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Veröffentlicht am 29.12.2017

Ein Leseereignis der ganz besonderen Art!

Illuminae. Die Illuminae Akten_01
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Zitate:
"Einige schriftliche Materialien wurden von der TZV zensiert und mussten von unseren KommTechs wiederhergestellt werden, Flüche und Kraftausdrücke bleiben auf Ihren Wunsch hin jedoch geschwärzt. ...

Zitate:
"Einige schriftliche Materialien wurden von der TZV zensiert und mussten von unseren KommTechs wiederhergestellt werden, Flüche und Kraftausdrücke bleiben auf Ihren Wunsch hin jedoch geschwärzt. Schließlich möchten wir ja nicht, dass in der Geschichte, obwohl sie mit dem Tod Tausender Menschen beginnt, unflätig geflucht wird, oder?" Seite 1
"Kurz gesagt, meine Damen und Herren: Wir bluten aus vielen Wunden und ringsum sind Haie im Wasser. Wir haben zu wenig Personal, sind unterbewaffnet und über ein halbes Jahr von einem realistischen Fluchtpunkt entfernt." Seite 20
"Nein, ich will noch nicht sterben. Ich habe noch zu viel zu tun. Und ich lasse mich auf keinen Fall verarschen." Seite 197

Meinung:

Mein Gott, kann es bitte noch schlimmer werden? Erst die Trennung von Ezra, dann der Angriff auf ihren Planeten durch BeiTech, bei dem tausende Menschen starben!
Öööhm ja, es kann! Und es wird…
Nach ihrer Rettung befinden sich Kady und Ezra auf unterschiedlichen Schiffen. Die großen Verluste zwingen die Besatzung zu drastischen Maßnahmen. So wird quasi jeder, der eine entsprechende Eignung aufweist, zwangsrekrutiert.
Obwohl Kady eine begnadete Hackerin ist, kann sie sich auf der Hypatia erfolgreich um ihre Rekrutierung drücken, Ezra hat auf der Alexander jedoch weniger Glück.
Aber das ist noch nicht das größte ihrer Probleme. Bei dem Angriff wurden nicht nur die Wassertanks beschädigt, sondern auch der Wurmlochgenerator zerstört, was eine Flucht beinahe unmöglich macht. Die nächste Möglichkeit auf Rettung befindet sich 6-7 Monate entfernt und die Lincoln, das Schiff von BeiTech, ist ihnen dicht auf den Fersen! Die Überlebenschance bei einen Zusammentreffen beträgt gerade einmal 22,7%!
Und plötzlich wird auch noch das 3. Schiff der Flotte -die Copernicus- angegriffen und zerstört. Aber war das wirklich die Lincoln, wie alle behaupten? Wer bislang noch nicht gefesselt war, wird es spätestens jetzt sein ;)

OMG, wo fang ich an, wo fang ich an??? Das war mit Abstand eines der außergewöhnlichsten Bücher, das ich je in den Fingern hatte! Ich weiß gar nicht, ob ich dem gerecht werden kann Oo

Beginnen wir mit dem Titel, denn „Illuminae-Akten“ ist im wahrsten Sinne des Wortes Programm! Wir haben es als Leser nämlich nicht mit einem normalen Erzählstil zu tun, sondern tatsächlich einer dicken, fetten Akte!
Die Geschichte setzt sich aus vielen Einzelstücken zusammen, was, entgegen dem, was man sich im ersten Moment darunter vorstellt, eine absolut gelungene und auch runde Geschichte ergibt! Klar ist das auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, aber sobald ich erstmal angefangen hatte, fand ich es einfach nur noch genial!
Ausschnitte aus Befragungsprotokollen, psychologische Gutachten, Chatverläufe, Tagebucheinträge, Opferlisten, geheime Militärmemos, technische Zeichnungen, zensierte Berichte, und, und, und…
Es ist absolut phänomenal, was sich die beiden Autoren da alles haben einfallen lassen, um der Geschichte Leben einzuhauchen!

