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Veröffentlicht am 11.11.2017

Wow! Hier wartet die eine oder andere Überraschung auf.

Die Dreizehnte Fee
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Diese Rezension könnte Spoiler zum ersten Band enthalten, da es sich um den zweiten Band einer Trilogie handelt.


Wie vom ersten Band bin ich auch von „Entzaubert“ einfach nur geplättet. Mir war von ...

Diese Rezension könnte Spoiler zum ersten Band enthalten, da es sich um den zweiten Band einer Trilogie handelt.


Wie vom ersten Band bin ich auch von „Entzaubert“ einfach nur geplättet. Mir war von Anfang an klar, wie viel Potential in dieser Geschichte, in dieser Idee, steckte, aber Julia Adrian hat sie nochmal auf eine ganz andere Ebene gehoben.

Mit dem Ende des ersten Bandes sind es bereits fünf Feen, die ihr Ende gefunden haben. Die Dreizehnte Fee, die Königin, begleitet ihre älteste Schwester in ihren Eispalast, mit der Absicht, sie zu töten, stattdessen muss sie feststellen, dass die Eishexe vorgesorgt hat. Ein Eissplitter in ihrem Herzen verhindert es, dass sie die Magie der anderen Feen stehlen kann, einzig durch Drachenfeuer oder die Tränen wahrer Liebe schmelzbar. Sie muss sich dem Urteil ihrer verbliebenen Schwestern stellen, während das Orakel unter dem Fluch dahinsiecht, den ihr Verrat gebracht hat. Und das Orakel ist die einzige, die das Rätsel um die Erweckung der Dreizehnten Fee lösen kann…

In diesem zweiten Band lernen wir nun alle dreizehn Feen kennen, werden wieder mit allerlei Märchen konfrontiert, die mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben, sobald ich sie erkannt habe. Julia Adrian beweist dadurch so unglaublich viel Kreativität, dass es Spaß macht, diese Geschichte in sich aufzusaugen. Wieder einmal ist keine Figur nur böse, es gibt immer zwei Seiten und es ist unglaublich spannend, diese Seiten aufzudecken und die Figuren der Reihe nach näher kennenzulernen.

Dies geschieht auch durch sehr viele Rückblenden in die Vergangenheit, die Wissenslücken schließen, teilweise aber auch etwas Chaos in das Ganze bringen. Sie sind nicht geordnet, sondern durcheinandergewurschtelt, dass es manchmal schwerfällt, den Überblick zu behalten. Ich glaube immer noch nicht, dass ich den vollen Durchblick habe – mir drängen sich weiterhin Fragen und Verständnisprobleme auf, die aber meinen Spaß an der Geschichte nicht schmälern. Ich hoffe dennoch, dass sie mit dem dritten Band beantwortet werden können.

Von den Entwicklungen, die die Handlung genommen hat, bin ich immer noch geplättet. Es gab in diesem Band tatsächlich zwei Momente, in denen ich den Atem angehalten und die Zeilen voller Anspannung gelesen habe. Ich wurde überrascht und schockiert, da ich mit gewissen Entwicklungen nicht eine Sekunde lang gerechnet habe. Ich kann nur sagen: Wow! Die Story hat sich in diesem Band nochmal um einiges verändert und ich bin so gespannt, wie der letzte Band dies jetzt abschließen wird.


Fazit

Wer den ersten Band gelesen hat, sollte – meiner Meinung nach – definitiv an der Trilogie dranbleiben. Spannung pur, Gänsehaut, Tränen, Überraschungs- und Schockmomente. Wow! Ich liebe dieses Buch. Der zweite Band steht dem ersten in nichts nach. Auch hier vergebe ich die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Düster, märchenhaft und voller neuer Ideen!

Die Dreizehnte Fee
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Worum geht es?

Tausend Jahre sind vergangen, als die Dreizehnte Fee aus dem Dornröschenschlaf geküsst wird und feststellen muss, dass ihre eigenen Schwestern, die zwölf anderen Feen, heutzutage „Hexen“ ...

