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Veröffentlicht am 04.10.2020

Kontrolle oder Chaos?

Final Control
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In diesem Thriller geht es um den Protagonisten Tom, der in China und Deutschland lebt. Da er einen deutschen Vater und eine englische Mutter hat, erschließen sich ihm leicht viele Probleme im internationalen ...

In diesem Thriller geht es um den Protagonisten Tom, der in China und Deutschland lebt. Da er einen deutschen Vater und eine englische Mutter hat, erschließen sich ihm leicht viele Probleme im internationalen Wirtschaftsbereich. Von Beruf ist Tom Mediziner, sieht aber Chancen im IT-Bereich und hat sein Wissen in sein Start-Up CUMO gesteckt. Der von ihm entwickelte Chip liefert die medizinische Überwachung der Menschen, was sogar ohne deren Wissen möglich ist. Der chinesische Staat, der bereits jetzt „Weltmeister“ in der Überwachung seiner Bevölkerung ist, will unbedingt als Investor fungieren, jedoch entscheidet sich Tom für den chinesischen Milliardär Arakis, dessen Ziel aber die totale Überwachung und Beherrschung ist.Er hat bereits diverse italienische Banken in den Ruin getrieben und „vergiftet“ die Situation in Europa, so dass ein Bürgerkrieg unausweichlich scheint. Nun bietet er seine chinesische Sicherheitstechnologie als einzige Lösung an, die das totale Chaos abwenden kann.
Wir haben hier einen super spannenden Politthriller über die totale Kontrolle des Staates, der perfekt recherchiert ist, und ein mögliches Szenario vor unserem inneren Auge entstehen lässt. Wir finden eine straffe Zeitspanne mit diversen Handlungsorten vor, die sehr kurzen Kapitel liefern wechselnde Perspektiven. Man hat kein Fachbuch über diese so brisante Problematik, sondern der Schwerpunkt liegt hier auf der spannenden Handlung.
Die agierenden Charaktere sind sehr realistisch und sympathisch dargestellt. Alle Zusammenhänge sind in einer beschreibenden Sprache klar verständlich dargelegt. Rasanter wird es den actionbetonten Kapiteln.
Auf alle Fälle ist man gleich zu Beginn mitten in der Handlung.
Ein Thriller, der ein wenig Hintergrundwissen verlangt, neue Denkanstöße und Wissen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik vermittelt, und einem „die Haare zu Berge stehen lässt“. Toll, sehr empfehlenswert! 5 Punkte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2020

Ich sprenge alle Ketten

Gipskind
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Gabriele Kögel stellt uns in einfachen, schnörkellosen Sätzen, durchsetzt mit österreichischen Ausdrücken, eine ärmliche, bäuerliche Welt vor. Sie versteht es meisterhaft, das dort vorherrschende Lokalkolorit ...

Gabriele Kögel stellt uns in einfachen, schnörkellosen Sätzen, durchsetzt mit österreichischen Ausdrücken, eine ärmliche, bäuerliche Welt vor. Sie versteht es meisterhaft, das dort vorherrschende Lokalkolorit herauszuarbeiten. Der Titel „Gipskind“ und der graue Einband weisen auf das Schicksal der Protagonistin, Andrea, hin, die mit einer zu spät erkannten Hüftdysplasie zur Welt kommt. Ihre freudlose , also graue Kindheit, wird durch die Farbe grau symbolisiert, während der Gips für ihre jahrelang eingegipsten Beine steht, aber auch metaphorisch für ihre verkrusteten Lebensumstände steht, aus denen sie es mit Intelligenz und äußerster Willenskraft auszubrechen versteht. Denn, obwohl das kleine Mädchen, wie sie im ersten Teil des Werkes heißt, durch starke X-Beine behindert ist, lernt sie sehr früh das Sprechen und hinterfragt viele der armseligen Gesetzmäßigkeiten ihres Lebens, ja sie nimmt sogar häufige Ohrfeigen durch Vater oder Mutter in Kauf, die von der Erziehung dieser so andersartigen Tochter überfordert sind. Einzig ihre Oma zeigt Verständnis, gibt ihr die fehlende Wärme und ermuntert sie, aufs Gymnasium und später zur Universität zu gehen. Durch den allwissenden Erzählstil der Autorin erhalten wir geschickt Einblick in die Denkweise der einzelnen Charaktere. Wir erleben Andreas Lebensweg vom Baby bis zur Studentin, in dem sie eine Art „Metamorphose“ durchlebt. Die noch in den 60er und 70er des vorigen Jahrhunderts vorherrschende schichtenspezifische Aufteilung der Gesellschaft, ermöglicht ihr erst Zugang zu Literatur, Musik, Filmen und Theater durch ihren Freund, der aus einem gut situierten bürgerlichen Milieu stammt und sehr umsorgt, liebevoll und behütet aufwächst. So strebt sie auch eine Karriere in diesen Bereichen an. Das Werk nimmt etwas märchenhafte Züge durch Andreas Verbindung zu Arthur an, denn es ist doch sehr verwunderlich, dass Arthurs Eltern die Verbindung eines gehbehinderten Mädchens, aus einem ärmlichen Milieu, zu ihrem Sohn tolerieren, denn die gesellschaftliche Norm verlangt doch wohl eher eine Freundin aus „besseren Kreisen“. Auch das Ende wirkt etwas herbeigeholt, soll aber wohl Andreas Kraft und ihre Macht über ihren Freund darstellen. Insgesamt ein schnörkelloses Werk, welches mich stark berührt hat, daher 5 Punkte

