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Nadines_Buecher

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Veröffentlicht am 26.12.2017

Dämonen des Krieges, Dämonen der Nachkriegszeit

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Friederike Mathée, geflohene ostpreußische Gutsbesitzertochter, ergreift die Gelegenheit, dem Auffanglager Friedland durch eine Stelle als Polizeianwärterin bei der weiblichen Polizei in Köln zu entgehen, ...

Friederike Mathée, geflohene ostpreußische Gutsbesitzertochter, ergreift die Gelegenheit, dem Auffanglager Friedland durch eine Stelle als Polizeianwärterin bei der weiblichen Polizei in Köln zu entgehen, mit der auch ein Zimmer für sie und ihre Mutter in der Stadt verbunden ist. Zunächst erledigt Friederike ihren Dienst nur halbherzig, sie leidet unter ihrer strengen Vorgesetzten. Doch als sie dem britischen Lieutnant Richard Davies zugeteilt wird, um mit ihm einen kleinen Jungen der den Mord an einem Schrott- und Schwarzmarkthändler beobachtet hat, findet sie Gefallen an der Polizeiarbeit und wagt sich, auch selbständig zu ermitteln und Schlüsse zu ziehen, was ungewöhnlich ist für eine Frau zu dieser Zeit und ihr wiederum die Ungnade der Vorgesetzen jedoch das Lob des Lieutnants einbringt. Während der Aufklärung des Falls, der einige Wendungen nimmt die alle mit dem Schrecken des Dritten Reiches zu tun haben, melden sich auch Friederikes Dämonen, die ihrer Mutter, auch die von Richard Davies. Rache und Reue, zwei starke Motive, die auf unterschiedliche Weise ausgelebt bzw. unterdrückt werden in diesem starken Kriminalroman aus einer mehr als harten Zeit. Deshalb so lesenswert.
Das Cover zeigt eine fast zu adrette Friederike für die Nachkriegszeit, den Schrotthändler Küppers jedoch, als dem Betrachter abgewandt, kann man sich durchaus so vorstellen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Interessante Charaktere

Die Schlange von Essex
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... trifft man in diesem viktorianischen Roman. Allen voran die aus einer lieblosen, von Misshandlungen geprägten Ehe durch Tod des Ehegatten befreiten Cora, die sich in ihrem Witwenjahr von der High Society ...

... trifft man in diesem viktorianischen Roman. Allen voran die aus einer lieblosen, von Misshandlungen geprägten Ehe durch Tod des Ehegatten befreiten Cora, die sich in ihrem Witwenjahr von der High Society in London verabschiedet und ihrem undamenhaften Forscherdrang, dem sie bereits in ihrer Jugend fröhnte, in Essex nachgeht, wo angeblich ein Nessie-ähnliches Reptil sein Unwesen treibt. Sie wird mit dem Pfarrer Will, der als Kind vom Ingenieurswesen träumte, sich aber dem Glauben verschrieben hat, bekannt gemacht, der auch sie - wie Glaube und Wissenschaft - als sein Gegenstück erkennt. Doch Will ist mit der elfenhaften Stella verheiratet, hat drei Kinder und ist fest davon überzeugt, dass das Reptil Einbildung seiner abgergläubischen Gemeinde ist. Nicht nur ihn bringt Cora durcheinander, ähnlich wie die Schlange im alten Testament erscheint sie für viele als Verführerin. Für Joanna, älteste Tochter von Will und Stella, ist sie Vorbild, dass auch Frauen wissenschaftlich interessiert und gebildet sein können. Für Dr. Luke Garrett, einen talentierten, experiementierfreudigen Chirurgen, ist sie die unerreichbare Liebe. Ebenso für ihr Hausmädchen Martha, das sich dem Sozialismus und dem Kampf gegen die sozialen Missstände in London verschrieben hat, dafür wiederum die Liebe zweier Männer, die sie mit Geld und gestalterischen Ideen unterstützen, ausnutzt. Gibt es einen Pfad der Tugend für die wilde, freiheitsliebende, entdeckungsfreudige Cora oder wird sie egoistisch zerstören - so fragt man sich, und muss nach der Lektüre des Romans selbst entscheiden.
Jeder Charakter ist so detailliert und in sich schlüssig mit allen Fehlern und positiven Seiten, dass es eine Freude ist, wie sie sich entfalten, entwickeln und ihre Einstellungen ändern.
Das Buch präsentiert ein anderes viktorianisches Zeitalter als es oftmals portraitiert wird, und ist deshalb so lesenswert. Die Schlange auf dem Cover, versteckt zwischen Blumen, passt gut zur Protagonistin und hat mich zum Lesen des Buchs animiert.

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  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.09.2017

Vielfältig

Spectrum
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Polizei, FBI, CIA, die Mafia - alle tummeln sich auf dem Spielfeld, als es in Las Vegas zu einer Geiselnahme in einer Filiale von GoBox, einem neuen Konzept an mobilen Schließfächern für Wertsachen, ähnlich ...

Polizei, FBI, CIA, die Mafia - alle tummeln sich auf dem Spielfeld, als es in Las Vegas zu einer Geiselnahme in einer Filiale von GoBox, einem neuen Konzept an mobilen Schließfächern für Wertsachen, ähnlich denen in einer Bank, kommt. Während der ältere und zum Schreibtischdienst eher verurteilte denn beförderte Witwer Carter außerhalb von GoBox versucht, aus dem genialen aber eben auch unter diesem Phänomen leidenden jungen Dr. Burke und dem ehrgeizigen und toughen ehemaligen Mafia-Kronprinzen und jetzigem Polizisten Nic ein Team zu machen, das durch sein Zusammenspiel die Welt zumindest ein wenig zu einem besseren Ort machen kann, kämpfen innerhalb der Filiale nicht nur die Geiseln ums Überleben. Auch die Täter spielen mehr oder weniger ihr eigenes Spiel, sind von unterschiedlichen Dämonen getrieben, was sie grausam ausleben.