Worum geht es?

Tausend Jahre sind vergangen, als die Dreizehnte Fee aus dem Dornröschenschlaf geküsst wird und feststellen muss, dass ihre eigenen Schwestern, die zwölf anderen Feen, heutzutage „Hexen“ geschimpft, sie betrogen haben. Sie haben sie in einen Turm gesperrt und mit Zaubern vor der Menschheit verborgen – bis jetzt. Ein Prinz, ein geheimnisvoller Hexenjäger und einige unbedeutende Begleiter haben dennoch ihren Weg zu ihr gefunden, der Prinz ihrer Schönheit trotz der Warnung des Hexenjägers nicht widerstehen können und sie aus dem Schlaf geküsst. Der Hexenjäger sieht in ihr seine Chance, den anderen Hexen mit ihrer Hilfe ein Ende zu bereiten, nimmt sie gefangen und zwingt sie, ihn auf seinen Weg der Rache zu begleiten. Doch Zwang ist gar nicht nötig, denn auch die Dreizehnte Fee, die einstige Königin, sinnt auf Rache…

Meine Meinung

Ich sitze immer noch vor dem Ende dieses Buches und bin zwiegespalten, was ich von der Protagonistin halten soll. Ist sie nun gut oder böse? Hat sie sich verändert oder nicht? Insgesamt hatte ich dieses Gefühl beim Lesen ständig. Jede Figur hat so viele Facetten, das sie nicht klar in Gut und Böse eingeordnet werden kann, denn wird im einen Moment Grausames über sie erzählt, so hat man im nächsten den Eindruck, dass der Schein trügt. Andersherum verhält es sich genauso.

Am deutlichsten ist dies bei unserer Protagonistin der Fall. Die Dreizehnte Fee. War sie einst die Mächtigste aller Feen, die Grausamste unter ihnen, von ihren eigenen Schwestern bis heute gefürchtet, so sieht sie sich nun damit konfrontiert, keine Macht mehr zu haben. Ihre Kräfte sind verschwunden und sie weiß nicht, wieso. Stattdessen sind dort auf einmal Gefühle wie Reue, Schuld und Mitleid, die sie zuvor nie empfunden hat und ihr schwer aufs Gemüt schlagen. Und auch der Hexenjäger löst von Beginn an unbekannte Gefühle in ihr aus, Gefühle, nach denen sie sich schon in ihrem früheren Leben gesehnt hat, obwohl es überall hieß, Feen seien nicht in der Lage, zu lieben.

Auf ihrem Weg der Rache wird sie mit eben diesem Chaos an Gefühlen konfrontiert, zieht ihre Entscheidungen in Zweifel, schwankt zwischen Rache und dem Wunsch nach Liebe und der Leser leidet mit ihr mit, weiß selbst nicht, was er von ihren Schwestern halten soll und was richtig und was falsch ist. Ihre neue menschliche Seite, hervorgebracht durch ihre fehlende Magie, macht sie zu einer Sympathieträgerin, da sie Mitgefühl und Reue aufbringt, und im nächsten Moment wird all das wieder in Zweifel gezogen, wenn ihre andere Seite, die Königin, hervorbricht. Und dennoch habe ich selbst in diesen Momenten, in denen ihre böse Seite, ihre gnadenlose, grausame Seite, zum Vorschein kam, gemerkt, dass ich mit ihr mitgefiebert habe. Ich konnte ihre Gefühle in diesen Momenten verstehen, denn sie war nicht von bloßer Rache angetrieben, sondern auch von anderen Gefühlen, die mein Mitgefühl anschlugen.

