Cover-Bild Mein Name ist Estela
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 19.02.2024
  • ISBN: 9783446277274
Alia Trabucco Zerán

Mein Name ist Estela

Roman
Benjamin Loy (Übersetzer)

»Wer Estela zuhört, wird ihre Stimme nicht mehr vergessen. Ein Roman, der aufrüttelt wie kein zweiter.« (Mareike Fallwickl)

Das Mädchen ist tot, die Haushälterin wird vernommen. Zum ersten Mal hören alle Estela zu. Szene um Szene offenbart sie ein schwindelerregendes Kammerspiel unüberbrückbarer Klassenunterschiede.
Sieben Jahre hat Estela im Haus der fremden Familie gelebt, hat tagein, tagaus für sie gesorgt. Die karierte Schürze ist zu einer zweiten Haut geworden, die dünnen Wände ihres Zimmers sind immer näher gerückt. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene des Hauses: Im leeren Blick des Mädchens sieht Estela ihre eigene Einsamkeit gespiegelt. Jeder Versuch von Intimität zwischen Angestellter und Kind zerschellt an der ehrgeizigen Mutter und dem autoritären Vater, an der Brutalität der Verhältnisse. Auf engstem Raum ringen vier Menschen ums Überleben und rasen doch unausweichlich auf eine Katastrophe zu.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2024

Estelas Schürze

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Die chilenische Schriftstellerin Alia Trabucco Zerán hat mit ‚Mein Name ist Estela‘ einen erschütternden Roman über die Klassenunterschiede in ihrem Land geschrieben.

Estela lebt sieben Jahre bei einer ...



Die chilenische Schriftstellerin Alia Trabucco Zerán hat mit ‚Mein Name ist Estela‘ einen erschütternden Roman über die Klassenunterschiede in ihrem Land geschrieben.

Estela lebt sieben Jahre bei einer Familie in einem winzigen Hinterzimmer als Hausmädchen und gehört doch nicht zur Familie. Sie bleibt unsichtbar, wird nicht wahrgenommen und doch hat sie zu funktionieren, nicht weniger und nicht mehr wird von ihr erwartet. Ihre karierte Schürze wird ihr zur zweiten Haut. Julia, die Tochter des Paares, kommt eine Woche nach Estelas Ankunft auf die Welt und wird der mit Kindern unerfahrenen Estela in den Arm gedrückt. Kein Wunder, dass das erste Wort des Kindes Nana ist. Was die Mutter missfällt. Ihrem Mann berichtet die Dame des Hauses das erste Wort wäre Mama gewesen.

Estela erzählt ihre Geschichte. Sie sitzt in einem Verhörraum und redet mit den Wänden, froh darüber, endlich eine Stimme zu haben auch wenn ihr niemand antwortet. Hört ihr überhaupt jemand zu? Egal. Sie beginnt ihre Erzählung von den Rändern aus, bevor sie sich dem Kern der Geschichte nähert. Sie berichtet von ihren Aufgaben, von alltäglichen Dingen, die sie in diesem Haushalt erledigen muss. Beinahe emotionslos berichtet sie, dann wieder schweift sie stark ab.

Gerade diese roboterhafte Emotionslosigkeit hat mich an dieser Geschichte sehr gestört. Okay, ein paar Mal rebelliert Estela ganz leise, hat einige wenige Hassanfälle, die sie jedoch sofort im Keim erstickt. Ich bin der Hauptprotagonistin nicht nahegekommen. Ich spürte ihre Einsamkeit, die eigentlich kaum auszuhalten war. Ich frage mich, warum hat sie nicht wenigstens ihre freien Tage mit anderen Menschen verbracht, ist der Kälte ihrer Arbeitgeber wenigstens für Stunden entflohen? Mir blieb Estela bis zum Schluss ein Rätsel. Ihre Arbeitgeber sind beide vom Ehrgeiz zerfressen. Alles muss perfekt sein. Und natürlich muss auch Julia ein perfektes Kind sein. Sie rennen gegen die Zeit an. Besonders der Herr des Hauses, er ist Doktor an einer Klinik, ist besessen von der Zeit. Jeden Morgen verlässt er das Haus mit dem Satz: Wieder ein neuer Arbeitstag. Er hasst seine Kollegen, die Krankenschwestern, jeden einzelnen Patienten. Na ja, vielleicht sind diese Menschen einfach nicht perfekt! Und Julia? Ja, sie ist das Kind ihrer Eltern. Sie konnte einem im Grunde nur leidtun.

Die Autorin schreibt beklemmend dicht und nah am Leben. Mich hat das Buch verstört zurückgelassen. Ich mochte es nicht und doch hat es mich beschäftigt. Vielleicht war genau das der Sinn dahinter? Und deshalb, nach langem Abwägen, doch eine Vier-Sterne-Bewertung. Dennoch würde ich es nicht noch einmal lesen.


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Veröffentlicht am 26.02.2024

Ein subtiler Roman mit einigen Schwächen

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Unsere Protagonistin, Estela, schildert aus ihrer Sicht, wie es zum Tod des kleinen Mädchens gekommen war, auf das sie jahrelang aufgepasst hatte. Hierzu holt sie aus, bis in ihre Kindheit in Chile zurück.
Auf ...

Unsere Protagonistin, Estela, schildert aus ihrer Sicht, wie es zum Tod des kleinen Mädchens gekommen war, auf das sie jahrelang aufgepasst hatte. Hierzu holt sie aus, bis in ihre Kindheit in Chile zurück.
Auf subtile Weise wird beschrieben, wie mit der Hausangestellten umgegangen wird und welche Stellung sie im Hause ihrer Herrschaften hat. Die Distanz zwischen den Herrschaften und der Angestellten ist sofort spürbar, insbesondere auch, weil Estela ausschließlich von dem namenlosen Señor, seiner Señora und dem Mädchen spricht. Durchdacht, plakativ und besonders! Es geht in diesem Roman auch um, und das dürfte keine Überraschung sein, Macht. Natürlich sitzen die Herrschaften am längeren Hebel, mag man denken, aber Estela ist trotzdem die einzige Person, die namentlich benannt wird und schlussendlich mehr weiß und mehr zu erzählen hat, als der Señor und seine Señora. Der Klassenunterschied wird sehr deutlich aufgezeigt. Und erst nachdem etwas Schlimmes passiert ist, bekommt die sehr wahrscheinlich ausgenutzte Hausangestellte eine Stimme, was sehr symbolträchtig wirkt.
Insgesamt ein lesenswerter Roman. Allerdings ziehe ich einen Stern ab, weil es einen Handlungsstrang gibt, den ich für mehr als überflüssig und überpräsent gehalten habe. Und warum muss mittlerweile in jedem neuerschienenen Roman das Wort f***** vorkommen? Soll es moderner wirken? Aktueller? Ich habe dafür wenig Verständnis und finde es nervig.

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