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Veröffentlicht am 28.03.2024

Lilys Erbe:

Du hast mir nie erzählt
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“Du hast mir nie erzählt” spielt im Jahr 1997 in London. Die 25jährige Lily hat ihr Studium abgebrochen und wurstelt sich mehr schlecht als recht mit ihrer Arbeit in einem Second-Handshop durchs Leben. ...



“Du hast mir nie erzählt” spielt im Jahr 1997 in London. Die 25jährige Lily hat ihr Studium abgebrochen und wurstelt sich mehr schlecht als recht mit ihrer Arbeit in einem Second-Handshop durchs Leben. Sie kämpft mit psychischen Problemen. Maya, ihre ältere Schwester unterstützt sie so gut es geht. Dann erhält Lily völlig überraschend einen Brief aus Hongkong, der Heimat ihrer verstorbenen Mutter Sook-Yin. Lily hat ihre Mutter kaum gekannt. Sie war erst fünf Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Unfall ums Leben kam. Jetzt hinterlässt ihr ein unbekannter Geschäftsmann eine halbe Million Pfund, mit der Bedingung, dass sie ihr Erbe persönlich in Hongkong antritt.

Die Geschichte entfaltet sich in zwei Zeitebenen: Zum einen begleiten wir Lily auf ihrer Reise nach Hongkong, wo sie nicht nur mehr über ihre Mutter erfährt, sondern auch ihre eigene Identität sucht. Zum anderen lernen wir Sook-Yin kennen, die in den 60er Jahren von Hongkong nach London kommt und mit vielen Hindernissen zu kämpfen hat. Beide Frauen sind Außenseiterinnen und werden mit Rassismus konfrontiert.

Ein beeindruckender Debütroman über zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen und unterschiedlichen Kulturräumen, und doch verbindet sie ihre Familiengeschichte, deren Geheimnis unterschwellig in das Leben der Protagonistin hineinwirkt. Auf ihrer Suche nach ihrer Identität deckt Lily ein Puzzleteil nach dem anderen auf.

Interessant auch der Schauplatz Hongkong 1997. Die Handlung spielt zur Zeit der Rückgabe Hongkongs aus 156 Jahren britischer Kolonialherrschaft an China. Alle fiebern dem großen zeremoniellen Akt entgegen.

Mir hat Wiz Whartons Roman sehr gefallen. Sie erzählt einfühlsam von Familienverflechtungen und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Besonders Lilys Onkel Chan ist in seiner Böshaftigkeit glaubhaft dargestellt. Und auch ihr schwacher Vater kommt nicht sehr gut weg. Lilys Mutter Sook-Yin habe ich unendlich bewundert. Sie ist eine starke Protagonistin, eine Kämpferin.

Wie zerstörerische Eifersucht in Familien wirken kann, ist unvorstellbar. Und letztlich läuft in dieser Geschichte alles darauf hinaus.

Fazit: Die spannende Suche nach Antworten macht “Du hast mir nie erzählt” zu einem besonderen Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Zerknüllte Träume

Lichtjahre im Dunkel
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Um es gleich vorweg zu schreiben. Noch nie hat mich ein Krimi von Friedrich Ani so enttäuscht und dabei bin ich ein Fan dieses Autors und seine psychologischen Krimis.

Der Schreibwarenhändler Leo Ahorn ...

Um es gleich vorweg zu schreiben. Noch nie hat mich ein Krimi von Friedrich Ani so enttäuscht und dabei bin ich ein Fan dieses Autors und seine psychologischen Krimis.

Der Schreibwarenhändler Leo Ahorn ist verschwunden. Erst fünf Tage später wendet sich seine Frau an den Privatdetektiv Tabor Süden, um ihn wieder zu finden. Von der Polizei will sie nichts wissen. Leo Ahorn hatte den Laden schon sehr jung übernehmen müssen, da er erst seinen Vater und kurze Zeit später auch seine Mutter verloren hatte. Schon bald danach heiratete Leo die junge Viola. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Beide arbeiten tagein, tagaus
gemeinsam im Geschäft. Doch das das läuft nicht mehr. Mittlerweile kämpfen sie um ihre Existenz. Die Kunden bleiben weg, kaufen im Supermarkt oder Online. Finanziell wird es immer enger. Leo versucht Geld aufzutreiben, er hat große Pläne für einen Umbau. Und dann kommt er eines Abends aus seinem Stammlokal, dem Blauen-Eck, wo er sein Feierabend-Bierchen trinkt, nicht mehr nach Hause.

