, der Heerführer des Drachenkönigs, seine Freunde Navarion und Dagal und deren Geisttiere heraus, die ihr Wissen über die Welt gehörig auf den Kopf stellen…

Meine Meinung

Cover und Klappentext hatten mich auf Anhieb angesprochen: Drachen, Ghule, eine böse Königin, die befreit werden möchte, und eine verlorene Drachenprinzessin. Klingt doch spannend, oder? War es auch!

Mit Flerya bekommt man eine toughe Protagonistin vorgesetzt, die sich verbal und körperlich verteidigen kann und nicht immer beschützt werden muss, obwohl alle männlichen Personen um sie herum das noch nicht so ganz gerafft haben. Liam beschreibt sie als tough und aufmüpfig, unterstrichen von ihrem feuerroten Haar, gleichzeitig aber auch als verletzlich, weshalb die jungen Männer in diesem Buch wohl durchgehend den Wunsch verspüren, die schöne Prinzessin zu beschützen.

Bei Liam ist dieser Wunsch ganz besonders ausgeprägt, denn als Heerführer des Königs sieht er es als seine Aufgabe an, die verlorene Prinzessin heil zu ihrem Vater zurückzubringen. Ihn treibt jedoch mehr als nur Pflicht- und Ehrgefühl an, er möchte dem König auch weiteres Leid ersparen und ihn endlich mit seiner Tochter vereinen, da er selbst seinen Vater im Kindesalter verlor. Als jüngster Heerführer, der je gelebt hat, wird er von der Bevölkerung und auch auf Seiten der Ghule ständig in Zweifel gezogen, beweist im Laufe des Buches jedoch, mit vielen Tricks gegen Ende hin, dass er sich den Titel redlich verdient hat. Er war ein sehr interessanter Charakter, der vor allem zu Anfang sehr ruppig und verbissen wirkte, mit der Zeit jedoch immer mehr auftaute und eine total gegensätzliche Seite an sich zur Schau stellte, die mich sehr überrascht hat. Ich kenne nicht viele männliche Protagonisten, die so oft rot werden wie Liam. Diese verlegene, unsichere Seite, die im direkten Gegensatz zu seinem Auftreten als Anführer stand, machte ihn unglaublich liebenswert.

Insgesamt waren die Charaktere in diesem Buch bunt gemischt. Es gab nur wenige, die ich nicht mochte: Selbst Yadiran war eine Figur, gegenüber der ich zwiespältige Gefühle hatte. Er verfolgt seine Ziele zwar mit Starrsinn und völlig gnadenlos, aber auch er ist nicht frei von Zweifeln und hadert mit den Vatergefühlen, die sich im Laufe der Jahre sehr zu seinem Missfallen doch in ihm geregt haben. Eine süße Ergänzung waren die Geisttiere von Liam, Navarion und Dagal, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.

In dieser Geschichte gibt es so viel Potential, das in diesem ersten Band noch nicht annähernd ausgeschöpft wurde. Die Autorin bindet unglaublich viele neue Ideen ein, die die Geschichte dynamisch, spannend und interessant gestalten und Lust auf mehr machen. Mit „Drachenschlaf“ ist die Geschichte keinesfalls fertig erzählt, jetzt geht es erst richtig los.

Dennoch ist die Geschichte nicht frei von Kritikpunkten meinerseits, weshalb es auch nicht bis zur vollen Punktzahl gereicht hat. Diese beziehen sich vor allem auf die Entwicklung. Und zwar nicht auf die Entwicklung an sich, sondern auf ihre Schnelligkeit. Liams Zuneigung Flerya gegenüber entwickelte sich für meinen Geschmack zu schnell und deshalb nicht ganz nachvollziehbar. Auch in Bezug auf andere Aspekte hatte ich manchmal das Gefühl, dass es hier noch ein paar mehr Seiten gebraucht hätte, um die Authentizität aufrechtzuerhalten. Das ist aber Geschmackssache und hat meinen Spaß beim Lesen nicht geschmälert. Besonders authentisch war allerdings Fleryas innerer Kampf mit sich selbst und dem Wissen um ihre lügenbasierte Vergangenheit, der nicht innerhalb weniger Seiten vom Tisch, sondern ihr ständiger Begleiter war. Die Autorin hat ihre Gefühle sehr glaubwürdig beschrieben, sodass man sich als Leser gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen konnte.