Wie ihr euch natürlich vorstellen könnt, ist dementsprechend auch der Schreibstil fernab von dem Gewohnten. Vieles ist im Chat- oder Berichtstyle gehalten, aber dennoch wirkt es nie trocken oder gar langweilig. Dafür ist der Humor -teilweise recht nerdig-, der den Unterhaltungen innewohnt, einfach zu genial! Ich muss zugeben, dass er stellenweise schon recht schwarz und sarkastisch ist, aber auch so richtig schön derb ist keine Seltenheit. Die Blicke meines Mannes sprachen wirklich Bände, da ich oft lauthals lachen musste! Aber jetzt mal ehrlich, weiß von einer von euch was „Sacktauchen“ ist? Also ich wusste es nicht!!! XD

Ihr seht, meine Begeisterung ist groß! Und obwohl die genannten Punkte alleine schon reichen würden, gibt es noch etwas, das ich unheimlich gelungen fand. Nämlich das Verlaufs-, Spannungs- und Atmosphärebundle. Alleine die Ausgangslage -gefangen im Weltall-, verursacht bei mir ja alleine schon ein beklemmendes Gefühl. Hinzu kommen die allgegenwärtige Gefahr in der sie sich befinden, sowie die vielen zumeist unerwarteten Wendungen, die die Spannung zusätzlich anheizen. Zusätzliche Komponenten wie die Stille des Alls, Dunkelheit, Tod/Zerstörung und Schreie (!!) verursachten mir nicht selten eine gehörige Gänsehaut. (An-)Spannung garantiert!

Für mich sind „Die Illuminae-Akten
01“ ein absolutes Highlight! Stimmung, Atmosphäre und Kreativität sind einfach grandios und haben mir ein Leseereignis der besonderen Art verschafft. Sci-Fi vom Feinsten!

Veröffentlicht am 27.12.2017

Jeder an seinem Platz! Eine gut durchdachte, sozialkritische und vor allem düstere Zukunftsvision!

Die Optimierer
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Zitate:
"Er wusste, wie schrecklich das Leben zu Beginn des Jahrhunderts gewesen war. Wie hatten die Menschen das nur ausgehalten?" Pos. 751
"Aber ich will frei sein, Samson." Pos. 1096

Meinung:

Samson ...

Zitate:
"Er wusste, wie schrecklich das Leben zu Beginn des Jahrhunderts gewesen war. Wie hatten die Menschen das nur ausgehalten?" Pos. 751
"Aber ich will frei sein, Samson." Pos. 1096

Meinung:

Samson ist ein Vorzeigebürger. Er lebt die Optimalwohlgesellschaft wie kein Anderer und ist somit der perfekte Beamte für die Agentur der Lebensberatung.
Als regelkonformer Staatsdiener macht sich das für ihn natürlich bezahlt, und schon jetzt freut er sich auf seine baldige Beförderung. Aber kennt ihr das, wenn es eigentlich nicht besser laufen könnte und es dann urplötzlich so gar nicht mehr läuft?
Nein? Glück gehabt! Denn Samson lernt es kennen und glaubt mir, das ist absolut kein Zuckerschlecken für ihn!

Wie ihr wisst, bin ich ja ein sehr interessierter Leser, wenn es um Dystopien und düstere Zukunftsvisionen geht. Vor allem, wenn man immer wieder auf Details trifft, deren Entwicklung man sich sehr gut vorstellen kann.
Theresa Hannig konnte mit ihren Ideen sehr bei mir punkten, denn einiges empfand ich als sehr gut vorstellbar und glaubwürdig.
So hat im Jahr 2052 fast jeder eine einsetzbare Linse im Auge, mit der er nicht nur Dinge aufzeichnen, Mails verschicken und Dinge nachschlagen kann, sondern man kann auch den Status der Menschen gegenüber einsehen. Sozialpunkte, Gesundheitszustand und vieles mehr.
In Anbetracht der Tatsache, wie "verwachsen" viele bereits heutzutage mit ihren Handys sind, könnte ich mir so ein Szenario tatsächlich sehr gut vorstellen. Und ehrlich gesagt, finde ich diese und viele weitere Ideen, die die Autorin in ihrem Buch aufgreift, sehr beklemmend und beängstigend. Generell lässt mir eigentlich alles, was das Thema "gläserner Mensch" anschneidet, einen Schauer den Rücken hinunterlaufen und diese Dinge werden für meinen Geschmack in der Geschichte sehr gut umgesetzt. Das hängt natürlich auch sehr mit dem Schreibstil zusammen.
Zum einen empfinde ich alle erdachten Details als sehr leichtgängig lesbar, gut erklärt und nie zu technisch. Zum anderen gefällt es mir auch sehr gut, dass diese düstere und beklemmende Atmosphäre immer wieder durch witzige Szenen und Gedanken aufgelockert wird. Toll gemacht!