Der Hexenjäger ist eine ebenso schwierige Figur, denn er hat sowohl die typische Rolle des Helden, als auch die des Bösewichts inne, ist er es doch, der auch den Tod der Dreizehnten Fee plant. Er möchte die Menschheit endlich von der schrecklichen Herrschaft der Hexen befreien und wird dabei angetrieben von seinem eigenen Wunsch nach Rache. Zeigt er schon gleich zu Anfang körperliches Interesse an unserer Protagonistin, so macht er es ihr gefühlstechnisch enorm schwer. Sie ist seine Gefangene, sein Feind und das macht er ihr immer wieder deutlich. Ein interessantes und spannendes Figurenverhältnis, denn obwohl ich anfangs noch sehr skeptisch war, als die Protagonistin schon nach der ersten körperlichen Annäherung von Liebe sprach, so wurde das durch seine distanzierte Reaktion darauf wieder wettgemacht.

In diesem Buch wird keine rosige Welt gezeichnet, denn trotz Julia Adrians malerischen schönen Schreibstils, werden wir mit einer düsteren, verdorbenen Welt konfrontiert. Es wird nichts beschönigt, die Feen sind teilweise wirklich grausame Gestalten, gleichzeitig in ihrer Art aber unglaublich faszinierend. Die Autorin hat sich für jede einzelne etwas Besonderes überlegt und dabei ordentlich in die Märchenkiste gegriffen. Es war immer wieder interessant, wie Märchen hier verzerrt und zu etwas völlig Neuem gemacht wurden.

Die Idee, die dieser Welt und der Plot Line zu Grunde liegt, hat mich durchgehend bei Laune gehalten und war extrem spannend. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, da eine Konfrontation auf die nächste folgte und es nur wenige ruhige Momente gab, in denen man mal durchatmen konnte. Es gibt noch so viele offene Fragen, denen ich so schnell wie möglich in den nächsten Bänden auf den Grund gehen möchte.

Fazit

Ich bin von diesem Buch einfach nur begeistert. Für alle, die Märchen lieben, ist „Die Dreizehnte Fee“ ein absolutes Must-Read! Ich vergebe die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Wie wird man ... stärker?

Nachtblumen
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Worum geht es?

Überfordert und von der Vergangenheit gezeichnet muss Jana von jetzt auf gleich ein neues Leben auf Sylt beginnen. Sie ist nun Teil eines Wohnprojekts, das es sich zum Ziel gemacht hat, ...

Worum geht es?

Überfordert und von der Vergangenheit gezeichnet muss Jana von jetzt auf gleich ein neues Leben auf Sylt beginnen. Sie ist nun Teil eines Wohnprojekts, das es sich zum Ziel gemacht hat, jungen Menschen mit problematischem Hintergrund eine Perspektive zu geben. Wie erschlagen ist sie von den vielen neuen Eindrücken - der Arbeitsstelle, dem schweren Schulstoff und selbstverständlich den vielen neuen Menschen. Sie trifft auf das liebenswürdige Ehepaar Völkner, das dieses Wohnprojekt ins Leben gerufen hat, die zickige Vanessa, die es ihr schon zu Beginn schwermacht, den freundlichen Lars, der Stimmungsschwankungen unterliegt, die herzliche Dr. Flick, die völlig anders ist, als Janas es von Therapeuten gewohnt ist, und den verschlossenen Collin, mit dem sie sich ein Bad teilt, der gerne friert und dessen ruhige Art sie seine Nähe suchen lässt. Bald hat Jana nicht nur mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen, sondern mit der Zeit fragt sie sich auch, was Collin zu dem Menschen gemacht hat, der er ist.

Meine Meinung

»Vielleicht ist es manchmal gut, dass man nicht weiß, wie etwas ausgeht, weil es sonst niemals bunt werden könnte.« (S. 21)

Ich habe in diesem Jahr schon viele gute Bücher gelesen und mit Nachtblumen ist ein weiteres dazugekommen. Carina Bartschs erste Romane, Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter, habe ich vor etwa zwei Jahren verschlungen und stießen bei mir - wie bei vielen anderen auch – auf Begeisterung, weshalb ich auf Nachtblumen regelrecht hinfieberte. Und ich wurde nicht enttäuscht, dafür aber überrascht.

