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Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Katrina Leno - Ich und mein anderes Leben

Ich und mein anderes Leben
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Lange habe ich die Rezension nun vor mir hergeschoben, obwohl ich das Buch echt gut fand.. Ich musste das Ganze aber einfach noch ein wenig auf mich wirken lassen und bin noch immer nicht sicher, ob ich ...

Lange habe ich die Rezension nun vor mir hergeschoben, obwohl ich das Buch echt gut fand.. Ich musste das Ganze aber einfach noch ein wenig auf mich wirken lassen und bin noch immer nicht sicher, ob ich wirklich die richtigen Worte dafür finde..

Ich finde, die Autorin legt (teilweise) eine Wortgewalt hin, die mich ganz oft zum Nachdenken anregte, weil sie etwas widerspiegelt, was ich mich einfach nicht in Worte zu kleiden traue:

"Manchmal wünsche ich mir, dass ich nie geboren wäre, manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte nicht atmen, manchmal weine ich völlig ohne Grund, und manchmal kann ich nicht einschlafen, aber manchmal, zum Beispiel jetzt, kann ich mir nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu fühlen als Dankbarkeit." (S. 243)

Obwohl mir von Anfang an klar war, um welches Thema es in dem Buch gehen wird, langweilte mich die Geschichte keine Minute lang. Ich hatte vorher schon ein Buch gelesen, in dem dies thematisiert wurde, aber das beruhte auf Tatsachen und ist auch schon mindestens 8 Jahre her.
Molly könnte auch eine von Nebenan sein, denn für mich wirkte sie authentisch.

Auch die anderen Charaktere werden einem sympathisch gemacht und bleiben nicht als blasse Nebendarsteller im Verborgenen:

"Für ihn kommen die Menschen immer zuerst. Er schiebt einen nach vorn, wenn er muss, aber er lässt einen nie im Dunkeln verschwinden." (S. 76)

Die Story wird ja aus Mollys Sicht erzählt und so nimmt am aktiv an den Gedanken von ihr teil. Manchmal mag das ein bisschen verwirrend klingen, aber es gibt Momente, in denen ich am liebsten an ihrer Seite gewesen wäre und mit ihr über das, was sie denkt, gesprochen hätte..

"Warum erkundigen sich Leute nach Beerdigungen? Und was soll man über eine Beerdigung sagen?" (S. 83)

..auch, weil sie sich Sachen fragt, die man eher selten zu hören bekommt, weil sich keiner traut, sie auszusprechen oder jeder sie für selbstverständlich hinnimmt..

"Was ist schlimmer? Derjenige zu sein, dem das Herz gebrochen wird, oder selbst jemandem das Herz zu brechen?
Ich würde immer Ersteres wählen.
Ich bin gut darin, unglücklich zu sein.
Ich bin gut darin, meiner Traurigkeit ein Zuhause zu bieten." (S. 136)

Für mich war dieses Werk sehr eindringlich.
Vielleicht mag manchem das Thema zu wenig vertieft wurden sein, vielleicht sind manchem die Charaktere zu blass. Ich hingegen sehe es auch unter dem Aspekt, dass der Verlag das Buch ab 13 Jahren empfiehlt, obwohl Molly ein wenig älter ist und Jugendlichen, die sich an der Grenze zum jungen Erwachsenen befinden, leichter Zugang gewähren würde.

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

©2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Debbie Macomber - Rose Harbor 3 Sommersterne

Sommersterne
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Nachdem ich 'Winterglück' und 'Frühlingsnächte' schon gelesen habe, war klar, dass ich auch zu 'Sommersterne' greifen werde..

Mir macht es wirklich Spaß, Jo Marie und ihre Gäste durch ein Jahr zu begleiten ...

Nachdem ich 'Winterglück' und 'Frühlingsnächte' schon gelesen habe, war klar, dass ich auch zu 'Sommersterne' greifen werde..

Mir macht es wirklich Spaß, Jo Marie und ihre Gäste durch ein Jahr zu begleiten und zu sehen, was sich im Rose Harbor Inn so alles tut.