Ein weiterer gelungener Aspekt ist die "Optimalwohlökonomie" für mich. Die Idee, dass es für jeden den perfekten Platz gibt, klingt natürlich auf den ersten Blick gut. Aber kann man das ganze Leben wirklich auf Wahrscheinlichkeiten und Statistiken aufbauen? Der Leser merkt schnell, an wie vielen Ecken diese neue Welt krankt, selbst wenn sie erdacht war, um heutige Missstände -wie die Verschwendung von Ressourcen, das Ausnehmen von menschlichem Kapital, usw.- auszumerzen.
Faszinierend fand ich hierbei, dass man durchaus gute Ansätze entdecken kann, obwohl Regeln und Verbote, sowie die nahezu absolute Kontrolle des Staates über das Individuum und Aspekte wie Hilfsroboter das Gute schnell zunichte machen.

Wer also Lust auf eine gut durchdachte, sozialkritische und vor allem düstere Zukunftsvision mit dem Antiheld Samson hat, dem kann ich diese Lektüre nur wärmstens empfehlen.
Für mich war es ein gelungene Debut, beklemmend, erschreckend und dennoch menschlich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Idee/Originalität
  • Spannung
Veröffentlicht am 24.12.2017

eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die es echt in sich hat. Eine echtes Schätzchen und eine laute Leseempfehlung :)

Zusammen sind wir Helden
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Zitate:

"Manchmal half Musik gegen die Einsamkeit." Seite 53

"Und Dill ist glücklich, weil er spürt, dass er seinem Vater und Gott eine Freude gemacht hat." Seite 70

"Die Leute haben Angst vor Kummer ...

Zitate:

"Manchmal half Musik gegen die Einsamkeit." Seite 53

"Und Dill ist glücklich, weil er spürt, dass er seinem Vater und Gott eine Freude gemacht hat." Seite 70

"Die Leute haben Angst vor Kummer und Schmerz. Sie glauben, das ist ansteckend, wie eine Krankheit." Seite 76


Meinung:

Die drei Freunde Travis, Lydia und Dill sind ihr größter gegenseitiger Halt. Und das, obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten.
Travis ist der Typ Schmusebär. Ein großer breiter Nerd, der -aus gutem Grund- lieber in seiner Fantasy-Welt, als in der realen lebt.
Dill geht lieber in seiner Musik auf, als in zwischenmenschlichen Beziehungen und
Lydia hat zwar vieles, was die Jungs nicht vorweisen können, dennoch hat sie eins mit ihnen gemeinsam: Sie sind alle Außenseiter auf der Suche nach ihrem Weg ins Leben und einer besseren Zukunft. Was eignet sich dafür wohl besser, als das letzte Highschooljahr ;)

Oh.Mein.Gott! Und ja, das ist nahezu wörtlich zu nehmen, denn Gläubigkeit ist auch ein Thema dieses Buches. Aber eigentlich ging es mir gerade darum, dass ich momentan gar nicht so genau weiß , wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Gerade eben hab ich das Buch zugeschlagen und bin noch immer sehr bewegt!