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2020

Religiöse Besessenheit

Dunkles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 6)
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Remy Eyssens Kriminalroman „Dunkles Lavandou“ hat mich wieder einmal in meine Lieblingsregion in Frankreich versetzt. Dazu trägt sein präziser Schreibstil bei, der die Landschaft, die Märkte mit den köstlichen ...

Remy Eyssens Kriminalroman „Dunkles Lavandou“ hat mich wieder einmal in meine Lieblingsregion in Frankreich versetzt. Dazu trägt sein präziser Schreibstil bei, der die Landschaft, die Märkte mit den köstlichen Oliven und Tapenaden sowie sein Lieblingscafé mit den teils schrulligen, aber typisch südfranzösischen Charakteren, die ihre Freizeit Pastis und Rosé trinkend verbringen, vor unserem inneren Auge entstehen lassen.
Leon, der deutsche Gerichtsmediziner und seine Lebensgefährtin Isabelle, die stellvertretende Polizeichefin von Le Lavandou, leben mit Lilou, Isabelles Tochter, in diesem Ort.
Beide führen eine harmonische Beziehung voller Respekt, Wärme und gegenseitigem Verständnis, die auch durch Isabelles drohende Erkrankung nicht getrübt werden kann. Eyssen präsentiert uns Leon geschickt als konzentriert arbeitenden, ruhigen Typen, der mit seinem Assistenten Ryband voller Hingabe in seinem Sektionskeller arbeitet. Dabei deckt er, durch sehr präzise Recherche, immer wieder, vorerst nicht erkennbare Hintergründe von Verbrechen auf, die den vertrottelten Polizeichef Zerna zur Verzweiflung treiben. Er verfolgt in diesem Werk, wieder einmal,eine gewagte Theorie und ermittelt auf eigene Faust, unterstützt von Isabelle.
Die Thematik „Rituelle Morde“ wird äußerst spannend, mit Perspektivwechseln, angegangen. Von Anfang an befindet sich der Leser mitten im Geschehen und kann von dem Spannungsbogen fasziniert sein. Es werden falsche Fährten verfolgt, aber es kommt zu einer unerwarteten Auflösung zum Schluss, wobei das Motiv des Mörders etwas im Dunkeln bleibt.
Wir haben hier einen spannenden Krimi, der uns auch französisches „Savoir vivre“ vermittelt. Ich bin begeistert und erwarte schon mit Spannung Remy Eyssens nächsten Lavandou - Fall

Veröffentlicht am 07.02.2025

Unverhofft kommt oft

»Wenn Ende gut, dann alles«
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Mit diesem “Krimi“ hat Volker Klüpfel sich eine “Ermittlerin“ aus der Ukraine ausgesucht, die ganz dem Stereotyp der gerissenen, schlauen Putzfrau entspricht, die intuitiv Situationen richtig einzuschätzen ...

