Cover-Bild Tod in der Speicherstadt
Band 4 der Reihe "Hauke Sötje"
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14,00
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  • Verlag: Emons Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 17.10.2019
  • ISBN: 9783740806613
Anja Marschall

Tod in der Speicherstadt

Historischer Kriminalroman
Hamburg zu Beginn der Hafenarbeiterstreiks.

Hamburg 1896: Der Sohn des wohlhabenden Kaffeehändlers Bellingrodt wird tot in der Elbe gefunden. Als Kommissar Hauke Sötje den Eltern die traurige Nachricht überbringt, gerät er in ein gefährliches Geflecht aus Macht, Gier und falscher Liebe. Zu allem Überfluss bittet ihn seine Verlobte Sophie, eine vermisste junge Frau und ihr Kind in der Stadt zu finden. Man hatte die beiden zuletzt vor der Villa der Bellingrodts gesehen ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2019

spannender historischer Krimi

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In der Speicherstadt Hamburg wird ein toter Seemann gefunden. Es handelt sich um den ältersten Sohn, Johann, der Familie Bellingrotd's. Dieser war in den Augen des Vaters das schwarze Schaf der Familie. ...

In der Speicherstadt Hamburg wird ein toter Seemann gefunden. Es handelt sich um den ältersten Sohn, Johann, der Familie Bellingrotd's. Dieser war in den Augen des Vaters das schwarze Schaf der Familie. Er hatte ein Verhältnis mit einem Mädchen, dessen Stand nicht der der Familie Bellingrodt entsprach. Kurze Zeit später erfahren die Ermittler Hauke Sötje und Roscher noch mehrere unschöne Detals und es gibt weitere Tote. Sophie Struwe, die Verlobte von Hauke hingegen wird von Amalie Bellingrodt gebeten, die Freundin von Johann zu finden. Sophie ermittelt auf eigene Faust und in eine andere Richtung aber zum Schluß kommen beide Fälle zusammen.

Ein von anfangan spannder und bildhaft geschriebener historischer Krimi. Ich konnte mir die Gegend, die Gebäude und die Wohnverhältnisse sehr gut vorstellen. Es war für mich ein pures Lesevergnügen und daher auch volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Mit Hilfe seiner taffen Verlobten kann der Kieler Kommisar den Fall in der Speicherstadt lösen

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Obwohl dies des erste Buch der Reihe ist, habe ich Hauke und seine Verlobte Sophie sofort ins Herz geschlossen. Beide sind Charaktere, die nach der Gerechtigkeit suchen.

An Nord-Ostsee-Kanal hat Hauke, ...

Obwohl dies des erste Buch der Reihe ist, habe ich Hauke und seine Verlobte Sophie sofort ins Herz geschlossen. Beide sind Charaktere, die nach der Gerechtigkeit suchen.

An Nord-Ostsee-Kanal hat Hauke, der Kieler Kommisar nach einem Brand eine Leiche gefunden. Da das Schiff Kaffee geladen hatte, führte die Spur nach Hamburg in die neu gebauten Speicher. Hier versucht Hauke zu erfahren, wie es möglich ist unverzollten Kaffee zu schmuggeln. Ihm zur Seite steht der Zoll-Anwärter Hans.

Es trifft sich gut, dass die Lehrerin Sophie ebenfalls mit der Familie ihres Dienstherrn nach Hamburg zieht. Da ihre Schülerin Clara bald nach London geht, ist Sophie mit der Organisationen eines riesigen Balls beauftragt.

Bei beiden fällt schnell der Name Bellingroth. Ein neureicher Kaffeehändler, der auf großem Fuß lebt und arrogant seinen Willen durchsetzt. Ist der Tote sein Sohn Johannes, der vor drei Jahren nach Brasilien geschickt wurde?

Sophie macht sich auf die Suche nach Johanns Braut und gerät damit immer wieder in Haukes Ermittlungen.

