Cover-Bild Der nasse Fisch
17,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Carlsen
  • Genre: Weitere Themen / Comics
  • Seitenzahl: 216
  • Ersterscheinung: 28.03.2017
  • ISBN: 9783551782489
Arne Jysch, Volker Kutscher

Der nasse Fisch

Arne Jysch ("Wave and Smile") setzt nicht nur einen spannenden, erfolgreichen Krimi um, sondern zeichnet im wahrsten Sinne des Wortes ein genaues Bild des Berlins der Zwanzigerjahre, einer Welt im Umbruch. Es war die Zeit politischer Spannungen in der Weimarer Republik und hoher Kriminalität, aber auch der Beginn moderner Polizeiarbeit. 

"Der nasse Fisch" von Volker Kutscher war der erste von inzwischen fünf erfolgreichen Romanen um den fiktiven Kriminalkommisar Gereon Rath. Unter dem "Babylon Berlin" wurde er von Tom Tykwer als Fernsehserie adaptiert. Sie wird 2017 auf Sky ausgestrahlt und Ende 2018 auf ARD.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2017

Gelungene Adaption

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Auf Der nasse Fisch bin ich erst sehr spät aufmerksam geworden und das auch nur, weil ich im Zuge meines Praktikums einen Pressetext zu einem Werkstattgespräch mit Arne Jysch verfassen musste. Obwohl ich ...

Auf Der nasse Fisch bin ich erst sehr spät aufmerksam geworden und das auch nur, weil ich im Zuge meines Praktikums einen Pressetext zu einem Werkstattgespräch mit Arne Jysch verfassen musste. Obwohl ich selten Krimis lese, war der magische Begriff, der in diesem Zusammenhang auftauchte „20er Jahre“. Ich bin ein großer Fan dieser Zeit und in der Literatur treffe ich deutlich häufiger in der amerikanischen Kultur auf sie. Da Graphic Novels im Gegensatz zu Romanen die wundervolle Fähigkeit habe, Handlung bildlich darzustellen, war ich sehr gespannt darauf, wie Arne Jysch nicht nur Gereon Raths Geschichte sondern auch das Berlin der 20er Jahre darstellt.
Die Graphic Novel ist komplett in schwarz-weiß gezeichnet. Das war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig aber mir hat das sehr gut gefallen. Es fängt einmal mehr die Atmosphäre der Zeit ein und erinnert an die alten Filme. Was mich sehr überrascht hat war, dass ich das gesamte Buch über die Bilder deutlich besser fand als die Geschichte, die für sich genommen schon genial ist. Dennoch legt Arne Jysch eine ungeheure Kraft in seine Zeichnungen und schafft es in kleinen Details, den Zeitgeist exakt einzufangen, sodass sich der Leser mehr als einmal selbst in die 20er Jahre versetzt fühlt. Die Panels sind unterschiedlich groß, unterschiedlich angeordnet und sorgen für einen perfekten Lesefluss. Von künstlerischer Seite gesehen, hat Arne Jysch ganze Arbeit geleistet und ich bin beeindruckt.
Der nasse Fisch ist der erste Band von Volker Kutschers erfolgreicher Krimireihe um Gereon Rath. Arne Jysch hat diesen im Zuge seiner Adaption natürlich kürzen müssen. Obwohl ich Volker Kutschers Reihe nicht gelesen habe, hatte ich beim Lesen von Der nasse Fisch nicht den Eindruck, als würden Teile der Geschichte fehlen und es ergibt sich so dennoch ein interessant konstruierter Krimi.
Als Gereon Rath in Köln in einen Mordfall verwickelt wird und den Dienst dort quittieren muss, schafft er es in Berlin bei der Sittenpolizei eine Anstellung zu finden. Er jedoch will mehr: Er will in die Mordkommission. Als ein Mord geschieht beginnt Gereon eigene Ermittlungen, die ihn, wie er hofft, in die Mordkommission bringen, und beginnt deshalb direkt auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei kann er zwar auch Erfolge verzeichnen, er gerät allerdings auch selbst ins Visier der Ermittlungen. Mehr kann ich euch dazu gar nicht sagen, ohne euch kleine Details zu verraten, auf die ihr im Laufe der Ermittlungen stoßt. Mir allerdings hat die Entwicklung der Geschichte sehr gut gefallen und sowohl für eingefleischte Krimifans als auch für Gelegenheitsleser hält die Graphic Novel eine eindrucksvolle Geschichte bereit.
Fazit: Wenn eine perfekte Geschichte sogar noch vom Zeichenstil getoppt wird, dann hat man eine gelungene Graphic Novel vor sich. Genauso ging es mir mit der Graphic Novel Adaption von Arne Jysch zu Volker Kutschers Roman Der nasse Fisch. Jysch fängt gekonnt die Atmosphäre der 20er Jahre ein und überzeugte mich durch eindrucksvolle Panels ebenso sehr, wie Kutscher mit seiner gut durchdachten Kriminalgeschichte. Eine klare Leseempfehlung für alle Krimi- und Graphic Novel-Liebhaber.