Die Geschichte handelt von den drei oben genannten Protagonisten, die in einer christlichen Kleinstadt leben.
Travis leidet unter dem Verlust seines Bruders und seinem gewalttätigen Vater, der ihn klein hält, wo immer er kann. Doch für seine Mum hält er es aus und stellt sich tapfer den Dingen die da kommen. Ich oute mich hiermit als Travis-Fan :D
Dills Vater war früher Pastor in der Gemeinde, nun ja, wenn auch für unsere Verhältnisse ein recht zweifelhafter. Oder sollte ich "extremer" sagen? Sagen wir es mal so: Schlangen und Gift während seinen Predigten waren keine Seltenheit... Bis er wegen Kinderpornografie ins Gefängnis musste. Man kann sich vorstellen, dass Dills Leben, das durch die enormen hinterlassenen Schulden schon schwer genug wäre, deswegen nicht gerade leicht ist. Er wird überall gemieden, geschnitten und im Vorfeld verurteilt.
Lydia hingegen hat ein gut situiertes und liebevolles Elternhaus. Dafür ist sie eine sehr erfolgreiche Bloggerin, die bei Mitschülern auf Grund ihres Erfolgs nicht gerade gut ankommt...
Zusammen bilden sie ein wirklich tolles Trio, auch, wenn ihr Zusammensein von bevorstehenden Veränderungen überschattet wird. Und jaaa, es gibt natürlich auch mal Streit.

Erzählt wird das Ganze im Wechsel aus den drei Perspektiven, was mir -gerade in Travis´ und Dills Fall- sehr gut gefallen hat. Die emotionale Tiefe, mit der wir ihre Sorgen und Gefühle wahrnehmen ist sehr gelungen. Bei Lydia war ich da stellenweise etwas zwiegespalten. Sie hat mir zu Beginn der Geschichte nicht sooooo gut gefallen, da sie stellenweise überheblich und egoistisch wirkt. Doch gerade bei ihr vollzieht sich ein starker Wandel, nach dem ich bedeutend besser mit ihr klar kam - auch wenn die Gründe dafür eher "unschön" sind. Dazu wird jedoch an dieser Stelle nicht mehr verraten!
Verpackt in einen einnehmenden, jugendlichen Schreibstil mit Witz und Sarkasmus entsteht ein warmherziges Lesevergnügen, das mich vom Grundgedanken etwas an den Film "Stand by me" erinnert hat. Vielleicht kennt ihr ihn ja? Der Film in dem die Jungs einen letzten gemeinsamen Sommer erleben, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Und ich muss gestehen, dass dieses Thema für meinen Geschmack wirklich sehr gut umgesetzt wurde.
Zugegebenermaßen muss ich jedoch auch gestehen, dass ich ursprünglich davon ausging, bei einem Buch von einem männlichen Autor zumindest nicht heulen zu müssen. Leider lag ich falsch! Oder gottseidank? Naja, egal. Das ist vermutlich Ansichtssache.
Fakt ist, dass Jeff Zentner nicht nur unerwartete Wege beschreitet, sondern auch emotional und sehr tiefgründig schreibt. Ich glaube, ich habe selten so umfassend geheult beim Lesen!!! Schon beim Gedanken an gewissen Szenen werden die Äuglein wieder feucht!

So, schnell Themenwechsel, sonst muss ich Weihnachten noch mit verquollenen Augen verbringen. Und das will ja keiner (sehen)...

Für mich ist "Zusammen sind wir Helden" ein wirklich bewegendes Debut, das mich von der ersten Seite gefesselt und mit jeder weiteren tiefer in die Geschichte gesogen hat. Ich wurde mit den unterschiedlichsten Emotionen konfrontiert. Von Fassungslosigkeit und Empörung über Mitleid, Wut und Trauer bis hin zu Euphorie, Empathie und Hoffnung war wirklich alles dabei. Ein absolutes Highlight das sowohl Sonnen- als auch Schattenseiten zeigt. Gerne mehr!

Veröffentlicht am 06.12.2017

ein tolles Buch über ein ernstes Thema das nachhallt

Was von mir bleibt
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Zitate:

"Ich kann das besiegen. Ich weiß, dass ich es kann, denn je mehr ich für dich festhalte, desto weniger werde ich vergessen. Je mehr ich dir schreibe, desto mehr bleibt von mir." Seite 20

"Es ...

