Cover-Bild Harz
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10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 08.07.2019
  • ISBN: 9783442715534
Ane Riel

Harz

Thriller
Julia Gschwilm (Übersetzer)

Liv ist seit dem sechsten Lebensjahr tot, ertrunken in der Brandung. Das zumindest lässt ihr Vater Jens die Behörden glauben. Jens ist ein krankhafter Sammler, getrieben von der Angst, seine einzige Tochter zu verlieren. Und so lebt Liv in der Einsamkeit eines Containers hinter dem Hof, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen und in Harz konservierten Tieren – ein sorgsam von der Außenwelt abgeschirmtes Leben, ein Leben in der Falle. Meisterhaft erzählt Ane Riel von einer scheinbar verkehrten Welt, in der aus Liebe Obsession wird und aus dem Wunsch nach Sicherheit tödliche Gefahr.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2019

Wenn Liebe zur Obsession wird.

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Beschreibung:
Eigentlich wächst Liv wohlbehütet auf einem abgelegenen Hof im Schoße ihrer Familie auf. Doch Jens Haarder, ihr Vater, leidet sehr unter seiner Vergangenheit. Mit jedem Jahr sammelt er mehr ...

Beschreibung:


Eigentlich wächst Liv wohlbehütet auf einem abgelegenen Hof im Schoße ihrer Familie auf. Doch Jens Haarder, ihr Vater, leidet sehr unter seiner Vergangenheit. Mit jedem Jahr sammelt er mehr und mehr "Dinge". Seine größte Sorge ist es, seine Tochter zu verlieren. Deswegen beschließt er, dass es besser sei, wenn Liv bei einem Unfall auf dem Meer ums Leben kommt. Offiziell lässt er sei für tot erklären, während sie jedoch weiterhin bei der Familie in einem Container lebt - abgeschieden und sorgsam vor der Außenwelt abgeschirmt.

Meinung:


Ich spar es mir jetzt darüber zu sinnieren, ob es ein Thriller war oder nicht, denn ein reines Drama ist es definitiv auch nicht. Mehr als dieses Genre-Wirrwarr, ärgert mich wieder dieser Klappentext, denn so manche Dinge daraus suche ich heute noch. Das es sich bei der Geschichte um ein unterschwelliges Familiendrama handelte, wusste ich zuvor schon aus einer anderen Rezension und genau das war es auch, was mich an dem Buch sehr interessierte, denn aus dieser las ich heraus, dass es sich bei dem Buch um die Geschichte einer Familie handelt, die nicht so ganz der gesellschaftlichen Norm entspricht. Wer möchte sowas denn bitte nicht lesen?

Wie der Verlag schon auf der Buchseite wirbt, erzählt Ane Riel, diese Geschichte, über eine verkehrte Welt, in der Liebe Obsession wird, ganz meisterhaft. Obwohl das Werk nur knapp 300 Seiten umfasst, schafft es die Autorin einem Bilder in den Kopf zu pflanzen, die man da wahrlich nicht haben möchte. Doch es gibt auch schöne Seiten, denn der Ort, an dem die Haaders leben, war nicht immer voller Dinge. Dort gibt es Wald, Meer, Tiere, und einst war dort auch Platz für Liebe - die Liebe zur Natur, die man förmlich spüren konnte.

Erzählt wird die Geschichte der Familie Haarder zum einen direkt aus der Sicht der kleinen Liv und zum anderen aus Sicht der dritten Person. Sehr befremdlich sind vor allem die Erzählungen des Mädchens, da sie gefühlt oftmals so falsch und weltfremd sind. Auf der anderen Seite sind gewisse Ansichten sogar schlüssig, besonders wenn man das Umfeld und die Gesamtsituation bedenkt. Die Kapitel aus Sicht der dritten Person drehen sich meist um die Kindheit und Geschichte von Jens Haarder, seiner Familie und deren Leben auf der Halbinsel "Kopf". Gerade diese Kapitel geben die Basis für das landschaftliche Idyll - oder eben für das was später einmal daraus wird.

Dieses Buch hat mich mit so vielen Empfindungen zurück gelassen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Selbst beim Lesen war es eine reine Achterbahnfahrt. Gerade durch unsere Leserunde war es interessant, da immer mal wieder ein anderer Blickwinkel geboten wurde. Der eine sprach von Ignoranz, während der nächste einwarf, dass es mit Frust oder Schuldgefühlen zusammen hängen könnte. Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig und es bleibt massig Platz für Interpretationen. Dennoch ist er wirklich erschüttert, was dies mit Menschen anstellen kann.