Mir hat besonders die wundervolle und gut recherchierte Atmosphäre der damaligen Zeit gefallen. Zum einen der Reichtum des Bürgertums, die damit das Sagen in einer Stadt wie Hamburg hatten, denn die Armut der Arbeiter, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzten und doch nicht satt werden.

Zum Anfang jeden Kapitels gibt es eine (Zeitungs)-Nachricht aus dem Jahre 1896, die mir oft zu denken gegeben haben. Manche wirkten durchaus aktuell.

Der Krimi war sehr gut angelegt und spannend. Zudem habe ich viel über den Handel mit Kaffee im damaligen Hamburg erfahren. Ich werde sicher die vergangenen Bücher auch noch lesen.


Veröffentlicht am 16.12.2019

Interessant und spannend zugleich

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"Gebrannter Caffee, hochfeine Mischung je Pfund 1,40 Mark, besteht aus Java, Guatemale, Maracaibo, Afrikaner, Santos,empfiehlt das Haus Jencke Co, Hermannstr.25, Fernsprecher 1088"

Originalauszug: Hamburger ...

"Gebrannter Caffee, hochfeine Mischung je Pfund 1,40 Mark, besteht aus Java, Guatemale, Maracaibo, Afrikaner, Santos,empfiehlt das Haus Jencke Co, Hermannstr.25, Fernsprecher 1088"

Originalauszug: Hamburger Nachrichten, 9. September 1896

Jeder der 56 Kapitel trägt einen solchen Originalauszug zu Beginn. Interessant ist die damalige Ausdrucks - und Rechtschreibform. Die Recherche über das damalige Hamburg ist Anja Marschall in ihrem historischen Krimi " Tod in der Speicherstadt" perfekt gelungen. Ich habe mich von Anfang an in Hamburg gefühlt, war in der Speicherstadt unterwegs, habe den Kaffeeduft in der Nase gehabt, das Armenviertel kennengelernt und vor allen Dingen die Charaktere Hauke und Sophie. Lokalkolorit ist hier reichlich gegeben.

Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich leicht lesen. Die Charaktere sowie die Ortschaften sind anschaulich, lebhaft und bildhaft dargestellt.

Kommissar Hauke Sötje ermittelt 1896 in Hamburg. Es geht um Macht, Gier und falscher Liebe. Seine Verlobte Sophie, die Lehrerin ist und in einem wohlhabenden Haushalt angestellt ist, versucht mit seiner Hilfe eine verschwundene junge Frau und deren Tochter zu finden.

Zwei aussergewöhnliche Charaktere, eine atmosphärische Stimmung des damaligen Hamburgs und ein bis zum Schluss spannender Kriminalfall. Im Anhang gibt es anschließend noch historische Dinge nachzulesen, was mich dann selbst noch einmal zum Nachschauen im Internet angeleitet hat.

Wer gerne Historisches kombiniert mit einem Kriminalfall liest, der sollte hier unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 11.11.2019

Kieler Kommissar angelt 1896 große Fische im Hamburger Hafen

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Das Buch:
Alles begann damit, dass ich beinahe zufällig in Anja Marschalls Premierenlesung am 25.10.2019 in der Speicherstadt saß und mich auf der Stelle in die Geschichte verliebte. Die Autorin hatte ...

Das Buch:
Alles begann damit, dass ich beinahe zufällig in Anja Marschalls Premierenlesung am 25.10.2019 in der Speicherstadt saß und mich auf der Stelle in die Geschichte verliebte. Die Autorin hatte es geschafft mich mit den Ausschnitten ihres Buches in das Hamburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu entführen und es blieb mir gar nichts anderes übrig als den ganzen Roman lesen zu wollen. Wann immer ich beim Lesen an Stellen ankam, die sie vorgelesen hatte, hörte ich wieder ihr zu – wie sie begeistert von Hauke und Sophie, von Zollanwärter Detlefsen und vom Kaffeehändler Bellingrodt erzählte, von ihren Recherchen und vor allem über Kaffee! Kaffee ist eine Wissenschaft, glaube ich, und einen kleinen Teil dieser Wissenschaft verarbeitet die Autorin auch zwischen diesen Buchdeckeln. Eines jedenfalls ist sicher: Guter Kaffee braucht keine Milch!

