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Veröffentlicht am 28.05.2024

Rätselhafte Bildersuche

Mord im Antiquitätenladen
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„Mord im Antiquitätenladen “ von Waldi Lehnertz ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi, das Erstlingswerk des bekannten Antiquitätenhändlers aus der TV-Serie „Bares für Rares.

Worum geht es?
Beim Antiquitätenhändler ...

„Mord im Antiquitätenladen “ von Waldi Lehnertz ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi, das Erstlingswerk des bekannten Antiquitätenhändlers aus der TV-Serie „Bares für Rares.

Worum geht es?
Beim Antiquitätenhändler Siggi wird nicht bloß eingebrochen, nein der Einbrecher hinterlässt ein rätselhaftes Bild, einen Teil eines Wandteppichs – und ein Leiche, die, als die Polizei eintrifft, wieder verschwunden ist, worauf die Polizei Siggi nicht ernst nimmt. Dafür glaubt ihm Doro, seine neue Putzhilfe. Sie beschließen, selbst zu ermitteln.

Das Cover ist bunt und fröhlich, passt zum Thema, assoziiert einen Antiquitätenladen. Das von Waldi Lehnertz und der Co-Autorin Miriam Rademachter verfasste Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen.

Das Rätselhafte beherrscht die Handlung und kreiert auch die Spannung. Wohin verschwand der Tote? Wieso hinterließ das Opfer oder der Mörder das gewebte Bild? Naheliegend für einen Antiquitätenhändler und seinen Freund Anton, einem Kunstsachverständigen, Recherchen über die Herkunft des Bildes zu betreiben, stets assistiert von Doro. So nach und nach verdichten sich die Informationen, finden sich weitere Teile des Wandteppichs, erklärt sich dessen Ursprung und warum er zerteilt wurde. Es liest sich interessant und vor allem auch ist es äußerst amüsant, welche Aktionen die drei Hobbydetektive setzen. Ganz ungefährlich erweist sich am Ende die Konfrontation mit dem Mörder nicht, mit einem Mörder, mit dem ich persönlich nicht gerechnet hatte.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische, liebenswerte Menschen. Ich konnte mir die Protagonisten richtig gut vorstellen, wobei ich zugebe, dass Siggi vor meinem geistigen Auge schon sehr Waldi ähnelt. Siggi, Anton und Doro bilden ein gutes Team, pfiffig und abenteuerlustig. Dass sich zwischen Siggi und Doro Zuneigung und Verliebtheit entwickelt, gibt dem Ganzen noch zusätzlich einen romantischen Touch. Auch der Polizist Gunnar ist eine köstlich dargestellte Type.

„Mord im Antiquitätenladen “ hat mir vergnügliche und entspannende Lesestunden beschert, ausgesprochene Wohlfühlmomente, die ich gerade in diesen Tagen so gebraucht habe. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Punkte.


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Veröffentlicht am 23.05.2024

Das Geheimnis der goldenen Fische

Was der See birgt
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„Was der See birgt“ von Lenz Koppelstätter ist der Auftakt zu einer neuen Reihe des Autors, ein Regionalkrimi, in dessen Mittelpunkt die Journalistin Gianna Pitti steht.

Worum geht es?
Ein junger Journalist, ...

„Was der See birgt“ von Lenz Koppelstätter ist der Auftakt zu einer neuen Reihe des Autors, ein Regionalkrimi, in dessen Mittelpunkt die Journalistin Gianna Pitti steht.

Worum geht es?
Ein junger Journalist, mit dem sich tags zuvor Gianna noch getroffen hatte, wird ermordet aus dem Gardasee geborgen. Mit Hilfe ihres Onkels Francesco und der Chefredakteurin Elvira beginnt sie nachzuforschen; dabei stoßen sie auf geheimnisvolles Treiben in der ehemaligen Villa von Gabriele D’Annunzio.

Das Cover bietet einen stimmungsvollen Blick auf den Gardasee. Auf der Umschlag-Innenseite befindet sich eine Karte des Sees, was ich besonders schätzte, weil ich die diversen Schauplätze besser einordnen konnte. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, mit Blick auf Details und bildhaft. Die Kapitel sind kurz gehalten, jeweils mit dem Namen jener Person übertitelt, aus deren Perspektive erzählt wird. Das Lokalkolorit ist geschickt und sehr umfassend mit dem Geschehen verwoben, sodass der landschaftliche Facettenreichtum und die Schönheit des Sees anschaulich zur Geltung kommt. Bedingt durch den Hauptschauplatz, der ehemalige Residenz des Schriftstellers Gabriele D’Annunzio, wird nicht nur die Villa, ein heutiges Museum, detailliert beschrieben, sondern umfangreiches Wissen über Freimaurer und deren Entstehung vermittelt.