Fazit:


Ein ganz anderer Thriller über das Schicksal einer Familie, die in ihrer ganz eigenen Welt lebt.

Veröffentlicht am 24.08.2019

Fantastisch!

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Dieses doch sehr ungewöhnliche Buch mit seinen insgesamt knapp 300 Seiten ist insgesamt fix gelesen, der Schreibstil ist leicht und verständlich und gefällt.

Was diesen Thriller so besonders macht, sind ...

Dieses doch sehr ungewöhnliche Buch mit seinen insgesamt knapp 300 Seiten ist insgesamt fix gelesen, der Schreibstil ist leicht und verständlich und gefällt.

Was diesen Thriller so besonders macht, sind die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen wir lesen.

Wir lesen von der 6-jährigen Liv, ihrer Mutter Maria und ihrem Vater Jens. Liv kennt nur die Abgeschiedenheit am Ende der Insel, auf der sie leben. Da sie nichts anderes kennt, findet sie nichts ungewöhnliches an dem Leben, wie sie es führt. Sie findet es auch nicht merkwürdig, dass sie von ihrem Vater beigebracht bekommt, wie ein Kaninchen gehäutet wird. Sie findet es sehr spannend, was da noch so alles im Kaninchen ist. Wir lesen auch aus der Sicht von Maria und Jens, sie handeln in keiner bösen Absicht, in dem sie ihre Tochter Liv bei der Polizei als vermisst melden und sie dann für tot erklärt wird. Die Eltern wollen ihre Tochter einfach nur schützen, damit sie ihr Leben weiter so führen, wie sie es kennt und liebt und nicht zur Schule gehen muss.

Insgesamt ein sehr fesselndes und faszinierendes Familiendrama.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Beklemmend und verstörend

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Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick ...

Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick und kommt seit langem nicht mehr aus dem Bett heraus, sie kann auch nicht mehr sprechen. Ihr Vater schottet sich und seine Familie völlig von der Umwelt ab. So lebt Liv ein sorgsam abgeschirmtes Leben, nur in der Begleitung ihres Vaters und ihrer Mutter sowie der vielen angesammelten Dinge in Haus und Hof sowie einiger in Harz konservierter Tiere.

Es ist eine beklemmend verkehrte Welt, die vorwiegend aus Livs Sichtweise erzählt wird, eines Kindes, das diese verkehrte Welt als völlig normal erlebt. Aber auch die Erwachsenen dieser kleinen, begrenzten Welt dürfen zu Wort kommen – und trotz leichter Zweifel der Mutter gilt diese Sichtweise für die gesamte Kleinfamilie Haarder. Dies wird so meisterhaft und konsequent beschrieben, dass diese Beklemmung mit jeder Seite, die der Leser umblättert, noch mehr spürbar wird. Aber gleichzeitig sind die Innenansichten der Protagonisten völlig nachvollziehbar. Ganz zu Recht hat die Autorin Ane Riel für dieses Buch mehrere Literaturpreise gewonnen. Am Schluss dieser Geschichte musste ich erstmal tief durchatmen, um wieder aus der Beklemmung dieses Buches aufzutauchen.

Dieses Buch als Thriller einzuordnen fällt schwer. Es ist eher das Psychogramm eines gestörten Familienverbundes, und mit diesem Etikett wird jeder Leser genau das erhalten, was er sich von dieser Geschichte erwartet. Für dieses Buch vergebe ich sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle es unbedingt weiter.

Veröffentlicht am 07.08.2019

Verstörend

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In „Harz“ erzählt Ane Riel die tragische Geschichte über das Leben von Liv und ihrer Familie. Jens Harder, Livs Vater, leidet an starken Verlustängsten, die das Leben der ganzen Familie so sehr prägen, ...

In „Harz“ erzählt Ane Riel die tragische Geschichte über das Leben von Liv und ihrer Familie. Jens Harder, Livs Vater, leidet an starken Verlustängsten, die das Leben der ganzen Familie so sehr prägen, dass Liv schließlich für tot erklärt und versteckt gehalten wird. Die Familie lebt isoliert und nach ihren eigenen, völlig realitätsfernen Regeln. Was für Außenstehende mehr als verstörend erscheinen mag, bedeutet für Liv Normalität und Sicherheit.