Das Cover des Buches passt perfekt zur Geschichte. Es zeigt einen Teil der alten Speicher, so wie man sie heute auch noch bewundern kann. Es reiht sich so gar nicht in die Riege der modernen historischen Cover oder jener der Kriminalromane ein. Es fällt aus der Reihe und das gefällt mir sehr, insbesondere da ich Hamburg-Romane sehr gern lese. Die Haptik des Buches ist weich mit erhabenen Buchstaben, sodass man das Buch einfach gern in der Hand hält.

Ein besonderes Schmankerl liefert die Autorin mit ihren Kapitelanfängen. Jedes Kapitel ist mit einem Originalauszug aus Hamburger Zeitungen von 1896 überschrieben. Hin und wieder sind diese Auszüge zum Schmunzeln und manchmal muss man sich schon anstrengen um entweder die alte Rechtschreibung oder auch die Abkürzungen einer Anzeige zu entziffern. Ich kann sagen: Ich habe es geschafft!

Worum geht’s?
Hauke Sötje, Kommissar der Kieler Polizei soll in Hamburg in einem Mordfall im Zusammenhang mit einer Schmugglerbande ermitteln. Hierbei stößt er zunächst auf einigen Widerstand – sowohl durch Polizeirat Roscher als auch durch Oberzollinspektor Jensen, der behauptet dass in seiner Speicherstadt nicht geschmuggelt wird. Jensen stellt ihm einen „Aufpasser“ zur Seite – Zollanwärter Detlefsen – mit dem im Schlepptau Hauke nun seine Ermittlungen führen muss.
Parallel dazu – für sich allein, aber dennoch im gleichen Fall – ermittelt Sophie, Haukes Verlobte, in einem weiteren Mordfall, der zunächst gar nicht zur eigentlichen Ermittlung passen will.
Eine Verbrecherjagd durch die Hamburger Speicherstadt beginnt und mit jedem Puzzleteil, das Hauke und Sophie finden, schließt sich die Schlinge um den Hals des Täters enger zusammen.

Die Charaktere:
Hauke Sötje – ehemaliger Kapitän – und seine Verlobte Sophie sind eindeutig die Sympathieträger in diesem Roman. Mit Ermittlungsmethoden, die in der heutigen Zeit sicherlich als angestaubt gelten können, suchen sie Teil für Teil zusammen. Gleichwohl haben sie sich jedoch an Konventionen zu halten, die die Ermittlungen nicht eben erleichtern. So muss sich Hauke von Polizeirat Roscher immer wieder anhören, dass er nicht einfach die Großen der Wirtschaft, wie z.B. Wilhelm Bellingrodt und seinen Sohn, verhören oder gar vorladen kann, da dieser einen mächtigen Einfluss in der Stadt hat und Roscher das Leben schwer machen kann.
Darüber hinaus ist Hauke als „der Kommissar aus Kiel“ zunächst kein gern gesehener Gast – insbesondere als er Oberzollinspektor Jensen mit dem Kaffeeschmuggel konfrontiert. Man muss ihn einfach mögen, so wie er sich dennoch immer wieder über eben diese Konventionen hinweg setzt und zielstrebig seine Ermittlungen durchführt. Hinzu kommt, dass Hauke mutig ist und sich nicht so schnell einschüchtern lässt.

Sophie passt sich nicht immer an – im Gegenteil, sie hat ein Faible für Ermittlungen, was in dieser Zeit völlig undamenhaft ist. Sie rät ihrem Arbeitgeber sogar, seine Tochter in die Geschicke der Buchhalterei einzuführen und ihr die Firma zu zeigen, damit sie lernt mit Geld umzugehen. Ein sehr gewagter Rat! Diese Eigenschaft macht sie mir so überaus sympathisch. Auch dass sie sich darüber Gedanken macht, dass Frauen generell nicht gerecht behandelt werden. Im Zusammenhang damit, dass dies die Zeit war, in der die Hafenarbeiter streiken und auch die Frauenrechte gestärkt werden sollten, ein nachvollziehbarer Charakterzug, der einmal mehr zeigt, dass Sophie eine starke Frau ist. Manchmal jedoch bringt sie sich, vielleicht durch eine gewisse Unbedachtheit, in Schwierigkeiten, aus denen ihr Hauke aber jedes Mal heraus hilft – und damit ihr Held und der der Leserschaft sein darf.

