Cover-Bild Jahrhundertsommer
(3)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 18.05.2023
  • ISBN: 9783423283458
Alice Grünfelder

Jahrhundertsommer

Roman | Ein beeindruckendes Frauenschicksal, eine mitreißende Familiengeschichte

Ein Dorf ist ein Dorf ist ein Dorf ... ist ein Fluch.

Ein beeindruckendes Frauenschicksal, eine mitreißende Familiengeschichte.

  • Für Leser von Dörte Hansen, Daniela Krien, Ute Mank
  • Eine eindrucksvolle Familiengeschichte und ein Zeitpanorama der deutschen Geschichte von den 1960er-Jahren bis zur Jahrtausendwende
  • Eine Frau zwischen sozialer Ächtung und dem Streben nach Selbstbestimmung

Murrheim, 60er-Jahre: Als Magdas Mann sie wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen. Denn in ihrem Baden-Württembergischen Heimatort ist sie die einzige geschiedene Frau weit und breit. Das bringt sie nicht nur in finanzielle Nöte, auch ein gesellschaftliches Leben ist kaum mehr möglich, ihre Tochter Ursula wird in der Schule gehänselt. Doch Magda ist entschlossen, nicht aufzugeben, sie geht Putzen, nimmt jeden Job an. Auf einem Dorffest lernt sie einen amerikanischen Soldaten kennen, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbringt. Unvergesslich auch deshalb, weil er eines Tages einfach verschwunden und Magda schwanger ist. Das ohnehin schwierige Verhältnis zu Tochter Ursula, die inzwischen selbst ein Kind hat, wird immer problematischer. Magda bekommt ihre Tochter Ellen und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Zwar gibt sie trotz der widrigen Umstände nicht so schnell auf und stellt sich durchaus den Herausforderungen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit. Doch als ihr Leben wieder einmal an einem Tiefpunkt angelangt ist, hat Enkel Viktor eine zwielichtige Geschäftsidee: Endlich scheint Magda ein Leben in Glück zum Greifen nah.

Alice Grünfelder zeigt eindrucksvoll und schnörkellos die Kehrseite des Dorfidylls: Eine Frau zwischen Ächtung und dem Streben nach Selbstbestimmung

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2023

Besticht durch einen ungewöhnlichen Schreibstil

0

Magdas Mann verlässt sie wegen einer Jüngeren, ein Skandal und eine gesellschaftliche Schande im Murrheim der 60er Jahre, wo die Welt noch in Ordnung ist. Allein im Elternhaus mit zwei Kindern, geschnitten ...

Magdas Mann verlässt sie wegen einer Jüngeren, ein Skandal und eine gesellschaftliche Schande im Murrheim der 60er Jahre, wo die Welt noch in Ordnung ist. Allein im Elternhaus mit zwei Kindern, geschnitten und ausgegrenzt, lässt sich Magda überreden, zum Tanz zu gehen und lernt dort den amerikanischen Soldaten John kennen, mit dem sie einen Sommer lang ihre Zeit verbringt. Doch gerade, als sich alles zum Guten wendet, schlägt das Schicksal wieder zu und es passiert etwas, das sich auf die nachfolgenden Generationen überträgt.

„Das kannte Magda gut, nein, kannte sie doch nicht, denn sie war immer anders hingefallen und jedes Mal anders wieder hochgekommen. Das Leben, immer wollte es was von ihr. Als reichte es nicht, dass da einfach jemand vor sich hinlebte, das passte dem Leben an Magda wohl nicht.“ (Seite 282)

Dieses Zitat ist bezeichnend für das Leben von Magda, für das ihrer Kinder und Enkel trifft diese Aussage allerdings ebenfalls zu. Über vierzig Jahre lang durfte ich den Werdegang der Familie begleiten, alle Höhen und Tiefen, von letzteren gab es erschreckend viele, miterleben. Begonnen hatte alles an dem Tag, als Magdas Mann sie und ihre Kinder für eine Jüngere verließ, was in einem Dorf der 60er Jahre ein ausgemachter Skandal war, schließlich war Magda schuld daran, weil sie ihren Mann nicht halten konnte. Verkehrte Welt.

Jedes Kapitel widmete sich einem anderen Familienmitglied und es war unglaublich spannend, verfolgen zu dürfen, wie sie ihr Leben meistern, scheitern und aufstehen, um dann festzustellen, dass das Glück sich einfach nicht festhalten lassen will. Das Auf und Ab, die Schicksalsschläge, die kleinen Wunder und das große Pech, trotzdem hätte ich die Wendung nicht erwartet, die das Buch letztendlich nimmt. Dies war fast skurril, wenn es nicht so tragisch wäre, selten wurde ich so gut unterhalten, wie es hier der Fall gewesen ist. Dazu noch der ungewöhnliche Schreibstil; Sätze, die unvollendet, aber deswegen nicht weniger aussagekräftig geblieben sind. Für mich ein weiteres Highlight dieses Jahr, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.06.2023

Keine Chance

1

JAHRHUNDERTSOMMER
Alice Grünfelder

Murrheim, Schwabenländle in den 60-Jahren:
Als Magda und ihre zwei Kinder vom „Alten“ verlassen werden, wird Magda vom Dorf als Aussätzige erklärt. Nicht nur hinter ...