Abschließend finde ich noch erwähnenswert, dass die Autorin einen fantastischen, bildhaften Schreibstil hat. Normalerweise mag ich ausschweifende Beschreibungen der Umgebung nicht sonderlich, hier jedoch driftete meine Aufmerksamkeit zu keinem Zeitpunkt weg, da die Autorin eine Welt gezeichnet hat, die durchgehend interessant klang. Sie malt uns mit ihren Worten wirklich schöne Orte, an die man sich gerne hindenkt. Bereichernd war zudem der ständige Sichtwechsel zwischen Flerya, Liam, den Ghulen (vor allem Yadiran) und dem allwissenden Erzähler, der jeweils durch die Bildchen am Anfang sichtbar gemacht wurde. Darauf musste ich aber auch erstmal aufmerksam gemacht werden, um das zu bemerken: Flerya = Drache, Liam = Seehund, Ghule = Ghule (:D) und allwissender Erzähler = Schloss.

Fazit

Mit Flerya – Drachenschlaf habe ich wieder eine neue Fantasy-Reihe gefunden, die ich interessiert weiterverfolgen werde. Hier wurden so viele Ideen eingebracht, dass es vor allem gegen Ende hin so spannend wurde, dass man einfach weiterlesen musste. Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Spannungsgeladene Story mit unausgereiften, aber sympathischen Charakteren.

Camp 21
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Worum geht es?
Mike und Kayla sind nicht einmal wirklich kriminell und doch finden sich beide eines Tages in einem Jugendcamp für jugendliche Kriminelle wieder, in dem sie ihr Verhalten überdenken und ...

Worum geht es?
Mike und Kayla sind nicht einmal wirklich kriminell und doch finden sich beide eines Tages in einem Jugendcamp für jugendliche Kriminelle wieder, in dem sie ihr Verhalten überdenken und wieder auf die richtige Bahn geraten sollen. Der Alltag ist strikt geregelt, sie werden mit Sport an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben und werden psychisch unter Druck gesetzt, indem ihnen mit harten Strafen und dem sogenannten Camp 21 gedroht wird, in dem es angeblich noch härter zugehen soll. Kaum hat Kayla von diesem schrecklichen Ort durch Gerüchte erfahren, findet sie sich auch schon mit Mike dort wieder, ohne es wirklich verdient zu haben. Als sie jedoch in Camp 21 ankommen, scheint es zunächst gar nicht so schlimm – von der elektrischen Handfessel einmal abgesehen, die es ihnen beiden verbietet, sich mehr als zweihundert Meter voneinander zu entfernen. Während sich Mike und Kayla trotz anfänglicher Antipathie einander annähern und Kayla sich von Tag zu Tag mehr anpasst, wird Mike immer misstrauischer was das Geschehen in diesem Camp und die Handfesseln betrifft…

Meine Meinung
Meine Beschreibung des Inhalts ist im Gegensatz zum Klappentext deutlich gekürzt, was einen ganz simplen Grund hat: Der Klappentext verrät so ziemlich die ganze Handlung des Buches, sodass es eigentlich schon fast unnötig ist, das Buch zu lesen, wenn man trotzdem noch auf überraschende Wendungen hofft. Diesbezüglich muss ich euch nämlich enttäuschen: Keine Plot Twists, die man nicht irgendwie kommen sieht oder einen vom Hocker reißen. Ich würde die Handlung zwar nicht als vorhersehbar bezeichnen, aber eben auch nicht unbedingt als überraschend.