Nachtblumen ist von Grund auf anders als Bartschs andere Romane. Man hat es hier nicht mit einem lockerleichten Liebesroman mit witzigen Schlagabtäuschen und gelöster Atmosphäre zu tun, sondern mit einem bewegenden Roman zu einem ernsten Thema, auf dem stets eine gewisse Schwere und bedrückende Stimmung liegt. Die Bücher könnten somit gar nicht unterschiedlicher sein.

»Die unvergesslichsten Momente im Leben sind immer jene, in denen man sich selbst überrascht.« (S. 157)

Was sie gemeinsam haben, ist Bartschs wunderbarer Schreibstil. Sie beschreibt Umgebung und Figuren so malerisch, dass man sie sich vorstellen kann und nicht das Bedürfnis hat, diese beschreibenden Passagen, die ja oft zäh sein können, zu überfliegen. Sie baut Umschreibungen von Dingen ein, die Jana betrachtet, wenn sie nachdenklich aus dem Fenster ihrer Therapeutin sieht, und die ihre grüblerische Stimmung untermalen, aufwühlende Schilderungen von albtraumhaften Erinnerungen aus Janas Vergangenheit sowie Beschreibungen von Collins faszinierenden Zeichnungen, die man sich als Leser vor Augen rufen kann, als würde man sie tatsächlich betrachten. Bei alldem geht Bartsch mit Feinfühligkeit und Geduld vor, die für den Ernst des Themas angemessen sind und die Entwicklung der Protagonistin glaubwürdig gestalten. Janas Gefühle werden glaubhaft, nachvollziehbar und ehrlich an den Leser herangetragen, sodass man sich in sie hineinversetzen und mit ihr leiden, lachen und fühlen kann.

Wer eine turbulente, handlungsreiche Geschichte erwartet, wird schnell enttäuscht, denn das Tempo des Buches ist ruhiger und der Fokus stark auf die Gefühlswelt der Protagonistin gelegt. Ich kann verstehen, dass das nicht jedem gefällt, aber mir erschien dieser Umstand zu keiner Sekunde langweilig, denn die nötige Spannung wird dadurch eingebunden, dass man nicht von Anfang an und auch relativ lange danach nicht weiß, was Jana, Collin und die anderen Figuren an Ballast mit sich herumtragen. Man möchte unbedingt herausfinden, welche einschlagenden Erlebnisse sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie sind. Vor allem bei Collin, dessen Art schon zu Beginn Rätsel aufwirft, war dieser Wunsch stark ausgeprägt, aber auch Janas Geschichte ist unglaublich interessant, überzeugend und bewegend dargelegt.
Um falschen Erwartungen schon mal gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Über alle anderen Charaktere erfährt man leider nur sehr wenig, obgleich das Interesse des Lesers durch Andeutungen geweckt wird. Hier haben mir leider Hintergrundgeschichten zu den Randfiguren gefehlt, die mit Sicherheit auch interessant gewesen wären.

»Vielleicht war das die wahre Kunst im Leben. Niemals das Gute an sich in Frage zu stellen, sondern lediglich bei der Wahl der Personen, denen man es zuteil werden lässt, besser aufzupassen.« (S. 248)

Wegen der fehlenden Dynamik der Handlung sind es die Charaktere, die die Geschichte tragen. Jana und Collin sind jedoch so interessant gestaltet, das sie dies mit Bravur tun.
Anders, als es beispielsweise bei Kirschroter Sommer der Fall ist, hat man es bei Jana nicht mit einer starken, jungen Frau zu tun, die stets einen schlagfertigen Spruch auf den Lippen trägt und ihrem männlichen Gegenpart ständig Kontra gibt. Bei ihrer Vorgeschichte wäre das überhaupt nicht realistisch. Sie hat nachvollziehbare Gründe dafür, warum sie unsicher, schüchtern und verschlossen ist. Sie schläft unter dem Bett, trägt nur langärmelige Kleidung und trifft zum Anfang des Buches ihre neue Therapeutin, womit sich dem Leser gleich die ersten Fragen zu ihrer Vorgeschichte aufdrängen. Anfangs wirkte sie auf mich viel jünger als neunzehn, was sich mit dem Voranschreiten der Seitenzahl jedoch merklich besserte. Ihre unsichere Art zieht sich jedoch lange durch das Buch, was die Authentizität des Erzählten unterstreicht: Es wird keine unrealistische Charakterentwicklung der Hauptfigur gezeichnet, die schnell ihre Schüchternheit überwindet und zu einer schlagfertigen Frau mutiert, sondern Jana entwickelt sich in kleinen, realistischen Schritten zu einer stärkeren Persönlichkeit. Jedes Mal, wenn sie sich zu etwas Neuem überwand, stieg meine Sympathie für sie.

