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Veröffentlicht am 08.04.2025

Surfer-Paradies mit Schatten

The Surf House
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Die Romane von Lucy Clarke sind eine Mischung aus psychologischer Spannung, meist wunderschönen Schauplätzen und der Dynamik von Frauenfreundschaften - bis dann eben das scheinbare Paradies durch Tod und/oder ...

Die Romane von Lucy Clarke sind eine Mischung aus psychologischer Spannung, meist wunderschönen Schauplätzen und der Dynamik von Frauenfreundschaften - bis dann eben das scheinbare Paradies durch Tod und/oder Gewalt erschüttert wird und sich hinter mancher Fassade eine unangenehme Wahrheit offenbart. Das ist in ihrem neuen Buch "The Surf House" über eine Surfer Community an der marokkanischen Küste nicht anders:

Model Bea bricht ein Foto-Shooting in Marrakesch ab und beschließt spontan, abzureisen. Sie will dieses Leben nicht mehr - was sie eigentlich will, weiß sie allerdings auch nicht. Als sie Opfer eines Raubüberfalls wird, kommt ihr Marnie zu Hilfe, die mit ihrem Freund ein Surfer-Hostel an der Küste betreibt. Der Zwischenfall endet mit einem in Notwehr getöteten Räuber, Bea hat weder Geld noch ihren Pass. Marnies Hostel ist zunächst Fluchtpunkt für ein paar Nächte, wird aber bei längerer Zeit zu dem Ort, an dem sich Bea neu orientiert, für Kost und Logis arbeitet, auf dem Surfbrett erstmals die Arbeit auf den Wellen kennenlernt.

Doch es wäre kein Lucy Clarke-Thriller, wenn die Idylle aus schöner Landschaft und gechillten braungebrannten attraktiven Menschen nicht plötzlich Risse bekommt: Bea und Marnie werden wegen des toten Räubers in Marrakesch erpresst, ein Amerikaner taucht auf, der nach dem Verbleib seiner vor einem Jahr verschwundenen Schwester forscht. Ihr letzter bekannter Aufenthalt war das Surf House. Hinzu kommen die immer größeren Spannungen zwischen Marnie und ihrem Freund, der Bea irgendwie unheimlich ist. Sie versucht, immer mehr über die verschwundene Samantha herauszubekommen, die sie für eine Geistesverwandte hält - wollte sie einfach nur die Brücken zu ihrer Vergangenheit kappen, oder ist ihr etwas zugestoßen?

Auch wenn Clarke auf eine bewährte Mischung setzt, fällt "The Surf House" meiner Meinung nach hinter ihren anderen Büchern zurück. Die Figuren sind oberflächlicher, die inneren Konflikte weniger nachvollziehbar und die Handlung kommt erst spät in Gang. Statt einer starken Frauengruppe geht es mehr um Paar-Dynamiken, die aber eher abgedroschen wirken. Das kann die Autorin, wie ihre anderen Bücher zeigen, sehr viel besser. So ist es leider nur Durchschnittskost geworden.

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Veröffentlicht am 25.03.2025

Deutsch-israelische Liebesgeschichte

Wie schwer wiegt ein Schatten
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In "Wie schwer wiegt ein Schatten" erzählt Christiane Wirtz eine deutsch-israelische Liebesgeschichte, zugleich aber auch das Trauma, das psychische Erkrankungen und Suizid in einer Familie hinterlassen. ...

In "Wie schwer wiegt ein Schatten" erzählt Christiane Wirtz eine deutsch-israelische Liebesgeschichte, zugleich aber auch das Trauma, das psychische Erkrankungen und Suizid in einer Familie hinterlassen. Mia, eine junge deutsche Journalistin, macht eine Elternzeitvertretung im Studio Tel Aviv. In einem Café lernt sie David kennen - es ist Liebe auf den ersten Blick, die Art von Gefühl, an das Mia für sich eigentlich gar nicht geglaubt hat. Allerdings auch problembelastet: Denn David ist verheiratet und Vater einer kleinen Tochter.

Während sich die Beziehung zu David intensiviert und in eine ungewisse Zukunft entwickelt, setzt sich Mia zugleich mit ihrer Vergangenheit auseinander: Ihre Großmutter, die sie nach dem Tod ihrer Mutter aufgezogen hat, ist vor kurzem gestorben. Der Vater hat schon längst in England eine neue Familie gegründet. Eine Jugendfreundin der Mutter hat einen Israeli geheiratet, lebt in einem Kibbutz. Das Paar wird zu Mias israelischer Ersatzfamilie und öffnet ihr einen neuen Zugang zur Mutter: Einerseits durch Ruts Jugenderinnerungen, andererseits durch die Briefe von Mias Mutter.