JAHRHUNDERTSOMMER
Alice Grünfelder

Murrheim, Schwabenländle in den 60-Jahren:
Als Magda und ihre zwei Kinder vom „Alten“ verlassen werden, wird Magda vom Dorf als Aussätzige erklärt. Nicht nur hinter dem Rücken redet man über sie, nein, man ignoriert Magda, dreht den Kopf weg, anstatt zu grüßen, bedient sie im Laden als Letzte und Tochter Ursula wird in der Schule gehänselt.
Ohne Geld schlägt sich Magda durch: Putzt, züchtet Gemüse, das sie auf dem Markt im Nachbarort verkauft und versucht sich nicht unterkriegen zu lassen.
Als sie Jahre später mit dem amerikanischen stationierten Soldaten John eine Affäre beginnt, versucht sie, um das Gerede der Nachbarn nicht noch anzuheizen, dieses Verhältnis geheimzuhalten. Gemeinsam erleben sie einen traumhaften Sommer. Doch als John nach Vietnam versetzt wird und Murrheim, ohne sich zu verabschieden über Nacht verlässt, stellt sie kurze Zeit später fest, dass sie erneut schwanger ist.

Es ist die Geschichte einer Familie, die nie wirklich eine Chance in der Gesellschaft bekommen hat.

Ich musste mich zu Beginn an den etwas sperrigen Schreibstil, der hier perfekt passt, gewöhnen. Als ich dann ins Buch fand, wollte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Eine tolle Geschichte, die in der Zeit spielt, als man(n und auf keinen Fall Frau) sich nicht scheiden ließ, egal was in der Ehe passierte und die Frau in die Küche gehörte.

Über den Titel „Jahrhundertsommer" musste ich etwas nachdenken, um zu erkennen, dass Magda in ihrem Leben eben nur eine kurze, glückliche Zeit hatte - und das war der Sommer mit John, ihr Jahrhundertsommer. Ein wirklich gutes Buch und eine große Leseempfehlung von mir.
4½/ 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2023

Authentisches 60er-Jahre-Gefühl

0

Die Hauptperson in Alice Grünfelders Roman „Jahrhundertsommer“ ist Magda. Die Geschichte beginnt etwa da, als Magda vierzig ist und geht über weitere vierzig Jahre und endet in Magdas achtzigstem Lebensjahr. ...

Die Hauptperson in Alice Grünfelders Roman „Jahrhundertsommer“ ist Magda. Die Geschichte beginnt etwa da, als Magda vierzig ist und geht über weitere vierzig Jahre und endet in Magdas achtzigstem Lebensjahr. Am Anfang unserer Geschichte hat sie schon zwei Kinder: Jürgen und Ursula. Von Jürgen ist aber wenig die Rede, er zieht weg aus dem Dorf und lässt sich nur noch selten blicken. Deshalb bekommt er auch keine Kapitelüberschrift. Magdas „Alter“ verlässt sie für eine Jüngere und obwohl das Fehlverhalten eindeutig auf seiner Seite liegt, muss sie dafür büßen. Im konservativen Dorf Murrheim (ja, hier ist konservativ mal negativ gemeint) wird sie dafür gemieden und geächtet. Noch schlimmer wird’s, als sich Magda mit einem amerikanischen Soldaten einlässt und ein uneheliches Mädchen bekommt: Ellen. John Miller, der Lover, ist da schon über alle Berge.

Magdas Tochter Ursula wird auch früh schwanger, hat aber das zweifelhafte Glück, dass der Erzeuger sie heiratet. Die Ehe ist aber keineswegs glücklich. Das Paar bekommt drei Kinder, aber nur Viktor spielt hier eine Rolle.

Zwar hatte ich mir dieses Buch ganz anders vorgestellt, so als erotische Sommerromanze, bin aber keineswegs enttäuscht, denn AG versteht es hervorragend, den Leser bei der Stange zu halten. Ich habe nur zwölf Tage dafür gebraucht und war keineswegs gelangweilt. Obwohl das Buch eine echte Minuslektüre ist, denn die Protagonisten kommen (fast) nie auf einen grünen Zweig. Auch nicht im Ausland, denn Ellen geht nach Frankreich und später in die Schweiz. Am Ende ist es dann doch wieder Murrheim, auch für Ellen. Die Familienmitglieder sind überaus kreativ und lassen sich alles Mögliche einfallen, um Geld zu verdienen, doch es reicht nie. Bis Viktor eine Idee hat …

AGs Schreibstil ist sehr ungewöhnlich und doch überaus lesbar. So verschluckt sie oft Satzenden, dennoch weiß man immer, was gemeint ist. Beispiel: "Als sie ausstieg, tat sie es schnell, schloss die Autotür leise, damit die Nachbarn." (S. 27) Die Kapitelüberschriften wechseln zwischen Magda, Ursula, Ellen & Viktor. Einen kleinen Logikfehler habe ich entdeckt auf Seite 237. Da geht es um die Zimmer im oberen Stock von Magdas Haus, die nicht leer standen, seit Ursula ausgezogen war, sondern die Magda an ausländische Männer vermietete, um zusätzliches Geld zu verdienen. Nicht nur so setzte sie sich auch über den Dorftratsch hinweg. AG fängt das jeweilige Zeitgefühl brillant ein und alles passt, von Avon bis Nagelstudio.

Fazit: Ich habe „Jahrhundertsommer“ sehr gern gelesen, hatte zwar was anderes erwartet, bin aber nicht enttäuscht. Eine Familiengeschichte, die zwar den Protagonisten viel abverlangt, aber immer wieder mit unerwarteten Wendungen überraschen kann. Vier Sterne ****

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere