Cover-Bild Dark Side
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - SciFi: Nahe Zukunft
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Science Fiction
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 01.03.2017
  • ISBN: 9783426518656
Anthony O'Neill

Dark Side

Roman
Gerd Rottenecker (Übersetzer)

Anthony O’Neills düsterer SF-Thriller spielt in der nahen Zukunft auf dem Mond: Dort hat der exzentrische Multimilliardär Fletcher Brass die Kolonie Purgatory gegründet. Der Arm des irdischen Gesetzes ist 384.400 km entfernt, und so gilt Purgatory als Mekka für Kriminelle aller Art – bis Polizeileutnant Damien Justus in die Kolonie strafversetzt wird. Damien ist fest entschlossen, für Recht und Ordnung zu sorgen, und ist damit nicht nur dem ebenso charismatischen wie skrupellosen Brass ein Dorn im Auge. Doch die wahren Probleme beginnen, als auf der anderen Seite des Mondes ein Android zu einem Rachefeldzug aufbricht, der ganz Purgatory in Schutt und Asche legen soll.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2017

Der Brass-Codex

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Fletcher Brass ist der heimliche (unheimliche) König der dunklen Seite des Mondes. In dieser Region regiert die Gesetzlosigkeit, die Polizisten tun wenig mehr als wegzuschauen. Ausgerechnet dorthin kommt ...

Fletcher Brass ist der heimliche (unheimliche) König der dunklen Seite des Mondes. In dieser Region regiert die Gesetzlosigkeit, die Polizisten tun wenig mehr als wegzuschauen. Ausgerechnet dorthin kommt der aufrechte Cop Damien Justus, den die Bewohner dort Justice nennen. Er lernt schnell, dass kaum jemand die Wahrheit sagt, dass Brass sich nur an seine eigenen Regeln hält, welche unter anderem so nett klingen wie "Es ist gut, einen Rivalen zu haben. Noch besser ist es, ihm den Schädel einzuschlagen" und dass alle, die hier etwas zu sagen haben, versuchen, ihn an der Aufklärung von Morden zu hindern. Dabei sind nicht einmal die geringere Schwerkraft oder ein mordender Android das größte Problem. Doch Justus wäre nicht er, wenn er sich in irgendeiner Form aufhalten lassen würde.

O'Neill hat sich wirklich Mühe gegeben, so viel über Zukunftsvisionen zu recherchieren wie möglich. Zum großen Teil gelingt es ihm auch, das gut rüberzubringen, wobei mich persönlich seine Abschnitte, in denen er sich als Reisekaufmann betätigte und in diesem Ton einiges vom Mond beschrieb, eher genervt haben. Auch finde ich, hätte es nicht gebraucht, wirklich jeden einzelnen der meist kriminellen Opfer so ausgiebig zu beschreiben, besser wäre es gewesen, sich weiterhin auf die Dynamik zwischen Justus und den Rest des Mondes zu konzentrieren. Großartig fand ich jedoch, dass er es wirklich schaffte, mir Purgatory - die gesetzlose Stadt - nahezubringen, und alles, was auf dem Mond mit der geringen Schwerkraft und den möglichen politischen und technischen Verwicklungen zu tun hat. Auch Justus ist ein interessanter Protagonist in seiner aufrechten, geradezu altmodischen Art, so dass ich eine Weile vermutete, er könne ebenfalls ein Android sein. Was mich allerdings wirklich (zynisch) amüsierte, war die Ähnlichkeit Fletcher Brass' mit all seinem Größenwahn, ja seinem Aussehen, seiner Art von Aussagen mit einem gewissen Herrn, der gerade sehr viel Macht in Amerika besitzt. Gegen ein Sequel hätte ich grundsätzlich nichts einzuwenden.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Böse und makaber, teilweise auch überzogen

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Der Reporter mit dem unwahrscheinlichen Namen Nat U. Rally trägt einen zerknitterten Hut und eine fadenscheinige Jacke mit Flicken an den Ellbogen. Er kaut Kaugummi und macht sich mit einem Stift Notizen ...

Der Reporter mit dem unwahrscheinlichen Namen Nat U. Rally trägt einen zerknitterten Hut und eine fadenscheinige Jacke mit Flicken an den Ellbogen. Er kaut Kaugummi und macht sich mit einem Stift Notizen auf einem winzigen Schreibblock. Aber immerhin hat er genug Anstand, so zu tun, als sei er befangen.
"So ist das hier in Purgatory", sagt er. "Alles ziemlich Retro."
"Das habe ich bemerkt."
"Wir arbeiten beim Tablet immer noch mit Druckwalzen, wussten Sie das?"
"Es überrascht mich nicht mehr", sagt Justus.
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INHALT:
Auf der dunklen Seite des Mondes befindet sich Purgatory, eine vom Millionär und Verbrecher Fletcher Brass gegründete Kolonie. An diesem Ort tummeln sich die schlimmsten Verbrecher, denn die Gesetze der Erde gelten dort nicht. Ehrbare, vertrauenswürdige Menschen sind schwer zu finden, bis Polizist Damien Justus auf den Mond flüchtet, um seine Familie zu beschützen. Direkt nach seiner Ankunft geschieht ein Attentat und er scheint der einzige zu sein, der wirklich an der Lösung des Falles interessiert ist. Doch dass sich ihm die Behörden und Obrigkeiten in den Weg stellen, ist nicht sein einziges Problem: Hunderte Kilometer entfernt startet ein Androide einen mörderischen Feldzug und sein Ziel ist Purgatory...