Veröffentlicht am 19.01.2018

ein gelungener Graphic Novel, der trotz seines eher unsympathischen Protagonisten Lust auf mehr macht

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Der nasse Fisch ist ein Graphic Novel, der sich, genau wie die gleichnamige Romanvorlage von Volker Kutscher, spürbar an erwachsene Leser richtet, schon allein auf Grund der eher ernsten sowie düsteren ...

Der nasse Fisch ist ein Graphic Novel, der sich, genau wie die gleichnamige Romanvorlage von Volker Kutscher, spürbar an erwachsene Leser richtet, schon allein auf Grund der eher ernsten sowie düsteren Thematik. Der Ton ist insgesamt ziemlich rau gehalten – passend zum Protagonisten, der definitiv kein typischer Held mit weißer Weste ist.
Obwohl die Ereignisse aus seiner Perspektive geschildert werden, fällt es einem schwer sich mit Gereon Rath zu identifizieren oder ihn auch nur zu mögen. In seiner Haut möchte man jedenfalls nicht stecken, insbesondere weil er sich so schnell Feinde macht. Er ist kein durch und durch schlechter Mensch, hat aber reichlich Ecken und Kanten und macht im Verlauf der Geschichte einige Fehler. Sein Ehrgeiz lässt ihn manchmal etwas leichtsinnig werden, wodurch er bei seinen unaufgeforderten Ermittlungen schon bald selbst ins Visier gerät. Außerdem hält er sich nicht immer ans Gesetz – seine Methoden sind mitunter alles andere als legal – was ihn nicht gerade zu einem Vorbild macht. So vernichtet er zum Beispiel entscheidende Beweismittel und hält wichtige Informationen lange zurück, um sich selbst zu schützen und seine eigenen Taten zu verschleiern.

Die Handlung ist durchgängig spannend, vor allem wegen des konstanten Tempos der Erzählung, und fesselt gleich zu Beginn durch den interessanten Einstieg voller mysteriöser Andeutungen, die erst im späteren Verlauf aufgelöst werden. Sie steckt voller Intrigen und Machtkämpfe und entwickelt sich zunehmend in eine völlig andere Richtung als anfänglich angenommen. Es gibt zahlreiche schockierende Enthüllungen sowie unerwartete Wendungen. Die einzelnen Fälle sind alle miteinander verstrickt und man möchte unbedingt wissen, wer oder was hinter all dem steckt. Manches geht zwischendurch allerdings etwas zu schnell, sodass Fragen offen bleiben oder man das Gelesene lange Revue passieren lassen muss, um gewisse Erkenntnisse zu begreifen bzw. deren Erlangung nachvollziehen zu können.

Die Auflösung ist dafür umso besser gelungen und zumindest die wichtigsten Fragen werden am Ende beantwortet, einschließlich der, wie das Buch zu seinem Titel kam und was genau er bedeutet.

Besonders faszinierend ist darüber hinaus das Setting: das Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Für einen kurzen Moment wird man regelrecht in die Vergangenheit zurückversetzt. Manche Plätze erkennt man auf Anhieb, einige Gebäude stehen noch heute. Andere hingegen haben den zweiten Weltkrieg leider nicht überstanden, darunter auch die „Rote Burg“, die ein wahrlich beeindruckendes Bauwerk gewesen sein muss.

Gern möchte man noch mehr über die damaligen Zustände und Probleme erfahren, wobei es im Hinblick auf die Geschichte generell von Vorteil ist, wenigstens über ein paar geschichtliche und politische Vorkenntnisse zu verfügen. Der eigentlichen Handlung kann man dann jedenfalls etwas besser folgen, manche Zusammenhänge leichter verstehen.

Es ist wirklich interessant solch einen Krimi einmal in Form eines Graphic Novels zu erleben, der sich gut in einem Rutsch lesen lässt. Der schlichte Zeichenstil von Arne Jysch und die dunklen Graustufen passen außerdem sehr gut zur ohnehin eher düsteren Atmosphäre der Geschichte.


FAZIT
Der nasse Fisch ist ein gelungener Graphic Novel, der trotz seines eher unsympathischen Protagonisten Lust auf mehr macht. Bleibt also nur zu hoffen, dass noch weitere Romane von Volker Kutscher um den Kommissar Gereon Rath auf diese Weise adaptiert werden.