Das Buch hat mir jedoch trotzdem sehr gut gefallen. Ich muss sagen, dass es für mich kein Highlight in diesem Jahr war, aber ich hatte unterhaltsame Lesestunden. Da ich schon mal in „Das Labyrinth erwacht“ hineingelesen habe, kannte ich Wekwerths Schreibstil schon ein wenig, der natürlich klasse ist. Ich kam sehr schnell durch die Seiten, mir sind keine merkwürdigen oder unbeholfenen Stellen ins Auge gestochen, die meinen Lesefluss gestört hätten, und es gibt auch nicht zu viele Umgebungsbeschreibungen, die man am liebsten überfliegen würde.

Die Charaktere des Buches sind auf wenige Hauptfiguren reduziert, über die man jedoch auch nicht viel mehr als über die Nebenfiguren erfährt. Zwar bekommt man einen kleinen Einblick in die Vergangenheit und in die Familiensituation der beiden, da hört es dann jedoch auch schon auf. Wurde am Anfang fast schon beiläufig erwähnt, dass Kaylas Bruder wohl durch seine Drogensucht umgekommen ist, so wird dies im weiteren Verlauf des Buches nicht mehr aufgegriffen. Es erscheint einem unwichtig. Warum wird so etwas denn in ein Buch eingebracht, wenn es die Story nicht beeinflusst? Wenn es nie wieder erwähnt wird?

Dies soll an dieser Stelle nur ein kleiner Kritikpunkt sein, denn für die Story sind ausgefeilte Charaktere mit langer Vorgeschichte und Unmengen an Gefühlen gar nicht notwendig. Man kommt auch gut mit dem aus, was der Autor einem an Informationen zuwirft. Insofern ist es also wohl Geschmackssache, wie man diesen Aspekt aufnimmt – ich fand ihn nicht unbedingt störend, aber dennoch mag ich es lieber, wenn die Charaktere nicht derartig flach bleiben.
Kayla habe ich trotz der wenigen Informationen über sie gleich zu Anfang ins Herz geschlossen. Sie ist tough, setzt sich gegen ihre Eltern durch, wenn sie ihr Handeln für richtig hält, und verliert nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit die Nerven. Im Camp fühlt sie sich zwar anfangs fehl am Platz (wen wundert das?), fässt dann aber langsam Fuß und der Leser darf bei ihr eine enorme Entwicklung mitverfolgen, die mir sehr gefallen hat.
Mike war mir auch unglaublich sympathisch. Ebenso wie Kayla lässt er sich nie unterkriegen, kämpft für das, was ihm wichtig ist, und opfert sich für seinen Bruder und später auch für Kayla auf. Ein großer Bruder mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt, dessen Sorge man auf jeder Seite spüren kann.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden war für mich zwar etwas zu schnell entwickelt, jedoch genau in dem richtigen Maße präsent. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das Hauptthema gerät zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund.

Alle anderen Charaktere, selbst Kaylas Freund Tom und Mikes Bruder Ricky, bleiben blasser als blass. Man erfährt im Grunde genommen gar nichts über sie und wenn dann nur klitzekleine Häppchen, die eng mit der Story verwoben sind.

Besagte Story ist durchgehend spannend und unterhaltsam. Es passiert auf jeder Seite etwas, sodass ich mich nie gelangweilt habe. Gestehen muss ich jedoch, dass ich nach dem Verlassen des Camps nicht mehr so von der Geschichte mitgerissen wurde wie am Anfang. Der Klappentext, der fast die gesamte Handlung vorwegnimmt, schmälert jedoch nicht den Spannungsfaktor. Wer Bücher liebt, in denen die Charaktere auf der Flucht sind oder um ihr Überleben kämpfen, ist hier definitiv richtig.

Fazit
Was die Ausarbeitung der Charaktere angeht, schwächelt das Buch, Story und Spannungsfaktor machen das jedoch wieder wett. Diesem Wekwerth sollte man definitiv eine Chance geben. Von mir 4 Sterne.