„Harz“ ist für mich kein typischer Thriller - die Handlung läuft relativ ruhig dahin, ist aber dennoch voller subtiler Spannung sowie einiger großartigen Gänsehaut-Momente.
Ich hätte mir insgesamt einen größeren Spannungsbogen gewünscht, kann das Buch aber dennoch empfehlen!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Beklemmend

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Bin ich nach dem Klappentext davon ausgegangen, dass es hier um Liv geht, so empfinde ich das nach dem Lesen anders. Der Protagonist ist Jens, Livs Vater. Auch wenn es oft nicht direkt um ihn geht, schwingt ...

Bin ich nach dem Klappentext davon ausgegangen, dass es hier um Liv geht, so empfinde ich das nach dem Lesen anders. Der Protagonist ist Jens, Livs Vater. Auch wenn es oft nicht direkt um ihn geht, schwingt doch immer viel zwischen den Zeilen mit. Auch handelt es sich hier nicht um einen typischen Thriller – das Grausame liegt tiefer verwurzelt, als ein Mord es könnte.

„Was seine wirklichen Söhne betraf, hatte er das Glück, seine Liebe und sein Wissen mit ihnen teilen zu können: Jens liebte den Wald mit dem Herzen, Mogens mit dem Verstand. Anders ausgedrückt bekam Jens einen Kloß im Hals, wenn er sah, wie ein Baum gefällt wurde, während Mogens eifrig den Preis berechnete, den er wert war.“ (Zitat S. 23)

Jens ist ein sehr emotionaler Mensch. Er hängt sein Herz schnell an Dinge und hat Angst, diese wieder zu verlieren. Über die Jahre entwickelt er das Messie-Syndrom, dessen wahres Ausmaß erst im Verlauf der Geschichte zum Tragen kommt. In Rückblenden erfährt der Leser, wie es dazu kam. Eigentlich ist er ein ganz normaler Mann – er hatte eine Kindheit in der Natur, hat seine Traumfrau kennen gelernt und eine wunderbare Tochter. Doch je älter er wird, desto mehr zieht er sich von den anderen Dorfbewohnern zurück – zu groß seine Angst, dass man ihm wegen seiner Lebensumstände alles nehmen wird, was ihm noch lieb ist.

„Das Harz hatte etwas gleichzeitig Heilendes, Tötendes und Bewahrendes, das Jens Haarder in seinen Bann zog.“ (Zitat S. 78)

Auch seine Frau merkt, dass ihn etwas umtreibt. Versucht sie anfangs noch, ihn liebevoll in seine Schranken zu weisen, gibt sie irgendwann auf. Doch sie hat nicht die Kraft, Hilfe zu holen – mal ganz davon abgesehen, dass ihr das wie Verrat vorgekommen wäre. So bleibt ihr nur ihre Tochter Liv, die sie umsorgen kann. Liv ist zwischen dem Chaos und den wirren Gedanken ihres Vaters aufgewachsen und liebt ihn bedingungslos. Die meiste Zeit wird die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, sodass klar hervorsticht, dass ihr Vater nur das Beste für sie will und keine bösen Gedanken hegt. Doch nach und nach beginnt Liv, das Verhalten von Jens zu hinterfragen, denn bald erscheinen seine Taten ihr nicht mehr ganz so freundlich.

Zwischen Livs Erzählungen aus der Gegenwart und den Perspektiven von Jens werden kurze Briefe der Mutter an ihre Tochter eingeschoben, was das Ganze noch beklemmender macht. Sie ist in ihrer Hilflosigkeit gefangen und so sehr sie sich auch wünscht, ihre Tochter zu retten, schafft sie es einfach nicht. Anfangs dachte ich, dass es sich weniger um einen Thriller als mehr um ein (Familien)Drama handelt. Doch je weiter die Story voranging, desto beklemmender wurde die Atmosphäre. Das war sicher auch den durch das Chaos klaustrophobischen Räumen geschuldet, die in der skandinavischen Weite die Story abgesteckt haben.

Persönliches Fazit
Eine Story, die sich trotz zähem Beginn rasant entwickelt und mit einigen interessanten Wendungen aufwartet.