Mit diesem “Krimi“ hat Volker Klüpfel sich eine “Ermittlerin“ aus der Ukraine ausgesucht, die ganz dem Stereotyp der gerissenen, schlauen Putzfrau entspricht, die intuitiv Situationen richtig einzuschätzen weiß und es versteht, andere Menschen zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Sie ist ca. 50 Jahre alt, flott zurechtgemacht, liebt russische Literatur und hat zu jedem Problem ein Sprichwort aus ihrer Heimat parat. Damit ist sie das genaue Gegenteil von Tommy, Anfang 30, der tapsig, recht unreif und chaotisch durchs Leben fährt mit einem alten Wohnmobil, das er von seinem äußerst lebenslustigen Vater, noch sehr fit, aber Wohnheimbewohner aus Leidenschaft für ältere Damen, zur Verfügung gestellt bekommen hat. Jede Nacht muss er sich einen anderen Schlafplatz suchen und braucht Svetlana, seine Putzfrau, die sein Vater ihm bezahlt, um seine Unordentlichkeit und auch eine gewisse Lebensunfähigkeit zu bewältigen. Mächtig planend an einem Cyber-Krimi, muss er seine Unfähigkeit und Planungslosigkeit als Entschuldigung akzeptieren, denn er kommt nicht voran.
Eines Abends lesen die beiden ein einsames kleines Mädchen am Waldrand auf und katapultieren sich damit in die Suche nach deren Mutter, was zu sehr waghalsigen Unternehmungen führt, denn Svetlana hat immer neue Ideen, während Tommy zu bremsen versucht. In 64 Kapiteln liefert Klüpfel einen durchdachten Plot, voller Abenteuer und unvorhergesehener Wendungen, jedoch nimmt die Handlung leider erst nach 100 Seiten so richtig Fahrt auf.
Das Ganze kommt in einfacher, eingängiger Sprache rüber, so daß man das Buch schnell durchgelesen hat, wobei es des öfteren zu inhaltlichen Missverständnissen kommt wegen Svetlanas teilweise schlechter Grammatik, was manchmal zu Längen führt und den Lesefluss bremst.
Das Ende gefällt mir nicht, denn, nachdem, die Person gefunden wurde, der das kleine Mädchen und ihre inzwischen tote Mutter die Probleme zu „verdanken“ haben, wird nicht weiter berichtet, mit welchen Konsequenzen sie zu rechnen hat. Stattdessen fällt ein Blick auf Tommy und seine schriftstellerische Planung, nämlich ein Buch über die erlebten Abenteuer zu schreiben.
Das wirkt auf mich sehr “weichgespült“, aber es passt zu dem romantisierenden Cover mit guter Haptik, das sich sicherlich gut im Buchladen macht. Die Genre-Einordnung würde ich im Bereich Cosy - Crime ansiedeln und das Werk eher der älteren Generation empfehlen, die sicherlich auch über die Eskapaden des Vaters schmunzeln dürfte. Mich hat es nicht vollends überzeugt, daher 4 Punkte.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Großer Unterhaltungseffekt

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Das Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel haben mit “Lückenbüßer“ den 13. Band der Kluftinger-Reihe aus dem Algäu in gewohnt leichtem und flüssigem Schreibstil lanciert. Das Lokalkolorit wird stark ...

Das Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel haben mit “Lückenbüßer“ den 13. Band der Kluftinger-Reihe aus dem Algäu in gewohnt leichtem und flüssigem Schreibstil lanciert. Das Lokalkolorit wird stark betont, und es kommt zu sehr komischen Szenen zwischen Kluftinger und seinem Kontrahenten, die einen laut“wiehern“ lassen.
Kluftinger will nämlich in die Politik, denn er hat sich für den Gemeinderat aufstellen lassen. Nur ist ihm sein Erzfeind, Doktor Langhammer, im Weg.
Kluftinger wird, wie immer, als sehr “tüffelig“ dargestellt, klischeebehaftet mit markigen Sprüchen und Flüchen. Im Prinzip ein Antiheld, der Lückenbüßer, denn er scheint von seiner Aufgabe als Interims – Polizeipräsident wieder einmal überfordert zu sein. Er muss ein Sonderkommando in den Bergen leiten. Leider geht viel schief. Ein Polizist wird dabei getötet. Die Frage ist, ob es ein Unfall oder Mord war. Die Ermittlungen werden von Kluftingers Privatleben überlagert, denn, streßgeplagt durch Fototermine und Interviews wegen der Gemeinderatswahl, kann sich Klufti nicht voll der Aufklärung der “Tat“ widmen, zumal Pilzsaison ist. Dazu passt auch das gut gewählte Buchcover.

Ebenfalls die Nebenfiguren sind gut charakterisiert, so daß die Leserschaft ein meist lebensnahes Werk erhält, jedoch erscheint mir Vieles recht übertrieben. Der Krimi mit seinen Ermittlungen gerät in den Hintergrund. Durchgängige Spannung findet nicht statt, sondern der Spaß- und Unterhaltungswert steht im Vordergrund.
Für Kluftinger-Fans, die keine anspruchsvolle Lektüre erwarten, sicherlich ein Muß. Die Frage bleibt nur, ob und wann Kluftinger denn pensioniert wird?
Von mir 4 Punkte.