Cover-Bild Wallace
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 264
  • Ersterscheinung: 05.02.2019
  • ISBN: 9783895611322
Anselm Oelze

Wallace

Roman
Frühjahr 1858: Ein Brief verlässt eine kleine Insel in den Molukken. Sein Ziel ist Südengland, sein Inhalt: ein Aufsatz über den Ursprung der Arten. Kaum ein Jahr später sorgt die Schrift für Aufsehen und wird bekannt als Theorie der Evolution. Doch nicht der Verfasser des Briefes, der Artensammler Alfred Russel Wallace, erntet den Ruhm dafür, sondern sein Empfänger, der Naturforscher Charles Darwin. Von Wallace bleibt lediglich eine nach ihm benannte Trennlinie der Arten im Malaiischen Archipel.
Einhundertfünfzig Jahre später stößt der Museumsnachtwächter Albrecht Bromberg auf das Schicksal des vergessenen Wallace. Er begibt sich auf seine Spuren und je länger er mit Wallace unterwegs ist, desto mehr zweifelt Bromberg an, ob alles so bleiben muss, wie es ist. Er fasst einen Plan, der endlich denjenigen ins Licht rücken soll, der bisher im Dunkeln war, und erkennt: Geschichte wird nicht gemacht, sondern geschrieben.
Mit seinem Debüt ist Anselm Oelze ein philosophischer Abenteuerroman gelungen, ein literarisches Denkmal für die Außenseiter des Lebens und der Geschichte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2019

Geschichte neu schreiben

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„Selbst die größten Umwälzungen der Geschichte beginnen bekanntlich mit einer Kleinigkeit. Und selbst die kleinste Kleinigkeit ist kaum klein genug, um nicht doch am Ende eine große Wirkung zu zeitigen.“

Albrecht ...

„Selbst die größten Umwälzungen der Geschichte beginnen bekanntlich mit einer Kleinigkeit. Und selbst die kleinste Kleinigkeit ist kaum klein genug, um nicht doch am Ende eine große Wirkung zu zeitigen.“

Albrecht Bromberg arbeitet als Nachtwächter im Museum für Natur- und Menschheitsgeschichte. Um sich die monotone Arbeit ein wenig interessanter zu gestalten, pflegt er Kreuzworträtsel im Kopf zu lösen, Vokabellisten des Mordwinischen zu erstellen sowie sich um seine prächtige Sammlung Epiphyten zu kümmern. Den Feierabend lässt er für gewöhnlich mit vier Freunden ausklingen, die sich selbst die Elias-Birnstiel-Gesellschaft nennt. Hier wird, zur großen Erheiterung des Lesers, glühend über Berufe und dazugehörende IQ-Werte, Autoren und ihre Übersetzer sowie das Prinzip der natürlichen Selektion diskutiert. Brombergs eingefahrene Routine wird jäh von einer Fotografie gestört, über die er während einer seiner Museumsgänge stolpert. Auf dieser ist ein bärtiger Mann mit wissendem Schmunzeln im Blick zu sehen, das Bromberg nicht mehr loslässt. Wie er bei seinem befreundeten Antiquariatsbesitzer Schulzen alsbald erfahren soll, handelt es sich bei jenem um den Forschungsreisenden Alfred Russel Wallace, der gleichzeitig mit Darwin die Evolutionstheorie formulierte. In die Analen der Weltgeschichte ist jedoch nur Charles Darwin eingegangen. Warum ist dem allerdings so? Aufkeimender Gerechtigkeitssinn und ein immer stärker werdendes Pflichtgefühl lassen Bromberg den Weg der Wahrheitssuche und Wiedergutmachung einschlagen. Doch lässt sich die Geschichte tatsächlich umschreiben?

Parallel zu Brombergs Ermittlung lernt der Leser den Naturkundler und Forschungsreisenden Alfred Russel Wallace unmittelbar kennen. Er durchstreift mit ihm die Tropenwälder Brasiliens, jagt seltenen Schmetterlingsarten nach und wundert sich über Kakadus auf Lombok. Er kann nicht anders als dem Forscher, den Wissensdurst die Gefahren und Strapazen langer Reisen auf sich nehmen ließ, Bewunderung und Sympathie entgegen zu bringen. Weit entfernt vom Kehlmannschen Karikieren und Durch-den-Dreck-ziehen bedeutender historischer Persönlichkeiten, zeichnet Anselm Oelze ein einfühlsames Portrait eines Forschers, den die Geschichte auf ewig dazu verdammt hat in Darwins Schatten zu stehen. Ob den Mann, der die Einsamkeit liebte, das jedoch jemals gestört hat?

Anselm Oelze ist mit seinem Roman ein vielschichtiges Werk über Alfred Wallace und seine Zeit gelungen. Es besticht durch fundiertes Wissen, Sprachvirtuosität, lebhafte Figuren, spritzige Dialoge und Situationskomik. Gleichzeitig liefert sein Roman Denkanstöße zu wichtigen Themen wie der Frage nach Gerechtigkeit. Als romankompositorischen Missklang empfand ich lediglich den Weg, welchen Bromberg einschlägt, um Wallace zu dem wohlverdienten Platz in der Weltgeschichte zu verhelfen. Nach meinem Empfinden steht dieser in innerer Unstimmigkeit zum restlichen Werk. Sehr gut gefallen hat mir dagegen die deutliche sprachliche Trennung zwischen den Kapiteln, die Bromberg respektive Wallace gewidmet sind. In den Wallace-Kapiteln greift der Autor gekonnt die attributschwangere, verschachtelte Sprache der vergangenen Jahrhunderte auf. Markante Merkmale früherer Romane mit Wiedererkennungswert sind nicht zuletzt auch die kurzen Kapitelinhaltsangaben, die wir unter anderem aus Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ oder Henry Fieldings „Tom Jones“ kennen, sowie das augenzwinkernde „Selbstverständlich ist dies eine wahre Geschichte“, das der Autor in Anspielung an die früher oftmals praktizierte Herausgeberfiktion an den Romananfang setzt. Nicht zuletzt ist Anselm Oelzes Roman somit als eine Art Hommage an die Literatur der vergangenen Jahrhunderte zu verstehen. Ich spreche hiermit gerne eine warme Empfehlung für diesen komplexen Roman aus!

Veröffentlicht am 06.02.2019

Anspruchsvoll, fesselnd und humorvoll

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„Wallace“ ist der Debütroman des Autors Anselm Oelze.

Alfred Bromberg ist Nachtwächter in einem Naturkundemuseum und ein sehr gewissenhafter, ordnungs- und gerechtigkeitsliebender Mensch. Durch einen ...

„Wallace“ ist der Debütroman des Autors Anselm Oelze.

Alfred Bromberg ist Nachtwächter in einem Naturkundemuseum und ein sehr gewissenhafter, ordnungs- und gerechtigkeitsliebender Mensch. Durch einen Zufall entdeckt er ein Foto, das Alfred Russel Wallace zeigt und worüber er mehr erfahren möchte. Schnell muss er bei seinen Nachforschungen feststellen, dass Wallace für seine Theorien nicht den Ruhm erhielt, der ihm zugestanden hätte.

In einem zweiten Erzählstrang, der 150 Jahre zuvor spielt, geht es um den Forschungsreisenden Wallace - der im Buch immer nur als „der Bärtige“ bezeichnet wird – und die Entwicklung der Evolutionstheorie, die Charles Darwin zugeschrieben wird.

Oelze wechselt geschickt zwischen den Perspektiven von Wallace und Bromberg und fesselt damit die Aufmerksamkeit mit den Reisen in den Regenwäldern Brasiliens und den Nachforschungen, die Bromberg in der Gegenwart anstellt, um mehr über den recht unbekannten Wallace herauszubekommen.
Dabei bedient sich der Autor einer recht blumigen und bildhaften Sprache, die die Ereignisse ausgesprochen lebendig macht. Seine Schachtelsätze sind ein wenig gewöhnungsbedürftig aber immer klar und verständlich.
Interessante Informationen zur Evolutionstheorie werden verständlich erläutert. Fiktion und historische Begebenheiten werden unterhaltsam und stimmig in der Handlung verarbeitet. Dabei versteht es der Autor auch, seine Leser zum Schmunzeln zu bringen.

Die Kapitel werden durch kurze prägnante Sätze eingeleitet, die neugierig auf die folgenden Seiten machen.

Die Aufmachung der Ausgabe ist hochwertig, so dass ich das Buch gerne in die Hand genommen habe. Der schillernde Käfer auf dem Cover passt perfekt zum Inhalt und die Landkarte im Inneren sowie das Lesebändchen runden das Leseerlebnis perfekt ab.

Mich hat das Buch gefesselt und mein Interesse an Alfred Russel Wallace wurde geweckt.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Wir wollten mal auf Großfahrt gehn'

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bis an das End' der Welt.