Collin ist ebenfalls völlig anders als typische männliche Protagonisten in Liebesromanen. Er ist nicht schüchtern, aber distanziert und zurückgezogen, lieber mit sich allein als mit anderen Menschen und reagiert auf Versuche anderer, eine Unterhaltung mit ihm zu beginnen, meist wortkarg. Er begegnet vielem sehr gleichgültig und konzentriert sich lieber auf seine Zeichnungen. Ist er am Anfang wirklich schwer zu knacken, so gelingt es Jana nach und nach ihn ein wenig aufzutauen. Hauptsächlich Collin ist es, der Spannung in die Geschichte bringt, denn vor allem sein Geheimnis ist es, das es aufzudecken gilt und einem immer wieder Rätsel aufwirft. Er war mir trotz oder gerade wegen seiner schwer einzuschätzenden Art der liebste und interessanteste Charakter in dem Buch.

»Das war das Schlimme am Verliebtsein. Obwohl man wusste, dass man gleich wieder in genau jenen Scherben stehen würde, trat man trotzdem hinein.« (S. 467)

Die Unterhaltungen, die Jana und Collin schließlich miteinander führen, sind stets berührend, tiefschürfend und intensiv, und auch als Leser kann man so seine Lehren aus ihnen ziehen. Die Figuren wählen ihre Worte klug und bedacht, sodass ich immer wieder überrascht war, was für einfühlsame Worte die Autorin für ihre Figuren und deren Probleme findet. Sie treffen direkt ins Herz und lösten bei mir nicht selten Gänsehaut aus. In eben diesen Momenten baut sich langsam die Liebesgeschichte auf, die sich ebenfalls von anderen abhebt und erwartungsgemäß nicht frei von Problemen ist. Jana versucht Collins Mauern einzureißen, hat dabei (und mit ihrer eigenen Vergangenheit) ordentlich zu kämpfen und wächst daran. Das Annähern der beiden finde ich nachvollziehbar – weder zu schnell noch zu langsam – und die weitere Entwicklung hat mir stellenweise ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, mich aber auch bedrückt und aufgewühlt.

Auch viele der Nebencharaktere, über deren Vorgeschichte man leider nur Bruchstücke erfährt, sind an dieser Stelle noch erwähnenswert. Lars, die Völkners und Dr. Flick sind neben Collin Charaktere, die eine wichtige Rolle in Janas Entwicklung einnehmen und bei denen man gar nicht anders kann, als sie ebenfalls sympathisch zu finden. Mir hat es gut gefallen, dass sich in dem Buch nicht alles nur um Jana und Collin gedreht hat, sondern auch viele andere Figuren und ihre Beziehung zu Jana eine wichtige Rolle darin gespielt haben. Dr. Flick ist ein Charakter, den ich ganz besonders hervorheben möchte, denn sie ist wirklich etwas Besonderes. Mit ihrer herzlichen und lockeren Art war sie eine ganz wichtige Bezugsperson für Jana, vielmehr beste Freundin als wirkliche Therapeutin. Die Momente mit ihr haben mir viel Spaß gemacht und immer ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

»Einen Fehler zu begehen dauerte nur wenige Sekunden – um ihn zu bereuen, hatte man den Rest seines Lebens Zeit.« (S. 475)

Mitunter mischen sich Zeitsprünge, die dazu beitragen, dass das Buch einen enormen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren umfasst. Diese sind stellenweise ein wenig störend, da man das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben, aber für die Geschichte gewissermaßen notwendig, um die Charakterentwicklungen glaubwürdig und für die Vorgeschichten angemessen darzustellen. Obgleich das Buch viele Seiten umfasst, habe ich leider das Gefühl, dass viele Fragen offen bleiben, die ich gerne beantwortet gewusst hätte. Dies soll an dieser Stelle jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt sein, denn alles in allem hat mich das Buch sehr begeistert und berührt.

Fazit

Dieses Buch ist für mich definitiv ein Lesehighlight. Ich habe gelacht, gelitten, hatte Gänsehaut, war bedrückt, erschüttert und bewegt. Wer in einen Liebesroman eintauchen möchte, in der die Charakterentwicklung und Gefühlswelt ganz oben steht und in der einem die Frage „Wie wird man stärker?“ authentisch beantwortet wird, der ist hier definitiv richtig und sollte diesem völlig anderen Werk von Carina Bartsch eine Chance geben! Von mir gibt es trotz kleiner Kritikpunkte die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Ich hatte Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch beim Lesen!

Herzkonfetti und Popcornküsse
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Worum geht es?

Kensington hat fast alles, was sie sich nur wünschen kann: Einen guten Job, Freunde, die ihr zur Seite stehen, und einen tollen Verlobten, der sie abgöttisch liebt und den sogar ihre Familie ...

Worum geht es?

Kensington hat fast alles, was sie sich nur wünschen kann: Einen guten Job, Freunde, die ihr zur Seite stehen, und einen tollen Verlobten, der sie abgöttisch liebt und den sogar ihre Familie ins Herz geschlossen hat. Von besagter Familie fühlt sie sich dennoch nicht verstanden und unterstützt, sie steht stets im Schatten ihrer Schwägerin Ren. Als wäre das noch nicht genug, steht auf einmal ihre erste große Liebe als potentieller Kunde ihrer Firma auf der Matte. Shane, der sie vor 7 Jahren zutiefst verletzt und seitdem nichts mehr von sich hatte hören lassen. Da ihre Firma mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat, müssen sie diesen Auftrag unbedingt an Land ziehen, aber Shane knüpft eine private Bedingung an den Vertrag: Sie muss mit ihm 10 Szenen aus bekannten Liebesfilmen nachspielen. Anfangs nicht sonderlich begeistert, lässt sie sich schließlich doch darauf ein, und muss bald feststellen, dass Liebe wie im Film eben doch möglich ist...

Meine Meinung

Ich liebe dieses Buch! Beim Lesen hatte ich immer wieder Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch, die verschiedenen Filmmomente haben mich jedes Mal wieder mitgerissen und mich begeistert. Ich kenne nicht viele Liebesromane, in denen man sich nahezu durchgehend wunderbar unterhalten fühlt und in denen so viel passiert.

Der Schreibstil hat mir auf Anhieb gefallen und auch der Humor war genau mein Fall. Die Story ist dynamisch, ohne zähe Momente. Die Filmszenen sind meiner Meinung nach das absolut Beste an dem Buch und das nicht nur deshalb, weil es das Buch von anderen aus dem Genre abhebt und zu etwas ganz Besonderem macht. Ich hatte nicht erwartet, dass die Idee, Filmszenen nachzuspielen, so gut umzusetzen ist. Ich hatte mit einer gestelzten, holprigen Einbettung gerechnet, immer strikt an den Filmtext gehalten und dadurch hölzern und unnatürlich in das Buch eingebaut. Wie eine Theaterprobe. Aber so war es überhaupt nicht. Es wird sich nämlich nicht genau den Filmtext oder an die -handlung gehalten, sondern jeder Filmmoment ist passend in den Alltag eingebaut. Diese Szenen unterhalten, bringen einen zum Lachen und verursachen, wie gesagt, Herzklopfen beim Leser. Was will man bei einem Liebesroman mehr? Ich hatte das schon furchtbar lange nicht mehr, dass ich bei einem Buch aus dem Genre so mitgefiebert habe.

