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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2024

Wo kommt der Titel her?

Du wirst an dem Tag erwachsen, an dem du deinen Eltern verzeihst
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Der Roman setzt sich aus einer Ansammlung von Briefen zusammen, welche eine Familie sich unter einander schreibt. Grundsätzlich geht es um den 40-jährigen Mann Boris, der seine Familie sieben Jahre ignoriert ...

Der Roman setzt sich aus einer Ansammlung von Briefen zusammen, welche eine Familie sich unter einander schreibt. Grundsätzlich geht es um den 40-jährigen Mann Boris, der seine Familie sieben Jahre ignoriert hat und sich nun - auf Grund therapeutischen Rats - wieder an diese wendet, um aus zusprechen, was ihn in seiner Kindheit sowie Jugend belastet hat. Dies löst dann eineFlut von Briefen aus, in denen es um Erziehungsfehler, Familiengeheimnisse und gesundheitliche Probleme geht. Übergeordnet stellt sich der Roman die Frage, ob wir prädispotiniert sind die Fehler unserer Eltern zu wieder holen und erörtert, ob Vergebung sowie ein Neuanfang so spät noch möglich sind.

Insgesamt haben mir die Idee sowie die Hauptaussagen im Roman sehr gefallen. Besonders die Mehrperspektivität ist dem Autor gelungen: Jeder Brief vermittelt andere Emotionen und zeigt einen anderen Schreibstill. Insgesamt gibt es 12 Personen, die sich in Briefform austauschen. Um den Überblick zu behalten, wer mit wem inwiefern verwandt ist, gibt es am Ende des Buches einen sehr hilfreichen Stammbaum der Familie.

Allerdings hat der Autor sich an einigen Stellen in unnötigem Drama verloren, was dann die Hauptbotschaft des Romans in den Hintergrund gerückt hat. Dies war besonders schwerwiegend, da das Buch sowieso nur 200 Seiten hat, womit ein wesentlicher Anteil des Romans mit unnützem Inhalt beschlagnahmt worden ist. Zudem zitiert der Autor an einigen Stellen Sätze andere Autoren. Dies ist nicht unbedingt schlecht, allerdings wirkte es so, als würde Salem selbst nicht in der Lage sein selber solch expressive und bedeutsame Worte zu finden.

Alles in allem hatte der Roman sehr viel Potenzial, welches sich auf Grund von künstlich geschaffenem Drama nicht voll entfalten konnte. Der Titel „Du wirst an dem Tag erwachsen, an dem du deinen Eltern verzeihst“ spielt also keine so große Rolle wie eigentlich vom Verlag propagiert wird, was ich als schade empfinde.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Das längste, unnütze Buch

Der längste, strahlendste Tag
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Wo fange ich an?

Zuerst einmal möchte ich mich auf den Schreibstil beziehen: Zu Beginn des Werkes schafft es Myers zunächst, die Natur durch seine Beschreibungen zum Leben zu erwecken und somit eine melancholisch-bedeutungsschwere ...

Wo fange ich an?

Zuerst einmal möchte ich mich auf den Schreibstil beziehen: Zu Beginn des Werkes schafft es Myers zunächst, die Natur durch seine Beschreibungen zum Leben zu erwecken und somit eine melancholisch-bedeutungsschwere Stimmung zu erzeugen. Dies verliert sich bedauerlicherweise aber nach den ersten 50 Seiten und weicht im Rest der Kurzgeschichten einer kühlen, knappen Erzählweise, die das Lesen eher mühsam werden lässt.

Ziel des Autors war wohl, seine Leser:innen, durch seine Geschichten einen Prozess des Nachdenkens und Reflektierens anzustoßen. Dies ist aber nur sehr vereinzelt gelungen. Vielmehr reihen sich in dem Buch austauschbare Erzählungen aneinander, ohne bei mir den gewünschten Effekt zu erzeugen. Dabei widerspricht die Reihenfolge der Geschichten jedweder Logik und scheint eher willkürlich. So kann ich in der Reihenfolge der Geschichten kein wirkliches Ordnungsprinzip erkennen.
Zudem fand ich eine Erzählung inhaltlich kritisch: Es geht darin um eine Figur, die ohne Kontext, Blackfacing betreibt, was vom Autor mit den Worten, der Charakter täte dies auch mit anderen Hautfarben, erklärt wird. Das ist aber dennoch ein schwieriger Ansatz, auf Grund der gesellschaftlich-geschichtlichen Bedeutung, die dieses mit sich bringt. In dem Punkt hätte ich mir eine stärkere Sensibilität seitens des Autors gewünscht. 

Insgesamt hat mich das Buch sehr enttäuscht, und ich rate vom Kauf ab. 

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Der Brief

Brief an den Vater
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Zuerst einmal möchte ich hervorheben, was für einen einzigartigen Schreibstil Kafka hatte, und wie künstlerisch er mit der Sprache umzugehen vermochte. Der Brief war bewegend, raffiniert und galant formuliert. ...