Ich habe mich dieses Mal in der Geschichte richtig wohl gefühlt. Ich kann gar nicht sagen, wieso, aber mich hatte das Geschehen einfach in seinem Bann. Die Sprache ist leicht und tragend und so habe ich mich vom Alltag einfach wegbewegt.

Auch waren die Gäste dieses Mal mit allerlei "Aktion" gespickt, sodass da absolut keine Langeweile aufkommen konnte. Na und bei Jo Marie und Mark kam ja auch so einiges ans Licht.

Wie gesagt, ich kann diesen Band bzw diese Reihe Lesern empfehlen, die einfach mal abschalten wollen und dafür keine schwere Kost brauchen. Man kann im Prinzip jedes Buch einzeln und für sich lesen, aber dann verpasst man den Part, auf den man sich - so ergeht es zumindest mir - einfach am meisten freut: Jo Marie und Mark - und ihre Zukunft. Dem Alltag entfliehen und trotzdem auf Alltagssituationen treffen - das findet man in Debbie Macombers Büchern.

Ich bin natürlich nun total gespannt auf den letzten Teil der Serie, aber genauso blicke ich ein wenig ängstlich diesem Zeitpunkt entgegen. Auf der einen Seite möchte ich uuunbedingt wissen, was das große Geheimnis ist, auf der anderen Seite werde ich Jo Marie und ihre Gäste unheimlich vermissen..

©2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Susanna Tamaro - Mein Herz ruft deinen Namen

Mein Herz ruft deinen Namen
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Als Janine bei 'vergessene Schätze' damals dieses Buch vorgestellt hat, war mir ziemlich schnell klar, dass ich es unbedingt lesen möchte, denn ihre Rezension hat mich schon sehr neugierig gemacht.

Schon ...

Als Janine bei 'vergessene Schätze' damals dieses Buch vorgestellt hat, war mir ziemlich schnell klar, dass ich es unbedingt lesen möchte, denn ihre Rezension hat mich schon sehr neugierig gemacht.

Schon sehr früh fing ich an, mir Textstellen zu markieren, die mir einfach unheimlich gut gefielen. Die Autorin hat einen super Schreibstil, der zwar ruhig / leise daherkommt, aber dennoch voll einschlägt - nicht zuletzt, weil er sehr bildhaft ist.

"Es gefiel dir, unser Leben mit einem Wasserlauf zu vergleichen. »Jetzt sind wir ein Gebirgsbach«, sagtest du, »springen ungestüm zwischen Felsblöcken, bilden Wasserfälle, und unser Plätschern und Rauschen hallt von den Gipfeln bis ins Tal. Eines Tages jedoch werden wir Flüsse in der Ebene sein - ruhig, breit und träge -, und wir werden gar keine Geräusche mehr machen außer dem Rascheln, das der Wind erzeugt, wenn er durch die Weiden streicht.«
»Wird das langweilig sein?«, fragte ich.
»Nein, ganz natürlich.«" (S.16)

Auch lässt sie ihre Figuren immer wieder die richtigen Fragen stellen - selbst wenn sie keine Antworten darauf bekommen / erwarten.

"»Warum leben wir?«" (S.16)

"Oft habe ich mich gefragt, ob die Einsamkeit die Sensibilität erhöht oder ob man die Einsamkeit wählt, weil man zu sensibel ist" (S.40)

Dass Susanna Tamaro ihre Hauptfigur Matteo in der Ich-Form erzählen lässt, macht dieses Buch unheimlich persönlich. Er spricht quasi zu seiner verstorbenen Frau, erzählt ihr das Leben, was er nun ohne sie leben muss und fragt sie / sich, wie sie es in diesem Augenblick empfinden würde.

Wer nun meint, er bekommt hier einen Roman präsentiert, der sich damit beschäftigt, dass jemand seine Trauer nicht überwinden kann und anfängt, mit Toten zu reden, dem sei gesagt, dass man es eher so sehen sollte, als wenn Matteo ein (Tage)Buch an seine Frau schreibt.