Das familiäre Trauma zeigt sich auch in diesen Briefen, die Mia einen Blick in die seelische Verfassung ihrer Mutter erlauben. Wenige Tage nach Mias Geburt hat sich ihr Onkel Konrad umgebracht. Er litt wohl jahrelang unter Depressionen. Das Thema wurde in der Familie totgeschwiegen. Doch auch Mias Mutter war depressiv, beging Suizid, als Mia sieben Jahre alt war. Ist die Traurigkeit, die Mia immer wieder spürt, familiäres Erbe, oder Reaktion auf den frühen Verlust der Mutter? Und wird die Liebe ihr heraushelfen? Hat diese Liebe überhaupt eine Zukunft?

Der Romantitel wirkt passend, denn Mia muss sich von den Schatten befreien, die über ihrem Leben liegen, muss sie überhaupt erst einmal bewusst machen. Das Buch hat ein paar Schwächen - die Dialoge sind so druckreif, dass sie oft nicht lebensnah wirken. Die Beschreibungen der Straßen und Cafés von Tel Aviv, von Strandspaziergängen und Negev-Wüste, den Klängen und Gerüchen Jaffas und dem Leben im Kibbutz, das sich immer mehr verändert hat bringen dagegen den Alltag in Israel nahe, zwischen der Allgegenwart möglicher Anschläge - der Roman spielt im Jahr 2008 - und gleichzeitiger Leichtigkeit und Lebensfreude. Da Tel Aviv zu meinen Lieblingsstädten gehört, habe ich Mia gerne auf ihren Spaziergängen zwischen Allenby und Rothschild Boulevard, Carmel-Markt und Uhrturm von Jaffa begleitet.

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Veröffentlicht am 22.03.2025

Kanzleipleite und Fußballträume

Pirlo - Doppeltes Spiel
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Eigentlich hatten die Düsseldorfer Rechtsanwälte Anton Pirlo und Sophie Mahler in den vergangenen reichlich schlagzeilenträchtige Mandanten und Prozesse, die den beiden Strafverteidigern ordentlich Aufmerksamkeit ...

Eigentlich hatten die Düsseldorfer Rechtsanwälte Anton Pirlo und Sophie Mahler in den vergangenen reichlich schlagzeilenträchtige Mandanten und Prozesse, die den beiden Strafverteidigern ordentlich Aufmerksamkeit verschafften- Im vierten Band von Ingo Botts Justizkrimi-Serie steht Pirlos Kanzlei dennoch vor dem wirtschaftlichen Aus. Und die privaten Schwingungen zwischen den beiden Anwälten sind ungeklärter denn je. Kurz, die Stimmung ist aufgeladen in der Kanzlei am Düsseldorfer Karlsplatz.

Da kommt Pirlos älterer Bruder Ahmid mit einer neuen Geschäftsidee - und sie ist, oh Wunder angesichts der Vergangenheit von Pirlos Bruder, sogar legal. Die beiden sollen ins Fußballgeschäft einsteigen, Spielermanagement und mit einem jungen Talent hat Ahmid sogar schon einen Spieler ausgeguckt. Der 16-jährige ist ein Riesentalent, hat mit einem Siegestor bei einem Lokalderby auf sich aufmerksam gemacht, neigt aber auch schon allein altersbedingt zu ein paar Dummheiten und zweifelhaften Kontakten. Wer könnte dafür mehr Verständnis haben als Ahmid, bei dem beides ein bißchen länger angedauert hat als das Teenageralter!

Pirlo soll dem ganzen Unternehmen die nötige Seriosität verleihen - Anwalt im Anzug usw, und natürlich Verträge und Kleingedrucktes im Auge haben. Doch schnell stellen die Brüder fest, dass ihre Kontaktaufnahme im Verein überhaupt nicht gerne gesehen wird. Schnell kommt es zu Anfeindungen, dann gibt es einen Toten, und Pirlo findet sich plötzlich sogar als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft wieder.

Es bleibt nicht bei einem Toten, und alle Opfer stammen aus dem Umfeld des jungen Talents. Dass ein ehrgeiziger Journalist und Podcaster mit seiner sensationsheischenden Berichterstattung mit rassistischen Elementen die Stimmung noch weiter anheizt, ist der Begleitung des jungen Talents nicht gerade förderlich. Und mehr und mehr kommen Pirlo und Mahler zu der Überzeugung, dass ihnen ihr junger Klient irgendetwas Wichtiges verschweigt.

Ungeachtet von Pirlos Manierismes habe ich auch den vierten Band der Düsseldorfer Anwaltsserie gerne gelesen. Diesmal findet das Geschehen weniger in Gerichtssälen statt als in den Vorgängerbänden, doch sowohl der Hickhack zwischen Pirlo und Mahler als auch das ambivalente Verhältnis zwischen Pirlo und Ahmid sind ein wiederkehrendes und unterhaltsames Element. Die Auflösung des Plots ist schlüssig und überraschend zugleich. Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Träume im Plattenbau

Achtzehnter Stock
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Sperrmüll im Flur, Pissegestank im Fahrstuhl und rundum eher keine heile Welt: Die Schauspielerin und alleinerziehende Mutter Wanda lebt mit ihrer kleinen Tochter in einem Berliner Plattenbau und träumt ...