Actionreiche, ruhige, emotionale und auch grausam bis ekelhafte Szenen wechseln sich ab. Langweilig wird es nicht. Auch sind noch genügend lose Enden für einen weiteren Band mit dem vielfältigen, tatsächlich bunt schillernden Spektrum an (Charakter-)Eigenschaften der vorgestellten Ermittler übrig. Der entsprechende Cliffhanger wäre auch vorhanden.

Das Buchcover begeistert mich nach wie vor, was noch ergänzt wird durch die in blau gehaltenen Schnittkanten der Seiten. Beim nächsten Band wäre eine andere Farbe das i-Tüpfelchen.

Veröffentlicht am 05.03.2021

Der magische Atlas Londons - Gefährliche Themse

Das Geheimnis der Themse
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London ist die deutschstämmige ehemalige Gouvernante Charlotte noch nicht lange mit Theaterkritiker und Journalist Tom verheiratet und in ein neues Heim umgezogen, als ...

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London ist die deutschstämmige ehemalige Gouvernante Charlotte noch nicht lange mit Theaterkritiker und Journalist Tom verheiratet und in ein neues Heim umgezogen, als dem Paar ihre Kinderlosigkeit zu schaffen macht. Ein Buchprojekt, das der exzentrische Mr. Jellicoe bei Tom in Auftrag gibt, könnte Abhilfe packen. Denn schon ist sowohl Toms als auch Charlottes Abenteuerlust und das Interesse am Mystischen, denn das Buch soll eine Art magischer Atlas Londons werden, geweckt. Neben der Story um Charlotte und Tom gibt es einen weiteren Erzählstrang um eine Geheimgesellschaft, die sich der Themse besonders zugetan fühlt. Daneben werden das London der 1890er Jahre, die Themse-Strandsucher, allerlei mystische Orte die es auch heute noch in der Metropole zu sehen gibt und historischer Figuren aufgegriffen. Aber auch zweifelhafte Gesellschaft und Beziehungsprobleme, alternative Lebenswege und sogar Entführung und Mord sind Thema in diesem angenehm zu lesenden, abwechslungsreichen Roman. An einigen Stellen hätte ich mir mehr Ausführlichkeit gewünscht, denn plötzlich geht alles zum Ende hin recht schnell und einiges bleibt unaufgelöst. Die Geschichte ist bereits der zweite Roman um Charlotte und Tom, nach "Der verbotene Fluss", in dem es ähnlich mystisch zugehen muss und in dem sich das Paar findet. Dieses Buch werde ich nun auch lesen, freue mich auf ebenso gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Bericht einer Agentin: Lose Enden als Ermahnung in der heutigen Zeit

American Spy
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Der angekündigte Thriller über die Aktivitäten einer FBI-Agentin während des Kalten Krieges entpuppt sich als Bericht einer Frau, die nach dem vereitelten Einsatz eines Auftragskillers aus den USA in die ...

Der angekündigte Thriller über die Aktivitäten einer FBI-Agentin während des Kalten Krieges entpuppt sich als Bericht einer Frau, die nach dem vereitelten Einsatz eines Auftragskillers aus den USA in die Heimat ihrer Mutter flieht, um ihre Zwillinge im Kleinkindalter zu schützen. Für die beiden - William und Thomas - ist ihr Bericht gedacht. Sie sollen von ihrer Mutter selbst die Geschichte ihrer Herkunft hören und verstehen, aus welchen Beweggründen heraus Marie wie handelte. Denn das fehlte Marie offenbar in ihrer Kindheit; sie musste selbst herausfinden, dass ihre Mutter Agathe eine Spionin war und ihre Tarnidentität und damit ihre Familie in Queens hinter sich ließ, um nach Martinique zurückzukehren. Auch die Umstände des Todes von Maries älterer Schwester Helene, die zum Militär ging und besessen davon war Agentin zu werden, muss sich Marie nach und nach zusammenpuzzeln. Schließlich fällt dieses Kapitel anders aus als gedacht. Symptomatisch für diese Story: Man erfährt tatsächlich nicht alles, wenig wird zu Ende erzählt, weil allein bei der Perspektive von Marie geblieben wird. Neben den Auswirkungen des Kalten Krieges in den USA und Afrika, hier insbesondere Burkina Faso, der kommunistischen Ideologie, präsidialen Entscheidungen der 1980er Jahre, Postkolonialismus, dem Selbstverständnis der USA und ihren paramilitärischer Gruppen als Weltpolizei mit wirtschaftlichen Interessen werden auch Themen wie Diskriminierung wegen Hautfarbe und Geschlecht, Manipulation sowie Selbstfindung, Heimat und Identität, aber auch Familie, Freundschaft und Liebe aufgegriffen. Damit passt das Buch eindeutig in unsere Zeit, da es aufzeigt, auf welch fatalem Weg nicht nur die USA gerade wieder sind. Die Geschichte ist wenig gefällig, vielleicht machen die Ecken und Kanten und das nicht-zu-Ende-Erzählte sie jedoch aus. Das Cover bunt und grell, eine schwarze Frau gehüllt in eine amerikanische Flagge, darüber der schlichte Titel. Was auf der Leseliste von Barack Obama steht, ist ein reinschauen wert.

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