Neben vielen anderen sympathischen, rüpelhaften oder furchtbar unangenehmen Nebencharakteren, die allesamt so gut beschrieben sind, dass ich sie mir lebhaft vorstellen kann, gibt es auch Zollanwärter Hans Detlefsen. Er ist mit seinen 17 Jahren noch so unbedarft, hat Träume und ist einfach liebenswert. Er vertraut Hauke absolut und will ihm mit allem, was ihm möglich ist, zu Diensten sein. Ihn mochte ich sehr, auch weil er es ist, der dem Leser vieles über die neue, moderne Speicherstadt erzählt. Aus ihm sprach der Stolz auf „seine“ Speicherstadt und das obwohl sein Erbe – nämlich der Laden seines Vaters – dafür weichen musste.

Historischer Hintergrund:
Der historische Hintergrund für diesen Roman ist exzellent recherchiert. Als Leser fühlt man sich ein bisschen so, als würde man genau in diese Zeit zurück versetzt werden und einen Rundgang durch Hamburg machen. Auch ohne die Stadt zu kennen, ist es möglich sich vorzustellen, wie es hier ausgesehen und gerochen haben muss. Der Krach im Hafen, die Gerüche aus der Kaffeerösterei oder den Guano-Speichern.
Schaut man genauer hin, findet man die recherchierte Historie in der modernen Stadt wieder. Die Geschichten, die die Autorin erzählt sind nicht nur liebenswert, sondern auch historisch korrekt. Das gefällt mir ausgesprochen gut, da ich genau dieses Merkmal an historischen Romanen besonders mag. Man lernt etwas, indem man eine spannende Geschichte liest. Bisweilen habe ich sogar im Internet weiter geschaut, wann was gebaut wurde z.B. Es gibt eine Szene, in der schreibt die Autorin „Einen Tunnel gab es ja nicht.“ und bezog sich dabei auf eine Elbquerung. Stimmt, der alte Elbtunnel wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Solche kleinen Details sind es, die einen durch die gesamte Geschichte begleiten und diese so glaubwürdig machen.

In einem Anhang bekommt der Leser zudem einen Überblick über reale Historie und Fiktion. Die großen Ereignisse wie z.B. der Hafenarbeiterstreik werden hier erklärt, Gebäude, die tatsächlich existierten oder noch existieren werden erwähnt und wie sie in der Realität genutzt wurden. Es macht Spaß diesen Anhang zu lesen, der dann auch noch durch ein kleines Hamburger Sprachlexikon abgerundet wird.

Schreibstil:
Mit ihrem Schreibstil trifft Anja Marschall die Sprache der Zeit – oder jedenfalls so, wie ich sie mir vorstelle. Wer den Hamburger schon mal Platt schnacken hören hat, kann sich sicher vorstellen, was ich meine. Außerdem lässt sie ihre Figuren – z.B. Quartiersleute, Hafenarbeiter usw. – platt schnacken. Das war einfach so, das sprach man in dieser Zeit. Und trotzdem wird auch jemand, der dieses Dialektes nicht mächtig ist, keine Schwierigkeiten haben, die Inhalte der Dialoge zu verstehen. Erstens: es gibt ja besagtes Sprachlexikon und Zweitens: wenn ein wirklich längerer Dialog stattfindet, arbeitet die Autorin den Inhalt des Dialoges geschickt in die nächsten Zeilen ein, sodass sich der Inhalt spätestens daraus ergibt.