Ich persönlich finde diesen Weg gut gewählt und mir war das daher nicht zu viel, weil das Übernatürliche wirklich nicht thematisiert wird. Da ich auch schon einen sehr schweren Verlust hinnehmen musste, konnte ich mich gut in den Protagonisten hineinversetzen. Seine Trauer und Wut und Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit konnte ich perfekt nachvollziehen.

"»Sie waren doch Arzt, Kardiologe, nicht wahr?«, [...]
»Ja.«
»Sie brachten Herzen in Ordnung.«
»In den Grenzen des Möglichen.«
»Nun, das machen Sie ja jetzt auch, oder? In gewisser Weise bringen Sie Herzen wieder in Ordnung, nicht wahr?«
»Mit dem Skalpell war es einfacher«, erwiderte ich." (S. 182 / 183)

Das Einzige, was mir nicht so richtig gefallen hat und was ich schon voraussah, war das Ende. Aber das tut der Geschichte an sich keinen Abbruch.

Für mich ist dieses Buch wirklich das Richtige gewesen. Es behandelt ein trauriges Thema auf sehr würdevolle Weise. Es zeigt einen Weg auf, mit diesem Thema umzugehen, der vielleicht nicht immer der beste ist, der jedoch teilweise auch helfen kann und sehr nachvollziehbar bleibt.

"Auf jede Tragödie folgt eine Flut von »Wenns«, und diese Fragen wiegen schwer wie ein Rucksack voller Steine, und wer die Tragödie miterlebt hat, trägt ihn für immer auf den Schultern. Wenn man sich an den »Wenns« entlanghangelt - als ob es ein Seil wäre, das uns zugeworfen wird, um uns zu retten -, wird einem klar, dass auf ein »Wenn« stets ein weiteres folgt und noch dann noch eines und noch eines. Man streckt die Hand aus, überzeugt, es sei das letzte, und findet immer noch weitere, sodass man sich zuletzt, bevor man erschöpft umfällt, ergeben muss. Das einzig gültige »Wenn«, das alle anderen in sich birgt, ist nur eines: Wenn ich nie geboren worden wäre." (S. 72 / 73)

©2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Karen Duve - Anständig Essen

Anständig essen
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Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Eigentlich bin ich nur zufällig darüber gestolpert, aber als ich es sah, wollte ich es dann auch unbedingt hören.

Gut gefallen hat mir hier, dass Karen Duve ihr ...

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Eigentlich bin ich nur zufällig darüber gestolpert, aber als ich es sah, wollte ich es dann auch unbedingt hören.

Gut gefallen hat mir hier, dass Karen Duve ihr Buch selbst liest. Ich glaube, dadurch bekam es eine etwas authentischere Note, auch wenn mir ihre Stimmung nicht sonderlich gefiel. Sie hat recht monoton gesprochen. Wobei mir das manchmal erleichterte, wirklich im Geschehen drin zu bleiben, weil ich mich nur auf den Inhalt und nicht die Sprechweise konzentriert habe.

Wer hier einen Bericht erwartet, wie man vom Fleischesser zum Veganer wird, der ist hier definitiv falsch. Die Autorin wollte für sich selbst schauen, wo ihre Empathie beginnt.

Sicher ist es nicht der beste Weg, alles 2 Monate auszuprobieren und sich dann für irgendetwas zu entscheiden. Aber sie hat ja auch selbst gemerkt, was es heißt, sich ökologisch, vegetarisch, vegan und frutarisch zu ernähren. Ich war vor allem gespannt, welchen Weg sie zum Schluss für sich als besten empfindet.

Natürlich hat jeder schon von allen Lebensformen gehört.
Natürlich weiß jeder, dass Massentierhaltung nicht schön ist.
Trotzdem erfährt man in jedem Buch irgendwie noch neue / erschreckendere Sachen..

Mir gefiel, dass sie nicht nur auf die Tiere und die Quälereien eingegangen ist, sondern auch über Menschen und ihr Verhalten allgemein gesprochen hat.
Hier und dort spielt sie natürlich den Moralapostel und zeigt mit den Finger auf andere (sich selbst?), aber manch einer braucht das vielleicht auch manchmal.
Außerdem fand ich es, als sie den Punkt 'Vegetarier' erreicht, interessant zu sehen, dass sie auch auf Kleidung eingeht und eben nicht nur auf das Essen - das fehlt mir oft in anderen Büchern über dieses Thema zum Beispiel.