Und auch, wenn dieses - was auch immer für jeden Einzelnen dahinter steckte - im 19. Jahrhundert für die meisten Menschen unerreichbar schien und auch war, gab es einige Wenige, ...

bis an das End' der Welt.

Und auch, wenn dieses - was auch immer für jeden Einzelnen dahinter steckte - im 19. Jahrhundert für die meisten Menschen unerreichbar schien und auch war, gab es einige Wenige, die sich ganz weit fort wagten. Viele von ihnen waren Händler. Und manche waren Forscher: Geographen, Geologen, Archäologen. Und zunehmend auch Artenforscher, im weitesten Sinne (heute durchaus gängigen) Sinne also Biologen. So wie der Bärtige, zunächst als der junge Bärtige tituliert.

Der Bärtige, der im gesamten Erzählverlauf nicht ein einziges Mal beim Namen genannt wird, dafür aber umso prominenter ganz vorn auf dem Buch, nämlich als Titel: das ist der Artensammler Alfred Russel Wallace, der Darwin in Bezug auf die Entwicklung der Evolutionstheorie um eine Nasenlänge voraus war. Was aber keiner weiß, weil er damit nämlich nicht an die Öffentlichkeit ging.

Im vorliegenden Roman jedoch verläuft die Entwicklung ein wenig anders, weil es nämlich einen zweiten Erzählstrang gibt um einen gewissen Bromberg, seines Zeichens Nachtwächter im Naturkundemuseum und streckenweise meine absolute Lieblingsfigur im Roman. Er nämlich entdeckt rein zufällig Wallace und dessen Werk und hat etwas vor - was, das erfahren Sie durch die Lektüre dieses Buches.

Ja, Bromberg und die Charaktere um ihn herum - ich habe sie wirklich geliebt und genossen, bis just dieser Erzählstrang streckenweise zu einer Räuberpistole verkam, die sich dergestalt entwickelte, dass es mir einfach zu viel wurde. Auch, wenn ich das Buch gern gelesen habe. Wirklich.

Da die Biologie eine exakte Wissenschaft ist, möchte ich meine persönliche Evaluation, nämlich die dieses Buches auch möglichst exakt, vielmehr akribisch genau, vollenden und es im Hinblick auf meine Abschlussbewertung nicht bei einer groben Schätzung belassen: ich vergebe exakt (!) 3,5 Punkte, Sterne, Käfer, Inseln oder was auch immer für dieses Buch - wo nicht anders möglich, runde ich großzügig auf.

Ich empfehle dieses Buch toleranten und geduldigen Freunden der Naturwissenschaften, weiter Reisen und verschrobener Menschen. Jenen, die sich für eigenartige Männerbünde, fremde Völker und seltsame Orte (nah und fern) interessieren, Bärtige (bzw. deren Erwähnung auf Schritt und Tritt) mögen und denen nicht bange wird, wenn der Protagonist auch mal selbst an sich herumdoktert. Lesern, die gewillt sind, hier und da mal ein Auge zuzudrücken. Vor allem, wenn es um den geradezu inflationären Gebrauch von Adjektiven, gerne auch solchen aus eigener "Werkstatt" geht und um extreme, nicht immer passende (aus meiner Sicht) Wendungen im Handlungsverlauf.

Veröffentlicht am 18.12.2019

Wallace

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Nachtwächter Bromberg stößt eher per Zufall auf seinem Museumsrundgang auf eine Fotographie von einem gewissen Wallace. Der ist ihm zunächst völlig unbekannt, ein wenig Recherche fördert jedoch schnell ...

Nachtwächter Bromberg stößt eher per Zufall auf seinem Museumsrundgang auf eine Fotographie von einem gewissen Wallace. Der ist ihm zunächst völlig unbekannt, ein wenig Recherche fördert jedoch schnell Kurioses zutage: denn Wallace hat wie Charles Darwin die richtigen Schlussfolgerungen über die Evolution gezogen. Zeitgleich. Wenn nicht sogar ein wenig früher. Bromberg vertieft sich immer mehr in das Schicksal des weithin unbekannten Forschers.