Besonders beeindruckt hat mich, wie Frau Marschall mit Adjektiven, die Situationen oder Menschen beschreiben, Stimmung herauf beschwört oder die Menschen vor dem inneren Auge lebendig werden lässt. Hinzu kommt eine ordentliche Prise Humor!
Zitat S.111: „Schnaufend drehte die Dame sich zurück zum Tisch, beugte sich ein wenig vor und flüsterte ihrer üppig ausgestatteten Freundin, deren Mantel ein Fuchskragen zierte, etwas zu. Das tote Tier über den fleischigen Schultern besagter Freundin starrte aus gläsernen Augen verzweifelt auf den unter vielen Schichten Rüschen verpackten Busen.“

Der Roman wird aus 2 Perspektiven erzählt – Haukes und Sophies. Diese beiden Perspektiven liefern immer mehr Puzzleteile, die am Ende schließlich zu einem Ergebnis zusammen geführt werden. Sehr schön fand ich auch, dass es manchmal so war, dass ich mehr wusste, als Hauke oder Sophie, weil die beiden nicht allzu oft dazu kamen, ihre Ermittlungen miteinander zu teilen. Trotzdem hat der Leser bis zum Ende zwar viele Verdachtsmomente den Täter betreffend, aber erst ziemlich spät wird klar, wer es tatsächlich gewesen ist. Die Auflösung erfolgt dann ohne plakativ präsentiert zu werden im Verlauf der Geschichte.

Auffällig ist immer wieder der Stolz der Hamburger auf ihre (Speicher-)Stadt. Ich liebe es, zumal es heute noch genauso ist. Der Hamburger hat ein ganz besonderes Verhältnis zu seiner Heimat und das macht ihn einfach aus – gestern wie heute.

Fazit:
Mit diesem Roman ist der Autorin eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt und an ihre Figuren gelungen. Sie hat ihre exzellente Recherche zu einem absolut empfehlenswerten Roman verarbeitet. Für Fans historischer Romane und nicht allzu blutiger Krimis ein absolutes Muss. 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.01.2020

Ein exzellenter historischer Krimi

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Obwohl "Tod in der Speicherstadt" bereits der vierte Band rund um Kommissar Hauke Sötje ist, war es für mich mein erster Fall. Ich hatte allerdings keinerlei Probleme so spät in diese Reihe einzusteigen.

Hamburg ...

Obwohl "Tod in der Speicherstadt" bereits der vierte Band rund um Kommissar Hauke Sötje ist, war es für mich mein erster Fall. Ich hatte allerdings keinerlei Probleme so spät in diese Reihe einzusteigen.

Hamburg 1896. Kommissar Hauke Sötje kommt für seinen neuen Fall von Kiel nach Hamburg. Eine Ladung geschmuggelter Kaffee wird auf einem Ewer, der in Brand geriet, gefunden. (Für alle Binnenlandmenschen wie ich einer bin....ein Ewer ist laut Wiki ein Segelschiffsstyp aus Friesland) Zusätzlich gibt es zweit tote Matrosen zu beklagen. Einer der Toten hat einen Siegelring am Finger, der das Wappen der Billingsrodts ziert, einer der reichsten und einflussreichsten Handelsfamilien Hamburgs. Johann, der älteste Sohn, verbrachte längere Zeit in Brasilien und scheint zurückgekehrt zu sein. Hauke überbringt der Familie die Nachricht vom toten Sohn, die allerdings nicht wirklich bestürzt zu sein scheint. Ihm schlägt eine Mauer aus Ablehnung und Schweigen entgegen. Und so kommt Hauke bald an seine Grenzen, denn die Billingrodts sind "unantastbar".
Hamburgs Polizeirat Rocher und auch die Zollbehörde stellt sich, schneller als ihm lieb ist, gegen Haukes Ermittlungen. Während Rocher um seinen Posten als oberster Ermittler Hamburgs fürchtet, ist Zollinspektor Jensen voller Empörung und weist einen Kaffeeschmuggel in der Speicherstadt von sich. Schussendlich stellt er Hauke zum Ermitteln einen "Aufpasser" zur Seite, den jungen Zollanwärter Detlefsen. Dieser ist ein aufgeweckter junger Mann, der gerne von Hauke lernt. Während dieser in der Speicherstadt nach den Kaffeeschmugglern sucht, versucht seine Verlobte Sophie Struwe eine bestimmte junge Frau zu finden. Johann Billingsrodts Mutter hat sie gebeten nach einer rothaarigen Schönheit zu suchen, die ihr Sohn angeblich ehelichen wollte. Sie soll vom Tod Johanns erfahren. Sophie, die gerne ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen, versucht Hauke zu überreden, ihr dabei zu helfen. Söntje ist jedoch zu eingespannt. Schon bald findet Sophie die Spur der Verlobten von Johann Billingrodt, die mehr mit Haukes Fall zu tun hat, als ihr lieb ist und bringt sich damit in große Gefahr....