Die Handlung entwickelt sich aus mehreren Blickwinkeln, jenen der drei Hauptakteure: Gianna, Elvira und dem Marchese. Obwohl alle drei dasselbe Ziel verfolgen, nämlich den Mord an dem jungen Journalisten zu klären, agieren sie anfangs unabhängig voneinander. Erst nach und nach geben sie vor den anderen geheim gehaltenes Wissen preis, arbeiten sie als Team. Wirklich prickelnde Spannung kommt erst gegen Ende, quasi im Showdown auf. Irgendwie war diese Freimaurer-Geschichte kein Thema, das mich ansprach. Es klärt sich zwar letztlich alles, doch bot sich für mich keine reale Chance zum Miträtseln.

Was die Charaktere anbelangt, so sind Gianna, Elvira und der Marchese zwar gut vorstellbar dargestellt, doch konnten sie mich nicht wirklich für sich einnehmen. Sie blieben für mich irgendwie distanziert.

„Was der See birgt“ war mein erstes Buch dieses Autors. Primär haben sich bei mir die Vielfalt und das Flair des Gardasees eingeprägt und Lust erzeugt, dort einmal hinzufahren. Obwohl mich dieses Buch nicht wirklich mitreißen konnte, möchte ich dennoch die Fortsetzung lesen, in der Annahme und Hoffnung, dass das nächste Mal mir das dem Krimi zugrunde liegende Thema mehr zusagen wird, und dass ich dann mit den Protagonisten richtig warm werde. Zudem wurde mein Interesse für die andere Krimireihe des Autors geweckt, die ja schon seit Jahren erfolgreich läuft.

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Seele voll Zorn
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„Seele voll Zorn “ von Helene Falk ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe, unheimlich spannend, ein wahrer Pageturner.

Kurz zum Inhalt:
Ein grausamer Doppelmord, eine vergewaltigte Frau, deren Mann ...

„Seele voll Zorn “ von Helene Falk ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe, unheimlich spannend, ein wahrer Pageturner.

Kurz zum Inhalt:
Ein grausamer Doppelmord, eine vergewaltigte Frau, deren Mann an einen Stuhl gefesselt. Hauptkommissar Mik Kohonen tappt im Dunkeln. Keine Feinde. Kein Motiv. Da verschwindet ein Touristenpärchen. Hat der „Pärchenmörder“ ein weiteres Mal zugeschlagen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Das Cover mit den Sprüngen, in denen die Titelbuchstaben teils versinken, assoziiert bereits anschaulich, welche Risse es in der Seele der Opfer und/oder des Täters gibt, um die es im Buch geht. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in zwei Teile, innerhalb dieser in datierte Kapitel und nummerierte Abschnitte. Die Chronologie ist sehr gut nachvollziehbar. Die Handlung erstreckt sich über rund zwei Wochen und spielt im Jahr 2014, Prolog und Epilog im Jahr 1994. Schauplatz ist Finnland. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailreich. Die Handlung ist durch stetige Perspektiven- und Ortswechsel abwechslungsreich und lebendig gestaltet. Durch die Kürze der Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin, man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Man wird von Beginn an in die Geschichte hineingesogen. Nach dem mysteriösen, unheimlich und bedrohlich wirkenden Prolog aus dem Jahr 1994 wechselt die Handlung ins Jahr 2014 zum Fund zweier grausamst gefolterter Mordopfer. Kohonen und sein Team finden kaum Ermittlungsansätze. Zudem beschäftigt sie das Verschwinden einer Mitarbeiterin einer Opferschutzorganisation und eines Touristenpärchens. Eine Vielzahl von Handlungssträngen, die scheinbar nichts mit dem Doppelmord zu tun haben, doch Kohonen verfügt über einen sechsten Sinn und behält alles im Auge. So nach und nach verdichten sich die Informationen, es ergeben sich unerwartete Wendungen und überraschende Erkenntnisse. Die einzelnen Handlungsfäden laufen ineinander über. Die Spannung steigert sich zunehmend, bis letztlich in einem höchst dramatischen Wettlauf gegen die Zeit sich die Zusammenhänge offenbaren und Kohonen in einem riskanten Alleingang den Fall schlüssig aufklärt.