Friedrich Ani beschreibt die Tristesse dieser Ehe sehr gut. Zwei Menschen, die sich nichts mehr zu sagen haben. Die Ehe hat die beiden ausgehöhlt, sie leben blutleer nebeneinander her. Es ist eine Welt ohne Nähe. Während Leo noch Träume und Pläne für die Zukunft hat, gleitet Viola fast ins Paranoide ab. Sie fühlt sich bedroht von fremden Mächten.

Wie in allen Romanen von Friedrich Ani gefällt mir seine Sprache. Ani schafft mit wenigen Worten Bilder. Manche Sätze möchte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Er ist, wie sein Ermittler Tabor Süden, ein genauer Beobachter.

Zitat: Ein Leben, das auf der Stelle tritt, in dem es keine Klänge mehr gibt, kein Echo, kein Überschwang, kein Tänzchen, kein unvermutetes Lachen.

Ich liebe Tabor Südens Schweigen und seine Gedankengänge. Leider hat es diesmal der Autor übertrieben. Der Krimi versumpft in Gedanken, das erstickt die Spannung. Da ist eigentlich nur Langeweile, genau wie die Ehe von Leo und Viola. Man wartet darauf, dass sich was tut. Aber es tut sich nichts. Ich habe mich ehrlich gesagt, zum Schluss nur noch durch diesen Roman gequält.

Fazit: Schade. Diesmal nicht mein Ani!


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Veröffentlicht am 20.03.2024

Märchenhafte Auszeit!

Märchen für mehr Gelassenheit
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Isabella Farkasch entführt uns in ihrem Buch “Märchen für mehr Gelassenheit” in die Welt von Wichteln, Feen und Riesen und sogar in die Hölle. Der Märchenerzählerin möchte mit ihren Geschichten den Menschen ...



Isabella Farkasch entführt uns in ihrem Buch “Märchen für mehr Gelassenheit” in die Welt von Wichteln, Feen und Riesen und sogar in die Hölle. Der Märchenerzählerin möchte mit ihren Geschichten den Menschen eine Auszeit aus dem Alltag schenken. In Märchen steckt Zauberkraft, sie schenken dem Leser innere Ruhe und Spannungsabbau. In den modernen Märchen von Isabella Farkasch finden wir viel Weisheit und Stoff zum Nachdenken und Meditieren, neue Impulse und Problemlösungen tuen sich auf.

Die “Märchen für mehr Gelassenheit” sind geeignet für alle Altersstufen, ob zum Vorlesen oder Selberlesen, zum Schlafengehen oder einfach mal zwischendurch. Einfach mal Innehalten täglichen Alltagstrott.,

Das Cover ist liebevoll gestaltet. Im Innenteil wird jede Geschichte mit einem Zitat einer berühmten Person eingeleitet, dass mit hübschen Blütenzweigen gerahmt wird. Die Autorin schreibt einfühlsam und angenehm lesbar. Leser, die offen sind für Märchen, werden diese Geschichten berühren.

Fazit: Für alle die Märchen mögen, unabhängig vom Alter.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Weg zum eigenen Buch

SELL BETTER mit deinem BESTSELLER
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Anfangs war ich ein bisschen von Dr. Nicole Hermanns Buch „Sell better mit deinem Bestseller“ enttäuscht, ich befürchtete, die Lektüre würde sich nur an Unternehmer wenden und ich könnte daraus keinen ...



Anfangs war ich ein bisschen von Dr. Nicole Hermanns Buch „Sell better mit deinem Bestseller“ enttäuscht, ich befürchtete, die Lektüre würde sich nur an Unternehmer wenden und ich könnte daraus keinen Nutzen ziehen. Aber spätestens ab dem dritten Kapitel wurde es auch für mich interessant.

Allerdings gibt Frau Dr. Herrmann in diesem Buch keine Tipps und Ratschläge, wie man einen Bestseller schreibt, sondern wie man ein professionelles Buch ordnungsgemäß gestaltet, was zu beachten ist, wenn man sein Buch als Selfpublishing-Produkt auf den Buchmarkt bringen möchte. Marketing ist das A und O und auch hier gibt Frau Dr. Herrmann ihre Erfahrungen und Erfolgsgeheimnisse preis.