Zitate:

"Ich kann das besiegen. Ich weiß, dass ich es kann, denn je mehr ich für dich festhalte, desto weniger werde ich vergessen. Je mehr ich dir schreibe, desto mehr bleibt von mir." Seite 20

"Es ist nämlich so, dass etwas in mir unbedingt außergewöhnlich sein will. Ich will glauben, dass man sein kann, wer immer man sein will, wenn man nur hart arbeitet und gute Ideen hat." Seite 35

"Egal, was ich plane, egal, wie sehr ich meinen Eltern helfe - mein Körper lässt mich im Stich, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll." Seite 134


Meinung:

Sammie hat die seltene Krankheit Niemann-Pick Typ C. Da diese in der Regel bei Kindern auftritt, sind Fälle in ihrem Alter selten und den meisten Ärzten fehlen die Erfahrungswerte. Aber ein paar Fakten dazu sind natürlich gegeben. NPC ist eine Form von Demenz, die nach und nach zum Tod führt. Aber Sammie hat doch so viel vor im Leben! "Was von mir bleibt" ist ihre ganz eigene Geschichte, die mich auf vielerlei Arten überrascht hat.

Das Geschehen um Sammie wird von ihr, in Form eines Erinnerungsbuches erzählt. Sie schreibt dies auf ihrem Notebook, um sich an Dinge zu erinnern, die sie erlebt hat und die ihr etwas bedeuten. Diese Art zu schreiben hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Ich empfinde das als eine tolle Idee, die den Leser in ihren Bann zieht.
Wir sind immer hautnah an ihren Emotionen, Überlegungen und Träumen dran. So erfahren wir zum Beispiel, dass sie ganz klare Ziele vor Augen hat, wie die Meisterschaft im Debattieren zu gewinnen, die Abschlussrede zu halten und danach nach New York auf´s College zu gehen. Und natürlich spielen auch Jungs eine Rolle, wie das in ihrem Alter eben so ist.
Durch dieses Erinnerungsbuch erleben wir auch, inwiefern sie diese Ziele überhaupt erreichen kann und wie sich ihre Krankheit zeitgleich auf sie auswirkt. Rückschläge, Erfolge und ihre ganz eigenen Gedanken dazu lassen eine sehr intime Geschichte entstehen, die mich emotional sehr mitgenommen hat.
Dies liegt natürlich zum Großteil an Sammies Charakter. Ein junges Mädchen, deren größter Trumpf immer ihr Gedächtnis war und das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass es NIEMALS aufgibt. Dies spiegelt sich in ihrem Humor wieder, den sie nicht verliert, aber auch in ihrer Stärke, ihrem Mut und ihrem Glauben daran, ihre Träume zu verwirklichen. Dieser enorme Kontrast zwischen ihrer Lust am Leben und dem Ernst der Lage hat mir persönlich das Herz oft sehr schwer gemacht!

Ein weiterer Aspekt, der mir sehr gut gefallen hat, ist, dass ich ihre Familie und ihr Umfeld als sehr authentisch empfinde. Jede Person geht anders mit einer solchen Situation um und so spiegelt das Buch es auch wider. Sammie sorgt sich um ihre Geschwister, finanzielle Engpässe wegen ihren Behandlungen, wohingegen ihre Eltern zum Beispiel immer einen Ersthelfer in Sammies Nähe wissen wollen. Die Tatsache, dass dieser schwere Gedanke an NPC fast bei jeder Aussage, jedem Gedanken und jeder Handlung über ihnen schwebt, ist spürbar! Auch wenn jeder auf ihre Wünsche Rücksicht nimmt und versucht wird, die Krankheit nicht zu sehr das Leben bestimmen zu lassen. Unterschwellig ist das Thema jedoch immer da und nagt ein ihnen.

Für mich ist "Was von mir bleibt" ein emotionales, nachdenkliches Buch voller Hochs und Tiefs. Ruhig, gefühlvoll, traurig und gleichzeitig voller Lebensmut! Ich denke, dass Sammies Geschichte noch eine ganze Weile in mir nachhallen wird, da sie einige Fragen hinterlässt, die man sich unweigerlich stellen wird.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Bezaubernd!

Stadt aus Wind und Knochen
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Zitate:

"An einem Morgen wie diesem war Furcht ein blauer Himmel, von dem alle Vögel verschwunden waren." Seite 9

"Ich war bestraft worden. Ich hoffte auf Vergebung. Auf ein Wunder." Seite 40

"Selbst ...