Die Charaktere sowohl des polizeilichen Teams als auch der diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar und lebendig gezeichnet, zeigen Stärken und Schwächen, Emotionen. Im Mittelpunkt steht Mik Kohonen, der nach einem dienstlichen Autounfall, bei dem sein Partner schwer verletzt wurde, von Schuldgefühlen gequält wird und dem es schwer fällt, sein Trauma, das auch schon seine Ehe belastet, mittels psychologischer Hilfe zu bewältigen. Er vergräbt und verbeißt sich in seine Arbeit. Er ist mit Leib und Seele ein ambitionierter Ermittler. Obwohl er immer wieder an seine eigenen psychischen Leistungsgrenzen stößt, verfolgt er hartnäckig seine Spuren, auch entgegen Weisungen von Vorgesetzten, auch ohne Unterstützung seines Teams. Im Laufe der Handlung entwickelt er sich zum Positiven hin, fängt er an, sich zu öffnen. Es wird interessant, wie seine Entwicklung im nächsten Band fortschreitet.

„Seele voll Zorn“ ist ein packender Thriller, für mich war es ein richtiger Pageturner. Mit großem Interesse und mit Vorfreude sehe ich weiteren Fällen mit Mik Kohonen entgegen. Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 09.05.2024

Vermisstensuche statt Festtagsstimmung für Marie

Traubenfest
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„Traubenfest“ von Julie Dubois, der vierte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Worum ...

„Traubenfest“ von Julie Dubois, der vierte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Worum geht es?
Marie und ihre Familie freuen sich auf das mehrtägige Fest Félibrée. Doch es kommt anders. Statt zu feiern, müssen Marie und ihr Kollege Richard Martin verschwundene Mädchen aufspüren und einen rätselhaften Mord aufklären.

Schon das Cover mit dem Girlandenschmuck über altertümlichen Gässchen vermittelt sommerliche Festtagsfreude und südfranzösisches Flair. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt 2023, da die Félibrée tatsächlich in diesem Jahr in Montignac stattfand. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, reich an wunderbar beschriebenem Lokalkolorit, das auch durch französische Ausdrücke, u.a. auch Sprichwörter unterstrichen wird. Die Autorin vermittelt reizvolle Stimmungsbilder der Landschaft, anschauliche Schilderungen der traditionellen Bräuche und kulinarischer Genüsse. Die Kapitel sind angenehm kurz, verfügen über Zeit- und Ortsangaben, wodurch man ausgezeichnet chronologisch die Ermittlungen und Geschehnisse mit verfolgen kann. Eine kleine Landkarte hätte mir gefallen, um eine bessere Übersicht über die Lage der Schauplätze zu haben.

Da ich bereits Vorgängerbände kannte, war ich sofort wieder heimisch im Périgord, in Maries privatem und dienstlichem Umfeld. Doch auch Quereinsteiger finden sicher rasch in die Geschichte und überblicken den relevanten Personenkreis in Kürze. Will man jedoch die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen, sollte man doch die Fälle der Reihe nach lesen.

Die Handlung erstreckt sich lediglich über vier Tage, über vier ereignisreiche Tag. Es beginnt rätselhaft. Der Prolog offenbart die Gedanken eines Mörders. Die Spannung ist geweckt und hält sich bis zuletzt. Denn man bangt um die spurlos verschwundenen Mädchen. Dann wird auch noch ein Ortsbewohner ermordet aufgefunden. Die diversen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Im Zusammenhang mit dem Kriminalfall, der sich als ziemlich facettenreich entpuppt, greift die Autorin verschiedenste Themen auf, u.a. die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern, wie wenig sie oft von ihnen wissen. Zum Miträtseln gibt es genug Anhaltspunkte, etliche Verdächtige, natürlich auch Spuren, die in die Irre führen, auch unerwartete Wendungen. Es klärt sich alles schlüssig, einige Überraschungsmomente inklusive.

Abgesehen von dem wunderbar vermittelten französischen Ambiente genieße ich bei dieser Reihe stets das private Umfeld von Marie, diese liebevolle Idylle mit Leonie, Georges und Michel. Eine harmonische Atmosphäre herrscht auch beruflich vor. Marie und Richard Martin bilden ein hervorragendes Team, das immer mehr von Agent Visla, der sich zunehmend als fähiger und mitdenkender Polizist erweist, ergänzt wird. Und Szenen zum Schmunzeln gibt es auch immer wieder, dafür sorgt insbesondere Georges mit seinen Hängebauchschweinen. Generell wirken die Akteure lebendig, zeigen Stärken und Schwächen und Emotionen.

„Traubenfest“ hat mir – wie die Vorgängerbände – beglückende Lesestunden geschenkt. Spannend und entspannend zugleich wurde ich ins wunderschöne Frankreich entführt, fühlte mich einerseits integriert in die Ermittlungen und erlebte andererseits die Festtagsstimmung mit, erfuhr von interessanten Traditionen. Die Lektüre machte nicht nur Lust auf eine Reise dahin, sondern natürlich auch auf den nächsten Fall mit Marie Mercier. Für mich war es ein 5 Sterne-Krimi, den ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Polizeiarbeit und Gesellschaftsbild der 70er Jahre

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
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„Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ von Mathias Berg ist bereits der zweite Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands ...

„Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ von Mathias Berg ist bereits der zweite Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Klappentext:
Februar 1970: Der Millionär Theo Ellerbeck wird vor seiner Villa mit acht Schüssen getötet. Er hinterlässt eine schöne Ehefrau sowie eine auffällig schweigsame Tochter. Ellerbeck war allseits beliebt und hatte großen Einfluss in der Düsseldorfer Kulturszene. Wer profitiert vom Tod des Mannes, der offenbar keine Feinde hatte? Lucia Specht und ihre Kolleginnen vom Düsseldorfer Präsidium übernehmen den Fall und stoßen auf Ungeheuerliches in vornehmen Kreisen.

Das Cover ähnelt im Stil und in der Farbgebung jenem vom ersten Band, hat somit einen gewissen Wiedererkennungswert, und es passt auch zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in drei Teile, innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind, wodurch der chronologische Ablauf gut nachvollziehbar ist. Der Handlungszeitraum umfasst zwei Wochen von Ende Februar bis Mitte März 1970. Die Handlung setzt ca. ein halbes Jahr nach Ende des ersten Bandes ein.

Da ich auch den ersten Band gelesen hatte, war ich nach wenigen Seiten wieder vertraut mit dem Team. Ich denke, dass auch Quereinsteiger problemlos in den Kriminalfall hineinkommen. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch, die Charaktere und deren Entwicklung offenbaren sich noch besser, wenn man den ersten Band auch kennt.

Abgesehen von dem ziemlich komplexen Fall stehen vor allem die ersten Kriminalistinnen im Mittelpunkt, sechs taffe Frauen, die sich nicht nur kriminalistisch bewähren, sondern sich insbesondere im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten müssen. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ ab dem Jahr 1969 gab es tatsächlich. Auch der Fall Ellerbeck ist an einen wahren Fall angelehnt.

Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Ich konnte mich sehr gut in jene Zeit zurückversetzen, in meine Teenagerzeit. Viele Erinnerungen ploppten auf, natürlich die langen Haare, die bunte Mode, aber auch Telefonate aus Telefonzellen, überall wurde geraucht, Flaschen, in die man Kerzen steckte, an denen das Wachs herunterlief, Olivetti-Schreibmaschinen, u.v.a.m. Für mich sind Krimis, die noch zu Zeiten ohne Internetrecherchen spielen, immer sehr reizvoll. Da kommt es noch viel mehr auf den Spürsinn der Ermittler an. Der Autor zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis zu der übergriffigen und herabwürdigenden Art und Weise, wie sich Männer, auch Kollegen gegenüber Frauen benahmen. Me-Too und Political Correctness gab es noch nicht. Des Weiteren wird auch Homosexualität thematisiert, damals nicht nur gesellschaftlich verpönt, sondern sogar strafbar.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, eine dieser jungen Frauen, die sich zur Kriminalbeamtin ausbilden lassen. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus ihrer Perspektive geschildert. Man ist einerseits mitten drinnen in den Ermittlungen, in den offiziellen ebenso wie in Lucias persönlicher Recherche, erfährt ihre Gedanken, lernt ihre Familie kennen. Ihre Ziele verfolgt sie hartnäckig und manchmal zu impulsiv und leichtsinnig. Noch fehlt Lucia privat ein kongenialer Partner. Es wird interessant, ob sich die Beziehung zu Johannes in Zukunft vertiefen wird. Nicht nur Lucia, sondern ihre Kollegenschaft u.a. Nebenfiguren zeichnen sich durch markante Eigenschaften und Verschiedenartigkeit aus, wirken lebendig, mehr oder weniger sympathisch und sind gut vorstellbar beschrieben.

Im Prinzip sind es zwei miteinander verwobene Handlungsstränge – der aktuelle Fall des erschossenen Millionärs und ein Cold Case, der mysteriöse Unfalltod von Lucias Mutter im Jahr 1959. Die Handlung ist abwechslungsreich, es mangelt weder an Verdächtigen noch an Verwicklungen und Verwirrungen. Immer wieder ist man mit unerwarteten Wendungen konfrontiert, bis sich letztlich, nach einigen irreführenden Fährten, prickelnden Spannungsmomenten und Action, in einem dramatischen Finale fast alles endgültig klärt, wie gesagt, fast alles.

Mit „Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ ist dem Autor ein packender Fortsetzungsroman gelungen. Es ist wiederum eine gut dosierte Mixtur aus Kriminalfall und Zeitbild. Ich sehe mit großem Interesse und Ungeduld dem nächsten Band entgegen und das nicht nur wegen des fiesen Cliffhangers am Schluss.
Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne.

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