Die Aufmachung und Gestaltung des Buches „Sell better mit deinem Bestseller“ ist gut strukturiert aufgebaut und bietet eine Menge an brauchbaren Informationen. Die Autorin serviert ihre Ratschläge gut lesbar und interessant. Ihr Schreibstil ist locker und wird nie langweilig.

Fazit: Für Selfpublisher ein MUSS.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Schuldig

Der rechte Pfad
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Benjamin kehrt nach 25 Jahren zurück in das Dorf seiner Kindheit und Jugend. Hier hatte er einst bei seinem Vater die Sommerferien verbracht. Jetzt sucht er nach einem Unfall Zuflucht in der kleinen ...



Benjamin kehrt nach 25 Jahren zurück in das Dorf seiner Kindheit und Jugend. Hier hatte er einst bei seinem Vater die Sommerferien verbracht. Jetzt sucht er nach einem Unfall Zuflucht in der kleinen Gemeinde im Sauerland. Auf einem Weihnachtsmarkt hatte es einen Tumult gegeben, und nicht nur er wurde dabei verletzt, es gab auch einen Toten. Benni erhofft sich in Welsum diesen traumatischen Vorfall verarbeiten zu können, denn aus irgendeinem Grunde fühlt er sich schuldig.

Früher war Benni mit den Geschwistern Hanna, Lea und Gideon befreundet, die zu einer strengen Brüdergemeinde gehören, genau wie Klaus, sein Vater.

In wechselnden Perspektiven erfahren wir von Benni, dem die Freundin vor die Türe gesetzt hat und dem Benni seiner Kinder- und Jugendzeit. Mit Gideon macht Benni seine ersten sexuellen Erfahrungen, was sowas wie eine Todsünde ist, dafür muss man ihn Gesundbeten, später verliebt er sich in Hanna, die unter tragischen Umständen ums Leben kommt. Beide Perspektiven empfand ich als sehr bedrückend.

Die Menschen in Welsum leben nach strengen Regeln. Fernseher sind verboten und ein Walkman, den Benni liebt, ist fast so schlimm wie ein Fernseher. Er hört gerne Musik. Gideon sagt zu Benni: ‚Du weißt, dass man davon süchtig werden kann.‘ Die sonntäglichen Versammlungen erinnern an eine bekannte Sekte.

Zitat: Nach dem Lied kam die Stille, in der die Brüder darauf warteten, dass der heilige Geist einen von ihnen berührt. Es gab keine Priester. Jeder Mann durfte aufstehen und predigen und beten, wenn sich in ihm Gottes Wort regt. Die Frauen durften zuhören.

Die Autorin schreibt sehr lebendig. Man befindet sich mitten im Geschehen, in der Enge dieser kleinen Gemeinde, fühlt sich erdrückt von der Schuld, die allgegenwärtig ist. Die fremdenfeindlichen und menschenverachtenden Gedanken machen sprachlos und vor allem diese Gewaltbereitschaft, sogar gegen eigene Familienangehörige. Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet, aber dennoch unsympathisch. Da war nicht einer, mit dem ich warm werden konnte. Frau Gothel vielleicht, sie zeigt auch mal eine menschliche Seite. Besonders Lea konnte einem Angstmachen. Scheinbar die perfekte Mutter, fit in den sozialen Medien und tief im Glauben verankert, präsentierte sie oft lächelnd ihre dunkle Seite.

‚Ich bin als Kind auch in der Kirche gewesen‘, sagt Lolli, ‚aber das war ganz anders. Da wurde keiner kaputtgemacht.‘ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

„Der rechte Pfad“ hat mich traurig zurückgelassen. Renee, Bennis Mutter, ahnte nicht was sie anrichtete, in dem sie ihren Jungen in den Ferien zu Klaus, seinem Vater schickte. In Welsum wurde die Angst ins Herz gepflanzt. Schon der Vater hatte Panikattacken. ‚Und über allem hängt die Schuld, die einem eingeredet wird.‘

Fazit: Ein gutgeschriebener, fesselnder Roman, der einem in seiner Destruktivität zwingt, weiterzulesen, der zum Nachdenken anregt, der aber auch traurig macht.



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