Zuerst einmal möchte ich hervorheben, was für einen einzigartigen Schreibstil Kafka hatte, und wie künstlerisch er mit der Sprache umzugehen vermochte. Der Brief war bewegend, raffiniert und galant formuliert. Anfangs musste man sich an die alte Schreibweise, und die damit zusammenhängende - teilweise ungewöhnliche - Wortwahl gewöhnen, nach ca. 10 Seiten hatte man dann aber auch keinerlei Probleme mehr damit.


Das ist jetzt aber nicht mein Kritikpunkt. Eher gefiel mir die Umsetzung seitens des Verlages nicht. So hätten Absätze dem Text nicht geschadet, vielmehr hätten sie diesen eher übersichtlicher gestaltet. Denn so, musste man die ganze Zeit einen Finger auf die Zeile legen, welche man gerade las, da man sonst schnell beim Lesen verrutschte. Darüberhinaus gab es immer Anmerkungen zu einigen Textstellen, welche das Verständnis vertiefen sollten. An sich ist dies eine hilfreiche und löbliche Idee: Leider wusste man aber nie, zu welchen Stellen es diese Vertiefungen gab, sodass man öfters unnötig hin und her blätterte, oder teilweise Punkte verpasste.


Letzten Endes gebe ich dem Ganzen noch immer 4,5 Sterne, da schließlich das Schriftwerk als solches im Fokus stehen sollte. Jedoch würde ich eine andere Edition, als die von Reclam, zum Lesen empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

ER RICHTET

Angstrichter (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 4)
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Dies war der erste Band, den ich von dem Autoren gelesen habe, und ich muss sagen, dass ich ziemlich begeistert worden bin. So gelang es Lars Schütz einen spannenden sowie einzigartigen Fall zu entwickeln, ...

Dies war der erste Band, den ich von dem Autoren gelesen habe, und ich muss sagen, dass ich ziemlich begeistert worden bin. So gelang es Lars Schütz einen spannenden sowie einzigartigen Fall zu entwickeln, der voller überraschender Wendungen war und bis kurz vorm Ende unvorhersehbar blieb. Der gesamte Thriller war wahrlich raffiniert ausgearbeitet und der Autor hielt sich nicht mit entsetzlich-blutigen Beschreibungen zurück.

Zudem gefiel mir der mittelalterliche Ansatz sehr: Das Schaurig-Brutale der damaligen Zeit wurde erfolgreich vermittelt, wobei die historischen Fakten gut in den Text integriert waren und diesen sogar noch spannender gestaltet haben.

Allerdings gab es für mich ein Problem im Buch: So entwickelt der männliche Entwickler von einem Moment auf den anderen romantische Gefühle, für eine in den Fall involvierte Frau. Dies kam geradezu abrupt und wirkte so, als hätte Schütz sich erst bei der Hälfte der Lektüre spontan dafür entschieden diese entstehen zulassen.

Ansonsten handelt es sich aber um einen tollen Thriller, den ich allen ans Herz legen kann, die Spannung lieben und Fans von Autoren wie Chris Carter sind.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Blutbuch der Blutbuche

Blutbuch
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Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich der Roman positiv überrascht hat damit, wie modern und inklusiv er geschrieben ist. Anfangs waren einige der „Ersatzworte“ - beispielsweise „jemensch“ statt „jemand“ ...

Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich der Roman positiv überrascht hat damit, wie modern und inklusiv er geschrieben ist. Anfangs waren einige der „Ersatzworte“ - beispielsweise „jemensch“ statt „jemand“ - sehr ungewohnt zu lesen. Mit der Zeit hat sich das dann aber gelegt.

Die Sprache ist etwas, dass ich in dem Buch sehr stark hervorheben muss: So legt di:er Autor.in eine starke sprachliche Versiertheit an den Tag, und reißt einen mit sprachlichen Mitteln in die Geschichte hinein. Zu dem gefiel mir sehr, wie mit der Sprache gespielt worden ist: Man hat unterschiedliche Sprachen miteinander verbunden, wobei gewaltige sprachliche Bilder entstanden sind (z.B. „Meer“ für „Mutter“).

Darüberhinaus gefiel mir der Hauptinhalt des Romans sehr, dieser hatte, durch die künstlerisch-expressionistische Schreibung und die unkonventionellen Ansätze der Storyline, etwas sehr Neues und aufregendes an sich.

Jedoch hatte ich beim Lesen auch einen Punkt, welcher mich sehr störte. Und zwar gab es teilweise einige Sexszenen, die beim Lesen sehr misslich waren. Um ein Beispiel zu nennen:

„Ich wollte die Namen meiner Gefickten nicht wissen, aber ich zählte sie und ließ sie mir alle paar Monate auf meinen […] Arsch tätowieren […] die Samenbank des europäischen Hodenrudels säte sich unter meine Haut.“ (S. 124).

Hätte der inhaltliche Fokus nur darauf basieren, würde ich dem Ganzen nur einen Stern geben. Daher, dass dies aber nur ein kleiner Teil im Buch ist (ca. 1/20 dessen), gebe ich dem Roman noch immer vier Sterne.

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