Anselm Oelze versucht mit diesem Roman den etwas in Vergessenheit geratenen Forscher doch wieder ins Rampenlicht zurückzuholen. Das gelingt ihm auch recht gut, der Erzählstrang rund um Wallace (konsequent nur „der Bärtige“ genannt – Warum bleibt offen) ist einerseits spannend, andererseits auch informativ. Man begleitet ihn auf seinen Forschungsreisen, erlebt Schiffbrüche und Rückschläge, aber auch große Durchbrüche hautnah mit. Die Handlung rund um Bromberg fand ich recht langweilig, z.T. auch zäh; bis zuletzt passten die beiden Teile für mich nicht wirklich zusammen, das Schlagwort Wallace als verbindendes Element hätte definitiv noch mehr mit Leben gefüllt werden müssen. Der Informationsgehalt ist mir unterm Strich einfach zu wenig, dafür dass Bromberg so fleißig recherchiert, kommt doch erstaunlich wenig Wissen heraus. Vielleicht hätte er mal googlen sollen. Der Autor hat einen schönen Erzählstil, sodass man auch über die eintönigeren Seiten hinweglesen kann. Trotzdem bleibt der Roman hinter meinen Erwartungen zurück.

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Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein Verlierer der Geschichte

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„Wallace“ betitelt der Autor Anselm Oelze seinen Roman, der englische Naturforscher Herbert Russell Wallace ist damit gemeint. Das ist aber auch das einzige Mal, dass Oelze seinen Protagonisten beim Namen ...

„Wallace“ betitelt der Autor Anselm Oelze seinen Roman, der englische Naturforscher Herbert Russell Wallace ist damit gemeint. Das ist aber auch das einzige Mal, dass Oelze seinen Protagonisten beim Namen nennt. Er wird der „Junge Bärtige“ genannt, im Lauf der Jahre verliert sich das Attribut jung und es bleibt nur der „Bärtige“ über.

Aber ich beginne von vorn: Bromberg ist ein Museumsnachtwächter, eine Aufgabe so gut wie jede andere, die Bromberg seine Routine lässt. Er scheint überhaupt ein in Gewohnheiten und zeitlichen Ritualen feststeckender Mensch zu sein, dessen Alter anfangs deutlich höher scheint, als sich im Lauf der Geschichte erweist. Eines Nachts stolpert er über eine alte Fotografie, die den blassen, bärtigen jungen Herbert Russell Wallace zeigt und erklärt, dass er zusammen mit Darwin als Entdecker der natürlichen Selektion der Arten gilt, aber leider nie die Anerkennung bekam, der ihm zusteht. Das elektrisiert Bromberg und er sinnt darüber nach, wie er Wallace posthum zum verdienten Ruhm verhelfen kann.

Abwechselnd begleiten wir den Bärtigen auch auf zwei seiner Reisen, haben Teil an seiner Sammelleidenschaft, seinen Strapazen und Abenteuern. Die erste Reise war anfangs erfolgreich, aber dann verliert er durch ein Schiffsunglück seine gesamten Präparate und damit ist der finanzielle Erfolg dahin. Einige Jahre später lässt er sich zu einer zweiten Reise inspirieren und beginnt seine Gedanken über die Selektion der Arten zu formulieren. Doch ein Landsmann ist schneller. Darwin, der von Freunden auf den jungen Mann aufmerksam gemacht wurde, lässt nur sein schon lange in Schublade liegendes Manuskript veröffentlichen und heimst damit den alleinigen Ruhm der Nachwelt ein.

Es gibt in der Geschichte viele Beispiele von fast gleichzeitigen Entdeckungen und Erkenntnissen, die einen Verlierer zurücklassen. Wallace ist einer davon und ich hätte gern mehr über diesen Sammler und Amateurforscher gelesen. Doch ausgerechnete diese Kapitel konnten mich nicht so recht begeistern. Sicher lag es auch am inflationären Gebrauch der Bezeichnung „Junger Bärtiger“, die eine unnötige Distanz herstellten. Die Sprache empfand ich überladen, gewollt blumig um vielleicht „altmodisch gelehrt“ zu scheinen. Ich hatte den Eindruck, Oelze versucht durch eine Vielzahl von Adjektiven, die manchmal arg konstruiert schienen, der Geschichte eine bedeutsame Atmosphäre zu verleihen. Dazu gehören auch immer wieder eingestreute Exkurse in alle möglichen Randgebiete, zum Beispiel Spiritismus, dem sich Wallace im späteren Leben auch zuneigte.

Lebendiger erschienen mir Bromberg und sein erwachter Lebensgeist, der aber letztlich in einer Aktion verpuffte, die eher einen Schelmenstreich darstellt.

Eines macht dieses Buch aber besonders: das ist die Ausstattung, die der Schöffling Verlag dem Roman mitgibt. Ein wunderschönes Cover, edles Papier und ein Lesebändchen. Es ist ein sinnliches Vergnügen das Buch in Händen zu halten.

Als Fazit bleibt aber eine gewisse Enttäuschung, ich hatte mir von diesem Roman mehr erhofft.