Kensington ist eine wunderbare Protagonistin. Sie ist in genau dem richtigen Maße abgedreht, dass man sich mit ihr gut identifizieren oder zumindest immer wieder über sie schmunzeln kann. Sie ist keine Zicke, sie ist nicht nervig und sie ist auch kein schüchternes Mauerblümchen, das nicht den Mund aufbekommt. Von ihrer Familie fühlt sie sich zwar eingeschüchtert und es dauert, bis sie sich gegenüber dieser für sich selbst einsetzt, aber diese Entwicklung finde ich wirklich glaubwürdig. Ich fand sie sehr sympathisch und habe immer wieder mit ihr gelitten. Ihre Emotionen werden unglaublich gut transportiert, sie sind regelmäßig auf mich übergegangen.

Shane ist ein absoluter Traumtyp. Eine Mischung aus übermütigem, euphorischem Jungen und reifen, charmantem Geschäftsmann. Diese beiden Seiten an ihm gegen authentisch ineinander über und ich konnte gar nicht anders, als ihn schon direkt bei seinem ersten Auftauchen ins Herz zu schließen. Er passt ganz wunderbar zu Kensington, hat diese wunderbaren Ideen, diese Filmmomente zu integrieren, und man verliebt sich mit Kensington aufs Neue in ihn.

Die anderen Charaktere ergeben eine bunte Mischung um die beiden herum. Es gibt weitere, mit denen man sympathisiert, und andere, die einen zur Weißglut treiben und nerven. So, wie sich das für ein gutes Buch gehört.

Das einzige, was ich an dem Buch auszusetzen habe, ist ein ganz bestimmter Handlungsstrang, auf den ich hätte verzichten können, auf den ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte, um nicht zu spoilern. Es wurde mir an einer Stelle des Buches einfach ein bisschen zu chaotisch und abgedreht, aber das hat meine Begeisterung insgesamt nicht getrübt.

Fazit

Lest dieses Buch. Es ist für mich in diesem Genre definitiv ein Highlight dieses Jahr. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und habe mich in die Story und die Charaktere verliebt. Ein Buch, das einem einfach ein schönes Gefühl vermittelt.
Achtung: Das Buch ist ein wenig kitschig, aber auf eine süße, angenehme und überhaupt nicht nervige Weise. Es ist authentisch und einfach schön.
Von mir gibt es natürlich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.07.2017

Ein wunderbares Jugendbuch mit einer wichtigen Message!

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Worum geht es?

Der eine Mensch, der dein Leben verändert – Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch er hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind. Auf Partys fällt es ihm schwer, ...

Worum geht es?

Der eine Mensch, der dein Leben verändert – Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch er hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind. Auf Partys fällt es ihm schwer, seine Freundin unter all den anderen Frauen zu erkennen. Für ihn sieht ein Gesicht wie das andere aus. Dass er schon mal einer vollkommen Fremden ein »Hey Baby« ins Ohr raunt, halten alle für Coolness. Doch Jacks ganzes Leben besteht aus Strategien und Lügen, um sein Problem zu vertuschen: Immer cool bleiben, auch wenn er mal die Falsche küsst. Jedes Fettnäpfchen eine Showbühne! Und dann kommt Libby, die in den Augen vieler so unperfekt ist, wie man nur sein kann. Denn Libby ist übergewichtig. Keine Strategie der Welt kann das vertuschen. Libby ist die Einzige, die erkennt, was hinter Jacks ewigem Lächeln steckt. Bei ihr kann Jack zum ersten Mal einfach er selbst sein. Aber hat einer wie Jack den Mut, zu einer wie Libby zu stehen?

Meine Meinung

Hineingeworfen wird man in das Geschehen mit einem Brief von Jack an Libby, den man erst nach einigen Seiten versteht. Schon hier merkt man, dass dieses Buch etwas anders ist, weil die Charaktere anders sind. Jack erklärt seine Krankheit – die Prosopagnosie – und das auf eine Weise, dass man sie nachvollziehen und sich in ihn hineinversetzen kann. Dies zieht sich durch das ganze Buch. Man merkt, dass sich die Autorin wirklich Gedanken gemacht hat – zu dieser Krankheit und dazu, wie man diese Menschen näherbringen kann, für die es selbstverständlich ist, andere Menschen an ihren Gesichtern zu erkennen. Das ist ihr unglaublich gut gelungen und ist mit das Beste an dem Buch.