Sperrmüll im Flur, Pissegestank im Fahrstuhl und rundum eher keine heile Welt: Die Schauspielerin und alleinerziehende Mutter Wanda lebt mit ihrer kleinen Tochter in einem Berliner Plattenbau und träumt von der Welt der Schönen, Reichen und Berühmten. Das prekäre Leben ist ihr von Kolleg*innen peinlich, wenn sie einen Casting-Termin oder gar ein Engagement hat, und zwischen Vorsprechen, Frust und Hoffnung auf den großen Erfolg verliert Wanda manchmal wesentliches aus dem Blickfeld - etwa dass ihre Tochter schwerer krank ist als es mit einem eiternden Ohr zunächst den Eindruck hat.

In "Achtzehnter Stock" lässt Sara Gmuer Ich-Erzählerin Wanda zwischen Schnoddrigkeit und Poesie, großen Erwartungen und Ernüchterung, Leidenschaft und Verzweiflung erzählen. Auch bei chronischem Geldmangel steht für Wanda immer fest - in den Plattenbau gehört sie nicht, die Umstände müssen sich ändern und sie wird ihrer kleinen Karlie (die für eine Fünfjährige eher unglaubwürdig weil ungemein erwachsen klingt) schon irgendwann etwas Besseres bieten.

Dass Wanda sich für etwas Besseres als ihre Nachbarn hält, wird schon davon deutlich, dass sie sich nicht mal die Mühe macht, den Namen der hilfsbereiten türkischen Nachbarin zu lernen, die sich immer wieder um Karlie kümmert - die heißt durchgehend bloß Aylins Mama.

Die Autorin schreibt in einem angenehmen, gut lesbarem Stil, schafft es aber nicht, Stereotypen und Klischees zu vermeiden: sei es die raue aber herzliche Platten-Nachbarschaft, in der die Hartz 4-Nachbarn recht uniform prollig dargestellt sind, sei es die Welt der der Filmproduzenten und -Sets mit Schampus und ChiChi und schönem Schein. Insofern ist "Achtzehnter Stock" zwar gut lesbar und hat durchaus seine Momente, bietet aber auch viel Oberflächlichkeit und eine Protagonistin, mit der ich angesichts ihrer Ichbezogenheit nicht wirklich warm werden konnte.

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Veröffentlicht am 06.02.2025

Tod einer Wahrsagerin

Das Mörderarchiv: Der Tod, der am Dienstag kommt
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"Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin war ein charmanter Cozy-Krimi, in dem die bislang erfolglose Krimischriftstellerin Annie sich als Hobby-Detektivin betätigen musste, um an das Erbe ihrer Großtante ...

"Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin war ein charmanter Cozy-Krimi, in dem die bislang erfolglose Krimischriftstellerin Annie sich als Hobby-Detektivin betätigen musste, um an das Erbe ihrer Großtante zu kommen und deren Mord aufzuklären. Nun gibt es einen Folgeband - "Der Tod, der am Dienstag kommt".

Annie ist mittlerweile Bewohnerin des stattlichen Herrenhauses ihrer Großtante, aber ihr Kriminalroman ist immer noch nicht vorangekommen. Liegt es am allgemeinen Verdruss Annies, die sich in der malerischen Kleinstadt Castle Knoll eher ungeliebt und außen vor vorkommt? Nicht ganz unschuldig dürfte das Mörderarchiv der Tante sein, in dem es nicht nur um Mord ging, sondern die Geheimnisse der Einwohner akribisch aufgeführt wurden. So was sorgt natürlich nicht unbedingt für entspannte Beziehungen.

Als die Wahrsagerin, die einst der Großtante ihre Ermordung voraussagte und damit überhaupt erst den Anstoß zum Mörderarchiv gab, tot in Annies Gewächshaus gefunden wird, ist sie natürlich eine "person of interest" - und fängt erneut an zu ermitteln, unterstützt von ihrer besten Freundin. Dabei gilt es einmal mehr, in die Vergangenheit der Tante und die Geheimnisse der Kleinstadt einzutauchen. Dabei macht Annie einige überraschende Entdeckungen und kommt vergangenem Unrecht auf die Spur.

Auch hier hat Perrin wieder einen Wohlfühl-Cozy geschrieben, der allerdings nicht an den ersten Band heranreicht. Außerdem gibt es logische Brüche, hatte doch Annie im ersten Band verlorene Familienbande in Castle Knoll ausfindig gemacht, die ihre isolierte Stellung im zweiten Band rätselhaft erscheinen lassen. Auch einige Familienintrigen, die im ersten Band für zusätzliche Würze gesorgt haben, fehlen diesmal. Einige ungelöste Rätsel lassen allerdings einen dritten Band vermuten - zu wünschen wäre, dass Perrin dabei dann wieder zur Form des ersten Buches über Annie und das Mörderarchiv aufläuft.

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