Währenddessen rumort es im Hamburger Hafen. Der größte Hafenarbeiterstreik Hamburgs steht vor der Tür, doch Hauke weiß davon noch nichts. Er verzweifelt schier an der unüberwindlichen Bürokratie und den Handelsfamilien, die Außenstehende nicht an sich heran lassen. Ein Kaffeeschmuggel scheint unwahrscheinlich und unmöglich. Doch da gibt es einen weiteren Toten...

Der historische Rahmen wurde wunderbar authentisch vermittelt. Die Autorin hat alle Gesellschaftsschichten und Örtlichkeiten Hamburgs miteinbezogen. Angefangen vom verruchtesten Hamburger Viertel St. Pauli über das Gängeviertel, das die Ärmsten der Armen beherbergt, der Speicherstadt mit ihren Kontoren und Händlern bis hin zu den feudalen Villen in den Elbvororten. Ich war im Sommer 2018 in Hamburg und hatte wirklich großes Kopfkino. Man muss sich nur in die Zeit zurückversetzen...bei der atmosphärischen Beschreibung der Autorin ist das kein Problem.
Aber auch die Not der Frauen und die nicht vorhandenen Rechte des weiblichen Geschlechts nimmt sich die Autorin an. Mit ihrer Figur Sophie hat sie eine junge impulsive und selbstbewusste Frau erschaffen, die ein bisschen ihrer Zeit voraus ist und sich gegen das Unrecht gegenüber dem weiblichen Geschlecht auflehnt. Nicht umsonst ist es der Beginn einer Epoche, in der die Frauen begannen ihre Rechte einzufordern.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sichtweise von Hauke und Sophie erzählt. Im letzten Drittel hatte ich mehr das Gefühl, dass es weniger um den Kaffeschmuggel geht, als um die Spur, die Sophie verfolgt. Beide Stränge führen zwar schlussendlich zusammen und ergeben ein großes Ganzes. Das Ende ist logisch und nachvollziehbar.

Cover:
Erwähnen möchte ich noch das wunderschöne Cover, das einen Teil der Speicherstadt zeigt. Auch die Farbgebeung finde ich äußerst gelungen.

Schreibstil:
Anja Marschall erzählt sehr lebendig, bildhaft und detailliert. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Zusätzliches Plattdeutsch vermittelt Lokalkolorit.
Die Charaktere sind interessant und vielschichtig. Neben Hauke und Sophie habe ich den jungen Zollanwärter Hans Detlefsen besonders in Herz geschlossen.

Zu Beginn jedes Kapitels steht ein original Zeitungsartikel aus den damaligen Tageszeitungen. Sie vermitteln ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit.
Am Anfang des Buches gibt es einen historischen Stadtplan der Stadt Hamburg. Am Ende findet man einen Anhang zu wahren Personen und geschichtlichen Ereignissen, sowie ein kleines "Hamburger Sprachlexikon".

Fazit:
Ein exzellenter historischer Krimi, der das Flair des alten Hamburgs widerspiegelt. Viel Lokalkolorit, vielschichtige Charaktere und ein interessanter Kriminalfall machen den besonders atmosphärischen Kriminalfall zu einem spannenden Abenteuer, der den Leser ins späte 19. Jahrhundert entführt.

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