Jennifer Nivens Schreibstil ist locker und leicht. Sie verzichtet auf große Ausschmückungen, sondern baut gerade genug Beschreibungen, Vergleiche und Metaphern ein, dass ich ihren Schreibstil hin und wieder sogar als poetisch bezeichnen würde. Da die Kapitel unglaublich kurz sind, kommt man sehr schnell durch das Buch und muss sich nicht durch seitenlange Sequenzen quälen, die lediglich aus der Sicht einer einzigen Person geschrieben sind. Hier gibt es immer wieder Abwechslung, sodass man eine Szene quasi auch aus beiden Sichten mitverfolgen kann. Einige Listen, in denen Jack beispielsweise die Karrieremöglichkeiten für Menschen mit Prosopagnosie aufzählt, lockern das Buch zusätzlich auf oder liefern einem Stoff zum Nachdenken.

Ich bin teilweise der Meinung, dass eine Story noch so unausgereift und langweilig sein kann, wenn die Charaktere absolut grandios sind. Hier trifft das auf die Story ganz bestimmt nicht zu, aber … wenn es so wäre, dann wäre das wirklich gar nicht mal so schlimm, da die Charaktere es wieder wettmachen würden.
Mein absoluter Liebling ist Libby. Sie ist eine toughe, starke Protagonistin, die sich nicht unterkriegen lässt. Gleichzeitig ist sie aber auch nicht als völliger Übermensch dargestellt, der nichts an sich heranlässt – sie ist trotz allem verletzlich und menschlich, sodass ich mich gut mit ihr identifizieren konnte. Besonders gut fand ich es hier, dass sich dies im weiteren Verlauf des Buches auch nicht ändert: Sie stottert in Jacks Gegenwart nicht blöd herum und ist auch nicht auf einmal völlig schüchtern, sobald es kleine Annäherungen zwischen ihr und ihm gibt, sondern sie bleibt tough, sie bleibt sie selbst. Immer. – Um Jack einmal kurz indirekt zu zitieren.
Mit Jack dagegen hatte ich teilweise meine Probleme. Ich fand ihn zwar durchgehend sympathisch, selbst, wenn er sich mal wie ein Idiot verhalten hat, aber sein Verhalten konnte ich leider nicht immer nachvollziehen. Nicht selten hätte ich ihn am liebsten geschüttelt und ihn gefragt, warum er nicht endlich mal den Mund aufmacht und seine Karten auf den Tisch legt. Argh!

Die Liebesgeschichte und die kleinen Besonderheiten, die die Charaktere von Charakteren anderer Bücher abheben, sind natürlich eng miteinander verwoben und machen das Buch für mich zu einem absoluten Highlight dieses Jahr. Das zwischen Libby und Jack ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern es ist nachvollziehbar dargestellt, warum die beiden sich ineinander verlieben – und gerade solche Bücher sind es, die mich absolut begeistern. Die Prosopagnosie und Libbys Übergewicht – oder allgemein dieses „Anders-Sein“ – machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Es gibt einem eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: Sei so, wie du bist. Du bist perfekt, so wie du bist. „Lasst euch von niemandem etwas anderes erzählen, nicht mal von euch selbst. Erst recht nicht von euch selbst.“ (S. 375)

Fazit

Dieses Buch ist wichtig. Es macht Spaß, es regt zum Nachdenken an, es wühlt auf, es bringt einen zum Lachen und zum Lächeln. Meiner Meinung nach hebt sich „Stell dir vor, dass ich dich liebe“ von anderen Büchern aus dem Jugendbuch-Genre ab und sollte unbedingt gelesen werden.
5 Sterne und ab ins Lieblingsbücher-Regal!