Zitate:

"An einem Morgen wie diesem war Furcht ein blauer Himmel, von dem alle Vögel verschwunden waren." Seite 9

"Ich war bestraft worden. Ich hoffte auf Vergebung. Auf ein Wunder." Seite 40

"Selbst ein fallender Stern verdiente Respekt. Wir sahen, wo sein Geist hinging, nicht sein Leib." Seite 71


Meinung:

Kirit wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich ihre Flugprüfung zu absolvieren und bei ihrer Mutter in die Lehre zur Händlerin zu gehen. Als diese jedoch kurz vorher aufbricht, um Menschen in den anderen Türmen zu helfen, begeht Kirit einen folgenschweren Fehler, der sie beinahe das Leben kostet. Zu allem Überfluss wird sie ausgerechnet von dem beängstigendem Sänger Wik gerettet, der während der Gefahr ein Talent in ihr entdeckt hat, wegen dem er sie dazu zwingen will in die Spire zu gehen. Die Spire ist das Zentrum der Stadt, in ihr Leben aktuelle und angehende Sänger. Doch das ist natürlich ein Schicksal, das Kirit tunlichst vermeiden möchte, denn Sänger sind zwar die Gesetzeshüter und stehen über allem, aber sie sind auch für drakonische Strafen bekannt und die Menschen leben in Angst vor ihnen.
Kann Kirit einen Weg finden, ihrem Schicksal zu entgehen?

Ganz ohne Vorwarnung werden wir Leser in Kirits Welt gestoßen. Ich empfand diese Wahl zu Beginn des Buches als etwas unglücklich, denn wir werden auf den ersten Seiten mit allerlei Bezeichnungen gefüttert, mit denen wir -zumindest zu diesem Zeitpunkt- noch nichts anfangen können. Auch die Erklärungen dazu erfolgen erst nach und nach, was mir den Einstieg etwas erschwert hat.
Das klingt jetzt natürlich erstmal hart, aber was mir im weiteren Verlauf der Geschichte begegnet ist, hat mich definitiv für den etwas holprigen Einstieg entschädigt.

Zum einen wäre da das von Fran Wilde kreierte Setting!
Schillernde Schwingen im Wind, über die Wolken ragende, Menschen beherbergende Türme aus Knochen die von den Sängern bei Bedarf zum Weiterwachsen animiert werden, Winde, Sonne, absolute Freiheit!
Und natürlich die Gegenseite: Himmelsschlünde, harte Strafen der Sänger bei Gesetzesübertretungen wie Demütigung, sozialer Abstieg und der Fall in den Tod.
Sie spielt nicht nur mit dem uralten Traum der Menschen fliegen zu können, sondern auch mit ihren Ängsten.
Wir begegnen vielen Facetten von Licht und Schatten und dieser Kontrast von Schönheit und Schrecken, der auch die Menschen überzieht denen Kirit begegnet, lässt eine faszinierende und ausdrucksstarke Welt enstehen, in die ich nur allzu gerne abgetaucht bin.
Der Ideenreichtum mit dem Lieder, Kreaturen und Konstrukte erschaffen wurden, hat mich sehr gefesselt, zumal die Autorin alles sehr ausdrucksstark und bildhaft schildert.

Zum anderen sind mir einige der Charaktere doch sehr ans Herz gewachsen. Kirit, die trotz ihres Dickkopfes ein wirklich gutes Herz besitzt, hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Wer von uns hatte noch nicht das Problem, dass man alles verschlimmert, nur weil man es gut gemeint hat? Elna, ihre "Zweitmutter" ist einfach nur warmherzig und fürsorglich, trotz ihrer enormen Verluste! Nat, Wik und nicht zu vergessen Tobiat (Tobiat ist ein absolutes Highlight!)... Ok DAS lasse ich jetzt erstmal unkommentiert, Spoiler sind böse! ;)

Ihr seht, meine anfänglichen Bedenken wurden äußerst rasch zerstreut, denn für mich ist "Stadt aus Wind und Knochen" ein wirklich abwechslungsreiches, spannendes und vielversprechendes Debut, das Lust auf mehr macht. Bezaubernd!