MEINE MEINUNG:
"Dark Side" ist, ganz wie der Titel vermuten lässt, Science Fiction der düsteren Sorte. In der Zukunft, in einem nicht näher benannten Jahr, wurde der Mond kolonisiert und ist mittlerweile bewohnt. Er ist aber auch unterteilt ins zwei Seiten: Die der erdnahen Umlaufbahn, die zum Urlaub einlädt - und die dunkle Seite, die Purgatory beherbergt. Anthony O'Neills Grundidee rund um die Erschließung des Mondes ist prinzipiell nicht neu, die vielen wissenschaftlichen und technischen Details lassen die Geschichte aber sehr real wirken. Da nie eine aktuelle Jahreszahl erwähnt und stattdessen des Öfteren auf Ereignisse aus dem 19. und 20. Jahrhundert Bezug genommen wird, muss man sich allerdings fragen, ob der Autor hier eine alternative Realität geschaffen hat, was ein wenig verwirrend ist.

Alle agierenden Figuren sind stark überzogen und verhalten sich selten gemäßigt: Der machthungrige, vor nichts zurückschreckende Herrscher Fletcher Brass; seine intrigante Tochter QT; der permanent essende und dementsprechend stark übergewichtige Chief der Polizei - sie alle besitzen schlechte Eigenschaften in so ausgeprägter Art, dass sie teilweise wie Karikaturen wirken, gleichzeitig sind sie aber auch schwer zu durchschauen. Auch Damien Justus, Protagonist und Polizist, macht da keine wirkliche Ausnahme. Er ist so rechtschaffen und über alle Korruption erhaben, dass es schon wieder unrealistisch ist. Erst zum Ende hin verliert er auch mal die Beherrschung, bis dahin hat er sich aber schon fast als Übermensch etabliert. Die vielen unterschiedlichen, fast ausnahmslos ziemlich irren Personen sind interessant, aber weil viele für ein Kapitel ausführlich eingeführt werden, um dann ziemlich plötzlich zu sterben, wirkt diese Art der Erzählung auch teilweise ziellos. Am spannendsten ist zumindest zu Anfang der durchgedrehte Androide, der, getrieben von einem gefährlichen Kodex, jeden niedermetzelt, der sich ihm in den Weg stellt. Da er als Roboter aber logischerweise keine Entwicklung durchmacht, hätte durchaus auch etwas weniger Augenmerk auf seinen Taten liegen können.

Obwohl sich die Action in Grenzen hält, wird es durch die vielen Ideen des Autors und die brutale Welt, in der sich die Figuren befinden, dennoch nur selten langweilig. Intrigen, Verrat und kriminelle Aktionen stehen auf der Tagesordnung, sind Normalität - eine Tatsache, an die man sich als Leser erst gewöhnen muss. Weil Purgatory eine Brutstätte des Bösen ist, sogar stolz mit dem eigenen Ruf wirbt, begleitet man größtenteils unausstehliche, selbstsüchtige Figuren - die allerdings, so wirkt es, zumeist dazu da sind, dem Androiden zufällig und ungewollt auf seiner Reise zu helfen (was sie nicht selten mit dem Tod bezahlen). Nachdem der Handlungsstrang um Justus' Ermittlungen und der um den mordenden Androiden beinahe die ganze Zeit getrennt voneinander verlaufen, werden sie letztendlich gut und sinnvoll, wenn auch nicht sonderlich überraschend, miteinander verbunden. Mit dem abgeschlossenen Ende wird der Roman wohl ein Einzelband bleiben, was gefällt - auch wenn der Mond sicherlich noch die ein oder andere dunkle Ecke bieten könnte, ist die Geschichte von Damien Justus doch erzählt.

FAZIT:
Auch wenn die Idee selbst erst einmal konventionell erscheint, bringt Anthony O'Neill in "Dark Side" so viele böse, makabre und originelle Ideen unter, dass einem das bekannte Grundgerüst kaum noch auffällt. Die Figuren sind aber an vielen Stellen so überzeichnet, dass sie teilweise an Glaubwürdigkeit verlieren, und Überraschungen gibt es weniger als erwartet. Aufgrund der spannenden Herangehensweise an die Abgründe der Menschheit aber definitiv einen Blick wert. 3,5 Punkte!