Was mir gar nicht zugesagt hat, war eine Aussage von ihr, in der sie meint, ein Tier zu töten, wäre das Gleiche, wie es zu quälen. In diesem Punkt kann ich ihr definitiv nicht zustimmen, denn Tierquälerei ist für mich immer noch grausamer als Tötung - wenn sie richtig durchgeführt wird.

Auch bin ich mir nicht sicher, was genau jetzt ihr kranker Hund immer wieder in der "Geschichte" zu suchen hat - es war einfach nicht relevant.

Sie stellt sich in kein wirklich schönes Licht, sie kann vielleicht nicht mit Belegen dienen, die etwas untermauern würden, aber sie ist ehrlich - zu uns und zu sich selbst. Sie zeigt positive, aber auch negative Seiten ihres Experiments. Sie zieht ein Fazit für sich selbst.

Ich hätte nur gern gewusst, wie es ihr bisher ergangen ist. Hat sie ihre selbstgewählten Fazite beibehalten oder hat sie diese Phase ihres Lebens wirklich nur als 'Experiment' gesehen und denkt da gar nicht mehr drüber nach.

Für alle, die sich für Frau Duves Auseinandersetzungen mit ihrem Essverhalten interessieren, kann ich von meiner Seite aus auf alle Fälle eine Leseempfehlung aussprechen. Aber für Leute, die ihre Ernährung umstellen wollen, ist diese Lektüre eher nichts.

©2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Andreas Hock - Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann

Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?
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Ein Buch wie für mich gemacht!!
Ich finde es ja schon immer furchtbar, wenn man sich in seiner Muttersprache nicht richtig ausdrücken kann. Oder wenn man alles Mögliche abkürzt. Oder wenn man einen englischen ...

Ein Buch wie für mich gemacht!!
Ich finde es ja schon immer furchtbar, wenn man sich in seiner Muttersprache nicht richtig ausdrücken kann. Oder wenn man alles Mögliche abkürzt. Oder wenn man einen englischen Begriff für etwas verwendet, was auch auf Deutsch wunderbar klingt. (eines meiner größten Aufreger)
Daher war ich sehr gespannt, was dieses Buch zu bieten hat.. - und ich habe eine Menge bekommen.
Über das meiste kann man wirklich einfach nur den Kopf schütteln! Es ist wahr, wie unsere Sprache so langsam verkommt. Vieles habe ich nicht gewusst und daher war die Lektüre an der ein oder anderen Stelle auch noch lehrreich, denn ich interessiere mich sehr für unseren Wortschatz.
Andreas Hock hat es für mich geschafft, auf humorvolle Art und Weise, aber doch auch mit dem nötigen Ernst, aufzuzeigen, wie es um unser Deutsch aussieht. Es ist nicht veraltet oder belehrend oder staubtrocken, sondern will einfach nur informieren und uns vielleicht auch mit dem Kopf drauf stoßen. Ich habe mich jedenfalls sehr gut unterhalten gefühlt und kann es jedem empfehlen.
Vielleicht bemängeln manche, dass es hier nur um die negativen Aspekte geht und keine Besserungsvorschläge gemacht werden, aber genau das habe ich erwartet. Und wenn man das Ganze noch mehr ausgeführt hätte, wäre es sicher langweilig geworden.
Was ich mir gut vorstellen könnte, wäre, wenn man dieses Buch in Schulen einsetzen würde. Ich glaube nämlich, so manchem (Jugendlichen) ist gar nicht bewusst, wie er / sie spricht..
Ich bin gewiss nicht perfekt und manches ist auch durch Anerziehung in mir drin und ich weiß es einfach nicht besser, aber wieder mal frage ich mich: Seid ihr nicht stolz auf eure eigene Sprache, dass ihr sie so mit Anglizismen und 'Ghetto-Deutsch' verunstaltet? Also ich schon!

©2016